Beiträge von Antimon

    Wer sich weiter über das Thema Fremdsprachenunterricht in der Primarstufe informieren möchte, dem würde ich übrigens wirklich empfehlen, mal hierauf zu klicken:

    https://lvb.ch/lvbinform/2022…isse-zum-thema/

    Die KuK haben die Übersicht mit sehr viel Fleiss zusammengetragen, natürlich sicherlich tendenziös zugunsten der vorherrschenden Meinung ausgewählt. Ich kenne die Leute ja aber, da sind einige dabei, die selbst an der Sek I z. B. Französisch unterrichten und seit Jahren am Verzweifeln sind. Ich halte es für einen bemerkenswerten Vorgang, dass ausgerechnet in der so stolz mehrsprachigen Schweiz das Konzept des frühen Fremdsprachenunterrichts in absehbarer Zukunft eingestampft werden wird.

    In unserem Setting ist der Befund eindeutig: Es ist nicht nur nicht nützlich, es schadet. Wir haben einfach sehr viele Migrantenkinder, die zwingend darauf angewiesen sind, an der Primarschule Deutsch zu lernen, zu Hause passiert es nicht. Die nationalen Auswertungen der PISA-Studien (bei IGLU sind wir nicht dabei) zeigen, dass das grundsätzlich auch funktioniert. Die Lesekompetenz der migrantischen Kinder 1. Generation hat von PISA 2000 bis PISA 2018 praktisch zur 2. Generation Migrantenkinder aufgeschlossen während in Deutschland diese Lücke riesig geworden ist. Bedauerlicherweise bleibt einfach auch bei uns immer noch ein signifikanter Unterschied zu Kindern, die die jeweilige Landessprache als Muttersprache sprechen. Migrantische Kinder ab der 3. Klasse Primar dann auch noch mit einer weiteren Fremdsprache zu belästigen kann einfach nicht gut gehen. Einige deutschschweizer Kantone haben das "Frühfranzösisch" schon rausgeschmissen, andere haben Französisch immerhin an der Sek I im Leistungszug A (entspricht der deutschen Hauptschule) in den Wahlpflichtbereich verbannt.

    Bezüglich Deutschland bin ich ganz bei Moebius : Das ganze ist ein Symptom verfehlter Migrationspolitik. Hierzu:

    Zu diesem Beitrag bescheinige ich dir persönlich ein geradezu erschreckendes und extrem herabwürdigendes Menschenbild, das du da zeichnest.

    Ich bin mir unterdessen ziemlich sicher, dass da jemand schreibt, der gar keine Praxiserfahrung hat. "Französisch" als Schulfach im Profil ist ebenso ziemlich sicher nur ein Platzhalter.

    Eine korrekte Rechtschreibung wird für die Bewertung von Schülerleistungen eine zunehmend untergeordnete Rolle spielen. Wir haben im Zusammenhang mit den verfügbaren KI-Tools schon jetzt die Bewertungsbögen für die Selbständigen Arbeiten und Maturarbeiten dahingehend angepasst. Die gekünstelte Empörung darüber hat sowas wunderschön Nostalgisches. Früher war eben alles besser. :aufgepasst:


    Ist es genug, um Kindern zu verdeutlichen, dass sich das mühsame Umlernen "lohnt"?

    Wofür "lohnt" es sich denn? Im Sachunterricht ist mir die Rechtschreibung herzlich egal, solange es nicht sinnentstellend in Bezug auf fachliche Richtigkeit wird. Beim Verfassen einer Maturarbeit erwarte ich, dass die Rechtschreibkorrektur des jeweiligen Textsatzprogramms benutzt wird. Funktionen, die "einfach so" von einer dummen Maschine übernommen werden können, sind offensichtlich keine intellektuelle Meisterleistung.

    Ob es eine gute Idee ist, nach Rücktritt an der selben Schule zu bleiben, steht dann wieder auf einem Blatt.

    Warum? Bei uns war das in der Vergangenheit so üblich. Auf Ende dieses Schuljahres werden zwei Kollegen pensioniert, die je ein paar Jahre in der Schulleitung tätig waren und dann wieder zurückgetreten sind. Zuletzt ist im ganzen Kanton leider die Zeit der "Kraken" ausgebrochen, was unter den Lehrpersonen aber gar nicht sehr geschätzt wird. Die Gefahr ist eben relativ gross, dass sich jemand ein Denkmal setzen will und irgendwann mit seinen "Visionen" alle zu Tode nervt. Ich bin schon lange dafür, dass die Schulleitung alle 5 Jahre im Amt bestätigt werden muss oder eben zurücktritt.

    muss an der Stelle erwähnt werden, dass die besagten 20-25% kein Phänomen der Neuzeit sind

    Schau dir doch bitte die erwähnte IGLU-Studie an, bevor du irgendwas behauptest.

    https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4700

    Die Werte sind schlechter geworden und insbesondere ist die Heterogenität grösser geworden.


    Hatten wir es nicht letztens wieder davon, dass Kinder Sprachen wie ein Schwamm aufnehmen und es daher gar nicht genug Sprachen sein können?

    Ich weiss nicht, wer es davon hatte. Lies einfach, es gibt unzählige Studien und Erhebungen, die zum absolut gegenteiligen Ergebnis kommen:

    https://lvb.ch/lvbinform/2022…isse-zum-thema/

    Finde ich nett, dass du dir was überlegst aber ich denke, die Karte reicht eigentlich. Ich habe öfter schon junge KuK mentoriert und Studierende betreut, dafür bekomme ich Geld. Ich erwarte da nichts extra. Du hast ein Recht darauf, dass die Person, die das Mentorat übernimmt, das auch anständig macht.

    scheint kein Einzelfall zu sein

    Natürlich nicht. Dass das in Brienz passieren wird ist lange bekannt und hat auch gar nichts mit dem Klimawandel zu tun. Das ist einfach der Lauf der Dinge in den Alpen. Die Brienzer sind samt Grossvieh seit über einer Woche evakuiert und jetzt harrt man halt der Dinge. "Kurios" finde ich einfach, dass man das ganze jetzt per Live-Cam verfolgen kann. Sofern man denn genügend Geduld aufbringt auf genau den entscheidenden Moment zu warten.

    Das Diminuitiv ist in der schweizer Mundart inflationär und Mundart ist die Alltagssprache. Hochdeutsch verwenden wir nur im Unterrichtsgespräch. DaZ-Lerner*innen haben es hier sowieso schwer, weil sie eben nicht die Alltagssprache lernen.

    Edit: Ich schreibe nur, wie's ist, nicht ob ich das gut oder schlecht finde. Tatsächlich spreche ich mit anderen Lehrpersonen auch mal über "Männchen", wenn ich zum Ausdruck bringen möchte, dass ich die Herren gerade nicht recht ernst nehme. Die Jugendlichen spreche ich so nicht an, da verwende ich doch recht bewusst die Begriffe "Männer" und "Frauen". Sie sprechen über sich selbst eben noch sehr lange über "Maitli" und "Buebe".

    Hier hat sich aber schon mal jemand dran gestört, dass ich meine Schülerinnen "Mädchen" nenne, auch wenn sie schon 18 sind. "Maitli" ist deren Eigenbezeichnung, auch noch in diesem Alter.

    Auf unseren Stundenplänen steht übrigens "Sport Herren" und "Sport Damen". In der Mundart ist es aber oft "Maitli" und "Buebe" und die Mundart hat hier einen anderen Stellenwert als in Deutschland. Ich erwähnte auch schon mal, dass gewisse Begriffe im gesprochen schweizer Hochdeutsch anders konnotiert sind als im bundesdeutschen Hochdeutsch.

    Wir hätten irgendwo im Regal noch einen alten Hollemann-Wiberg, den kann ich mal auf den Tisch schmeissen. Mein Korpus hat noch so wunderschöne Klinkerkacheln :evil:

    Womit ich tatsächlich schon Jugendliche zu Tode erschreckt habe: Ohne Vorwarnung den Drucklufthahn öffnen. Das war noch nicht mal Absicht, aber lustig :evil:

    Ach... In der Physik gäbe es natürlich die Option Funktionsgenerator. Bei 13 kHz bin ich raus... :evil:

    Wir sind in der Physik nur zwei Frauen. Emails gehen an "Liebe Physikerinnen und Physiker" und dabei bin ich ja nicht mal ne echte Physikerin ^^ Das war überhaupt keine Frage, dass sich da sofort die Anrede geändert hat. Die umgeräumten Regale hatte ich schon erwähnt. Die Fachschaft Spanisch bekommt seit Anbeginn der Zeit im August die erste Frau. Wir sind lustigerweise in den modernen Fremdsprachen eher männerlastig, den höchsten Frauenanteil hat die Biologie.

    Oder wie viele kennen die Leistung ihres PKWs in Kilowatt

    Hehe ... Das ist meine Baustelle ;) Fachsprache vs. Alltagssprache, grosses Thema vor allem in der Physik. Aber gerade da zeigt sich (auch), wie sehr Sprache das Denken prägt. Zahlreiche Fehlvorstellungen im Physikunterricht sind genau auf den widersprüchlichen Sprachgebrauch zurückzuführen. Drum kaufe ich auch niemandem ab, bei Verwendung des generischen Maskulinums absolut immer und selbstverständlich auch sämtliche Frauen mitmeinen zu wollen. Bestenfalls ist es eine Gewohnheitssache, über die man gar nicht nachdenkt.

    Ich lehne mich soweit gar nicht aus dem Fenster, ich kritisiere nur die pseudo-theoretische Argumentation in Bezug auf den alltäglichen Gebrauch der Sprache. Analysieren können die Profis da gerne alles mögliche, finde ich sogar spannend. Nur leitet sich daraus nicht ab, was ich tatsächlich "muss" oder eben nicht. Da wären wir in einer ganz anderen Kategorie des Sprachgebrauchs unterwegs, bei Boris Palmer & Co., dann wird es auch juristisch relevant.

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