Beiträge von Gymshark

    Die Frage ist "Was soll Schule vermitteln?". Frag 10 Leute, du wirst 10 Antworten bekommen!

    Die allgemeinbildende Schule geht zwischen 9 und 13 Jahre. Unsere Schüler (m/w/d) leben 80, 90, vielleicht 100 Jahre. So weit kann Schule gar nicht in die Zukunft schauen und zudem geht es darum, ein Fundament für jeden zu errichten, unabhängig davon, in welche Richtung sich der Einzelne später entwickelt.

    Meiner Meinung nach geht es darum, Schülern zeitlose Kulturtechniken und Inhalte zu vermitteln, sodass die Kinder und Jugendlichen im nächsten Schritt unter Unterstützung der Lehrkraft überlegen können, was diese wiederum im Hier und Jetzt für sie bedeuten.

    Wer weiß, ob wir in 5 Jahren von Chat GPT reden werden. Oder vom BSW. Oder von Billie Eilish. Trends sind schnelllebig. Wer das große Ganze verstanden hat, kann Trends entsprechend einordnen, ohne sich von diesen abhängig zu machen. Damit lässt sich auch begründen, warum unsere Schüler (m/w/d) auch mal was von Goethe oder Martin Luther gehört haben sollten und nicht nur von Squid Games und Greta Thunberg.

    Gestern las ich in einem alten Biologiebuch und dachte nur, ja, nett, aber zu Schulzeiten hätte mich das krass gequält. Hätte mich wirklich interessiert, wie sich Algen vermehren? Vermutlich nicht. Wir konfrontieren die Lernenden oft mit Dingen, die für sie gerade gar nicht aktuell sind und für die sie sich nicht erwärmen können, egal, wie wir uns anstrengen, das interessant zu machen.

    Schüler lernen ja gerade nicht, um die nächsten paar Wochen irgendwie zu überleben, sondern für's Leben. Da ist die Vermehrung von Algen, auch wenn das Beispiel vermutlich aus der Luft gegriffen war, unter den Gesichtspunkten Artenschutz und Klimawandel durchaus höchst relevant.

    Es ist nicht mein Fach, aber ich habe erst letztens etwas zum Artenschutz von Wasserschildkröten gesehen, was super spannend war. Das ist ein Thema, was für unsere Jugendliche auch relevant ist, denn es geht auch um ihre Umwelt.

    Kinder und Jugendliche müssen einfach wieder stärker daran erinnert werden, dass sie auch mal Dinge machen müssen, die nicht konstant Spaß bereiten. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Wir haben ja im Job oder im Haushalt auch Momente, bei denen es "Augen zu und durch" heißt. Das Leben kann nicht nur aus Tik Tok und Burgern bestehen.

    Ich sehe den Einsatz von KI in Prüfungen nur als Symptom für ein gravierenderes Problem mit dem wir uns viel stärker auseinandersetzen sollten als es bisher der Fall war. Sissymaus , ich verstehe deine Argumente und klar spielt das Alter da mit rein.

    Den absoluten Mathecrack (und ich habe in meinen Klassen mindestens 1-3 Schüler (m/w/d), die einfach von sich aus sich gerne mit mathematischen Problemen und Fragestellungen auseinandersetzen.) muss ich nicht davon überzeugen, im Matheunterricht sein Gehirn selbst anzustrengen. Es gibt auch schwache Schüler, die im Fach nicht fit sind, aber die dennoch irgendwo die Sinnhaftigkeit hinter dem Ganzen sehen und deswegen am Ball bleiben wollen. Und dann gibt es die, die entweder auf nix Bock haben (aber auch das stimmt nicht - sie haben auf Schule keinen Bock) oder den Sinn dahinter nicht sehen.

    Der Satz "Afrikanische Kinder wären froh, wenn sie zur Schule gehen könnten." ist zwar abgedroschen und ziemlich klischeebehaftet, aber dennoch müssen wir uns damit auseinandersetzen, dass wir in Deutschland eine zunehmend wohlstandsverwahrloste junge Generation haben, bei der ein Teil der Schüler (m/w/d) den Großteil seiner Jugend in Bildungseinrichtungen einfach nur absitzt und damit jede Menge Potential sinnlos verschwendet.

    Sissymaus : Da machst du es dir zu einfach. Menschen sind seit jeher bereit, Maximalaufwand zu betreiben für Dinge, die ihnen wichtig sind, und Minimalaufwand für die Dinge, die für sie ein notwendiges Übel darstellen. Der Fehler ist aber schon, Bildung als notwendiges Übel zu betrachten. Wenn ich wirklich lernen will, setze ich mich hin und schaue mir den Kram so lange an bis ich ihn beherrsche. Wenn ich keinen Bock darauf habe, sollte ich mich mal selbstkritisch fragen, warum ich hier überhaupt meine Zeit verschwende. Verstehst du, was ich meine?

    Der große Nachteil von Videos auf YT und co. ist, dass sie "final" sind. Ob ich, Max Mustermann oder Berta Bauer die Videos schauen, der Inhalt, die Wortwahl, die Vorgehensweise ist für alle gleich und ich habe als Zuhörer keinen Einfluss darauf, was "der da" im Video von sich gibt. Das Höchste der Gefühle ist das Pausieren und Rückspulen. Im Unterricht kann ich das Geschehen hingegen aktiv beeinflussen, indem ich Fragen stelle, sinnvolle Exkurse aufzeige, ein Beispiel mehr anführe. Dadurch entsteht Miteinander und kein reiner Konsum eines unpersönlichen, fertigen Materials.

    Gerade dieses Miteinander macht am Ende Unterricht aus.

    Wir sollen an der Stelle verstehen, warum Schüler schummeln. Bolzbold war da auf der letzten Seite schon auf der richtigen Spur. Es ist lächerlich, irgendwelche Prüfungsformate zu entwerfen, nur um auf Teufel komm raus zu vermeiden, dass sie von einer KI geknackt werden können, sondern eher transparent kommunizieren, warum es überhaupt Schule, Unterricht und Prüfungen gibt. Ich denke, der grundsätzliche Sinn dahinter wird von vielen Schülern nicht erkannt.

    Wenn Schüler enormen Aufwand betreiben, um nicht vorhandenes Wissen in einer Prüfungssituation vorzutäuschen, ist das eine Verzweiflungstat und wir müssen uns mit der Psychologie dahinter auseinandersetzen, denn jemand, der inhaltlich gut vorbereitet ist, hätte es gar nicht nötig, bereits mit diesem Vorsatz in eine Prüfungssituation zu gehen.

    Bolzbold : Du hast es auf den Punkt gebracht. Wir müssen weg von dieser künstlichen Perfektion. Gerade im Fach Französisch ist mir lieber, wenn jemand einen schiefen Satz sagt, an dem wir aber arbeiten können (sei es Wortschatz oder Grammatik), als dass der perfekte Lehrbuchsatz folgt, bei dem ich aber Zweifel haben muss, dass der Schületmr oder die Schülerin wirklich versteht, was er oder sie gerade von sich gegeben hat.

    Gerade bei den Kleinen wird Mut beim Sprechen immer von mir belohnt, selbst wenn sprachlich noch Luft nach oben ist.

    Finde ich schwierig. Am Ende sollen die Schüler ja dennoch auch Wissen und Kompetenzen in den Bereichen AFB I und AFB II erwerben und diese Bereiche nicht komplett an die KI auslagern. Auch weil die Bearbeitung von AFB III erst dadurch möglich wird, dass Wissen und Kompetenzen in den Bereichen AFB I und AFB II überhaupt vorhanden sind.

    Langfristig wollen wir als Gesellschaft ja auch nicht, dass die Menschen verdummen und jeden Mist nachschauen müssen, weil sie selbst keine Ahnung haben.

    Ratatouille : Da bin ich bei dir. Ich habe teilweise Jugendliche, die selbst zweistellige Zahlen im Tadchenrechner addieren. Wenn dann auch noch Überschlagsrechnung und Runden fehlt, wird es ganz eng. Ich sage ihnen dann immer, dass sie ohne dieses Wissen Gefahr laufen, ihr ganzes Leben lang verarscht zu werden, weil es genug Menschen da draußen gibt, die ihre Unwissenheit bzw. Naivität ausnutzen können.

    Nur weil der Taschenrechner irgendeine Zahl ausspuckt (und sich bei den Eingaben noch dreimal vertippt), heißt es nicht, dass diese Zahl die Lösung auf die Frage ist. Vor allem, wenn man inhaltlich nicht so weit im Thema ist, um einschätzen zu können, ob das überhaupt ein realistisches Ergebnis wäre.

    Ja, ein Bio-LK -Lehrer sagte neulich, er möchte am liebsten keine mündlichen Noten mehr erteilen, weil bei jeder Frage sofort einige mit der perfekten ChatGPT-Antwort antworten. Ein Unterrichtsgespräch, ein Entwickeln der Lösung ist nicht mehr möglich.

    Ich bin im Fach Biologie nicht so inhaltlich drin, aber mekt man nicht gerade im Gespräch, ob jemand weiß, wovon er spricht oder ob er nur einfach etwas vorliest bzw. etwas zuvor auswendig Gelerntes nachspricht?

    Quittengelee : Die Bachelorarbeit ist nichts Anderes als das Kunstprojekt, bei dem auch schon die Eltern vor eins oder zwei Generationen mitbastelten.

    Neue Methoden, selbe Motivation: "Ich möchte mich nicht selbst anstrengen, aber trotzdem eine gute Note/bestehen.".

    Vertrau da einfach mal auf deine Menschenkenntnis! Wer schummelt, verrät sich früher oder später selbst.

    Dank Spiralcurriculum bauen alle Inhalte mehr oder weniger aufeinander auf. Ich bezweifle, dass diejenigen, die schummeln, die Stellen, an denen sie die Lösung per KI ermittelten, nachlernen, sprich die Wissenslücken werden mit der Zeit immer größer. Und irgendwann fällt ihnen das auf die Füße, weil der Unterschied zwischen "Das sollte ich eigentlich wissen." und "Das weiß ich tatsächlich." zu groß wird.

    Aus rechtlicher Sicht bin ich da völlig bei dir. Ich bin dennoch der Meinung, dass die Entscheidungsträger mal darüber nachdenken sollten, ob dieser Absatz so noch zeitgemäß ist. Im Bildungssystem werden aktuell vorhandene (personelle) Ressourcen zunehmend ineffizient eingesetzt.

    Wenn wir einmal das Personal in Kindergärten, in der OGS oder anderen Betreuungseinrichtungen als Vergleichsmaßstab nähmen, dann wären alle Lehrkräfte überqualifiziert für profane Aufsichten. Das kann ungeachtet jeder Ausbildung jede ungelernte Kraft, die man im Vorfeld instruiert hat.

    In der Theorie sollten Aufsichten von pädagogischem Assistenzpersonal oder Erziehern durchgeführt werden. In der Praxis hängt dies in der Tat an Lehrkräften, obwohl diese überqualifiziert und ehrlicherweise auch mit ihrer Fachkompetenz an ganz anderer Stelle benötigt werden.

    Gratulation an die Schüler*innen.
    Sie haben es geschafft. 👍😊

    Das wird man doch nie ganz verhindern können. Und wer besonders kreativ ist, der hat es auch verdient.
    Gab es früher doch auch schon.

    Auch schon vor 50 Jahren wurde gespickt. Die Methoden waren andere, die Grundmotivation jedoch die gleiche. Wir sollten uns nicht selbst unter Druck setzen, auf Krampf alle Täuschungsversuche zu unterbinden. Daher ja: Es sei der kurze Triumph gegönnt, auf lange Sicht wird es sich eh nicht lohnen.

    Wissen ist Macht und wer Wissen nur vortäuscht, wird früher oder später eh enttarnt und der Schaden ist für den Einzelnen viel größer.

    Es ist aber bezeichnend, dass junge Menschen (oder eher deren Eltern) heutzutage bereit sind, für so einen Mist wie einen Smart Cheating Pen 150€ auszugeben. Manche Leute wissen heutzutage einfach echt nicht mehr, wohin mit ihrem Geld.

    Ich wähle hier einen pragmatischen Ansatz. Wenn die Schüler so gut schummeln, dass es mir nicht auffällt, sei ihnen der kurze Triumph gegönnt. Dann bekommen sie die bessere Note.

    Die notorischen Schummler werden erfahrungsgemäß mit jedem Versuch übermütiger und dreister. Irgendwann kriege ich es mit und dann gibt es die Note 6/0 Punkte.

    Sie müssen erst noch die Lektion lernen, dass sie sich mit Schummeln nur selbst schaden.


    Ich hatte bislang noch keine krassen Abweichler, bei denen die gezeigte Prüfungsleistung wirklich derart nach oben hin abwich, dass ich es mir auch nicht mit "Das Thema hat ihm/ihr halt gelegen." oder "Der Schüler/die Schülerin hat vor der Klausur noch einmal kräftig gelernt." erklären konnte. Wenn, dann eher Abweichler nach unten wegen Prüfungsangst oder Blackout. Bei großen Abweichlern nach oben würde ich mir vorbehalten, eine mündliche Abfrage anzuschließen, bei der abgeprüft wird, ob die Inhalte wirklich verstanden wurden. Wenn ja, gibt es natürlich im Zweifelsfall die bessere Note. Sonst kann man Zweifel an der ursprünglichen Prüfungsleistung äußern und die Nachweise der Schulleitung vorlegen zwecks finaler Entscheidung.

    Im Bereich Sprachunterricht, ob jetzt Deutsch oder Fremdsprachen, gibt es viele Inhalte, die irgendwie im Unterricht untergebracht werden müssen. Selbst der Teilbereich "Literatur" lässt sich noch einmal in diverse literarische Unterformen untergliedern. Und wenn man all dem irgendwie gerecht werden will, bleibt oft nicht mehr Zeit als für eine Ganzschrift. Und auch hier die Frage, ob eher ein klassisches oder ein modernes Werk.

    Niemand ist perfekt, auch Lehrkräfte werden in ihrem professionellen Handeln durch äußere Faktoren beeinflusst. Daher gibt es keine Garantie zu 100%-iger Objektivität.

    Es ist auch klar, dass wenn man lange Zeit in einem sozioökonomisch sehr guten oder sehr schlechten Umfeld arbeitet, die vor Ort herrschenden Bedingungen als "normal" wahrnimmt und das Gefühl verliert, was tatsächlich aus der Makroebene aus betrachtet "normal" ist.

    Daher finde ich es gut, dass du an deinem Beispiel gezeigt hast, dass du zwar skeptisch warst, ob die Leistungen deiner früheren Schüler wirklich alle 15 Punkte wert waren, dann aber nicht automatisch strengere Kriterien angewandt hast, weil "kann ja gar nicht sein", sondern eher zu dem Fazit gekommen hast, dass die gezeigten Leistungen in jeglicher Hinsicht die Kriterien der Bewertung "sehr gut" erfüllen und damit auch 15 Punkte wert waren.

    Und dass du andererseits sagst, dass du trotz ungünstigerer Voraussetzungen deinen aktuellen Schülern teilweise schlechtere, aber den tatsächlich gezeigten Leistungen entsprechende Noten gibst. Auch diese Schüler haben am Ende ein Recht darauf, objektiv, reliabel und valide bewertet zu werden.

    Ich finde es ehrlich gesagt mehr als problematisch, wenn ich hier lese, dass unterschiedliche Maßstäbe bei der Bewertung je nach Wohnort angesetzt werden. Schon klar, dass die sozioökonomischen Voraussetzungen zwischen Gelsenkirchen-Nord und dem Bonner Villenviertel komplett andere sind. Andererseits gibt es auch nur ein landesweites Curriculum und die zentralen Abschlussprüfungen unterscheiden auch nicht zwischen Brennpunkt und Gutverdienersiedlung.

    Arbeitgeber merken früher oder später, wenn Noten nicht dem wahren Können entsprechen. Kris schrieb letztens schon mit Erfahrungen aus Baden Württemberg. Wollen wir wirklich, dass Arbeitgeber irgendwann sagen "Der Bewerber kommt von der Schule X, da können wir nicht darauf vertrauen, dass die Notenvergabe das tatsächliche Können abbildet."?

    Nehmen wir mal das, ehrlicherweise eher seltene, Szenario an, dass Familie X aus Gelsenkirchen 10 mio. € im Lotto gewinnt und mit dem Gewinn beschließt, sich in Bonn ein schönes Häuschen zu kaufen. Das Kind der Familie soll dann auch dort auf die Schule gehen. Ich fände es schwierig, wenn das Kind dann dort auf die harte Art und Weise lernen müsste, dass die guten Noten, die es womöglich bisher erhielt, kein Zeichen guter Leistungen waren, sondern eher eine Art Trostpreis. Im schlechtesten Fall führt das zu unreflektierten Selbstzweifeln und Vertrauensproblemen.

    Ein potentiell leistungsstarker Schüler kann bei unzureichender Forderung auch "nur" Durchschnitt bleiben. Ich verstehe die Argumentation von nihilist durchaus. Da wir uns alle nicht vierteilen können, müssen wir uns immer fragen, was uns im Zweifelsfall als Gesellschaft mehr bringt, die Förderung leistungsschwacher Schüler oder die Forderung leistungsstarker Schüler.

    Da niemand (auch Grundschullehrkräfte) regelmäßig bei begrenzten Ressourcen die volle Leistungsbreite zwischen Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und Hochbegabung abdecken kann, sehe ich hier durchaus die Sinnhaftigkeit des gegliederten Schulsystems begründet.

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