Beiträge von Gymshark

    Ich weiß, dass aktuell die Situation an vielen Schulen eine andere ist, aber wir sollten meiner Meinung nach wieder dahin, dass wir uns nicht an den schwachen Schülerinnen und Schülern orientieren müssen, sondern am Curriculum.

    Ich denke, dieser Perspektivwechsel würde schon viel helfen, um wieder ein Gleichgewicht in die aktuelle Ausgangslage zu bekommen. Die Umsetzung der curricularen Inhalte wäre dann wiederum mit allen zuvor genannten Aspekten (realistische Notengebung, Unterstützung durch Schulleitung, Nutzung der Durchlässigkeit des gegliederten Schulsystems) zu verstehen.

    Maylin85 : Inwieweit erfüllen Hochbegabteninternate nicht bereits deinen Wunsch nach Beschulungsmöglichkeiten für besonders leistungsstarke Schüler (m/w/d), die an anderen Schulen untergehen?

    Und wie würdest du bei "Lernen zuhause" den Einfluss extremistischer und übergriffiger Eltern begrenzen? Wie den für das soziale Lernen wichtigen Umgang mit Peers (Auch Kinder und Jugendliche mit negativen Vorerfahrungen durch Peers können ja nicht auf Dauer vom Rest der Menschheit ferngehalten werden.) ermöglichen?

    Ich finde Quittengelees Einwand gut und wichtig. Sagen wir mal so: Es muss nicht zwingend eine Lehrkraft sein, aber es sollte eine Person sein, bei der es keine familiären oder politisch-religiös-weltanschaulichen Verbindungen (Stichwort Befangenheit) gibt. Es gibt wenige Erwachsene, auf die das zutrifft und die regelmäßig (beruflich) mit Kindern Kontakt haben mit denen sie nicht verwandt sind. Eine Lehrkraft liegt da nahe, aber es könnte rein von der Theorie her auch ein Arzt oder ein Sozialarbeiter sein.

    Dieser niederschwellige Zugang würde, um mal Richtung USA zu schauen, dann auch von fundamentalistisch eingestellten Eltern genutzt werden. Oder von Eltern, die meinen "Ach, Bildung ist eh überbewertet. Habe ich selbst auch nie gebraucht.".

    Es müsste sowohl niedrigschwellig als auch von staatlicher Seite engmaschig kontrolliert werden, um das hohe Missbrauchspotential zu begrenzen, und das wiederum würde daran scheitern, dass kein Bundesland bereit wäre, diese Extrakosten (auch personell) zu tragen.

    Braucht es nach den heftigen Auswirkungen der Coronazeit auf das Bildungsniveau junger Menschen in Deutschland wirklich diese Haarspalterei ob Frau Brosius-Gersdorf von Schul- oder Bildungspflicht spricht? Gerade die Erkenntnisse aus den Jahren 2020 und 2022 sollten uns gezeigt haben, wo die Schwerpunkte im deutschen Bildungssystem liegen sollten.

    Palim: Die Statistiken, nach denen Kinder von Akademikern viel häufiger studieren als Kinder von Eltern ohne akdemischen Hintergrund, kenne ich. Dennoch, wir sprechen ja auch hier im Forum oft davon, dass der Anteil an Gymnasiasten innerhalb eines Jahrgangs so sehr gestiegen sei oder die Abiturquoten immer besser werden. Ob diese Ergebnisse objektiv gerechtfertigt sind oder nicht, ist ein anderes Thema, aber das reine Zustandekommen dieser Ergebnisse zeigt doch, dass Profiteure viele Jugendliche sind, die eben "die Ersten in der Familie, die..." sind - oder sehe ich da etwas falsch?

    Wie willst du das hinbekommen, dass die Eltern, selbst oft selbst bildungsfern, mitmachen?

    Wie definierst du "bildungsfern"? Als "verfügen über geringe Bildung" oder als "Bildungsangeboten gegenüber negativ/ablehnend eingestellt"?

    Ich kann selbst über geringe Bildung verfügen, aber meine Kinder mit Bildung fördern so gut wie es nur irgendwie geh. Dass sind dann oft die Kinder, die die Ersten in der Familie sind, die das Abitur machen oder studieren.

    Ich kann aber auch meinen Kindern Bildungsangebote verwehren, weil ich mir einrede, dass sie diese nicht bräuchten und es ja eh im Leben wichtigere Dinge gebe.

    Da oben Dänemark genannt wurde: Es gab gestern eine Reportage von Jenke, bei der es um den übermäßigen Konsum digitaler Medien bishin zu Süchten ging. Unter anderem wurde angesprochen, dass Dänemark und andere nordeuropäische Länder zunächst einen sehr digitalisierungsfreundlichen Kurs fuhren, zuletzt aber dabei wieder zurücksteuerten, auch in Form von (teilweisen) Handyverboten.


    Es wurde in der Reportage auf den Unterschied zwischen digitalem Medium als Werkzeug (in einem gewissen Rahmen "gut") und als Unterhaltungmittel (eher "schlecht") hingewiesen und auch mehrfach betont, dass die Techunternehmen Interesse hätten, (junge) Konsumenten möglichst lange an den Geräten zu halten.

    Bei einem Experiment in einer Klasse konnte festgestellt werden, dass die reine Anwesenheit des eigeben Handys, selbst wenn es ausgeschaltet war, dazu führte, dass sich Schülerinnen und Schüler deutlich schlechter konzentrieren konnten.

    Die digitale Mediensucht sei laut Reportage im Vergleich zu Süchten von Alkohol, Tabak und Glücksspiel gesellschaftlich unterschätzt, auch weil es an Aufklärung und der Kontrolle rechtlicher Rahmenbedingungen (z.B. Altersbeschränkungen) fehle.

    Das sind alles Aspekte, die bei der Überlegung zu schulischem Einsatz von KI zu berücksichtigeb sind.

    Es gibt Ideen und Möglichkeiten, die aber nur funktionieren, wenn die Schulleitung und zumindest ein nennenswerter Teil des Kollegiums dahintersteht. Dann kann man auch auf die Einhaltung des Curriculums bestehen. Dann kann man auch realistische Noten geben. Dann kann man mitunter unangenehme, aber notwendige Entscheidungen durchsetzen und gegenüber Erziehungsberechtigten begründen.

    Aber eben nur dann. Sonst bringt es leider nichts außer dass man wütend über das gesamte System ist und irgendwann ob der gefühlten Machtlosigkeit resigniert.

    Andererseits wie lange wollt ihr deren Händchen halten? In der freien Wirtschaft weht ein anderer Wind. Probezeit, Übernahme…all das sind Faktoren mit denen sich diese Menschen eben auch auseinandersetzen müssen.

    Darauf habe ich auch schon zuvor hingewiesen. Da hieß es nur, das sei wiederum kein Problem - es seien ja keine Mehrfachbehinderten. Aber am Vokabellernen würde es dann scheitern.

    eko1981 : 95% aller Kinder zwischen 3 und 6 Jahren werden in Kindertagesstädten betreut, Erzieher (m/w/d) haben mit 5 Jahren eine im internationalen Vergleich überdurchschnittlich lange Ausbildung und es gibt einen verbindlichen Orientierungsplan, vergleichbar mit den Curricula im Schulbereich. Ich sehe da nicht so wirklich inwieweit die von dir genannten Länder Deutschland in Sachen Elementarpädagogik soweit voraus sind.

    Ah, und wozu zählst du Musik, Kunst, Sport und Werken und Arbeitsgemeinschaften?

    Ist das für dich Allgemeinbildung, darf man dabei Interesse wecken und Talente entdecken und fördern oder kann das weg?

    Das zählt für mich als Allgemeinbildung. Jeder junge Mensch soll z.B. Grundlagenwissen über Musikproduktion und -rezeption, Instrumente und Epochen haben. Wenn ein junger Mensch im Rahmen der Auseinandersetzung merkt, dass dieser und jener Teilbereich ihn super interessiert oder ihm in besonderen Maße liegt, steht ihm die Möglichkeit der Vertiefung im Freizeitbereich offen.

    Ich kann aber nicht sagen "Musik finde ich toll. Mathe finde ich nicht toll." und zugunsten einer intensiveren Musikförderung das Fach Mathematik weglassen. Es gibt bereits diverse Schulprofile, sowie Wahlpflichtkurse/AGs in der Sek I und Leistungsfächer in der Sek II. Dennoch ist in meinen Augen besonders wichtig, dass der Fokus auf Vermittlung einer breiten Allgemeinbildung und sicheren Beherrschung der Kulturtechniken bleibt.

    Es ist günstiger und logistisch einfacher, sagen wir mal 10 Schüler (m/w/d) gebündelt unter besonderen Fördermaßnahmen zu unterrichten als wenn dieselbe Anzahl Schüler getrennt voneinander und in die Fläche verteilt sind.

    Zudem ist es auch nicht die Kernaufgabe von Schule, Interessen zu bedienen und Talente zu fördern. Diese Aufgaben sind im Freizeitbereich verortet und insbesondere in Deutschland gibt es ein international überdurchschnittlich stark etabliertes Vereinsleben, zusätzlich gibt es noch Jugendorganisationen und Ehrenamtsarbeit.

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