Beiträge von Antimon

    Irgendwo im Baselland, ich meine, es war Reinach, haben tatsächlich mal Schülerinnen und Schüler einer Sekundarschule Werbeplakate gebastelt weil ihnen Lehrpersonen gefehlt haben. Da stand sinngemäss drauf, wie tolle die SuS doch an der Schule sind und dass man auch ganz arg nett zu neuen Lehrpersonen sein will. Ich finde nur den Medienartikel dazu nicht mehr.

    Doch, doch, ich bin überzeugt davon, dass das ginge. Gerade Primarschulen sind ja recht kleine Systeme, da kann man sehr genau zurückverfolgen welche Kinder von welcher Lehrperson kommen. Wir haben als Lehrpersonen doch alle die Tendenz uns selbst klein zu reden. Es ist aber sehr offensichtlich, dass einige einen besseren Job machen als andere. Die allermeisten werden ihren Job wohl einfach gut machen aber eine überdurchschnittliche Leistung fällt auf, so häufig kommt das eben nicht vor. Ich bin gerade meine Schülerlisten der letzten 9 Jahre durchgegangen, es ist wirklich bemerkenswert an wie viele ich mich da erinnere, die in der 1. Klasse am Gymnasium besonders viel wussten und immer von genau dieser Kollegin kamen. Ich würde mich nicht wundern, würden wir rausfinden können, dass aus deren Klassen auch besonders viele SuS das Profil B wählen. Da müsste man nur mal ein paar Listen auswerten. Zumal die das dort an der Schule doch selber wissen, das fällt ja nicht nur mir auf. Dann muss halt deren Schulleitung mal Feedback bei den abnehmenden Schulen einholen, das sind für die Sek II nur wir.

    dass manche Formen von schulischen Engagement nach außen sichtbarer sind als andere

    Das stimmt eben nicht. Ich beobachte seit Jahren, dass es immer die gleichen Schulhäuser der Sekundarstufe I sind, die SuS mit besonders gutem bzw besonders schlechtem Vorwissen zu uns schicken. Ich habe gerade letzte Woche endlich mal einer Kollegin einer bestimmten Schule ein eMail geschickt. Unbekannterweise, aber ich habe immer wieder SuS im Chemieunterricht, die zuvor bei ihr gelernt haben und die auffallend viel mehr wissen als alke anderen. Die hat sich gefreut wie Bolle. Man müsste dieses Feedback einfach nur offiziell einholen.

    Ich würde sofort einen Teil des Gehaltes für deutlich bessere Arbeitsbedingungen und mehr persönliche Freiheiten eintauschen. Mehr Geld würde mich nicht motivieren

    Dem stimme ich absolut zu. Wir haben dieses Jahr 2.5 % Teuerungsausgleich bekommen, alle jubeln. Hm ja, ist ganz nett. Ich hätte gerne 2 Lektionen weniger Unterricht fürs Volldeputat und kleinere Klassen. Unter anderem. Von den 2.5 % mehr Geld kann ich mir nichts kaufen, wenn mir die Zeit dazu fehlt.

    Ist es z.B. mehr wert wenn jemand tolle Projekte organisiert und damit die Außenwirkung der Schule stärkt oder wenn jemand im Stillen einfach sehr guten Unterricht macht, bei dem die Kinder optimal lernen.

    Die Frage finde ich eigentlich sehr eindeutig zu beantworten: Unterricht ist das Kerngeschäft, mein Arbeitsauftrag ist durch das Bildungsgesetz und die Fachlehrpläne schon sehr klar definiert.

    Wir haben seit 2 Jahren so ein komisches Bewertungssystem, was bei uns noch wirklich besonders schräg daherkommt, weil wir bis anhin als "normale" Lehrpersonen innerhalb einer Schulform alle in der gleichen Lohnklasse einsortiert sind, nur die Schulleitung hat eine andere Lohnklasse. Ich bin z. B. Fachvorstand, dafür gibt's aber keine Beförderung oder sowas. Jahresarbeitszeit bei 100 % Pensum sind einfach 1881 Zeitstunden und die müssen mit verschiedenen Tätigkeiten gefüllt werden. So grob ist das zu 80 % Unterricht und zu 20 % anderes blabla, z. B. eben Fachvorstand. Für die Arbeit bei der Gewerkschaft bekomme ich Sitzungsgelder, auch die Arbeit im Maturressort (Evaluation der schriftlichen Abschlussprüfung) wird extra entlöhnt. Dann hat die Schule noch ein gewisses Kontingent an Entlastungsstunden, das verteilt werden kann. Davon hatte ich z. B. für die Arbeit im Konventsvorstand, das zählt irgendwie als "gemeinnützig", als Fachvorstand diene ich irgendwie nur der Chemie oder so ähnlich. Es ist nicht ganz durchschaubar, was ohnehin schon immer mal wieder für Diskussionen sorgt.

    Dann hatte man in Liestal vor 2 Jahren eben die grossartige Idee, die Schulleitung muss jetzt ein "lohnrelevantes Mitarbeitergespräch" mit uns führen und eine Beurteilung vornehmen die entweder zum regulären Stufenanstieg führt, eine Erfahrungsstufe überspringt oder den Stufenanstieg einmalig aussetzt. Das gelingt bei über 100 Lehrpersonen und 4 Schulleitungsmitgliedern natürlich wahnsinnig gut. Würden die das ernst nehmen, hätten sie eigentlich nichts anderes mehr zu tun, als zu protokollieren, wie sie zu unserer Bewertung kommen. Eindeutige Kriterien gibt es auch nur für die B-Bewertung, das ist also die Verweigerung des Stufenanstiegs. Dafür muss man eine schriftliche Abmahnung einkassiert haben und dann gibt es erstmal eine Vereinbarung, was man alles bis zum nächsten Gespräch verbessert haben muss. Im Grunde finde ich das OK denn es ist schon recht gut nachvollziehbar, wen das allenfalls trifft oder treffen könnte. Noch hat an den 5 Gymnasien im Kanton niemand ein B kassiert, ich weiss aber durchaus von Leuten, die abgemahnt sind. Auch die Abmahnung kommt nicht vom Himmel gefallen, der muss schon ein klar nachweisbarer Verstoss gegen die LCH-Standesregeln zugrunde liegen und nun ja, das weiss man eben schon, wen das betrifft.

    Das A+, also der beschleunigte Stufenanstieg, ist hingegen so eine Sache. Man weiss eigentlich nicht recht, was man tun muss, um das zu bekommen. Ich kenne Personen bei uns im Schulhaus, die das in der ersten Runde bekommen haben, das ist schon OK. "Besonders guter Unterricht" war da jedoch bestenfalls ein sekundäres Kriterium, es geht schon ganz klar um die besonders tollen Projekte und Verdienste jenseits des Unterrichts und da entscheidet eben die Schulleitung, was wie toll ist. Finde ich jetzt nicht so grossartig. Die Qualität des Unterrichts liesse sich sehr wohl evaluieren, wenngleich das natürlich einen längeren Beobachtungszeitraum erfordern würde und man müsste sich halt mal hinsetzen und ein paar objektiv überprüfbare Kriterien festlegen. Das ginge schon, wäre halt mühsam. Dann halt doch lieber der tolle Schulgarten, wer auch immer eigentlich was von dem hat, im Bildungsgesetz steht jedenfalls nichts davon drin.

    Ich habe ne schwangere Kollegin an der Schule, in der Chemie. Die dürfte jetzt etwa im 7. Monat sein, sofern ich nicht den Überblick verloren habe. Sie arbeitet, ganz normal, ohne Maske, und sie wird offiziell bis zur Geburt des Kindes arbeiten. Meistens werden die Kolleginnen 2 Wochen vor dem Geburtstermin krank geschrieben, gesetzlich vorgesehen ist das aber nicht. Sie hatte in schwanger sogar eine Covid-Infektion. Ich war einigermassen überrascht, dass es nicht mal für den Arbeitsplatz in der Chemie irgendeine offizielle Regel gibt. Das wüssten wir dann schon selber, hiess es, wir sollen halt schauen. Wären wir nicht 3 Deutsche in der Fachschaft, wäre wohl niemand auf die Idee gekommen überhaupt nachzufragen, ob es da irgendwas Offizielles gibt. Ich hatte an der Uni während der Promotion eine Kollegin, die 2 Kinder bekommen hat, da gab es jedes Mal eine Arbeitsplatzbegehung und im Anschluss irgendeine Vereinbarung, was die jetzt darf und was nicht. Tja. Andere Länder, andere Gesetze. Spannend finde ich das allemal, woher wohl die vollkommen unterschiedliche Beurteilung ein und derselben Situation kommt.

    Aber mir geht es gerade in meiner BFS-Klasse mit eher schwierigerer SuS-Klientel eher darum, dass ich sehe, ob es irgendwelche Vorfälle im Unterricht gab, wer zu spät kam usw., welche Themen die KuK in ihrem Unterricht durchgenommen haben,

    OK, verstehe. Was ich dir fett markiert habe, dokumentieren wir bei uns an der Schule gar nicht. Ich kann mich aber noch einigermassen dran erinnern, was das von einigen KuK für ein Laberrhababer gab als es hiess, Absenzen werden jetzt nur noch digital eingetragen. WANN SOLL ICH DAS DENN MACHEN?! DAFÜR MUSS ICH JA EIN LAPTOP MIT IM UNTERRICHT HABEN!!! Um Gottes willen, ja, tatsächlich - es kostet dich 30 Sekunden deiner wertvollen Unterrichtszeit ein paar Klicks im Schulnetz zu setzen und die Klassenlehrperson sieht dann sofort, wer gefehlt hat und muss dem ollen Klassenbuch nicht mehr ewig hinterherrennen, sofern es denn überhaupt im Unterricht abgegeben wurde und irgendjemand was eingetragen hat, was die meiste Zeit nämlich gar nicht passiert ist. Prüfungstermine werden ja auch digital eingetragen, also man weiss dann als Fachlehrperson tatsächlich auch, wie viele Prüfungstermine eine Klasse in einer Woche schon hat und muss dem ollen Klassenbuch nicht mehr hinterherrennen, sofern es denn überhaupt im Unterricht abgegeben wurde, etc. pp. Woah, mich gruselt's gerade bei dem Gedanken daran, ein Glück habe ich das alles nur noch ein Schuljahr lang erlebt.

    Ich muss sogar sagen, dass mir das aus Papier aufgrund der Übersichtlichkeit besser gefiel (Ich habe dann einen schnelleren und genaueren Überblick, was an dem jeweiligen Tag und der jeweiligen Woche so in der Klasse "los" war).

    Hm. Dann habt ihr vielleicht eine schlechte digitale Lösung, kann sein. Ich kann für alle meine Klassen digital den Terminkalender für die ganze Woche sehen, da stehen auch gleich alle Prüfungen drin.

    Glaubt mir, auch ich würde gern etwas digitaler arbeiten

    Glaube ich dir absolut, aber dann bist du ja nicht "skeptisch". Mir ist im Grunde klar, wie das gemeint ist, ich finde aber die Wortwahl nicht so ganz treffend. Ich würde ja auch nicht mit irgendwas rumkrampfen, was nicht funktioniert. Anders rum mache ich einfach nur das, was für mich wirklich und erheblich einfacher ist. Ich kenne tatsächlich noch Klassenbücher und Notenlisten auf Papier. Furchtbar, insbesondere aus der Perspektive der Klassenlehrperson.

    Ein Teil der Grundskepsis der Lehrerschaft ist mit Sicherheit in der Erfahrung begründet

    Da's bei uns ja überwiegend funktioniert mit der Digitalisierung würde ich sagen: nein. Es gibt Leute, die sind einfach aus Prinzip dagegen und machen sich mit ihrer ablehnenden Haltung selbst das Leben unnötig schwer. Wie ich oben z. B. schrieb, unser komplettes Filmmaterial in der Chemie ist digitalisiert auf einem Medienserver abgelegt, auf den alle jederzeit Zugriff haben. Ich bin Archivverwalterin, die Sammlung ist vollständig und sie funktioniert. Es gibt immer noch Personen, die das DVD-Laufwerk mit sich rumtragen und nicht wissen, wie man einen link auf den jeweiligen Film mit den SuS teilt. Was soll man dazu noch sagen.

    Wenn ich mir angucke, welche der in der Theorie möglichen Verbesserungen wirklich praktisch im Unterricht ankommen bzw. überhaupt schon niederschwellig einsetzbar sind, dann sieht das noch ziemlich mau aus mit der Digitalisierung.

    Es scheint mir ein weit verbreitetes Missverständnis zu sein, dass Digitalisierung nur dann stattfinden "darf", wenn sie unbedingt zu einer Verbesserung von irgendwas führt. Ich meine, ich hätte mich schon sehr ausführlich dazu geäussert, weshalb ich der Meinung bin, dass eine Digitalisierung des Unterrichts stattfinden *muss*. Das schreibe ich jetzt nicht alles noch mal. Abgesehen davon *ist* es aber eine grosse Arbeitserleichterung, dass ich z. B. keine DVDs mehr für den Unterricht benötige, sondern das Filmmaterial digitalisiert vorliegt und ich es in dieser Form den SuS auch zum Selbststudium zur Verfügung stellen kann. Es *ist* eine grosse Arbeitserleichterung, dass ich Lösungen zu Übungsaufgaben digital zur Verfügung stellen kann. Soll ich da jetzt einen Ausdruck machen nur weil der grundsätzlich den gleichen Zweck (= Selbstkontrolle) erfüllt? Sorry, aber das wäre einfach komplett bescheuert. Eine meiner Klassen schreibt gerade einen Projektbericht, jeweils zu zweit, natürlich bearbeiten die ein gemeinsames Word-Dokument in der Cloud. Alles andere wäre wiederum komplett bescheuert. Die SuS kommen gar nicht auf die Idee, dass man das irgendwie anders machen könnte.

    Arbeiten war nicht möglich.

    Also gell ... Ich war damals 15 oder so, der Anspruch war nicht "arbeiten können" ^^ Nee, im Ernst, es hatte wohl einen Grund, warum ich später mein sauer erspartes Geld in diesen Mac investiert habe. Ich habe tatsächlich meine Facharbeit auf diesem Ding geschrieben. Wenn ich bei Google nach Bildern bezüglich der Windows-Version suche könnte ich nicht mehr behaupten, ob es nun 3.1 oder 3.11 war, sieht ja beides irgendwie gleich aus. Eins von beiden war es wohl. Wirklich "gearbeitet" habe ich später definitiv mit Windows 95, da hatten wir an der Uni noch lange einen Rechner mit dem wir eine AFM-Maschine angesteuert haben.

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