Beiträge von Gymshark

    Bei den Französisch-Anfängern (m/w/d) gibt es in der letzten Stunde vor den Ferien eine Stunde Landeskunde zu Weihnachten in Frankreich - mit Weihnachtsliedern, einer kleinen Bildergeschichte und in lockerer Atmosphäre.

    Hätte ich 5er oder 6er in Mathematik, würde ich mit ihnen weihnachtlich angehauchte Knobelaufgaben und Rätsel machen - ist dieses Jahr nicht der Fall. In allen anderen Kursen wird bei mir bis zum letzten Tag ganz normal Unterricht gemacht - Filme werden schon genug geschaut und die Schüler (m/w/d) sagen sich ab einem gewissen Alter "Wenn kein Unterricht gemacht wird, kann ich auch gleich daheim bleiben.".

    Wenn jemand am letzten Tag Plätzchen mitnehmen oder ein Nikolaus-Mützchen tragen möchte, darf das auf freiwilliger Basis natürlich gemacht werden.

    Ich musste während meiner ganzen Bildungskarriere nie während einer Prüfung auf Toilette. Ich denke, dass junge Menschen ohne gesundheitliche Beschwerden in der Lage sind, ihre Toilettengänge so zu planen, dass diese außerhalb von Prüfungen stattfinden - alleine schon, weil Ptüfungen in der Regel zeitlich knapp konzipiert sind und jede Minute zählt.

    Selbstverständlich wird bei tatsächlich vorhandenen gesundheitlichen Beschwerden, ggf. mit Attest, niederschwellig und diskret reagiert.

    Bei mir dürfen Schüler (m/w/d) während Prüfungen einzeln und bis spätestens 10 Minuten vor der spätestmöglichen Abgabe die Toilette aufsuchen. Kommt es vor, dass auffällig viele Schüler (m/w/d) während einer Prüfung auf Toilette müssen, thematisiere ich das durchaus in der Folgestunde oder suche das Einzelgespräch. Die Notdurft ist ein Grundbedürfnis, ja, aber als junger (Hier spreche ich von Sekundarstufe.) und gesunder Mensch (Wie gesagt, bei gesundheitlichen Einschränkungen ist das ein ganz anderes Thema.) hat man durchaus gewisse Kontrolle über seine Blase und ist in der Lage, ein sich andeutendes "Ich muss mal."-Gefühl für einen überschaubaren Zeitraum auszuhalten. Das ist irgendwo auch eine Vorbereitung für ihre Zukunft, da pragmatisch gesehen nicht in jeder Lebenslage immer auch eine Toilette in unmittelbarer Nähe ist.

    Quittengelee : Ich habe nicht so viel Berufserfahrung wie Kollegen (m/w/d), die den Job bereits 30 Jahre oder länger ausüben. Hier wäre der Vergleich zu deren Berufsanfängen sicher noch einmal aussagekräftiger. Zu deiner Frage: Es wird zunächst gejammert, dass dies doch so anstrengend sei und ob man nicht doch... Wenn ich darauf bestehe, dass an dieser und jener Stelle auf den Taschenrechner verzichtet werden soll, machen sie es natürlich. Bei Einzelnen dauert es eventuell länger, aber im Grunde kommen die Meisten auf das Ergebnis. Ob sie dann zuhause selbst rechnen oder den Taschenrechner/das Handy nutzen, kann ich natürlich nicht kontrollieren. Ich sage ihnen immer nur, dass die Fähigkeit, etwas auch tatsächlich selbst zu können, Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein schafft, wovon sie langfristig immer profitieren. Was sie am Ende daraus wiederum machen, hängt von dem und der Einzelnen ab. Klassischer Lehrerspruch, aber sie müssen nicht für mich lernen, sondern für sich und ihre Zukunft.

    Ich habe da vermutlich die falsche Altersgruppe, da würde ich eher an die Kollegen von Grundschule und Sonderpädagogik verweisen. Was ich aber auf Basis meiner Altersgruppen feststellen musste, ist dass die Jugendlichen viel schneller zum Taschenrechner/Handy greifen, statt in Betracht zu ziehen, dass sie eine Aufgabe auch ohne Probleme im Kopf berechnen könnten. Und was vereinzelt immer wieder vorkommt, ist fehlende Fähigkeit, zu überprüfen, ob ein Ergebnis realistisch ist oder alleine aufgrund von Sachzusammenhängen gar nicht richtig sein kann. Nur bedingt vergleichbar mit deinen Beispielen, das ist mir natürlich bewusst.

    Woher weißt du denn so sicher, dass sein Umfeld dies akzeptiert?

    Ich weiß es nicht, es ist am Ende nur eine Vermutung. Ich halte es am Ende für unrealistisch, dass ein Vater es auf lange Sicht schaffen würde, seine Vaterrolle bewusst schleifen zu lassen, wenn dieses Verhalten von seinem Umfeld, Menschen, die ihm wichtig sind (z.B. Freunde oder die neue Lebensgefährtin), regelmäßig aufs Schärfste verurteilt werden würde.

    Von welcher Motivation sprichst du? Wie soll denn ein sechs-jähriges Kind, das außer Handy und Fernsehen noch nicht viel kennenlernen durfte auf magische Weise alles können, das ein anderes sechs-jähriges Kind, das in der musikalischen Früherziehung war und zuhause freien Zugang zu unzähligen Büchern hat, kann?

    Es ging um die Motivation von Eltern (!), ihren Kindern grundlegende Erziehung und Bildung zukommen zu lassen, nicht die Motivation von Kindern und insbesondere nicht von Schulanfängern.

    OK, verstehe. Die Frau kann hieran kaum etwas ändern und muss schauen, dass sie auf Basis der Ausgangsfaktoren die Situation möglichst optimal für sich und das Kind gestaltet.

    Aus der Makroebene betrachtet kann sich der Vater aber auch nur seine Position erlauben, nicht nur weil die Rechtsprechung es hergibt, sondern weil sein Umfeld diese akzeptiert. Menschen als soziale Wesen werden auch sehr von Verhalten und Reaktionen ihres Umfelds beeinflusst. Ich bin kein Fan von Public Shaming, aber würde öffentlich offener das Verhalten von Männern, die ihrer Vaterrolle nicht nachkommen, kritisiert werden, gäbe es langfristig auch weniger Väter, die an ihrem Verhalten keinen Verbesserungsbedarf zu erkennen scheinen.

    Und was bringt deine Meinung der o. g. alleinerziehenden Mutter?

    Die Frage verstehe ich nicht. Es geht um den Fall "Vater WILL seine Kinder nicht/nur selten sehen.". Ich kenne auch Fälle, bei denen Väter bewusst den Unterhalt für die Kinder nicht zahlen, obwohl sie es könnten.

    Hier fehlt mir sämtliches Verständnis und ich finde, dass die gesellschaftliche Kritik an diesem Fehlverhalten noch viel zu milde ausfällt.

    Und was bringt es, wenn du es weißt? Es steht ihm zu, das nicht öfter zu wollen, laut Gesetz. So isses.

    Er muss sein Kind auch gar nicht sehen, Stichwort alleiniges Sorgerecht. Das ist in meinen Augen aber dann kein erwachsener Mann, sondern ein ewiges Kind, das vor seiner Verantwortung wegläuft, indem es die Finger in die Ohren steckt und ruft "Lalala, ich kann euch nicht hören!".


    Humblebee : Verstehe ich. Alleine zum Wohl der Kinder sollten Eltern nach gemeinsamer Trennung nicht weiter als eine Stunde voneinander weg ziehen - zumindest bis das jüngste gemeinsame Kind erwachsen ist. Ausnahme natürlich, ein Elternteil ist in der Vergangenheit gewalttätig o.ä. aufgetreten.

    Da wäre die Frage, warum der Vater das Kind nur alle 2 Wochen am Wochenende sehen möchte. Das eigene Kind, das im Übrigen auch nichts dafür kann, wenn die Eltern nicht mehr miteinandet können.

    Es stimmt schon: Zum Kinderkriegen gehören zwei dazu und zu viele Männer meinen, sich da aus ihren Verantwortungen herausziehen zu können. Eigentlich sollte es da mehr gesellschaftlichen Druck geben, dass ein solches Verhalten auch von anderen Männern offen kritisiert wird. Ich kann mir vorstellen, dass, wenn sich so ein Herr mit Freunden zu einem Männerabend trifft, wird über alles Mögliche gesprochen, nur nicht über sowas.

    Die Motivation ist bei vielen da, das Vermögen ist aber ein anderes, als du es erwartest.

    Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass der springende Punkt (gerade in Deutschland) in den seltensten Fällen Vermögen ist, sondern eher Motivation.

    Motivation alleine kann meiner Meinung nach eine suboptimale Ausgangslage bis zu einem gewissen Grad ausgleichen, sonst müssten wir postulieren, dass gesellschaftlicher Aufstieg per Definition nicht möglich sei. Es gibt zwar körperliche und kognitive Grenzen, die auch bei hoher Motivation nicht überschritten werden können, aber wir sprechen in diesem Zusammenhang ja weiterhin von basalen Grundlagen und nicht der Besteigung des Mount Everest oder dem Absolvieren eines anspruchsvollen Studienganges auf Masterniveau.

    Gymshark
    Lass doch mal dein Migranten-Bashing weg!

    Ich betreibe kein Migranten-Bashing. Ich habe oben geschrieben, dass zuvor in Deutschland beschulte Erwachsene aus der Sache heraus bereits Erfahrung mit Stiftnutzung haben. Falls dann jedoch die Frage aufkommen sollte, was mit denjenigen ist, die im Ausland beschult wurden, wollte ich diesen Punkt schlichtweg bereits vorweg nehmen und entkräftigen.

    Es gibt ohne Zweifel genug hochgebildete Migranten genauso wie hochgebildete Deutsche ohne Migrationshintergrund, aber ich stelle die These auf, dass deren Kinder eher weniger gemeint sind, wenn es um solche geht, die nicht eigenständig die Toilette nutzen oder einen Stift halten können.

    Viele Familien haben weder Bücher noch Mal- oder Bastelsachen zuhause. Es gibt viele Kinder, die bis zur Grundschule keinen Buntstift benutzen.

    Selbst wenn eine Familie wirklich in finanziell prekärer Situation lebt: Die Eltern haben doch die Erfahrung machen müssen, dass man ab und zu im Leben einen Stift benutzen soll. In Deutschland ist Schulpflicht und jeder, der/die in Deutschland mal zur Schule ging, musste dabei Stifte nutzen. Und selbst wenn Eltern migriert sind: Zumindest die Grundschule ist in Ländern der dritten Welt Pflicht und wenn die Eltern nach Deutschland migrieren, müssen sie zu irgendeinem Zeitpunkt mal einen Antrag ausfüllen oder unterschreiben, die Sinnhaftigkeit der Beherrschung der Stiftbenutzung müsste also bei 99,99% aller Eltern gegeben sein.

    Selbst bei Bürgergelderhalt oder Leistungserhalt nach Asylrecht dürfte es nicht daran scheitern, einfaches Schreibwerk zu finanzieren, daher vermute ich eher aktives Unterlassen und dann die Frage "Warum?".

    Quittengelee : Es ging doch um Dinge wie den eigenständigen Toilettengang oder die Fertigkeit, einen Stift zu halten. Da gehe ich davon aus, dass auch Erwachsene in sozialen Schieflagen irgendwann zu dem Punkt gekommen sind, dass ihr Nachwuchs auch von der Kenntnis hiervon profitieren könnte.

    Es ging nicht um sagen wir mal fortgeschrittene Kompetenzen (z.B. Chinesisch lernen) und auch gar nicht darum, ob Erwachsene diese Kompetenzen selbst beherrschen, sondern ob sie diese Kompetenzen als relevant genug einschätzen, dass sie zur Erkenntnis kommen, dass ihr Nachwuchs über diese Kompetenzen verfügen sollte.

    Palim : Ich nehme mal von deinen Beispielen die Menschen mit geistiger Einschränkung aus, da je nach Grad der geistigen Einschränkung auch die Reflexionsfähigkeit eingeschränkt ist. Bei den von dir grnannten anderen Beispielen, seien es die funktionalen Analphabeten (m/w/d) oder die finanziell schwachen Elternhäuser: Bei allem Verständnis für das Schicksal der Eltern, gehe ich doch davon aus, dass sie innerhalb ihres Lebens die Erfahrung gemacht haben, dass ein Mitglied unserer Gesellschaft zwingend Regelverständnis und Fein- bzw. Grobmotorik benötigt. Der aus meiner Sicht naheliegende Schritt wäre dann, aus dieser Erkenntnis heraus diese Grundlagen auch dem Nachwuchs zu vermitteln.

    Du kannst mich da gerne korrigieren, aber ich würde behaupten, dass man durchaus erkennen kann, wenn Eltern hohe Motivation mitbringen, ihren Nachwuchs auf das Leben vorzubereiten, selbst wenn finanzielle Mittel, Sprachkenntnisse oder formale Schulbildung bei ihnen fehlen/eingeschränkt sind, oder wenn es bereits an Motivation und generellem Interesse fehlt.

    Aber das wichtigste ist eben, dass es nicht die Aufgabe einfacher Kollegen ist, eine Lösung zu finden, wie mehr Arbeit erledigt werden kann, als in der Arbeitszeit des gesamten Kollegiums möglich ist. Wenn niemand da ist, der noch Kapazitäten frei hat, muss die Schulleitung jemanden aus dem Ärmel zaubern, nicht das Kollegium. So etwas ist ein Schulleitungsproblem.

    So sieht es aus - volle Zustimmung! An der Stelle unterscheidet sich eine gute von einer schlechten Schulleitung.

    Die Mentalität der US-amerikanischen Gesellschaft ist eine grundlegend andere als hier in Deutschland. Je nach Branche verdient man dort besser bis deutlich besser als in Deutschland, aber unter der Voraussetzung, dass man sich eigenverantwortlich für den Fall der Fälle um ein Sicherheitsnetz kümmert. Wer dann falsche Entscheidungen trifft, kann schnell und tief fallen. In Deutschland übernimmt der Staat automatisch die Bereitstellung dieses Sicherheitsnetzes für alle, finanziert aber das wiederum dadurch, dass die Gehälter durchschnittlich geringer und die Abgaben auf Basis der Bruttogehälter relativ gesehen höher ausfallen.

    An meiner Brennpunktschule gab es kaum Kinder, die ich "Leistungsverweigerer" nennen würde, bzw. nicht mehr oder weniger als an den vorherigen "Bullerbüschulen". Was zuletzt deutlich zugenommen hatte, waren vernachlässigte Kinder (Kleidung, Ernährung) und Schulanfänger, die immer weniger Selbstverständlichkeiten wie Sprachkenntnisse, Regelverständnis und angemessene Fein- und Grobmotorik mitbrachten. Das war anstrengend genug... Aber lernen wollten eigentlich alle.

    Ich wundere mich immer wieder, wie es dazu kommen kann. Die Eltern haben doch in der Regel mindestens 25, oft eher noch 30-35 Jahre Lebenserfahrung zu dem Zeitpunkt an dem ihre Kinder eingeschult werden. Selbst wenn sie aus einer bildungsfernen Schicht oder einem anderen Kulturkreis kommen, müssen sie doch in ihrem Leben die Erfahrung gemacht haben, dass es bestimmte grundlegende Kompetenzen und Fertigkeiten benötigt, um in unserer Gesellschaft schlichtweg zu existieren. Es war früher selbstverständlich, dass Eltern dieses Wissen auch in die nächste Generation weitergeben, weil es entgegen dem inneren Elterninstinkt wäre, bewusst grundlegende Kompetenzen dem Nachwuchs vorzuenthalten, um ihm den Start ins Leben unnötig schwer zu machen.

    Was steckt also dahinter? Sind zunehmend mehr Leute mit ihrer Rolle als Eltern überfordert, ist es Gleichgültigkeit, oder sind sie schlichtweg nicht mehr in der Lage, zu erkennen, dass ihre Kinder davon profitieren könnten, bestimmte "Selbstverständlichkeiten" zu beherrschen? Was ist deine Einschätzung als erfahrene Primarstufenlehrkraft hierzu?

    Auch in anderen Jobs gibt es Fortbildungen. Bestes Beispiel Ärzte (m/w/d) und medizinisches Fachpersonal. Dann sind aber an den Tagen die Arztpraxen zu und es heißt am Aushang bzw. auf dem Anrufbeantworter "Die Arztpraxis X hat aufgrund von Fortbildung heute geschlossen. Im Notfall gehen Sie bitte zur Arztpraxis Y.".

    Die Herausforderung von Fortbildungen während der Schulzeit ist zweifelsfrei, dass man Schüler (m/w/d) nicht wie Patienten (m/w/d) mal eben zur nächsten Arztpraxis schicken kann. Teilweise kann man sich mit pädagogischen Tagen behelfen, aber darüber hinaus bräuchte es ein System, bei dem immer nur ein Teil der Lehrkräfte fehlt (fächerweise, jahrgangsweise, alphabetisch nach Nachnamen sortiert) und der Entfall durch den Rest des Kollegiums und ggf. dem Ganztags- bzw. Schulsozialarbeitsteam aufgefangen wird.

    Alleinerziehende können alles sein, Lehrer, Ärzte, Verkäufer.... nur passt selten die Arbeitszeit zum Kind oder zur Kita.

    Demographischer Wandel. Es gibt deutlich mehr Rentner (m/w/d). Nicht alle Rentner (m/w/d) sind bettlägerig und viele übernehmen gerne noch Verantwortung für ihre Mitmenschen. Das ist eine Ressource, die unsere Gesellschaft noch viiiel zu wenig nutzen. Warum nicht, insofern möglich, Senioren aktiv in die Kinderbetreuung einbinden, gerade wenn die Eltern alleinerziehend sind? Wenn die Großeltern nicht in der Nähe wohnen, gibt es immer noch nette Nachbarn (m/w/d). Im Gegenzug hilft man wiederum den Rentnern (m/w/d) bei Dingen, die ihnen wiederum schwerfallen - gelebte Nachbarschaftshilfe.

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