Erstklässler heute... tja.

  • Die Schule meiner Kinder ist Bullerbü, nicht die, an der ich arbeite, die ist Ghetto.

    Zum Abitur führe ich aber keinen.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Das Problem ist auch das Verhalten der Mütter, die ihren Kindern die Plakate erstellen und PPP gliedern oder jeden Fehler korrigieren, weil damit der Schule vorgekaukelt wird, das wäre der zu erwartende Standard.

    Hat irgend jemand gesagt, dass er das so macht?

    Wieso diese Extreme?

    Und: Als LK kenne ich doch meine Schüler sehr genau und weiß, wer ein gutes Referat beispielsweise alleine vorbereitet hat oder bei wem massiv geholfen wurde. Da sieht man doch die Diskrepanz zwischen schulischer und häuslicher Leistung.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Das bedeutet, darauf zu achten, dass die Hausaufgaben ordentlich gemacht werden usw. Das kann erst einmal jedes Elternteil.

    Ich bleibe dabei: Das können nicht alle Eltern.


    Ich würde mir wünschen, dass es anders wäre, aber ich kenne genügend Kinder, bei denen es nicht so ist oder in der Grundschulzeit nicht so war.

    Und dass Eltern nicht lesen können und ihr Kind nicht an die HA setzen und das Kind ausweicht, ist kein Grund, diese Kinder aus der Familie zu nehmen.


    Solange das so ist, bräuchte es ganz andere Unterstützungssysteme - flächendeckend und möglichst ohne Hürden, die Kinder daran teilnehmen zu lassen.

  • Natürlich ist unser Bildungssystem ungerecht.

    Da stimme ich dir zu, aber ich kann es nun mal nicht ändern.


    Meine Kinder unterstütze ich bei Bedarf. Wenn sie Fragen haben oder ich bei meinem Kleinen sehe, dass da etwas nicht verstanden wurde erkläre ich es kurz.

    Ich habe Glück, dass es mir meine Kinder ( aktuell, die Pubertät kommt noch) sehr leicht machen.

    Sie arbeiten zuverlässig und gut an Ihren Aufgaben, so dass ich wirklich wenig zu tun habe. Sie haben natürlich aber gelernt wie man arbeitet.

    Während der Schulschließungen während Corona saßen meine 3 ( angezogen) um 8h am Esstisch und es wurde bis 12h gearbeitet.

    Ich habe nebenbei meine eigenen SuS " verarztet" und hin und wieder meinen Kindern neue Sachen erklärt.

    Wir haben tatsächlich noch nie so viel geschafft wie in der Zeit...mein Sohn hatte Dienstags seinen Wochenplan für die Woche fertig und hat dann an Zusatzsachen gearbeitet, für die endlich mal Zeit war.


    Na klar weiß ich, dass das längst nicht überall der Fall war..aber hätte ich es deshalb zu Hause anders machen sollen..?

    Ich wollte keine " Coronaverlierer" zu Hause haben..


    Ich persönlich bin absolut kein Hausaufgabenfreund.

    Ginge es nach mir gäbe es keine. Ist an unserer Schule aber undenkbar. Da würden die meisten Eltern schreien.


    Bevor ich in Bullerbü arbeitete war ich im sozialen Brennpunkt..6 Jahre.

    Das war ein hartes Brot, daher weiß ich meine jetzige Schule noch mehr zu schätzen.

  • Hat irgend jemand gesagt, dass er das so macht?

    Wieso diese Extreme?

    Und: Als LK kenne ich doch meine Schüler sehr genau und weiß, wer ein gutes Referat beispielsweise alleine vorbereitet hat oder bei wem massiv geholfen wurde. Da sieht man doch die Diskrepanz zwischen schulischer und häuslicher Leistung.

    Wer ist er? Es geht darum, warum es in Deutschland so stark von der sozialen Herkunft abhängt, wie man schulisch klarkommt. Das halte ich für einen wesentlichen Faktor.


    Und zum zweiten Teil, was macht denn die Lehrperson mit 28 Hausarbeiten oder PowerPoint-Präsentationen, von denen 15 erkennbar und 10 wahrscheinlich nicht selbständig entstanden sind?

  • Ja, das ist mir alles klar.

    Er, da fehlte ein w, zu schnell getippt.


    Der Rest ist einfach nur.................

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

    Einmal editiert, zuletzt von laleona () aus folgendem Grund: t statt r

  • . Sämtliche Statistiken und Untersuchungen zum Thema soziale Ungerechtigkeit im Bildungssystem geben mir absolut recht.

    Dem widerspricht ja auch keiner.

    Ich beklage mich hier in diesem thread übrigens nicht über persönliche Angriffe.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Und zum zweiten Teil, was macht denn die Lehrperson mit 28 Hausarbeiten oder PowerPoint-Präsentationen, von denen 15 erkennbar und 10 wahrscheinlich nicht selbständig entstanden sind?

    Das weiß ich nicht, ich arbeite an Schulen, wo kein einziges Kind Unterstützung bekommt von zuhause.


    Ich habe meine Hausarbeit in Französisch fürs Abi alleine geschrieben. Keiner hat sie gegen gelesen, nicht mal meine Tante, die Französisch am Gym unterrichtet.

    Der Rest der Familie konnte bei mir kein Französisch.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Palim: Einerseits muss ich dir Recht geben, andererseits denke ich mir: Wo fängst du an und wo hörst du auf? Wir können nicht sämtliches Fehlverhalten von Eltern entschuldigen oder gar kompensieren. Ich denke, wir würden alle einschreiten bei Kenntnis um tatsächliche physische oder psychische Gewalt im Elternhaus, aber ich finde, wir sollten unsere Erwartungen nicht so weit senken, dass wir bereits zufrieden sind, wenn dieser Punkt nicht erfüllt ist. Da hat der Art. 6 GG doch höhere Anforderungen. Ich gehe mal davon aus, dass selbst im sozialen Brennpunkt nicht jedes zweite Kind ein Ups-Kind ist. Und auch wenn manche Eltern vom Schicksal gebeutelt sind, das will ich gar nicht abstreiten: Verdammt noch mal, ihr habt euch bewusst für dieses Kind entschieden! Abtreibung war keine Option, Adoption auch nicht, also kümmert euch um euer Kind!

  • „Ein UPS-Kind“?

    Das ist schon reichlich verachtend, was du hier äußerst, <X

    aber das Kind kann nicht für seine Eltern, es wird in diese Familie geboren und bekommt dank Menschen mit deiner Einstellung keine Chance.


    Davon abgesehen, dass es unfair und ungerecht ist, kann und sollte sich eine reiche Gesellschaft leisten können, diese Kinder gut zu unterstützen, damit sie eine Perspektive haben, statt das ewige „mehr können wir wahrlich nicht tun“ zu beten.

    Diese Kinder haben keine Perspektive und sie bekommen auch keine, wenn man sich darauf verlässt, dass Eltern, die sich nicht kümmern können, es tun sollten.


    Wir spalten uns unsere Gesellschaft selbst und sehenden Auges und sagen dem Kind: „Selbst Schuld, warum hast du dich in diese Familie hineinbegeben?“

    und:

    „Zieh dich selbst aus dem Sumpf und solltest du es wirklich schaffen, werden wir Steine genug finden, die wir dir in den Weg legen oder ans Bein binden, damit du ja nicht in unsere Kreise gelangst.“

    und wenn es nicht von sich aus schafft, sich aus der Benachteiligung zu befreien, werfen wir ihm vor, dass es untätig ist, faul und nur Sozialleistungen abgreifen wollte, die wir ihm dann kürzen möchten, weil es unsere Erwartungen nicht erfüllt. Damit geht die nächste Generation mit noch weniger Chancen in die Welt.


    Wie viel einfacher wäre es, diesen Kindern im Alter von 3-10 Jahren eine Begleitung an die Seite zu stellen … und sicher lohnend und monetär günstiger für die Gesellschaft.

  • Vielleicht startet man einfach mal mit einem verpflichtenden Kitabesuch ab 3 Jahren...

    Das sollte schon einiges bewirken...in 3 Jahren sollte in dem Alter die Sprache erlernt worden sein, soziale Fähigkeiten ausgebaut und dann all die netten Sachen wie " mit der Schere umgehen ', etc. können dort geübt werden.

    Das ist m.E. deutlich kostengünstiger und hat sicherlich einen großen Effekt.

  • Palim: Einerseits muss ich dir Recht geben, andererseits denke ich mir: Wo fängst du an und wo hörst du auf? Wir können nicht sämtliches Fehlverhalten von Eltern entschuldigen oder gar kompensieren. Ich denke, wir würden alle einschreiten bei Kenntnis um tatsächliche physische oder psychische Gewalt im Elternhaus, aber ich finde, wir sollten unsere Erwartungen nicht so weit senken, dass wir bereits zufrieden sind, wenn dieser Punkt nicht erfüllt ist. Da hat der Art. 6 GG doch höhere Anforderungen. Ich gehe mal davon aus, dass selbst im sozialen Brennpunkt nicht jedes zweite Kind ein Ups-Kind ist. Und auch wenn manche Eltern vom Schicksal gebeutelt sind, das will ich gar nicht abstreiten: Verdammt noch mal, ihr habt euch bewusst für dieses Kind entschieden! Abtreibung war keine Option, Adoption auch nicht, also kümmert euch um euer Kind!

    Deine Appelle bringen nichts, die Angesprochenen lesen hier nicht mit. Und es geht auch nicht ums Erwartungensenken, sondern darum, die Realität zu akzeptieren und in der realen Welt gibt es nunmal vernachlässigte Kinder, das war nie anders.

    Deswegen sollen normale Eltern nicht aufhören, für Bedingungen zu sorgen, die Hausaufgaben ermöglichen. Sich mit der Sechzehnjährigen am Gymnasium jeden Abend hinzusetzen und lernen und Hausaufgaben korrigieren (hat mir am Wochenende eine Mutter erzählt!) ist das andere Extrem. Wer es nicht aus eigenem Antrieb bis Klasse 10 Gym schafft, darf guten Gewissens zumindest darüber nachdenken, ob der Realschulabschluss und eine Lehre nicht genau das Richtige wären.

  • Ich hab´s nicht vor, aber wieso darf man mit einem/r 16jährigen nicht mehr lernen? Und ggf HA korrigieren?

    Entscheidend sind doch am Gym dann die Noten in den Schulaufgaben/Proben/Tests.


    Mit mir hat keiner mehr gelernt, als ich 16 war. Nur zur Info, falls jemand denkt, ich sei Prinzesschen.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Als LK kenne ich doch meine Schüler sehr genau und weiß, wer ein gutes Referat beispielsweise alleine vorbereitet hat oder bei wem massiv geholfen wurde.


    Und? Berücksichtigst du das dann bei der Benotung? Natürlich nicht. Damit käme zumindest ich auch schon rechtlich gar nicht durch. Formal gleiche Leistung muss zur gleichen Benotung führen. Wenn ich ein Plagiat bzw. Fremdleistung nicht eindeutig nachweisen kann, ist nichts zu machen. Also bleibt mir nur darauf zu achten, dass die Aufgabe so gestellt ist, dass sie nicht von elterlicher Unterstützung abhängt.


    Zum Abitur führe ich aber keinen.

    Ja ... Es geht aber hier im Thread erst mal um eine "normale" Grundschule. Dort sitzen Kinder, die grundsätzlich mal ans Gymnasium gehen könnten, wenn sie die entsprechenden kognitiven Voraussetzungen mitbringen. Viel zu häufig scheitert es aber daran, dass darüber hinaus irgendwelche Erwartungen nicht erfüllt werden können, weil das Elternhaus nicht stimmt. Ich hab mir jetzt mal die Statistiken rausgesucht, wir haben im landesweiten Durchschnitt etwa 25 % Migrantenkinder am Gymnasium. Menschen mit Migrationshintergrund haben wir in der Gesamtbevölkerung aber 39 %. Das Verhältnis kommt in Deutschland ziemlich genauso raus, die absoluten Zahlen sind halt andere. Deutlich besser sieht es in der Schweiz nur bei der Drop-out-Quote aus, wir haben deutlich weniger Schulabbrecher als Deutschland. Auch die "Umwege" an die Uni über die Berufsmatura und Passerelle z. B. funktionieren ganz klar besser. Immerhin. Ein Grund für PATSCH! SIND WIR NICHT TOLL! ist das aber noch lange nicht.


    Sind Migranten also einfach nur zu dumm fürs Gymnasium? Das ist natürlich Quatsch. Wir haben an meiner Schule wahrhaftig etwa 40 % Migrantenkinder, also genau den Anteil, der statistisch auch zu erwarten wäre. Diesbezüglich sind wir wohl tatsächlich "Bullerbü". Die Wahrnehmung ist aber "oh ... schwierig". Schon oft genug von Bekannten gehört. Schwierig mit so vielen Migranten, gell? Äh ... nein? Ein grösserer Teil davon hat in der Tag eine lausige Orthographie, das geht mir als Naturwissenschaftlerin grad am Allerwertesten vorbei. Eine meiner besten Schülerinnen bekommt keinen einzigen fehlerfreien deutschen Satz hin. Davon geht die Welt nicht unter.


    Das bedeutet, darauf zu achten, dass die Hausaufgaben ordentlich gemacht werden usw.

    Nein, das bedeutet es nicht. Eltern haben dafür zu sorgen, dass die Kinder das nötige Arbeitsmaterial dabei haben und dass sie pünktlich und regelmässig zum Unterricht erscheinen. Dass Hausaufgaben "ordentlich" gemacht werden kann auch ein Teil "unserer" Eltern in Ermangelung der dafür nötigen Sprachkenntnisse nicht kontrollieren. In einigen Fächern scheitert es an der Bildung der Eltern. Ich schrieb bereits exemplarisch von Frau W. die "nur" eine kaufmännische Ausbildung und keinen Blassen von Chemie hat.


    Ich persönlich bin absolut kein Hausaufgabenfreund.

    Genau. Aber wenn sie dann doch "versehentlich" aufgegeben werden, wäre es natürlich schon wünschenswert, die Eltern würden drübergucken. Das hast du nun so oft geschrieben, dass ich dir alle weiteren Beteuerungen schlichtweg nicht abkaufe. Die Realität, so wie sie ist, ist hausgemacht und es gibt genügend Beteiligte, die mindestens nichts dran ändern.

    • Offizieller Beitrag

    Kurzer Hinweis auf meinen Beitrag 122:

    an der Realität, die du beschreibst, ändert sich nichts zum positiven, wenn Eltern - die es können - ihre Kinder nicht unterstützen und nach den Hausaufgaben gucken

    Es ändert sich nur dann was, wenn die Kinder, deren Eltern nicht schauen können, auch entsprechende Unterstützung bekommen können.


    Zum Beispiel durch die OGS, durch die Einführung von Lernzeit, etc.

  • ändert sich nichts zum positiven, wenn Eltern - die es können

    Um die geht's nicht.


    Zum Beispiel durch die OGS

    Gibt's grade nicht. Ist bedauerlich, aber so ist das Leben. Sich als Lehrperson hinsetzen und die Hände in die Luft werfen "da kann ich doch nichts dafür", trotzdem weiter Aufgaben geben und erwarten, dass irgendwelche Eltern das dann schon kontrollieren werden, ist ein bisschen schäbig. Zumal es unzählige Studien zum Thema Effektstärke von Hausaufgaben gibt, die zeigen, dass es eh nicht viel bringt. Aber klar, alle die hier schreiben und Hausaufgaben geben, sind absolut davon überzeugt, dass nur sie es richtig machen und es ohne absolut nicht geht.

  • Und? Berücksichtigst du das dann bei der Benotung? Natürlich nicht.

    Ich hab doch geschrieben, dass ich nicht wüsste, wie ich damit umgehen würde.

    Und dass ich solche Aufgaben nicht gebe. Referate erstellen wir gemeinsam in der Schule.

    Warum schreibst du, dass ich es bei der Benotung nicht berücksichtige, wenn ich solche Aufgaben gar nicht stelle?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Aber klar, alle die hier schreiben und Hausaufgaben geben, sind absolut davon überzeugt, dass nur sie es richtig machen und es ohne absolut nicht geht.

    Ich gebe in meinen Förderschulklassen, in denen ich gerade unterrichte (3-4 verschiedene, hängt von Krankheit der Kollegen ab) keine HA, das ganze Jahr noch nicht, letztes Jahr auch nicht und so auch die Jahre davor.

    Amen.

    Wer bei uns immmer HA einfordert ist der hausinterne Hort. Wehe, die Kinder haben keine HA auf, dann rufen die schonmal die LK an und fragen, was die Kinder arbeiten sollen.

    Amen.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Dann fühl dich in diesem Teil der Sache nicht angesprochen. Wir hatten auch einen anderen Disput der darauf abzielte, dass natürlich auch die besser gestellten Eltern ihren Teil dazu beitragen. Und ich wiederhole mich: Dabei ging es nie um "Erziehung" und "Fürsorge".

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