Beiträge von Herr Bernd

    @ O. Meier:

    Die Teilnahme ist nicht verpflichtend, wer nicht mitgeht müsste allerdings unterrichten, falls er an dem Tag noch die 5. oder 6. Stunde Unterricht hat. Macht natürlich keiner, manche kommen aber nur zum Mittagessen oder gehen schon vor Kaffee und Kuchen. Die allermeisten bis auf wenige, einzelne Teilzeitkolleginnen kommen, das Kollegium ist auch nicht so groß wie an einer weiterführenden Schule. Ziel ist immer in der Umgebung, nicht weiter als eine halbe Stunde Autofahrt von der Schule. Fahrt in Privat-Pkws, zum Teil in Fahrgemeinschaften. Essen, Eintritt o.ä. zahlt jede selbst. Gefühlt ist es eine Mischung aus privat und dienstlich.


    Bundesland ist Bayern.

    Jedes Jahr im Oktober das gleiche Spiel: SchiLF (= schulhausinterne Lehrerfortbildung) zur Lehrerinnengesundheit, aka Kolleginnenausflug. Die Eltern bekommen den offiziellen Bescheid, dass wegen einer Lehrerfortbildung schon nach der 4. Stunde Schulschluss ist, es geht lecker Mittagessen, Spaziergang an der frischen Luft (Lehrergesundheit), manchmal auch eine Kleinstadtführung oder eine Kunsthandwerkstatt, und dann ab in ein Café.


    Einige Kolleginnen finden diese Umetikettierung ganz schlau und kreativ. Warum aber können wir nicht einfach einen jährlichen Kolleginnenausflug machen und deswegen den Unterricht schon nach der 4. Stunde schließen lassen? Die Schulleitung sagt (jedes Jahr aufs Neue), dass das Schulamt das dann nicht genehmigt, früherer Schulschluss wegen Kolleginnenausflugs. Eine Abfahrt nach regulärem Schulschluss um 13 Uhr ist zu spät zum Mittagessen, und es gibt ja diese tolle und kreative Möglichkeit des Etikettenschwindels.


    Das Schulamt nickt es so ab. Die nicht ganz stumpfen Eltern werden sich zwar ihren Teil denken, den meisten der stumpfen wie nichtstumpfen aber wird es egal sein, solange ihre Kinder in der Mittagsbetreuung aufgehoben sind. Und das Schulsystem stärkt einen (äußerst kleinen) Baustein seiner Aufrichtigkeit.

    Ich rate, wie viele im Forum wissen, jedem Mann dringend ab, Grundschullehrer zu werden. Aber auch Frauen kann ich es nicht empfehlen, allgemein der Bedingungen wegen, der Arbeitsmenge im Verhältnis zur Besoldung, des Ansehens, (der Ungerechtigkeit) des Systems wegen, der Schülereltern wegen und, ja, auch der heutigen Kinder. Die Verbeamtung bringt meinem Empfinden nach mehr Fesseln als Privilegien (das einzige für mich die Familienteilzeit), ohne Verbeamtung aber ist die Bezahlung noch schlechter.


    nie gab es bessere Chancen auf eine Stelle und deren Auswahl


    Erstaunlicherweise gilt im Beamtentum (zumindest im bayerischen Beamtentum) nicht das Prinzip der freien Marktwirtschaft von Angebot und Nachfrage. Der Lehrermangel führt dazu, dass die vorhandenen Lehrer noch mehr ausgepresst werden, Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt, Grundschulkräfte zu Klassleitungen in weit unterhälftiger Teilzeit gedrängt oder in die Mittelschule abgeordnet werden, und damit auch bewusst Druck vom Schulamt ausgeübt wird.

    Aber wie geht das konkret? Beispiel Mathematik-Abitur: Werden direkt vor der Klausur Hinweise gegeben? Die Ergebnisse oder Zwischenergebnisse vorgegeben, so dass nur noch ein Weg dorthin gefunden werden muss? Wird auch auf "fast Richtiges" die volle Punktzahl vergeben? Werden kleine Fehler großzügig übersehen? Gibt es schon ab 80 Prozent eine 1, oder mit 60 Prozent eine 2? Oder sind doch die Aufgabenstellungen heue einfacher als früher? Oder haben die 1,0er-Abiturientinnen als Schwerpunkte vorzugsweise weiche Fächer wie Sprachen? Und falls auf irgendeine Weise großzügig korrigiert wird: Warum? Von wem kommt die konkrete Vorgabe dazu in welcher Form?

    Im Lokalteil meiner Zeitung sind gerade immer wieder Gruppenfotos der Abiturjahrgänge der Gymnasien in Stadt und Landkreis, mit Nennung der besten Abiturientinnen in der Bildunterschrift. Wenn fünf Prozent des Abiturjahrgangs eines staatlichen Kleinstadtgymnasiums im bayerischen Abitur die Note 1,0 erreicht haben, und vierzig Prozent eine Eins vor dem Komma, trotz (auf dem Papier) durchaus anspruchsvoller Aufgabenstellungen, trotz der Coronajahre, trotz der hohen Übertrittsquoten nach der Grundschule mit allem, was das bedeutet, frage ich die bayerischen Gymnasiallehrer: Wie kann das sein, und warum ist es so? Meine Vermutungen habe ich natürlich, die würde ich gerne abgleichen.

    Hattet ihr kein Altgriechisch ab 9? Mir würde etwas fehlen, wenn ich die Apologie des Sokrates oder die Texte zum Atlantis-Mythos nicht im Original gelesen hätte. Ich lese da heute noch manchmal rein.

    Die Fünftklässler, die ich im Unterricht erlebt habe, konnten einige grundlegende Wortfelder mündlich abrufen und - und zumindest das hat ja durchaus auch einen nicht zu unterschätzenden Wert - waren nicht scheu zu sprechen. Insofern war der Grundschulunterricht durchaus erfolgreich darin, Sprechhemmungen abzubauen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Dennoch waren die Kenntnisse so marginal, dass man es in 2-3 Monaten aufgeholt hätte.

    Zwei Wochen in den Sommerferien in einem holiday park in England bringen wahrscheinlich bessere Sprachkenntnisse als zwei Jahre Grundschulenglisch, einschließlich ein paar Flüchen. Irgendwelche Erfahrungen hierzu mit eigenen Kindern?

    Ich bin für die Streichung, gerade weil ich ein Freund von England und der englischen Sprache bin. Mir stehen jetzt noch die Haare zu Berge, wenn ich an die Pflichtfortbildung denke, die angeblich das Rüstzeug zum Vermitteln der englischen Sprache bereitstellen sollte, sei es nur im Grundwortschatz und in ein paar Wendungen.


    Wenn der Unterricht (im weitesten Sinne) als Immersion von Muttersprachlerinnen mit grundschulpädagogischer Ausbildung durchgeführt würde, wäre ich für ein Angebot als AG in kleinen Gruppen, drei Stunden wöchentlich.

    Heißt es nicht immer: der Wille zu gestalten? Viele Schulleitungen leiden an Bestimmeritis.


    Ich stelle es mir gerne vor, wenn ich davon höre, wie die Kolleginnen, die es sich überlegen, zu Hause am Abendbrottisch sitzen und es mit ihrem Partner besprechen, oder jetzige Schulleitungen einmal da saßen, und abwogen, ob sie geeignet sind. Und ich denke dann: Wärest du doch ehrlich zu dir selbst gewesen! Wäre doch dein Partner ehrlich gewesen!


    Mir wäre die liebste Motivation: Den Lehrerinnen den Rücken freizuhalten, jährliche Sommerfeste und andere Aktionen abzublocken, für bessere Ausstattung und Arbeitsbedingungen zu kämpfen.

    Eine 3? UB, in der ersten dienstlichen Beurteilung in Bayern? Das wäre überragend ...


    Ich nehme das überragend zurück. UB gibt es an bayerischen Gymnasien bei Junglehrerinnen deutlich häufiger als an Grund- und Mittelschulen. Wobei UB für "eine Leistung, die die Anforderungen übersteigt" steht.


    Junge Gymnasiallehrerinnen sind damit, amtlich bestätigt, besser als junge Grundschullehrerinnen. Das lässt Rückschlüsse auf die Kolleginnen, auf die Ausbildung, auf die Ausbilderinnen, auf die Anforderungen oder auf die Beurteilerinnen zu. Die Zahlen sind von 2020.

    Sie sollen gerne daheim ihre Muttersprache sprechen, das verstehe ich und finde es gut. Da würde ich mir nur das Vorlesen wünschen, und natürlich die Bücher, und Hörspiele, Filme und Fernsehen auch auf deutsch.

    Ich glaube, ob das "Sprachbad" ausreicht, hängt einerseits davon ab, wie dieses Sprachbad aussieht, also ob die meisten Kinder im Umfeld korrektes Deutsch sprechen (wenn das Großteil der Kinder Muttersprachler sind) und natürlich auch von der Sprachbegabung der jeweiligen Kinder ab.

    Ganz ehrlich, wenn im Umfeld (Kindergarten, Schule) der Kinder halbwegs korrektes Deutsch gesprochen wird, diese Kinder meist den Großteil ihres Tages dort verbringen (meist so ab 7/8 Uhr bis zum Nachmittag), müssten sie bei durchschnittlicher Begabung innerhalb der Kindergartenzeit sehr gut Deutsch lernen.

    Ich glaube (ohne jede wissenschaftliche Grundlage), wenn im Umfeld halbwegs korrektes Deutsch gesprochen wird, dann lernen die Kinder auch nur halbwegs korrektes Deutsch. Sie bauen sich aus zweimal halbwegs korrektem Deutsch kein ganzes richtiges oder gar sehr gutes Deutsch zusammen. Du hast geschrieben, dass sie sehr gut Deutsch lernen müssten, da stimme ich überein, wenn du meinst, sie müssten sehr gut halbwegs korrektes Deutsch lernen. Ein Umfeld mit korrektem umgangssprachlichen Deutsch würde dieser Theorie nach zumindest zu korrektem umgangssprachlichen Deutsch führen. Das würde mir schon reichen bis zur ersten Klasse.


    Ich halte es für wichtig, dass Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache, die in Deutschland leben, viele deutsche Bücher lesen, und gerne auch Fernsehen und Filme in deutscher Sprache schauen, zumindest nicht nur in ihrer Muttersprache, und Hörspiele hören, am besten das gesamte Paket. Vorlesen von deutschen Kinderbüchern würde auch helfen, die sind oft in sehr guter Sprache, und das könnten sogar Eltern, die selbst nur halbwegs richtiges Deutsch sprechen. Eine halbe Stunde jeden Abend, bis in die dritte, vierte Klasse hinein. Ich denke, es hängt sehr von den konkreten Familien ab, ob so etwas geschieht oder nicht.


    Ich hatte noch nie auch nur in einer meiner Klassen auch nur ein einziges Kind mit beiden Elternteilen (oder drei oder vier Großelternteilen) aus Großbritannien, Irland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, Island, Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Estland, Lettland, Litauen, Israel, Kanada, China, Südkorea, ganz Süd- und Mittelamerika, Australien, Neuseeland. Ein Junge aus Japan, eine Amerikanerin, zwei Mädchen mit Eltern aus Vietnam. Meine durchaus große Erfahrung mit Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache ist leider geographisch relativ begrenzt.

    Vor vielen Jahren war es noch nicht so geregelt. Da war es davon abhängig, wie viel man als Beamter in den letzten Jahren gearbeitet hat. Aus diesem Grund haben viele zum Schluss, falls sie es noch bewältigt haben, Vollzeit gearbeitet. Dieses System jetzt ist viel gerechter.

    Soweit ich weiß, wird die Pension nach der letzten Gehaltsstufe berechnet. Wer 25 Jahre A13, 10 Jahre A14 und 5 Jahre A15 war, erhält trotzdem seine Pension komplett auf A15-Niveau. Falls jemand von den Regierungen mitliest: Da könnte man noch dran drehen, und vielleicht erschiene es manchem Lehrer sogar gerechter als das aktuelle System.

    4000 netto sind doch solide, auch die meisten Ingenieure verdienen nicht mehr als 80k brutto, in der Wirtschaft gibt es auch nicht weniger Stress mit mehr Geld etc. Wer sich nicht sonderlich reinhängt, für den gilt das, aber mit A12 ist man sehr schnell abgehängt, auch von Soziologen und Bachelor-Absolventen, und A13 bis A15 sind vielleicht gut, aber nicht sehr gut. Das fängt vielleicht bei A16 an, und da ist für Lehrer das Ende der Fahnenstange. Juristen, Ärzte, Ingenieure, Naturwissenschaftler sind da alle bald, wenn sie sich etwas anstrengen, und die Fahnenstange ist wesentlich länger. Sicher mit Stressphasen, aber die haben wir Lehrer auch immer wieder.


    Mich würde eine Umfrage hier interessieren, wenn der Partner nicht Lehrer ist, ob er ungefähr gleich, deutlich mehr oder deutlich weniger verdient. Ich glaube, wenn der Partner nicht deutlich mehr verdienen würde, wären deutlich weniger Lehrerinnen in Teilzeit, oder würden in Teilzeit mehr Stunden unterrichten. Meine Partnerin verdient deutlich mehr, und es wäre auch noch mehr, wenn ich Leitender Schulamtsdirektor oder OStD wäre. Keine Riesenkarriere, kein Großkonzern, kein Jura, Medizin oder MINT, keine typische Branche (Auto! Pharma! Finanz!), eher im Gegenteil. Stellen wie ihre gibt es sicher zigfach häufiger als A16-Stellen, und wie gesagt: Sie sind nicht das Ende der Fahnenstange.

    Vllt. ist es bei manchen auch "doppelter Neid" - man hätte selbst gerne Kinder (gehabt), und das hat aus welchen Gründen auch immer nicht geklappt, und jetzt sieht man, dass die KollegInnen, auf die man wegen der Kinder sowieso schon neidisch ist, auch noch erheblich mehr Geld bekommen ...

    Ich finde, dass es hier falsch ist, Unbehagen einfach als Neid abzutun, schon gar nicht als doppelten. Ich sehe eher eine dreifache Ungerechtigkeit: Der relativ so hohe Familienzuschlag ist erstens ungerecht gegenüber kinderlosen Beamten in NRW und zweitens gegenüber vom Land NRW nur im Angestelltenverhältnis Beschäftigten mit Kindern, und drittens ungerecht gegenüber Beamten mit Kindern in anderen Bundesländern. Ich glaube, das würde ich auch als Profiteur so empfinden, ähnlich wie ich es bei der niedrigen Erbschaftssteuer empfinde (wobei es da wegen der Möglichkeit von Schenkungen noch komplizierter ist).


    Kurzfristig sehe ich die Familienzuschläge in NRW als Kuriosum, das mir ein wenig Spannung und Kopfschütteln ermöglicht. Falls ich das Kuriosum von Bayern aus mit meinem Steuergeld irgendwie unterstütze, mache ich das gerne, in der Hoffnung, dass es bald entweder wieder von Gerichten geschluckt oder auch in Bayern eingeführt wird.

    Zitat von Herr Bernd

    Für Schulen und aktuell könnte ich es mir damit erklären, dass Lehrerinnen aus der Familienteilzeit herausgelockt werden sollen, wenn ihre Partner (wie doch recht oft) in der freien Wirtschaft deutlich besser verdienen. Aber wie viel Prozent machen Lehrer unter Beamten schon aus?

    Die Teilzeit hat doch nichts mit der Kinderzulage zu tun, diese bekommst du doch immer, sobald du arbeitest (als Beamtin). Im Gegenteil, viele, die sonst vllt. ganz zu Hause oder länger zu Hause blieben, arbeiten ein paar Stunden, um diese zu erhalten. So ist es zumindest hier.

    Je höher die Kinderzulage, desto mehr lohnt sich das Aufstocken der Familienteilzeit. Wenn theoretisch der nichtverbeamtete Partner einer Lehrerin, die unterhälftig Teilzeit arbeitet, auf A14 Niveau (ohne Kinderzulage) verdient und Vollzeit arbeitet, und bei der Lehrerin durch die hohe Kinderzulage aus einem A12 ein A15 Gehalt (ohne Kinderzulage) wird, geht vielleicht der Partner auf 80 Prozent oder niedriger, und die Lehrerin stockt ihre Teilzeit entsprechend auf. So könnte man denken.

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