Beiträge von Antimon

    Die Klassengrösse ist ja nochmal ein anderes Thema. Ich mag mich erinnern, dass wir sowas wie 25 Kinder in meiner Grundschulklasse waren, am Gymnasium sass ich plötzlich unter deutlich über 30 Kindern. Und ab da wurden immer nur weniger, es kamen nie Kinder aus den "unteren" Leistungsniveaus dazu. Wie das heute ist, dazu gibt es sicher irgendwo Statistiken. Bezüglich Differenzierung ... Ich habe mich in der Grundschule überwiegend gelangweilt. In der 5. Klasse am Gymnasium ging es nicht lange, bis ich die erste 6 einkassiert hatte weil mir nicht klar war, dass ich für eine Prüfung in Erdkunde hätte lernen sollen. Ich hab's mir dann natürlich gemerkt, dass das hilfreich wäre ;)

    Bei uns in der Schweiz haben wir in der Mittelstufe noch eine relativ hohe Fluktuation zwischen den 3 Niveaus, ein kleiner Teil tritt immer auch aus dem mittleren Leistungszug direkt in die gymnasiale Oberstufe über. In der Sek II geht's dann schon häufiger vom Gymnasium in Richtung FMS als anders rum. Aber insgesamt ist die Wechselrate nicht so hoch, dass man grundsätzlich die Zuteilung infrage stellen müsste. Zuletzt haben sich bei uns im Kanton allerdings die Promotionsbedingungen an der FMS verschärft und ab August 2024 gelten auch neue, schärfere Übertrittsbedingungen. Der Dropout wurde da schlichtweg zu hoch um das noch weiter verantworten zu können. Der Trend ist bei uns eben gar nicht "wir hieven alle durch", wozu soll das auch gut sein.

    Naja, eine Lösung wäre die Grundschule bundesweit bis Klasse 6 laufen zu lassen. So ist es bei uns in der Schweiz. Das frühe Sortieren nach der 4. Klasse finde ich schon recht pervers.

    Stimmt, ich erinnere mich dunkel an die Sache mit der Teilhauptschule ... Dass die bei uns am Ort so schrecklich war*, war ja der Grund, dass meine Mutter sich von meiner letzten Klassenlehrerin der Grundschule hat überreden lassen, dass ich eben ans Gymnasium gehe ^^

    (*Ah nee ... früher war ja alles besser und mehr Lametta!)

    Nee, den lasse ich gerne so stehen und warte drauf, dass den Rumätzern überhaupt was dran auffällt. Drill und Disziplin gilt im tollen Asien nicht nur für Kinder und Jugendliche. Das Rumgejammere könnt ihr euch als Lehrpersonen da auch wo hinstecken.

    Ach wisst ihr ... Wir haben dieses Schuljahr jemanden mit einem deutschen Staatsexamen zu uns an die Schule bekommen, der aus Deutschland weggegangen ist, weil dort alles so "furchtbar" ist. Er hat bei uns keine Festanstellung bekommen, weil er unserem Anspruch nicht gerecht wird. Jetzt ist er am Rumjammern, dass er hier ernsthaft abliefern soll, wenn er haben will. Letzteres, also haben, will er so einiges, insbesondere mein Unterrichtsmaterial und möglichst viel Geld. Nur leider bekommt er selber nicht allzu viel auf die Kette. Es wäre wirklich spannend, ob einer von denen, die hier so gerne über doofe Migranten abziehen, auch nur 2 Sekunden bei uns überleben würden. Oder in Japan oder in China oder in Südkorea oder sonst wo, wo angeblich alles besser ist. Allein wenn ich mir schon die sprachlichen Defizite derer anschaue, die hier die markigsten Worte von sich geben, glaube ich, dass nicht.

    Oh... Ich zeige allen meinen Klassen mal einen Bildungsbericht aus dem ein ums andere Mal hervorgeht, dass die Absolvent*innen aus dem Profil Mathe/Physik in egal welcher Studienrichtung am besten abschneiden. Ganz weit vorne übrigens auch die modernen Fremdsprachen und zuhinterst immer Musik und Bildnerisches Gestalten. Aber letzteres gilt in der Gesellschaft natürlich als besonders starker Indikator für "Bildung", ne? Es ist halt so, dass in den NaWi-Klassen oftmals viele gute Hobby-Musiker*innen sitzen, die das einfach nicht bei jeder Gelegenheit rauströten müssen, wie toll kulturell "gebildet" sie sind. Hingegen kenne ich auch unter meinen Kolleginnen und Kollegen aus den Sprachen, Künsten und Geisteswissenschaften niemanden, der oder die sich hobbymässig für Naturwissenschaften,, Mathe und/oder Informatik intetessieren würde.

    Es gibt aber reichlich Evidenz, dass Deutschland absolut für die Schulbildung viel zu wenig ausgibt

    Der Wiki-Artikel, den du verlinkst, sortiert nach Ausgaben gemessen am BIP. Zusammen mit den skandinavischen Ländern stehen da Länder zuoberst, die alles andere als berühmt für ein besonderes gutes Bildungssystem sind. So eindeutig ist da der Zusammenhang überhaupt nicht, soweit waren wir auch schon. Die Schweiz und Südkorea liegen mit jeweils 5 % in etwa der gleichen Grössenordnung wie Deutschland.

    Wenn es eine deutsche "Bildungsmisere" wirklich gibt, habe ich ihre Ursache hier im Lehrerforum gefunden: Leute, die meinen, nur wenn die Eltern sich die Musikschule leisten können, können die Kinder am musischen Gymnasium Abitur machen. So ein Dünkel treibt mir echt die Galle hoch. Die Schweiz ist immer noch das einzige Land im OECD-Bildungsraum, in dem die staatlichen Schulen mehr leisten als die privaten Schulen. Offensichtlich wird das ausgegebene Geld einfach nur besser investiert. In Einzelunterricht bei der Instrumentallehrperson z. B., damit die gesellschaftliche "2. Klasse" ihre Plagen auch unter die "Bildungselite" bekommt. Unsere Eltern zahlen in der Sek II übrigens etwa einen Tausender pro Schuljahr für Material, Schulveranstaltungen etc, der Staat leistet das nur bis einschliesslich Klasse 9. Sozial benachteiligten Jugendlichen gewährt der Kanton Baselland aber Stipendien über 4000 CHF pro Schuljahr, da habe ich als Klassenlehrperson selbst oft genug unterschrieben.

    So besonders ist das nicht, denn hier in BW gibt es ebenfalls in 5/6 die sogenannte Orientierungsstufe, an deren Ende beispielsweise auch erst entschieden wird an den Realschulen, wer auf Grundniveau oder mittlerem Niveau weiterbeschult wird

    War das nicht immer schon so? Ich bin 1990 ans Gymnasium übergetreten, zusammen mit nur 4 weiteren Kindern aus meiner Grundschulklasse übrigens. In der 5./6. hatten wir 3 Parallelklassen mit jeweils über 30 Kindern, danach war ein Drittel abgeschult an die Realschule und es gab nur noch 2 Parallelklassen. Ich war immer der Meinung, das nannte man damals schon (wenigstens in Bayern) "Orientierungsstufe", aber vielleicht irre ich mich.

    Dafür hat die Schule keine Kapazität

    Schrieb derjenige, der sich selbst so gerne als ach so toller Werkrealschullehrer glorifiziert. Wir sind im Baselland 2015 auf die Strassen gegangen, damit der Instrumentalunterricht für unsere Jugendlichen kostenlos bleibt (unter anderem). Natürlich haben wir Jugendliche aus sozial schwachem Elternhaus an der Schule im Schwerpunktfach Musik, die Einzelunterricht ausschliesslich an der Schule wahrnehmen. Dein dünkelhaftes Gewäsch disqualifiziert dich bei mir endgültig. Absolut unterirdisch asozial.

    auf diese Weise verteilt sich der Anteil der Kids mit Migrationshintergrund eben auch ungleich

    Ja ... Ist hier nicht anders. Wir haben an meiner Schule einen deutlich höheren Anteil Migrantenkinder als an den anderen Gymnasien im Kanton. Je nach Schwerpunktfachprofil können das deutlich mehr als die Hälfte in einer Klasse sein. Ehrlich gesagt findest du hier bei fast jedem irgendeine Art von Migrationshintergrund in der x.ten Generation, wenn man nachfragt. Ich frage schon gar nicht mehr, es ist auch völlig belanglos. Wir stehen deswegen nicht schlechter da als der Rest. Wenn man ein dreigliedriges Schulsystem aufrecht erhalten will, muss man halt auch ernsthaft nach Leistung sortieren. Ob das nun Migrantenkinder sind oder nicht, ist da ziemlich wurscht. Können müssen die alle das gleiche, wenn sie zu uns kommen wollen.

    Ich habe so 1 - 2 Kollegen im Deutsch, die sich irgendein Niveau-Zeug einbilden und rumjammern, dass Goethes Faust leider nicht geht mit 3 Albanern, 5 Italienern, 2 Türken, 4 Portugiesen und 3 Tamilen in der Klasse (die Zahlen sind jetzt völlig random, es interessiert mich wirklich schon lange nicht mehr, wo die alle herkommen). Der Rest jammert nicht rum sondern liest irgendwas anderes, was halt geht. Vielleicht müsste man sich insgesamt mehr den Gegebenheiten anpassen und weniger jammern. Ich nehme, was kommt und bisher ist noch immer was draus geworden.

    Ich kann mich noch recht gut erinnern, dass ich doch sehr erstaunt war, als ich vor knapp 10 Jahren anfing an meiner jetzigen Schule zu arbeiten, dass diese jungen Menschen aber ganz schön bunt sind. Ich hatte das Jahr davor an einer Schule im Zürcher Speckgürtel mit lauter rich kids aus gutbürgerlichem Schweizer Elternhaus gearbeitet. Dort wo ich jetzt arbeite, sind die Eltern eher nicht wohlhabend, haben oft Migrationshintergrund und ebenso oft auch keine akademische Ausbildung. Die allermeisten sind einfach nur froh, dass sie ihre Plagen bei uns untergebracht haben und nörgeln entsprechend selten rum, dass irgendwas nicht den erlauchten Erwartungen entspricht. Das finde ich sehr viel sympathischer als die Prinzessinnen und Prinzen aus dem Zürcher Speckgürtel zu unterrichten.

    Ich sehe keine derartige Korrelation zwischen der beruflichen Belastung der Eltern und der häuslichen Förderung der Kinder, eher das Gegenteil.

    Erklärst du dem Kind der alleinerziehenden Mutter, die die letzten 20 Jahre bis zur Rente an 13 verschiedenen Einsatzorten geputzt hat. Meine Mutter hätte gar keine Zeit gehabt, mir Referate zu schreiben. Von den meisten Fächern, die ich am Gymnasium so hatte, hatte sie sowieso keine Ahnung, mehr als Lesen, Schreiben und Rechnen hat die in 8 Jahren Volksschule nicht gelernt. Die hat sich nur zeigen lassen, dass ich überhaupt was gemacht habe und ich finde, das sollte absolut ausreichend sein. Der Rest muss in der Schule passieren.

    Ich glaube es ist ziemlich anmassend von dir, das so pauschal für ALLE zu befinden. Dass dein Weltbild stockkonservativ ist, ist klar. Meins nicht. Aber ich habe auch schon gar keine Kinder :P

    Im Übrigen glaube ich, du zitierst den falschen Beitrag. Dass ich mir von Helikoptereltern keinen Knopf ans Ohr schwätzen lasse, müsstest du ja eigentlich gut finden.

    Wir alle wissen, wie empfänglich wir selbst oder zumindest Kollegen für die "Wünsche" oder Beschwerden von engagierten Eltern sind

    Sind wir das? Es interessiert mich ziemlich wenig, was Eltern so wollen, die unterrichte ich nicht. Ich hatte am letzten Elternabend ein recht bizarres Gespräch mit einem Vater der fand, Physik sei zu kompliziert bei mir. Ich erklärte ihm, ich wisse offensichtlich besser, worum es geht als er und liess ihn stehen. Ich erkläre einem Bäcker auch nicht, wie er seine Brote zu backen hat.

    2. Das häusliche Lernen spielt immer noch eine zu große Rolle, als dass Eltern als Lernbegleiter oder -antreiber keine Rolle mehr spielten

    Finde den Fehler. Wir können nicht auf der einen Seite davon schwätzen, dass mehr Frauen arbeiten gehen sollen, Gleichberechtigung, blabla, und auf der anderen Seite finden, die Eltern kümmern sich zu wenig. Aber ich weiss natürlich, dass ich hier recht alleine dastehe mit der Meinung, es müsste viel mehr an der Schule und viel weniger zu Hause erledigt werden. Insbesondere die kinderhabenden Kolleginnen haben mir dafür hier noch immer die Augen ausgekratzt. Natürlich sind das die gleichen, die das mit dem Gendern ganz wichtig finden und überhaupt... Gleichberechtigung!!!

    aber wirkliche Thesen Deinerseits, woran es hapert, nicht finden können

    Stimmt, ich schrieb nichts davon woran es "hapert" sondern ungefähr 5 x, dass es meiner Meinung nach überhaupt nicht "hapert". Ich schrieb z. B. dass unsere Jugendlichen im landesinternen Vergleich in der Mathe sehr viel schlechter rauskommen als bei PISA. Ich schrieb, dass wir zugleich aber keine nennenswerten Probleme mit der Studierfähigkeit unserer jungen Leute haben. Ich schrieb, dass Deutschland bei TIMMS immer schon nur mittelmässig abschneidet. Dies, nachdem behauptet wurde früher sei angeblich irgendwas "hervorragend" gewesen. Das ist alles belegbar und spricht nicht dafür, dass PISA so wahnsinnig interessant ist, wie es dargestellt wird.

    Persönlich glaube ich, dass Corona natürlich eine Rolle gespielt hat, dass in diesem Durchlauf so viele Länder so viel schlechter abgeschnitten haben. Selbst wenn es kaum oder keine "Massnahmen" gab (dazu zählt einiges mehr als Schulschliessungen) ist unseren Kindern und Jugendlichen das hysterische Gehabe der erwachsenen Welt natürlich aufs Gemüt geschlagen. Es ist der Psyche nicht wahnsinnig zuträglich zwei Jahre lang jeden Tag in den Medien zu lesen, dass es an Schule X jetzt wieder x Infektionen gegeben hätte und Schule Y mal wieder geschlossen ist, weil angeblich irgendwelche "Massnahmen" nicht eingehalten wurden, blabla, blablubb.

    Natürlich dürfen andere das alles ganz anders sehen, das ist meine persönliche Meinung. Wenn die nächste Runde PISA wieder besser rauskommt, wovon ich ausgehe, haben wir zumindest ein Indiz dafür, dass es so gewesen sein könnte. Tatsächlich hat auch in der Politik keiner ein wirkliches Interesse daran, eine ehrliche Analyse durchzuführen. In der Schweiz stand schon mal zur Debatte, aus PISA auszusteigen. Das fände ich angemessen, der Quatsch kostet viel zu viel Geld.

    Bezüglich "Einfluss der Medien" gibt es unterdessen einiges an Erhebungen, die stark darauf hinweisen, dass der Inflationäre Konsum der "sozialen Medien" (aka TikTok & Co) der psychischen Gesundheit nicht zuträglich ist. Kann man nachlesen, wenn's einen interessiert. Und dann draus machen, dass alles Digitale sofort aus dem Schulalltag verschwinden muss. Weil das ja genau das gleiche ist, wie TikTok. Ich bin jetzt mal argumentativ prophylaktisch.

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