Beiträge von Antimon

    Trifft das nicht genauso auf dich zu? Bist du nicht genauso überzeugt, dass nur du es richtig machst?

    Diesen Eindruck jedenfalls habe ich, egal zu welchem Thema du schreibst.

    Wenn du meinst ... Nein, ich hinterfrage mich selbst sehr oft. Ich reflektiere auch sehr oft mit meinen SuS zusammen, was wir anders/besser machen können. Manchmal probieren wir irgendwas aus, was dann nicht klappt. Es gibt keinen Grund dann nicht auch zu sagen, OK, war doof. Dass wir als Schule einigermassen erfolgreich darin sind, der Definition nach "benachteiligte" Jugendliche auszubilden, ist indes messbar.

    Dann fühl dich in diesem Teil der Sache nicht angesprochen. Wir hatten auch einen anderen Disput der darauf abzielte, dass natürlich auch die besser gestellten Eltern ihren Teil dazu beitragen. Und ich wiederhole mich: Dabei ging es nie um "Erziehung" und "Fürsorge".

    ändert sich nichts zum positiven, wenn Eltern - die es können

    Um die geht's nicht.

    Zum Beispiel durch die OGS

    Gibt's grade nicht. Ist bedauerlich, aber so ist das Leben. Sich als Lehrperson hinsetzen und die Hände in die Luft werfen "da kann ich doch nichts dafür", trotzdem weiter Aufgaben geben und erwarten, dass irgendwelche Eltern das dann schon kontrollieren werden, ist ein bisschen schäbig. Zumal es unzählige Studien zum Thema Effektstärke von Hausaufgaben gibt, die zeigen, dass es eh nicht viel bringt. Aber klar, alle die hier schreiben und Hausaufgaben geben, sind absolut davon überzeugt, dass nur sie es richtig machen und es ohne absolut nicht geht.

    Als LK kenne ich doch meine Schüler sehr genau und weiß, wer ein gutes Referat beispielsweise alleine vorbereitet hat oder bei wem massiv geholfen wurde.

    Und? Berücksichtigst du das dann bei der Benotung? Natürlich nicht. Damit käme zumindest ich auch schon rechtlich gar nicht durch. Formal gleiche Leistung muss zur gleichen Benotung führen. Wenn ich ein Plagiat bzw. Fremdleistung nicht eindeutig nachweisen kann, ist nichts zu machen. Also bleibt mir nur darauf zu achten, dass die Aufgabe so gestellt ist, dass sie nicht von elterlicher Unterstützung abhängt.

    Zum Abitur führe ich aber keinen.

    Ja ... Es geht aber hier im Thread erst mal um eine "normale" Grundschule. Dort sitzen Kinder, die grundsätzlich mal ans Gymnasium gehen könnten, wenn sie die entsprechenden kognitiven Voraussetzungen mitbringen. Viel zu häufig scheitert es aber daran, dass darüber hinaus irgendwelche Erwartungen nicht erfüllt werden können, weil das Elternhaus nicht stimmt. Ich hab mir jetzt mal die Statistiken rausgesucht, wir haben im landesweiten Durchschnitt etwa 25 % Migrantenkinder am Gymnasium. Menschen mit Migrationshintergrund haben wir in der Gesamtbevölkerung aber 39 %. Das Verhältnis kommt in Deutschland ziemlich genauso raus, die absoluten Zahlen sind halt andere. Deutlich besser sieht es in der Schweiz nur bei der Drop-out-Quote aus, wir haben deutlich weniger Schulabbrecher als Deutschland. Auch die "Umwege" an die Uni über die Berufsmatura und Passerelle z. B. funktionieren ganz klar besser. Immerhin. Ein Grund für PATSCH! SIND WIR NICHT TOLL! ist das aber noch lange nicht.

    Sind Migranten also einfach nur zu dumm fürs Gymnasium? Das ist natürlich Quatsch. Wir haben an meiner Schule wahrhaftig etwa 40 % Migrantenkinder, also genau den Anteil, der statistisch auch zu erwarten wäre. Diesbezüglich sind wir wohl tatsächlich "Bullerbü". Die Wahrnehmung ist aber "oh ... schwierig". Schon oft genug von Bekannten gehört. Schwierig mit so vielen Migranten, gell? Äh ... nein? Ein grösserer Teil davon hat in der Tag eine lausige Orthographie, das geht mir als Naturwissenschaftlerin grad am Allerwertesten vorbei. Eine meiner besten Schülerinnen bekommt keinen einzigen fehlerfreien deutschen Satz hin. Davon geht die Welt nicht unter.

    Das bedeutet, darauf zu achten, dass die Hausaufgaben ordentlich gemacht werden usw.

    Nein, das bedeutet es nicht. Eltern haben dafür zu sorgen, dass die Kinder das nötige Arbeitsmaterial dabei haben und dass sie pünktlich und regelmässig zum Unterricht erscheinen. Dass Hausaufgaben "ordentlich" gemacht werden kann auch ein Teil "unserer" Eltern in Ermangelung der dafür nötigen Sprachkenntnisse nicht kontrollieren. In einigen Fächern scheitert es an der Bildung der Eltern. Ich schrieb bereits exemplarisch von Frau W. die "nur" eine kaufmännische Ausbildung und keinen Blassen von Chemie hat.

    Ich persönlich bin absolut kein Hausaufgabenfreund.

    Genau. Aber wenn sie dann doch "versehentlich" aufgegeben werden, wäre es natürlich schon wünschenswert, die Eltern würden drübergucken. Das hast du nun so oft geschrieben, dass ich dir alle weiteren Beteuerungen schlichtweg nicht abkaufe. Die Realität, so wie sie ist, ist hausgemacht und es gibt genügend Beteiligte, die mindestens nichts dran ändern.

    Nö. Machst du doch auch ganz fleissig. Nur hast du eben wirklich keine Sachargumente. Spassig finde ich, dass der Thread gar keine eigentliche Fragestellung hat, man aber sicher ist, dass ich nicht kompetent bin, diese zu beantworten. Dass alle, die hier schreiben, stets versichern, die eigene Schule sei "Bullerbü", nur ich aber sicher keine Ahnung vom "Brennpunkt" habe. Wahrscheinlich bin ich die einzige, die wirklich in einem schlechten Einzugsgebiet arbeitet. Im despektierlichen Jargon kommt ein Grossteil unserer Jugendlichen aus sogenannten "Migrantenghettos". Für unsere Verhältnisse ist der Migrantenanteil an einem Gymnasium überdurchschnittlich hoch. Denn natürlich sorgen die erwähnten Mechanismen auch hier dafür, dass Migrantenkinder am Gymnasium deutlich unterrepräsentiert sind. Ausser Kinder deutscher Eltern übrigens, aber das sind mehrheitlich Akademikerkinder. Ich bin stolz auf unsere Arbeit, dass wir so viele an die Hochschulen bringen, die andernorts keine Chance hätten. Das liegt aber auch an einer sehr umsichtigen Bildungsdirektion, da haben wir halt Glück.

    dass man als kinderlose Person auch etwas Zurückhaltung üben sollte

    Das ist in der Tat ein ganz wichtiger Hinweis, vor allem wenn man sich zugleich über "persönliche Angriffe" empört. Macht nichts, das fängt man sich als kinderloser Mensch immer, wenn das Gegenüber keine Sachargumente hat. Sämtliche Statistiken und Untersuchungen zum Thema soziale Ungerechtigkeit im Bildungssystem geben mir absolut recht.

    Manche lesen einfach überhaupt nicht, was man so schreibt sondern haben offensichtliche Freude dran, sich zu empören. Es ging null und nie ums "Erziehen", es ging um Hausaufgaben, die von manchen Eltern aus diversen Gründen nicht betreut werden können. Es ging noch nicht mal darum, dass Eltern einfach nur danach schauen *dass* Hausaufgaben gemacht werden, wenn welche auf sind. Aber das schrieb ich ja alles ganz genau so, wie ich es meinte, ich muss dazu nichts mehr erklären. Einfach mal bei Google "soziale Ungerechtigkeit Schule Hausaufgaben" eingeben, es gibt tausende von Einträgen dazu. Es ist natürlich einfacher dem Staat allein die Schuld zuzuschieben als sich zu fragen, was kann ich als Lehrperson im Rahmen meiner Möglichkeiten tun. Und müsste ich dazu vielleicht einmal von meinen althergebrachten Ansichten abrücken.

    Das stimmt natürlich. Schriftliche Abschlussprüfungen im Schwerpunktfach Chemie sind auch einigermassen bekloppt. Kein einziger meiner KuK würde die lösen können, nicht mal die Leute aus der Bio wenn sie nicht zufällig noch Chemie unterrichten. Man hat's ja aber 4 Jahre lang geübt und dann klappt es eben. Die "Spezialität" der Chemieprüfungen in Muttenz und Liestal ist sicher der hohe Anteil an Transferaufgaben, dafür fragen wir keine freaky Details. Die Prüfung aus Oberwil könnten meine SuS nicht lösen, obwohl sie formal gar nicht schwieriger ist. Die kaspern einfach sehr viel mit dem Orbitalmodell rum. Am Ende ist eben wirklich die spannende Frage, woran man sich 5 Jahre später noch erinnert, wenn man das Fach nicht studieren geht.

    Danke dir für diese Einschätzung. Ich hätte da wirklich keine Ahnung (mehr), wie schwierig das jetzt ist. Dass ich es selber nicht lösen könnte, ist ja kein Massstab, ich beschäftige mich die meiste Zeit nur mit Dreisätzen ^^

    Ich weiss einfach, dass speziell unsere Abgänger sowohl an der ETH als auch in Basel immer recht gelobt werden, sie scheinen es dann auch einigermassen zu können. Wir haben ja durchaus Kontakt mit den beiden Hochschulen.

    Ich hab mir gerade mal Beispielaufgaben für den LK angeschaut. Also das würde ich spontan noch hinbekommen. Mit der schriftlichen Mathe-Matura für das Profil A bin ich leider aufgeschmissen, ich glaube nicht dass ich da aus dem Stand eine Genügende schaffen würde. Falls es jemanden interessiert, wir haben die letzten beiden Prüfungen immer online:

    https://www.gym-muttenz.ch/fileadmin/user…atur-21-M-A.pdf

    https://www.gym-muttenz.ch/fileadmin/user…-M-Profil_A.pdf

    Wobei doch von einem Jahr zum anderen recht unterschiedlich gefragt wird. Habe ich mir noch nie genauer angeschaut, interessant.

    Wieso "auch"? Natürlich ist das der Grund. Wenn der Weg zur allgemeinen Hochschulreife schwieriger ist, braucht es keine Zugangsbeschränkung für die Uni. Die Logik will nur auch hier im Forum nicht jeder verstehen.

    Ich hatte tatsächlich schon eine FMS-Schülerin, die nach Deutschland emmigriert ist und dort das Abitur bestanden hat. Bei uns war die kurz vor der Repetition. An der FMS. Kein Witz. Ich wüsste ja zu gerne mal, wie das "drüben" heutzutage wirklich so geht. Ich finde unsere Fachmatura jetzt auch nicht überragend. Es ist OK, die können schon was. Aber der Unterschied zum Gym ist doch recht deutlich.

    Bei einer landesweiten Arbeitslosenquote von 2 % gehe ich nicht von einer Kunsthistorikerschwemme aus. So viele Biologen wie nur immer ins Lehramt wollen würde ich denken, davon könnte es wohl ein paar weniger geben. Wobei da natürlich auch Deutsche dabei sind, da können wir ja nichts dafür :P

    Ach so ... Ja ich schreibe gerade über die Uni. Für die pädagogische Ausbildung gibt es ein Assessment*. Wobei das jeder besteht, der nicht gerade Kinder frisst. Ich hatte schon Studenten in der Ausbildung ... Meine Güte. Da war ich mir bei einem nicht so sicher, ob der nicht doch irgendwann jemanden frisst.

    In jedem Fall hätte ich meine Aussage oben wohl darauf präzisieren müssen, dass es für ein Studienfach gar nicht notwendigerweise ein Schulfach geben muss und daher Schule gar nicht explizit auf alles vorbereiten *kann*. Mir war gar nicht klar, dass es in Deutschland unterdessen so viele Auflagen und Einschränkungen gibt. Wir sitzen hier auf der Insel der Glückseligen mit dem zulassungsfreien Zugang zu egal welchem universitären Hochschulstudium. Für den Medizinertest darf sich ja auch jeder anmelden, der die Matura bestanden hat.

    *Ach ... Und natürlich qualifiziert die Fachmatura nur mit Berufsfeld Pädagogik direkt für das entsprechende Studium an der PH. Die Leute aus dem BF Gesundheit/Naturwissenschaften müssen dafür eine Aufnahmeprüfung machen, was ziemlich absurd ist. Sagt derjenige, der diese Prüfungen an der FHNW abnimmt. Das sind die bei weitem besseren Leute, so glorreich ist das BF Pädagogik halt leider nicht.

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