Ich bin aus einer Arbeiterfamilie. Mein Vater war Maurer, meine Mutter hatte keinen Beruf. Als die Gespräche bezüglich der Grundschulempfehlung stattfanden, wollte mein Lehrer, dass ich auf die Realschule gehe. Da ich nur 1en und 2en hatte, sagte, meine Mutter, dass sie nur den Raum verlässt, wenn ich eine Gymnasialempfehlung habe. Ihre Worte: "Wenn der dumme Peter (Mutter Apothekerin) aufs Gymnasium kommt und meine Tochter nicht, stehe ich nicht vom Stuhl auf." Aufs Gymnasium kamen aus meiner Klasse folgende Kinder: P., Mutter Apothekerin, K, Vater Notar, D. Vater Lehrer, B., Vater reicher Geschäftsmann, L. Vater und Mutter Lehrer, S. Vater Zahnarzt, D. Vater Akademiker und ich, Vater Maurer (hat aber den Meister und später noch eine Zusatzausbildung, hat dann bei der Stadt gearbeitet). Ich bin meinen Eltern unendlich dankbar, dass ich aufs Gymnasium und später studieren durfte. Auch wenn ich den Baföghöchstsatz nehmen musste, Studienabschlussdarlehen und nur ein einziges Mal mit meinen Eltern und meinen beiden Geschwistern im Urlaub war.
Bildung war meinen Eltern unendlich wichtig, aber sie sagten, dass wir es allein schaffen müssen und haben nichts geholfen. Nachhilfe war zu teuer. Meine Eltern hatten ein großes Haus gebaut und hatten eine Menge Schulden. Ich dachte aber als Kind immer, dass niemand merkt, dass wir wenig Geld haben. Aber meine alten Schulfreundinnen sagten mir kürzlich, dass sie das wussten. Das hat mich im Nachhinein schon traurig gemacht. 
Leider durfte ich als Kind nicht krank sein und wurde manchmal mit Fieber in die Schule geschickt. Auch heute noch bin ich sehr pflichtbewusst und gehe oft krank arbeiten, obwohl ich das nicht gut finde. Aber ich kann das nicht ablegen.
Ich hatte keinen Notendruck. Versetzt zu werden war das Ziel. Allerdings tat es mir sehr weh, wenn mein Vater zu mir sagte: "Du gehst ja auch auf die höhere Töchterschule", wenn ich nicht seiner Meinung war. Als ein Mensch, der die Nazizeit erlebt hat und dadurch doch ziemlich "versaut" war, hätte er mich nicht auf ein Gymnasium schicken sollen, auf dem damals fast nur Lehrer aus der 68er Bewegung arbeiteten und uns einen ganz anderer Weltblick vermittelten. Ich habe mich oft mit meinem Vater angelegt, musste aber auch oft den Mund halten. Von daher habe ich nicht nur gute Gefühle.