Erstklässler heute... tja.

  • Ludwigshafener Schulleiterin verzweifelt

    40 Erstklässler in einer Schule versetzungsgefährdet


    Kenne ich, wenn wir die Probleme ernstnehmen "dürften", wäre es bei uns (und den meisten anderen Brennpunktgrundschulen) ähnlich. Aber in NRW müssen Kinder 2 Jahre in der Schuleingangsphase verbleiben. Das erste Schuljahr kann nur wiederholt werden, wenn die Eltern das wünschen und den Antrag stellen.

    Zitat

    Grundschulen mit einem hohen Anteil an versetzungsgefährdeten Kindern sollten Kontakt mit der Behörde aufnehmen. Eigentlich sollten die Klassenstufen 1 und 2 nämlich als Einheit angesehen werden und eine Nichtversetzung wäre nicht das Mittel der Wahl.

    In Rheinland-Pfalz geht das auch gegen den Elternwillen?

  • Verstehe. Das macht halt schon was aus, wenn der Kanton mit Bussgeld droht. Manche Leute muss man zu ihrem Glück zwingen. Als Lehrperson kannste da glaube nicht viel ausrichten.

  • In NDS ist das Wiederholen der 1. Klasse auch nur als freiwilliges Zurücktreten auf Wunsch der Eltern möglich.


    KiGa-Pflicht gibt es nicht,

    Pflicht gibt es, wenn die Kinder von der Einschulung zurückgestellt werden UND dabei in den Schulkindergarten gesetzt werden (diese Klassen gibt es aber nicht mehr überall) Zurückstellung in einen KiGa gibt es auch und wird anders gehandhabt - warum auch immer.


    Die Sprachförderung vor der Einschulung war verpflichtend und sehr sinnvoll, auch für viele deutsche Kinder, für den Übergang KiGa-GS, für frühzeitige Organisation von Hilfen oder FöS-Verfahren vor der Einschulung, wurde aber vor ein paar Jahren gestrichen.

  • Krasse Geschichte! Ich finde es gut, dass solche Geschichten an die Medien kommen und vor allem, dass auch nach außen klar wird, dass sich die Lehrer in solchen schwierigen Klassen extrem viel Mühe geben, aber irgendwann der Punkt angelangt ist, an dem der Handlungsspielraum von Lehrern ausgeschöpft ist. Der Einfluss vom Elternhaus ist doch sehr groß und in solchen Fällen leider zum Leidwesen der Kinder. Man tut ihnen aber auch keinen Gefallen damit, wenn man sie weiter beschult als wäre nichts, da die Defizite nicht kleiner, sondern größer werden. Wer bei der Addition und Subtraktion im 20er-Raum schon derart große Probleme hat, wird nicht plötzlich gut mitkommen, sobald zusätzlich die Multiplikation und die Division im 100er-Raum anstehen.

    Eine einzelne Schule kann da wenig anrichten, aber solche Fälle müssen bis ganz oben (Ich denke da an Frau Stark-Watzinger und Frau Faeser.) bekannt werden und die müssen ein Konzept vorlegen, wie zukünftig Eltern (!) stärker in die Pflicht genommen werden, dass Kinder auch in Problemvierteln bei Schuleintritt tatsächlich schulfähig sein. Und da ist eine der Grundvoraussetzungen in Deutschland, dass die deutsche Sprache beherrscht wird. Da genügt es nicht, in Deutsch-als-Zweitsprache-Vorlesungen zu sagen, dass die Kinder schon im Sprachbad die Sprache von anderen Kindern mitlernen, wenn der Anteil an kompetenten Deutschsprechern so niedrig ist, dass andere Kinder gar nicht erst als Sprachvorbilder fungieren können.

    Vielleicht muss auch einfach mal ein politisch neuer Schwerpunkt gewählt werden. Ludwigshafen am Rhein liegt in RLP und dort regiert seit nunmehr 30 Jahren mit der SPD stets dieselbe Partei.

  • Generell kämen solche Kinder mit so wenig Vorkenntnissen bei uns in die Förderschule. Gibt es die bei euch noch?

    Ist natürlich auch in Bayern Elternwille, aber so krass wie im geschilderten Fall kenne ich das von hier nicht (zu behütete Gegend?). Ach mei, es wäre so einfach.

    Was ich nicht verstehe, wenn gerade GS-Leute auf Demos oder in Petitionen was fordern, dann ist es doch nie etwas für sie selbst, also sie fordern nicht mehr Lohn, mehr Urlaub oä, sie fordern dann doch immer nur Dinge, die die Lernsituation der Kinder verbessern würde, aber irgendwie checkt das keiner. Oder? Ich bin nahe der Resignation.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag

    Generell kämen solche Kinder mit so wenig Vorkenntnissen bei uns in die Förderschule.

    In NRW nicht. Kinder mit wenig Vorkenntnissen sowieso nicht und lb-Kinder bekommst du vor der Einschulung praktisch nicht auf eine Förderschule. Alleine weil die lb-Schulen in NRW meines Wissens nach nicht mit Klasse 1 beginnen, sondern erst mit Klasse 3.

  • Generell kämen solche Kinder mit so wenig Vorkenntnissen bei uns in die Förderschule. Gibt es die bei euch noch?

    Ist natürlich auch in Bayern Elternwille, aber so krass wie im geschilderten Fall kenne ich das von hier nicht (zu behütete Gegend?).

    Ich möchte dir die Illusion nicht nehmen, aber das gibt es auch bei uns. Natürlich nicht in der großen Anzahl wie im Bericht.
    Aber auch wir haben KEINE CHANCE Kinder nicht an die GS einzuschulen, "nur" weil es von vornherein absehbar ist, dass die Kinder scheitern werden. Der Elternwille zählt - und nicht alle Eltern wollen die Probleme ihrer Kinder sehen.
    Zur Förderschule kann man heutzutage niemanden mehr "zwingen", wenn es die Eltern nicht möchten.

  • Was ich nicht verstehe, wenn gerade GS-Leute auf Demos oder in Petitionen was fordern, dann ist es doch nie etwas für sie selbst, also sie fordern nicht mehr Lohn, mehr Urlaub oä, sie fordern dann doch immer nur Dinge, die die Lernsituation der Kinder verbessern würde, aber irgendwie checkt das keiner. Oder?

    Ist das nicht grundsätzlich so bei Lehrpersonen? Ich habe 2015 schon bei einer Grossdemo in Liestal vor dem Rathaus gestanden, da ging es nicht um unseren Lohn. Sondern z. B. um den kostenlosen Instrumentalunterricht, der an der Sek II weggespart werden sollte. Ich wohne hier aber auf der Insel der Glückseligen, mir fällt kein anderer Politiker mit einer derart steilen Lernkurve wie die der Monika Gschwind ein. Die Kinder im Baselland sind schlecht in Mathe? OK, wir zahlen mehr Mathelektionen in der Primar. Frühfranzösisch ist scheisse? OK, wir schaffen es ab. Ich würde sie euch gerne klonen, aber ich fürchte die Frau bleibt ein einzigartiges Phänomen.

  • (Ich denke da an Frau Stark-Watzinger und Frau Faeser.

    Ich glaube nicht, dass das deren Problem ist, das ist ja ein regionales Phänomen. Und ich glaube auch nicht, dass es ein bildungspolitisches Problem ist. Ich glaube, das nennt man Ghettoisierung, die es unterdessen wohl in allen grösseren deutschen Städten gibt. In Mannheim gab es vor 20 Jahren schon ganze Wohnblöcke mit ausschliesslich Türken oder ausschliesslich Polen. Wir haben in Basel auch Quartiere mit enorm hohem Ausländeranteil, viel höher noch als in Mannheim oder Ludwigshafen. Der Unterschied ist, die Kinder an den Primarschulen sprechen Deutsch als gemeinsame Sprache weil die halt von überall herkommen. Als Ausländer ist es schon bequem in der eigenen Community zu bleiben. Das ist ja keine Bösartigkeit oder so, ich weiss selber, wie das ist. Die Politik muss da aktiv Einfluss drauf nehmen, dass nicht immer die gleichen aufeinander hocken.

  • Ich glaube nicht, dass das deren Problem ist, das ist ja ein regionales Phänomen. Und ich glaube auch nicht, dass es ein bildungspolitisches Problem ist. Ich glaube, das nennt man Ghettoisierung, die es unterdessen wohl in allen grösseren deutschen Städten gibt.

    Ludwigshafen für sich isoliert ist ein regionales Phänomen, das stimmt. Mit dem zweiten fettmarkierten Teil wird es allerdings zu einem berechtigten Anliegen der beiden Frauen.

  • Ich möchte dir die Illusion nicht nehmen, aber das gibt es auch bei uns. Natürlich nicht in der großen Anzahl wie im Bericht.

    Ja, da hast du völlig recht. Immerhin gibt es bei uns noch die Förderschule ab Klasse 1 und die Kinder, die im Artikel beschrieben werden, klingen so richtig "nach uns". Aber klar landen leider nicht alle bei uns.

    Und umso bitterer, wenn es gerade für die Eingangsklassen da keine Alternativen gibt. Je jünger, desto besser können Defizite ausgegelichen werden, eigentlich sollte das jedem klar sein.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ist das nicht grundsätzlich so bei Lehrpersonen?

    Doch, das denke ich auch. Ich hab noch nie eine Demo von Gymnasiallehrern erlebt ;) aber die Forderungen, die man so liest, sind natürlich ähnlich denen der Grundschule (kleinere Klassen, mehr Förderung etc).

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Die Politik muss da aktiv Einfluss drauf nehmen, dass nicht immer die gleichen aufeinander hocken.


    Mir würden da ganz schnell zwei Maßnahmen einfallen, mit denen man das ganz schnell bewerkstelligen könnte:


    1. Zuwanderung begrenzen bzw. nur noch Personen ins Land lassen bzw. hier dulden und mit Sozialleistungen auf Bürgergeld-Niveau versorgen, die auch ein Anrecht auf Asyl oder zumindest subsidiären Schutz haben


    2. Personen, die Sozialleistungen beziehen und keinen deutschen Pass haben, über die Bundesrepublik verteilen, statt sie frei ihren Wohnsitz wählen zu lassen.


    Beim Ersten Punkt kann man sich sicher sehr um die Umsetzung streiten, aber bisher erkenne ich in diese Richtung auch keinen großen Elan. Irgendwann muss man aber auch mal realistisch sein und betrachten, was mit den Ressourcen hier möglich ist und was nicht.

  • Generell kämen solche Kinder mit so wenig Vorkenntnissen bei uns in die Förderschule.

    Ich schätze, dass die Wege in die FöS in allen BL inzwischen schwieriger sind.

    Für "Lernen" gibt es in Nds. erst/noch ab Klasse 5 Klassen,

    zu Beginn der Inklusion konnte man die SuS endlich zu ganz unterschiedlichen Zeiten überprüfen lassen und musste keine 3 Jahre warten,

    das hat man inzwischen so sehr beschränkt, dass die Kinder quasi wieder 3 Jahre lang ohne Überprüfung gefördert werden sollen.


    Sprache allein ist aber kein Grund einer Rückstellung oder einer Überprüfung ... und wir haben Ärztinnen im Gesundheitsamt, die die Überprüfung nicht zu Ende bringen, wenn das Kind die Sprache nicht versteht, dann aber "schulfähig" oder "schulfähig nach Rücksprache" ankreuzen, wodurch eine Zurückstellung oder Überprüfung noch schwieriger wird, selbst wenn das Kind neben der Sprache ganz andere Schwierigkeiten aufweist.

  • mjisw

    Ne, das ist zu kurz gedacht. Den Lehrermangel und Renovierungsstau an unsren Schulen löst das auch nicht. Umsetzbar sind deine Ideen auch nicht.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • mjisw

    Umsetzbar sind deine Ideen auch nicht.

    Das sehe ich fundamental anders.


    An maroden Schulen ändert das nichts, das stimmt. Und ja, da muss deutlich mehr Geld investiert werden, auch und besonders in die Bildung von Zugewanderten. Aber Geld alleine wird auf Dauer in meinem Augen das Problem nicht lösen.

    Und der Lehrermangel hängt natürlich auch stark mit der Anzahl der Personen, die sich im Land befinden bzw. deren Kindern, die beschult werden müssen, zusammen.

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