Beiträge von Gymshark

    Es gibt Ideen und Möglichkeiten, die aber nur funktionieren, wenn die Schulleitung und zumindest ein nennenswerter Teil des Kollegiums dahintersteht. Dann kann man auch auf die Einhaltung des Curriculums bestehen. Dann kann man auch realistische Noten geben. Dann kann man mitunter unangenehme, aber notwendige Entscheidungen durchsetzen und gegenüber Erziehungsberechtigten begründen.

    Aber eben nur dann. Sonst bringt es leider nichts außer dass man wütend über das gesamte System ist und irgendwann ob der gefühlten Machtlosigkeit resigniert.

    Andererseits wie lange wollt ihr deren Händchen halten? In der freien Wirtschaft weht ein anderer Wind. Probezeit, Übernahme…all das sind Faktoren mit denen sich diese Menschen eben auch auseinandersetzen müssen.

    Darauf habe ich auch schon zuvor hingewiesen. Da hieß es nur, das sei wiederum kein Problem - es seien ja keine Mehrfachbehinderten. Aber am Vokabellernen würde es dann scheitern.

    eko1981 : 95% aller Kinder zwischen 3 und 6 Jahren werden in Kindertagesstädten betreut, Erzieher (m/w/d) haben mit 5 Jahren eine im internationalen Vergleich überdurchschnittlich lange Ausbildung und es gibt einen verbindlichen Orientierungsplan, vergleichbar mit den Curricula im Schulbereich. Ich sehe da nicht so wirklich inwieweit die von dir genannten Länder Deutschland in Sachen Elementarpädagogik soweit voraus sind.

    Ah, und wozu zählst du Musik, Kunst, Sport und Werken und Arbeitsgemeinschaften?

    Ist das für dich Allgemeinbildung, darf man dabei Interesse wecken und Talente entdecken und fördern oder kann das weg?

    Das zählt für mich als Allgemeinbildung. Jeder junge Mensch soll z.B. Grundlagenwissen über Musikproduktion und -rezeption, Instrumente und Epochen haben. Wenn ein junger Mensch im Rahmen der Auseinandersetzung merkt, dass dieser und jener Teilbereich ihn super interessiert oder ihm in besonderen Maße liegt, steht ihm die Möglichkeit der Vertiefung im Freizeitbereich offen.

    Ich kann aber nicht sagen "Musik finde ich toll. Mathe finde ich nicht toll." und zugunsten einer intensiveren Musikförderung das Fach Mathematik weglassen. Es gibt bereits diverse Schulprofile, sowie Wahlpflichtkurse/AGs in der Sek I und Leistungsfächer in der Sek II. Dennoch ist in meinen Augen besonders wichtig, dass der Fokus auf Vermittlung einer breiten Allgemeinbildung und sicheren Beherrschung der Kulturtechniken bleibt.

    Es ist günstiger und logistisch einfacher, sagen wir mal 10 Schüler (m/w/d) gebündelt unter besonderen Fördermaßnahmen zu unterrichten als wenn dieselbe Anzahl Schüler getrennt voneinander und in die Fläche verteilt sind.

    Zudem ist es auch nicht die Kernaufgabe von Schule, Interessen zu bedienen und Talente zu fördern. Diese Aufgaben sind im Freizeitbereich verortet und insbesondere in Deutschland gibt es ein international überdurchschnittlich stark etabliertes Vereinsleben, zusätzlich gibt es noch Jugendorganisationen und Ehrenamtsarbeit.

    GE-Schüler im Gymnasium ist vergleichbar wie als ob ich einen Sprachanfänger in einen zielsprachlichen Literaturkreis oder jemanden, der gerade so Nudeln mit Tomatensauce zubereiten kann, in einen Kochkurs, in dem gezeigt wird wie Sushi perfekt gerollt oder Rinderfilet auf den Punkt medium gegart wird, stecke.

    Es ist weder förderlich für den Teilnehmer mit geringen Vorkenntnissen/Kapazitäten noch für die anderen Teilnehmer (die nachvollziehbarerweise auch eine Anspruchshaltung haben) oder den Kursleiter.

    a) genaue Details über die Sonderpädagogikkollegen. Meine Vermutung: Wer selbst auf dem grundlegenden Niveau Probleme hat, dem Unterricht unter gegebenen Rahmenbedingungen zu folgen, hat entweder Lernprobleme oder emotional-soziale Probleme, die das Kind oder den Jugendlichen daran hintern, die geforderten Leistungen erbringen zu können.

    b) Vermutung durch Regelschullehrer und Diagnostik/Bestätigung durch Sonderpädagogikkollegen.

    c) Bis zur Diagnostik und Bestätigung ist ein Förderschwerpunkt immer erst einmal "gefühlt". Es werden inzwischen schon mehr Förderschullehrkräfte ausgebildet - einige Universitäten und pädagogische Hochschulen haben den Studiengang Lehramt Profil sonderpädagogische Förderung neu ins Studiengangportfolio mit aufgenommen, darunter Görlitz/Zittau, Freiburg und Kassel. Durch Abzug aus der Inklusion stünden den sonderpädagogischen Förderzentren auch mehr Lehrkräfte zur Verfügung.

    d) / e) Das Gießkannenprinzip erschwert großflächige Veränderungen in der Bildungslandschaft. Punktueller Einsatz hat eine größere Wahrscheinlichkeit auf nennenswerten Erfolg. Ansonsten haben die Bedingungen des Regelschulsystems ja auch irgendwo ihre Sinnhaftigkeit: Das Schulsystem muss von seinen Ausgaben her im Gesamthaushalt ökonomisch vertretbar sein und die Schüler (m/w/d) werden darauf vorbereitet, wie sie sich bei Erhalt (!) ihrer Individualität dennoch als Teil der Gesellschaft mit bestehenden Regeln und Grenzen einfügen können und müssen.

    Das klingt als ob die Schüler am Vokabellernen im Klassensetting scheitern, aber dann ein paar Jahren locker Haushalt, Einkauf, Arbeit und die ganzen Herausforderungen des Erwachsenseins auf sich alleine gestellt wuppen könnten. Das halte ich auf Basis meiner Menschenkenntnis wiederum für eher unwahrscheinlich.

    Maylin85 : Ich stimme dir in weiten Teilen zu, daher auch das Like, aber eine Frage hätte ich an dich: Wenn du der Meinung bist, dass viele deiner Schüler kleinere Klassen und mehr Betreuung benötigen, wie stellst su dir das für die Zeit "danach" vor? Bekommen die jungen Erwachsenen das dann mit Haushalt, Arbeit, Einkaufen, und co. hin, wenn sie gar keine äußere Orientierung haben und für alles mehr oder weniger selbstverantwortlich sind? Das ist das, was ich meine, wenn ich schreibe, dass die Regelschule im Vergleich zum "danach" immer noch sehr viel "safe space" bietet.

    Im Leben danach kommen wieder alle Menschen gleichermaßen vor. Wieso zur Hölle soll man bestimmte Schüler separieren, anstatt dass Schüler auch in der Schule in einer heterogenen Gesellschaft bewegen?

    Das finde ich eine gewagte These. Wir befinden uns in keiner heterogenen Gesellschaft und es kommen im Leben danach nicht alle Menschen gleichermaßen vor - dafür gibt es im Jahr 2025 zu viele Bubbles, sei es politisch/weltanschaulich, sozioökonomisch oder in Bezug auf Lebensstil/Lifestyle. Die reine Existenz von verschiedenen Bubbles macht unsere Gesellschaft nicht heterogen, wenn es Menschen gibt, die keinen einzigen Millionär in ihrem Bekanntenkreis haben, während andere keinen einzigen Obdachlosen näher kennen. Ich könnte das gleichermaßen weiterführen mit sämtlichen Identitätskategorien.

    Was sind denn überhaupt Regelschulen von ihrer Grundidee her? Das sind Schulen, die die Inhalte und Kompetenzen und unter Rahmenbedingungen vermitteln sollen, die wir als absoluten Mindeststandard entsprechend unserer Normvorstellungen erachten.

    Es gibt dann zwei Ansätze zum Umgang mit Kindern und Jugendlichen, die diese Normvorgaben nicht erfüllen können oder wollen: Ich verändere das System, sodass diese Kinder und Jugendlichen entsprechend ihrer Voraussetzungen dort beschult werden können. Dein Vorschlag geht ein bisschen in die Richtung. Oder ich komme zu dem Fazit, dass diese Normvorgaben so wichtig sind, dass ich sie unbedingt erhalten möchte und auch von allen Beteiligten einfordere. Dann ist die Frage, wie ich mit Kindern und Jugendlichen umgehe, die selbst diese Mindestanforderung nicht erfüllen können. Es gibt die Schüler (m/w/d), die zumindest ein theoretisches Potential haben, mithilfe gezielter Vorbereitung in einem geschützten Rahmen (Vergleich Workshop) zu einem späteren Zeitpunkt in das Regelschulsystem zu wechseln. Und dann gibt es diejenigen, deren gesundheitliche Einschränkungen so groß sind, dass sie diese Normvorgaben auch theoretisch nicht erfüllen können. Um diese ging es mir in meinem Beitrag davor nicht, auch wenn sie natürlich ein Recht auf Bildung haben.


    Zu deiner Frage: Wer Probleme hat, sich in unserem Regelschulsystem selbst auf der Grundstufenbasis (Haupt-/Mittel-/Oberschule) zu orientieren, sei es weil der Stoff zu anspruchsvoll ist oder weil die Rahmenvorgaben zu einengend/reizüberflutend sind, hat in meinen Augen einen sonderpädagogischen Förderbedarf - sei es in Richtung Förderbedarf Lernen oder Förderbedarf emotionale-soziale Entwicklung. Genaueres müssen an der Stelle natürlich die Sonderpädagogikkollegen (m/w/d) diagnostizieren, aber für mich ist klar, dass bei einem solchen Szenario etwas nicht stimmt und dem Kind/Jugendlichen dringend geholfen werden muss.

    Ohne Abschluss ist es definitiv schwer, sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten, keine Frage. Daher bin ich im Kern auch dafür, dass der Anteil der Schüler (m/w/d), die den Schulbetrieb ohne Abschluss verlassen, möglichst gering ausfallen soll.

    Die Konsequenz darf aber nicht sein, dass dann die Anforderungen gelockert werden, sondern vielmehr, dass erreicht wird, dass diese Schüler (m/w/d) zumindest die Basiskompetenzen erwerben. Sollten die Jugendlichen trotz großer Anstrengung dies nicht schaffen, ist darüber nachzudenken, ob wir vielleicht in der Bevölkerung einen höheren sonderpädagogischen Förderbedarf haben als bisher angenommen, und sollte das der Fall sein, wäre es umso wichtiger, Fakten als solche zu benennen und zur Erkenntnis zu gelangen, dass diese Jugendliche andere Bedürfnisse haben als bislang angenommen, nämlich überhaupt in unserer Gesellschaft zurecht zu kommen.


    Palim : Es ist nicht die Lösung schlechthin, aber mein Vorschlag wäre, sonderpädagogische Förderzentren (wieder) auszuweiten und dort Kinder und Jugendliche zu beschulen, denen gefühlt alles egal zu sein scheint. Sie haben offensichtlich andere Bedürfnisse als das, was wir im Regelschulsystem bieten können und daher müssen hierfür qualifizierte Kollegen (m/w/d) die Kinder und Jugendlichen in Kleingruppen und ohne curricularen Druck wieder aufpäppeln und sie überhaupt erst wieder fit machen, um eine erfolgreiche Rückführung zum Regelschulsystem ermöglichen zu können. Was dabei nämlich nicht vergessen werden darf: Selbst das Regelschulsystem ist ein geschützter Raum für die Heranwachsenden im Vergleich zum Leben "danach". Wer nämlich schon in dieser Lebensphase an den Rahmenbedingungen scheitert, wird es danach richtig schwer haben.

    Danke dir. Wie hoch ist denn aktuell die Durchfallquote beim HSA in NRW? Ich kenne ja eher die statistische Tendenz, dass die Abiturschnitte immer besser ausfallen, aber wie verhält sich die Notentendenz beim HSA? Meines Wissens ist NRW eines der Bundesländer, in denen die sonderpädagogischen Förderzentren durchaus ein gutes Standing haben. Ich habe erst letztens gelesen, dass wieder verstärkt sonderpädagogische Förderzentren in NRW eröffnet werden. Würdest du sagen, die schwachen Hauptschüler (oder wie der Begriff bei euch heißt) können bei euch weiterhin ausreichend gefördert oder sollte ein stärkerer Schulterschluss mit den sonderpädagogischen Förderzentren (Schwerpunkt Lernen?) gesucht werden?

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