Beiträge von Zauberwald

    Wir haben ja in jedem Schuljahr lange Elterngespräche, auch mit Kind. (Nur meine jetzige Schule macht es ohne Kind). Lernentwicklungsgespräche. Trotzdem haben wir Arbeiten und Noten, schauen Hefte durch, haben Präsentationen und das alles führt zu einer Gesamtwürdigung.

    Eigentlich machen wir es wie oben in dem Link. Nur wird alles zusätzlich in Noten/schriftlichen Bericht aufgeschrieben.

    Mich interessiert, ob hier jemand Erfahrung mit den sog. Portfoliogesprächen hat.

    Kurzbeschreibung: Es gibt Schulen, die im 5. und 6. Jahrgang weder Noten noch Kompetenzraster am Ende jedes Halbjahres an ihre Schüler*innen ausgeben, sondern sie in halbstündigen Einzelsitzungen mit Klassenlehrkräften und Eltern drei Produkte aus dem jeweils vergangenem Halbjahr präsentieren lässt und ein allgemeines Gespräch über die Entwicklung ihrer Lern- und Sozialkompetenzen führt.

    Über den Link kann man mehr darüber erfahren.

    https://deutsches-schulportal.de/konzepte/portf…ngsbeurteilung/

    Also die Schüler präsentieren 3 Produkte vor Eltern und Lehrern und es gibt ein Gespräch und das alles in einer halben Stunde? Hört sich aber sehr kompakt an. Und wie bereitet man sich als Lehrkraft darauf vor? Sieht man die Präsentationen vorher und kann sich schon einmal Notizen machen?

    Nirgendwo steht, dass die Eltern unterschreiben müssen.

    Durch die Unterschrift sehe ich, dass die Eltern die Information erhalten haben und wissen, dass das Kind später kommt, nicht, dass die Eltern mit der Nacharbeit einverstanden sind.

    Bei uns ginge alles über schoolfox, die Eltern bestätigten mit einem Klick, wenn nicht, schickte ich eine Erinnerung, wenn keine Reaktion erfolgte, riefe ich an.

    Ja, und sobald jemand heraus kommt, steht die Tür offen und man kann auch hinein.

    Aber die Mutter saß im Auto und wartete,

    warum auch sollte sie ihr Kind aus dem Klassenraum abholen, wo das Kind doch wusste, dass es abgeholt wurde, um zum Arzt zu fahren.

    Und nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass zwischen 13.30 und 14.30 Uhr niemand durch diese Tür ging, keine Lehrkraft vor dem Gebäude war und man nicht ins Gebäude kommen konnte.

    Bei uns gäbe es zu dieser Zeit auch überhaupt keine Arzttermine. Die Praxen öffnen nachmittags erst um 15 oder 16 Uhr.

    Mein Vater hat sich komplett aus der Schule herausgehalten und meine Mutter ging nur bis Klasse 6 auf die Elternabende, weil so gut wie alle anderen Eltern damals Akademiker waren und sie sich da nicht wohl gefühlt hat. Wir mussten als Kinder viel helfen, alle Wege mit dem Rad oder zu Fuß erledigen, sind schon mit 12 allein zu Ärzten gegangen und wenn meine Mutter im Krankenhaus war (was öfter der Fall war), konnte ich als Teenie komplett meinen 11 Jahre jüngeren Bruder versorgen, den Haushalt führen und meinem Vater die Hemden bügeln.

    Als ich selbst Kinder hatte, sagten meine Eltern : "Bei euch kommen die Kinder immer zuerst". Ja, ich würde mir keinen Pelzmantel kaufen, wenn das Geld knapp ist, das stimmt. Und ich finde es selbstverständlich, dass man zuerst auf die Kinder schaut.

    Bis ich achteinhalb war, haben wir bei den Großeltern in einem "Lothringer" Bauernhaus gelebt. Das war der schönste Teil meiner Kindheit. Es gab Schweine, Hühner, Katzen, anfangs noch Kühe. Wald und Feld gehörten uns, meiner Schwester, meinen Kusins und den Kindern der Straße. Bullerbü. Wir hatten ein Baumhaus am Waldrand. Hier habe ich mit 11 meine erste Zigarette geraucht. Meine Kusins waren damals schon 15 und hatten die irgendwo geklaut. In den Sommerferien waren wir alle bei Oma und meiner Tante, die gegenüber wohnte. Hier war die Freiheit.

    In der Kleinstadt, in die wir gezogen sind, waren die Schule und das Helfen zu Hause. Meine Mutter hat meine Schwester und mich mit 20 und 22 bekommen, war bei Oma noch das Kind und hat dann viel geweint, als wir damals ausgezogen sind. Sie war 30, mein Vater 39, meine Schwester 10 und ich 8. Wir Kinder mussten die Mutter trösten und hatten selbst Heimweh. Es ist immer noch so. Meine Mutter ist die Prinzessin und ich fühle mich schlecht, weil ich denke, ich kümmere mich zu wenig. Wenn ich anrufe, kann es aber sein, dass sie nach 3 Sätzen auflegen will, weil sie aufs Klo muss oder der Kaffee durch ist. Plane ich es, sie zu besuchen, was in jeden Ferien und auch an Wochenenden der Fall ist, kann es sein, dass sie plötzlich was anderes im Sinn hat und ich muss darauf Rücksicht nehmen.

    Oh, ich kann schon auch aus der heutigen Perspektive noch sagen, dass ich mindestens die ersten 14 Jahre definitiv nicht schön aufgewachsen bin. Über Einzelheiten schreibe ich hier ausnahmsweise nicht* ;) Bei allem Übel hatte ich von zu Hause aber nie den Druck, irgendwas besonders gut zu müssen. Das Motto war immer, Hauptsache das Kind tut irgendwas. Irgendwann hat Mama dann auch eingesehen, dass Kind sowieso das macht, was ihm passt und das offensichtlich so schlecht auch gar nicht ist. Als meine Mama gestorben war hat mich am meisten geärgert, dass es uns nie gelungen ist, sie aus ihrem verdammten Tran einfach mal rauszubekommen. Sie hat ihr ganzes Leben lang versucht immer für alle anderen alles gut zu machen und sich selbst darüber leider vergessen.

    *Ich glaube, den alkoholkranken Bruder hatte ich irgendwo schon mal erwähnt.

    :troest:

    Ich bin aus einer Arbeiterfamilie. Mein Vater war Maurer, meine Mutter hatte keinen Beruf. Als die Gespräche bezüglich der Grundschulempfehlung stattfanden, wollte mein Lehrer, dass ich auf die Realschule gehe. Da ich nur 1en und 2en hatte, sagte, meine Mutter, dass sie nur den Raum verlässt, wenn ich eine Gymnasialempfehlung habe. Ihre Worte: "Wenn der dumme Peter (Mutter Apothekerin) aufs Gymnasium kommt und meine Tochter nicht, stehe ich nicht vom Stuhl auf." Aufs Gymnasium kamen aus meiner Klasse folgende Kinder: P., Mutter Apothekerin, K, Vater Notar, D. Vater Lehrer, B., Vater reicher Geschäftsmann, L. Vater und Mutter Lehrer, S. Vater Zahnarzt, D. Vater Akademiker und ich, Vater Maurer (hat aber den Meister und später noch eine Zusatzausbildung, hat dann bei der Stadt gearbeitet). Ich bin meinen Eltern unendlich dankbar, dass ich aufs Gymnasium und später studieren durfte. Auch wenn ich den Baföghöchstsatz nehmen musste, Studienabschlussdarlehen und nur ein einziges Mal mit meinen Eltern und meinen beiden Geschwistern im Urlaub war.

    Bildung war meinen Eltern unendlich wichtig, aber sie sagten, dass wir es allein schaffen müssen und haben nichts geholfen. Nachhilfe war zu teuer. Meine Eltern hatten ein großes Haus gebaut und hatten eine Menge Schulden. Ich dachte aber als Kind immer, dass niemand merkt, dass wir wenig Geld haben. Aber meine alten Schulfreundinnen sagten mir kürzlich, dass sie das wussten. Das hat mich im Nachhinein schon traurig gemacht. :(

    Leider durfte ich als Kind nicht krank sein und wurde manchmal mit Fieber in die Schule geschickt. Auch heute noch bin ich sehr pflichtbewusst und gehe oft krank arbeiten, obwohl ich das nicht gut finde. Aber ich kann das nicht ablegen.

    Ich hatte keinen Notendruck. Versetzt zu werden war das Ziel. Allerdings tat es mir sehr weh, wenn mein Vater zu mir sagte: "Du gehst ja auch auf die höhere Töchterschule", wenn ich nicht seiner Meinung war. Als ein Mensch, der die Nazizeit erlebt hat und dadurch doch ziemlich "versaut" war, hätte er mich nicht auf ein Gymnasium schicken sollen, auf dem damals fast nur Lehrer aus der 68er Bewegung arbeiteten und uns einen ganz anderer Weltblick vermittelten. Ich habe mich oft mit meinem Vater angelegt, musste aber auch oft den Mund halten. Von daher habe ich nicht nur gute Gefühle.

    Da war ich wirklich sprachlos… Sorry, aber die Person, die ein Leben geprägt hat in Relation zu ein paar Stunden frei vor den Ferien zu setzen die man gütigerweise erhielt…da fehlen mir die Worte…

    Das habe ich nicht. Ich habe nur bekräftigt, wie schwierig es ist, sich beurlauben zu lassen. Ich hätte in meinem Fall 3einhalb Wochen Urlaub nehmen müssen. Im Nachhinein wusste ich das. Es hätte aber auch länger sein können, das wusste ja niemand so genau.

    Zugegebenermaßen ist es bei einem einjährigen Kind schon schwierig. Ein älteres Kind könnte auch mal zu einem Spielfreund gehen, dessen Eltern man ja meist auch kennt. Ich sehe keinen Grund, warum man in so einem Fall nicht online an der Konferenz teilnehmen kann. Das ist schon sonderbar. Kenne keinen Chef oder Chefin, der das bei uns nicht zugestanden hätte. Bei uns nehmen manchmal Kolleginnen online teil, die krank zu Hause sind, aber auf dem Laufenden sein wollen. Ich weiß, das muss niemand. Aber wer will, der darf...

Werbung