Beiträge von Gymshark

    Ich hoffe, dass sich die künftige Regierung mal zur Aufgabe macht, das Steuerrecht zu vereinfachen, Stichwort Bürokratieabbau. Aktuell läuft vieles über Nachweise (siehe das Beispiel mit dem Fahrtenbuch), was für viele ein Mehraufwand ist, den viele Bürger scheuen und dann am Ende auf viel Geld verzichten. Weniger Bürokratie heißt am Ende mehr Missbrauch möglich, aber einen Kompromiss muss es wohl geben - viel Bürokratie und viel Bürgernähe schließt sich am Ende aus.

    Wir müssten gesellschaftlich wieder davon weg, dass Absolventen des mittleren Lehrgangs (z.B. Realschule) nur aus dem Grund heraus in die gymnasiale Oberstufe wechseln, weil sie halt schon im System "Schule" drin sind und sonst nicht wissen, was sie machen sollen.

    Wie du schon schreibst, diejenigen, die sich mit den Inhalten der Oberstufe identifizieren oder einen konkreten beruflichen Plan haben, das ist eine ganz andere Geschichte.

    Ansonsten gibt es ja genug berufliche Möglichkeiten nach einem erfolgreichen mittleren Schulabschluss, sodass es nicht auf Zwang das Gymnasium sein muss. Im schlechtesten Fall hängen noch eher Schüler jahrelang im System "Schule" fest, obwohl sie diese Zeit hätten sinnvoller nutzen können.

    Und doch, Selektion ist unsere Aufgabe als Lehrkräfte. Das wird besonders im berufsbildenden Bereich deutlich. Lehrkräfte entscheiden hier bisweilen, wer später verletzte Menschen versorgen, Trinkwasser kontrollieren, mit Starkstrom hantieren darf. Hier geht es darum, unsere Sicherheit und unser Leben vor Menschen zu schützen, die bestimmte Kompetenzen nicht aufweisen. Diese dürfen nicht bescheinigt bekommen, dass sie für die Ausübung bestimmter Tätigkeiten qualifiziert sind.

    Ehrlicherweise ist der potentielle Schaden einer Fehldiagnostik im Primar- oder Sekundärbereich geringer, aber dennoch eine berechtigte, unterschwellige Frage: Habe ich meinen Job erst dann (gut) erfüllt, wenn jeder Schüler (m/w/d) des 12er Mathe-Grundkurses lineare Gleichungssysteme lösen kann? Die Antwort leitet sich aus einer Folgefrage ab, nämlich, wem schulde ich überhaupt meine Arbeitsleistung? Ist es das Land oder der Schüler? In einem privat(wirtschaftlich)en Setting bezahlt mich ein Schüler, dass ich ihm eine Fremdsprache oder ein Musikinstrument beibringe. Zwar muss auch hier der Schüler kooperieren, da ich niemandem, der sich mit Händen und Füßen wehrt, realistisch etwas beibringen kann, aber die Bringschuld liegt schon irgendwo bei mir, da, wenn der Schüler das Gefühl hat, dass er bei mir nichts lernt, die Unterrichtsstunden abbricht und zum Konkurrenzanbieter wechselt.

    Im öffentlichen Dienst bin ich wiederum nicht dem Schüler, sondern dem Land gegenüber in der Bringschuld. Das Land bezahlt mich dafür, dass ich die Inhalte und Methodiken, die das Land für wichtig erachtet, vermittle und im Anschluss überprüfe, ob die Schüler die Kompetenzen tatsächlich erworben haben. Wie vermittle ich wiederum? Ich vermittle die Inhalte so, dass ich Mindestkompetenzen (Note 4 / 5 Punkte) auf Basis des letzten Schuljahres als bekannt voraussetze und dann die vorgeschriebenen Inhalte und Methodiken so aufbereite, dass entsprechend den Anforderungen der jeweiligen Schul- oder Kursform jeder Schüler in die Lage versetzt wird, bei einer Leistungsüberprüfung Note 1 oder 15 Punkte zu erreichen. Bedeutet: Ich muss mir dann etwas vorwerfen, wenn ich Inhalte und Methodiken, die das Curriculum bzw. der Lehrplan vorsieht, nicht vermittle oder wenn mein Unterricht so konzipiert ist, dass es praktisch gar nicht möglich ist, in der Prüfungssituation die volle Punktzahl zu erreichen.

    Man kann es so ausdrücken: Ich mache allen Schülern ein Lernangebot, sodass alle staatlichen Anforderungen erfüllt sind. Nutzen Schüler dieses Angebot, attestiere ich ihnen das (gerne). Nutzen sie es wiederum nicht, muss ich das auch attestieren. Und klar, damit entscheide ich letztendlich auch darüber, wer welchen Schulabschluss erhält oder eben nicht.


    Oder vielleicht wieder zurück an die Uni und entspannt jedes Semester eine Vorlesung anhören.

    Da kommt es denke ich sehr auf das Vorlesungsformat an. Die Art von Vorlesung, bei der der Dozent 12 Wochen lang durch seine 60-Seiten-Foliensätze hetzt, um jedes noch so kleine Detail irgendwie anzusprechen, und am Ende steht eine umfangreiche Klausur an - da sehe ich weniger den Spaß oder die Entspannung. Das sind halt Vorlesungen, die man besucht, weil man den Schein auf dem Weg zum Erwerb eines berufsqualifizierenden Abschlusses braucht.

    Ein reines Hobbystudium müsste vermutlich von Grund auf deutlich anders strukturiert (und vor allem deutlich weniger kompetitiv) sein. Dann wäre das Ganze eher vergleichbar mit z.B. einem Buchclub.

    Die Beispiele erinnern mich an dieses Video, in dem ein Herr porträtiert wird, der mit 100 Jahren immer noch (stundenweise?) als Steuerberater arbeitet.

    Der Mann ist beindruckend - mit 100 Jahren noch absolut fit, geistig wie körperlich. Würde ich ihn auf der Straße treffen, ich hätte ihn auf maximal 80 geschätzt.

    Gesundheit und ein langes Leben - das ist leider nicht jedem Mitmenschen vergönnt. Diejenigen, die von Geburt an gute Voraussetzungen mitbringen und durch einen gesunden und aktiven Lebensstil noch das Maximale herausholen, zeigen jedoch, wozu der menschliche Körper fähig ist.

    Keiner muss bis ins hohe Alter arbeiten, in manchen Jobs ist das auch kaum bis gar nicht möglich, aber dennoch finde ich es wichtig, dass man so lange wie möglich Dinge macht, die man gerne macht - was auch immer diese Dinge im Einzelfall auch sein mögen.

    Mir fällt positiv auf, dass du im Verlauf des Gesprächs hier weiterhin freundlich, geduldig und reflektiert erscheinst. Aus der Erfahrung heraus passiert es bei längeren Verläufen gerne mal, dass bei manch einem User das Temperament durchgeht. Bei dir, Browneyes, ist das jedoch nicht der Fall, trotz zum Teil provokant formulierter Beiträge einzelner User.

    Von dem, was du bisher geschrieben hast, was deine Stärken und deine Erwartungen an deinen zukünftigen Job sind, kann ich mir eine Tätigkeit im Bereich Gemeindepädagoge oder Pfarrreferent tatsächlich sehr gut vorstellen.

    Stadtführer würde ich nicht Vollzeit machen, sondern höchstens nebenberuflich mit ein paar Führungen pro Monat. Das ist nicht gut bezahlt und meine persönliche Einschätzung ist, dass es bei einer hohen Anzahl an Führungen einem irgendwann aus den Ohren hängt, immer und immer wieder dieselbe Sehenswürdigkeiten vorzustellen. Man muss sich ja als Stadtführer sehr gut in einer Stadt auskennen, wodurch sich das Einzugsgebiet auf eine Stadt bis zumindest wenige Städte beschränkt.

    Ich glaube, der Gesprächsverlauf hat sich hier in eine Sackgasse entwickelt. Es wird sich an einzelnen Stichworten abgearbeitet und dabei nur die Hälfte des tatsächlich Geschriebenen gelesen.

    Browneyes ist sich nach Erfahrungen in Studium und Praktika relativ sicher, dass der Lehrerberuf nichts für sie ist, sucht jetzt nach einer Alternative, die zu den eigenen Fähigkeiten und Erwartungen an die zukünftige Erwerbstätigkeit passt.

    Vielleicht könnten wir hier ansetzen, statt uns in unnötigen Exkursen zu verlieren.

    Ich finde Kochen und Einkaufen angenehme Freizeitbeschäftigungen, keine notwendigen Übel. Ist aber natürlich immer Ansichtssache.

    Was den Garten angeht: Ich vermute, du möchtest gerne einen schönen Garten haben, aber ihn nicht selber pflegen müssen, oder? Ansonsten gäbe es ja auch Wohnmöglichkeiten mit keinem oder nur einem kleinen Garten.

    Praktikanten sind für Betriebe wie für Stätten des öffentlichen Dienstes fast immer mit Mehraufwand verbunden, da die Praktikanten noch wenig eigenständig arbeiten können, angeleitet und geführt werden müssen. Dennoch ist es natürlich wichtig, sich um Praktikanten angemessen zu kümmern, um sicherzustellen, dass die nächste Generation an Berufskollegen nachrückt.

    Was das Thema Dankbarkeit angeht: Ja, eine gewisse Dankbarkeit sollte von beiden Seiten (Praktikant und anleitende Fachkraft, hier Lehrkraft) entgegengebracht werden, vorausgesetzt der jeweils Andere zeigt sich engagiert, höflich und freundlich.

    Ich habe eine Bekannte, die zuerst auch kurze Zeit Jura studierte, danach Lehramt, aber am Ende damit unzufrieden war. Ich meine, sie studierte danach etwas im Bereich Wirtschaft und so wie ich das bislang von ihr mitbekam, fühlt sie sich in ihrem aktuellen Job wohl und "angekommen".

    Manche finden mit 16 oder 18 direkt ihren Traumjob, manche brauchen etwas länger. Sieh es nicht als Scheitern, sondern als Erfahrung!

    Es gibt soooo viele Jobs da draußen. Es ist nicht einfach, den Job zu finden, der zu einem passt.

    Caro07 : Ich habe mir PIKAS angeschaut. Sie definieren das Quadrat auch über Seitenlängen und Winkel. Mit den Unterrichtsvorschlägen dort gehe ich auch d'accord - sortieren, legen, falten, handlungsorientierter Unterricht.

    Ich habe aber leider auch Seiten im Internet gefunden, die sich an Kinder richten, auf denen das Quadrat als Viereck mit vier gleichlangen Seiten definiert wird. Das ist mathematisch so nicht richtig und didaktische Reduktion darf nicht zu fachlicher Inkorrektheit führen.

    Plattenspieler : Ich kann aus Sek-Perspektive durchaus sagen: "Ihr kennt schon das-und-das aus der Grundschule. Heute schauen wir uns das noch einmal genauer/aus einer anderen Perspektive an.". Schwieriger ist es, wenn ich durch die Blume zugeben müsste, dass den Schülern etwas falsch beigebracht wurde. Es wird auch keinen führenden Didaktiker geben, der postuliert, dass es OK ist, Kindern etwas falsch beizubringen, um es dann im Nachhinein zu korrigieren. Vom Phänomen- und handlungsorientierten zum Systematischen, ja, auch gerne vom Regel- zum Ausnahmefall. Die Raute ist aber nun einmal nicht die Ausnahme vom Quadrat, sondern das Quadrat die Ausnahme zur Raute.

    Das Problem ist nicht die anfangs vereinfachte Darstellung von Themen, die in den Folgejahren komplexer/umfangreicher wird. Damit dürften die meisten User hier einverstanden sein und ist ja durchaus auch curricular gewünscht, Stichwort Spiralcurriculum.

    Die Herausforderung dabei ist nur, dass eine vereinfachte Darstellung nicht zu einer fehlerhaften Vorstellung führen darf.

    Am Beispiel Quadrat/Raute: Es wäre fatal, wenn Kinder eine Raute als (besonderes) Quadrat bezeichnen würden, nur weil eine Raute ein Viereck mit vier gleichlangen Seiten ist.

    Wenn das Quadrat im Unterricht eingeführt wird, muss es über Seitenlängen und Winkel erfolgen. Das kann von mir aus anfangs auch ohne Fachbegriffe und durch Auslegen/andere kinderfreundliche Methoden passieren. Ist das nicht möglich, dann lieber das Quadrat als besonderes Viereck weglassen und nur über Vierecke allgemein sprechen. Das wäre ja auch eine Form von didaktischer Reduktion.

    Aus Sek I/II-Sicht muss ich leider zustimmen, dass man ein Quadrat nicht sinnvoll definieren (und im Unterricht einführen) kann, wenn Winkel völlig außen vorgelassen werden. Das führt leider zu Fehlvorstellungen, siehe die Verweise auf Rauten. Dann ist es tatsächlich besser, wenn "nur" Vierecke behandelt werden und die speziellen Vierecke erst dann folgen, sobald Parallelität und Winkel eingeführt werden.

    Im Leistungskurs erwarte ich schon, dass die zentralen Inhalte der Sek I sitzen. Wer hier noch große Lücken haben sollte (Ist aber zum Glück nur eine seltene Ausnahme.), muss diese selbstständig nacharbeiten.

    Wenn ich einen Grundkurs habe, dann wiederholen wir bei neuen Themen durchaus auch noch einmal die zugehörigen Grundlagen aus der Sek I. Aus zeitllchen Gründen können wir hier aber natürlich nicht bei Adam und Eva anfangen. Auch hier muss es üner selbstständige Nacharbeit laufen. Ich mache es aber so, dass ich mir nach dem ersten Halbjahr die Schüler (m/w/d) unter 5 Punkten schnappe und mit ihnen darüber spreche, wie es bisher im Mathematikunterricht lief, wie es in anderen Fächern aktuell so aussieht und wie es zukünftig weitergehen soll. Da gibt es Fälle, bei denen die Schüler in den restlichen Fächern konstant gute Noten haben und sich nur in Mathematik schwer tun. Wenn dann auch kein mathematikintensiver Beruf angestrebt wird, entscheiden wir uns für einen pragmatischen Ansatz, dass das Ziel 5 Punkte sind. Die Schüler müssen keine komplexeren Aufgabenformate berbeiten, zumindest die Grundlagen müssen aber sitzen und dafür können sie auch keine Punktezahl höher als 8 Punkte erwarten.

    Bei den Schülern (m/w/d), die wiederum in mehreren Fächern Schwierigkeiten haben, frage ich durchaus provokant, ob eine Fortsetzung der Qualifikationsphase Sinn macht. Ich berate in solchen Fällen eher Richtung Abgang nach der 12 zum Erwerb der Fachhochschulreife oder Suche nach einer den eigenen Fähigkeiten entsprechenden Ausbildung. Die Hälfte der Wackelkandidaten entscheidet sich tatsächlich für den Abgang, ein Viertel kann sich im Verlauf der Qualifikationsphase doch noch rappeln, der Rest versucht es, scheitert am Ende aber doch.

Werbung