Beiträge von Antimon

    aber in deutschen Bundesländern haben Lehrkräfte die Pflicht, Eltern zu informieren bis die Kinder volljährig sind

    Ja, auch Schweizer Eltern unterschreiben das Zeugnis, bis die Kinder volljährig sind. Bei Bedarf können sie zur Klassenlehrperson 1 x pro Schuljahr ins Standortgespräch kommen. Darüber hinaus spreche ich als Fachlehrperson selbstverständlich nicht über jede einzelne Leistungseehebung mit den Eltern und das täte ich auch in Deutschland nicht. Vielleicht ist das dein Wunschdenken aber auf solche Auskünfte hast du kein Recht. Wenn du meinst, dass irgendwas nicht gut ist, kannst du mich um ein Gespräch bitten. In der Regel stimmt man dem dann zu.

    Auch warum die Meinung vorherrscht, dass Ziffernnoten für SuS unerlässlich seien, weil sie sonst nichts mehr tun, was aber bis zum 6. Lebensjahr und ab dem Beenden der Ausbildung plötzlich nicht mehr notwendig scheint, erschließt sich mir nicht. Menschen sind von Natur aus wissbegierig

    Das ist doch völliger Quatsch. Ich interessiere mich absolut nicht, und ich meine wirklich NICHT! für alles was irgendwie mit Wirtschaft zu tun hat. Ich käme in 100 Jahren nicht auf die Idee, mich freiwillig damit zu beschäftigen. Ich zeichne auch nicht freiwillig und ich spiele kein Instrument. Als Schülerin würde ich ohne Benotung genau nichts für diese Fachbereiche tun weil es mir echt am Allerwertesten vorbei geht. Ganz genau so funktioniert auch jeder andere normale Mensch. Ich mache im Erwachsenenalter sowohl beruflich als auch insbesondere in meiner Freizeit exakt das, was mich interessiert und mich interessiert wirklich ne ganze Menge NICHT.

    Ich unterrichte Fächer, für die sich die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler an meiner Schule (nicht meine SuS, ich habe im Moment fast nur solche, die's freiwillig gewählt haben) nicht interessiert. Wirklich NICHT. Ich kann dir sagen, was passiert, wenn es keine Leistungseehebungen mehr gibt, den Zustand erreichen wir immer irgendwann in der 3. Klasse im Grundlagenfach (danach enden Chemie und Physik): Niemand mehr macht sich noch freiwillig Notizen, man trägt immer mehr Absenzen ein und wenn ich 2 Wochen später nachfrage, worum es überhaupt ging, hat niemand eine Antwort. Das gleiche gilt für Projektwochen. Um irgendeine Wissensvermittlung geht es da null und gar nicht, von der Idee habe ich mich schon längst verabschiedet. Da macht man einfach hirnverbrannt ein paar lustige Experimente, über die sich alle freuen, und freut sich dann noch viel mehr, wenn man endlich in die Ferien geht.

    Ich habe keine Ahnung, wo deine romantische Idee herkommt, jeder Mensch will alles lernen. Ich glaube nicht mal, dass das auf dich selbst zutrifft. Ich halte mich selbst für eine sehr gute Lehrperson, ich schaffe es im gegebenen Setting eigentlich immer, dass die Mehrheit irgendwas aus meinen Fächern mitnimmt. Das hat aber nichts mit "Interesse" zu tun, im Grundlagenfach sitzt da echt keiner freiwillig. Es ist in dem Moment halt irgendwie OK weil was Lustiges passiert und ich recht unterhaltsam erzählen kann. Ich HASSE aus diesem Grund aber Praktikum mit dem Grundlagenfach, da offenbart sich nämlich so wunderschön der überbordende Widerwille überhaupt selber irgendwas zu tun.

    Aber allein, um zu differenzieren, muss man ja vorbereiten

    Muss man je nach Schulform nicht, nein. Ich habe fertiges Unterrichtsmaterial für 4 verschiedene Kursniveaus, theoretisch könnte ich das ohne Überarbeitung immer wieder genau so verwenden. Leistungsunterschiede in den einzelnen Klassen fange ich tatsächlich auch recht spontan auf. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man in der Mittelstufe mit einigermassen leistungshomogenen Klassen eine ziemlich ruhige Kugel schieben kann.

    Also, falls es sonst noch jemanden interessiert: Der Kurs bei Edley ist sehr gut. Ich glaube, ganz ohne irgendein Vorwissen, insbesondere im Bereich Mathe und Logik, würde man wohl etwas weinen. Es geht schon wirklich sehr strukturiert drum, die Sprache zu verstehen, aber das passt mir mehr als ne Schildkröte mit dem Kopf nicken zu lassen :)

    Welche Ausbildungsberufe unterrichtest du denn? Meine eigenen Klassen waren Chemie- und Pharmatechnologen, für die war die Theorie in der Chemie einfach nicht so wahnsinnig relevant und interessant. Ich hatte mal Laboranten in Stellvertretung, doch, die haben tatsächlich viel selbständiger gearbeitet. Ich erinnere mich da an sehr erheiternde Lektionen im Fachrechnen ... irgendwo zwischen Verzweiflung, Kristallwasser und Wahnsinn ^^

    In der dualen Ausbildung ist das mE nicht gut, wenn man da zuviel Zeit für unnötiges "verschwendet" .

    Stimmt, so habe ich das in meinem ersten Jahr an der Berufsschule auch erlebt. Die Lernenden haben genug Abwechslung im Betrieb, die sind ganz froh, wenn sie an der Schule einfach nur sitzen und zuhören. Kreativ muss es da nicht sein. War für mich übrigens ein Grund, warum ich dort nicht bleiben wollte ;)

    Das frage ich mich auch bei vielen Kolleg*innen, die das 30-40 Jahre lang machen / machen werden.
    Aber in der Regel werde ich eher umgekehrt komisch angeschaut, dass mir meine Fächer nicht genug (Abwechslung) sind bzw. ich mir mehr vorstellen könnte.
    Wenn ich mir vorstelle, dass mein ursprüngliches Ziel 1 Fach in Frankreich war, wo man immer maximal 3 oder 4 Stufen hat... OH MEIN GOTT!

    Kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe viel zu viel irgendwo auf der Festplatte abgespeichert, was ich eigentlich immer schon mal machen wollte aber nicht dazu komme, weil zu wenig Zeit. Es gibt in beiden Fächern, die ich unterrichte, natürlich die Grundlagen, die man immer gleich unterrichtet, weil es gar nicht anders geht. In der Chemie habe ich im Praktikum ein paar Versuche, die mir so gut gefallen, dass ich sie auch immer gleich mache. Und dann mache ich eben dies, das und jenes und denke mir am Ende ... Mist ... DAS wäre jetzt aber auch noch toll gewesen und schwupp, ist die Zeit wieder rum. Zudem ergibt sich die Abwechslung für mich aus den unterschiedlichen Kursniveaus, die ich bedienen muss. FMS Berufsfeld Pädagogik ist ne ganz andere Nummer als Schwerpunktfach Chemie Gymnasium.

    Keine Ahnung, wie hilfreich es für den Unterricht an einer Förderschule ist: Ich plane nicht anhand von Methoden und ich plane keine einzelnen Lektionen. Ich bereite immer die komplette Unterrichtsreihe für ein Thema vor, da stehen ganz klar die Sachinhalte im Vordergrund. Ich setze mich also hin und fange an die Schülerunterlagen zu schreiben, bla bla und blubb, ohne mir gross zu überlegen, was wir wohl genau am Freitag in der 3. Lektion oder am Montag in der 5. Lektion so machen, das ergibt sich dann schon. Welche Methoden ich wähle, ergibt sich aus dem Thema bzw. viel mehr noch aus der vorhandenen Zeit. Im zweistündigen Grundlagenfach Physik bin ich methodisch entsetzlich langweilig: Frontalunterricht, Experimente, Übungsaufgaben, Prüfung, fertig. Alles andere ist einfach nicht effektiv. Wir haben ein Semester lang Praktikum, das muss an Abwechslung reichen. Na gut ... Manchmal bietet sich ein Quiz an, manchmal finde ich bei Youtube gerade ein schönes Filmchen. Nach letzteren suche ich eigentlich selten gezielt, ich habe einfach ein paar Science-Kanäle abonniert die zuverlässig hin und wieder was Brauchbares ausspucken. Wahrscheinlich muss man Förderschüler mit mehr Interaktion bei Laune halten.

    Und was spricht dagegen, das den Familien auszuhändigen?

    Den bekommen die Schülerinnen, nur die geht es überhaupt was an. Du vergisst, dass meine SuS mindestens 15 sind, ich kommuniziere als Fachlehrperson nicht mit den Eltern. Du musst als Mutti nicht wissen, was Lea für die nächste Chemieprüfung lernen muss und worauf sie achten sollte ums sich zu verbessern, ich will als Lehrperson überhaupt nicht, dass du dich da einmischt. Lea ist bei uns um gross zu werden, das schafft die ganz alleine.


    Nix.

    Das ist eben falsch. Du hast doch so gerne "Studienergebnisse". Um solche handelt es sich zwar im Folgenden nicht sondern lediglich um statistische Erhebungen, also die Beobachtung, dass es halt so ist, wie es ist:

    https://table.media/bildung/standp…rische-evidenz/

    https://www.rehm-verlag.de/personalmanage…sgesagt-werden/

    https://kops.uni-konstanz.de/server/api/cor…049c518/content

    Hat man in der Ausbildung zur Lehrperson eigentlich alles mal angeschaut. Also ich habe zumindest, in der Fachdidaktik übrigens.

    Vorteile sind, dass sie mit geringem Aufwand erstellt werden können

    Das halte ich für ein Gerücht. Ich habe gerade gestern die Noten für zwei Selbständige Arbeiten an der FMS fertig gemacht, dieser Note liegt ein zweiseitiger Beuruteilungsbogen mit insgesamt 14 Kriterien zugrunde. Es dauert Stunden, bis ich die Arbeiten gelesen und mir im Detail notiert habe, bei welchem Kriterium ich nun welche Punktzahl ankreuze. Ebenso wenig fällt die Ziffernnote für eine schriftliche Prüfung vom Baum. Die muss ich konzipieren und einen Erwartungshorizont ausarbeiten. Ich muss mir genau überlegen, für welchen Gedankenschritt ich wie viele Teilpunkte gebe, die am Ende die Grundlage für die Note sind. Welchen Mehrwert sollte es haben, das alles in Worten auszuformulieren wenn für den Schüler aus meiner Korrektur doch eindeutig hervorgeht, was ich wie gewertet habe? Meine Worte würden exakt das gleiche beschreiben wie die Zahl, die ich hinschreibe, nur hätte ich damit noch mehr sinnlosen Aufwand als ich ihn mit den verkackten Korrekturen ohnehin schon habe. Ich korrigiere in diesem Schuljahr grob überschlagen etwa 400 schriftliche Prüfungen und das ist der geringste Aufwand, den ich in meiner bisherigen Berufslaufbahn jemals hatte. In den vergangenen Jahren waren es weit über 600 Schriftliche pro Schuljahr.

    Mal aus Interesse: Habt ihr in der Mathe die Möglichkeit, Anwendungen aus anderen Fachbereichen aufzugreifen? Ich habe in einem meiner Klassenteams nen Mathematiker, der zum ersten Mal die Angewandte Mathe fürs Profil Biologie/Chemie unterrichtet, der hat mich mal ganz interessiert gefragt, wofür ich Mathe in der Chemie eigentlich brauche. Andere KuK unterrichten selbst noch eine Naturwissenschaft und wählen die Beispiele bei den Aufgaben entsprechend aus.

    Ich finde die Diskussion insofern lächerlich als dass ich mich lieber mit Dingen beschäftige, die ich vor meiner eigenen Haustür ändern kann oder auf die ich zumindest mit meiner politischen Stimme Einfluss nehmen kann. Ich kann ja schlecht nach Kenia trampen und den Leuten dort das Kinderkriegen verbieten.

    Zum Thema: Dass BG mehr ist als "e chli mölele" empört unsere Jugendlichen zu Beginn am Gymnasium auch gerne mal. "E chli mölele" kann man gerne daheim als Hobby, an der Schule darf man ruhig auch die professionelle Seite des Fachs kennenlernen. Ich bin nun selber überhaupt nicht im künstlerischen Bereich unterwegs, schaue in der Chemie aber sehr gerne das Thema Farbstoffe an und habe letztens mit einer Kollegin aus dem BG abgemacht, dass wir dringend mal zusammen mindestens eine Wahlfachwoche schmeissen müssen. BG und Chemie kann echt richtig cool werden, glaube ich. Was ist das Problem damit, dass meine Jugendlichen im Praktikum eine riesen Freude dran haben, T-Shirts und Taschen mit Indigo zu batiken und wir hinterher über die Theorie der Farbstoffe ne schriftliche Prüfung schreiben? Meine Künstler-Klasse hatte in Physik zuletzt auch recht viel Vergnügen beim Thema Akustik. Unabhängig vom Ergebnis der schriftlichen Prüfung, die nach der Fasnacht jetzt noch kommt, bin ich mir doch recht sicher, dass die sich auch in ein paar Jahren noch an die Folter mit der Chladnischen Platte erinnern werden. "Unkreativ" sind hier wohl eher diejenigen, die sich nicht vorstellen können, dass man in einem Leistungssystem auch Spass haben kann.

    Halt dich mal mit persönlichen Spekulationen zurück.

    Du meine Güte. Haste schon oft genug öffentlich geschrieben, sonst wüsste ich es ja nicht. Spekulieren brauche ich da nicht.


    Ich liebe schon immer Schwimmen, gehe heute noch zum Leistungstraining, habe früher Rettungsschwimmen gemacht. In der Schule hatten wir nicht eine einzige Schwimmstunde.

    Basketball habe ich auch sehr gerne gespielt, in der Schule hieß es nach einer Einheit, naja, ich finde, deine Bemühungen sind so semi, Note 3. Danke, ich habe es dann auch nicht weiter probiert.

    Aha, daher weht der Wind. Ja, ich war auch schlecht im Schulsport, ja, habe ich geradezu gehasst. Meine Schule war insgesamt scheisse, ja, so war es halt. Und jetzt extrapoliere ich, dass der Schulsport immer und überall scheisse ist? Bzw. Schule und Noten generell? OK ... Das hättest du mir früher mal sagen müssen, dann hätte ich mir nen andern Beruf gesucht. Mist.


    Kann ja jeder kurz für sich selbst überlegen, was er oder sie aus den Fächern mitgenommen hat.

    Das kannst du dir auch für alle anderen Fächer mal überlegen. Eigentlich reicht's doch, wenn alle mal lesen und schreiben gelernt haben, nicht?


    Anekdotisch, aber bei vielen Sportlehrern realistisch.

    So Eltern wie dich kann man echt gebrauchen. Vielleicht ist es auch alles ganz anders? Ich kenne solche Situationen nur allzu gut aus dem Unterricht: 23 Jugendliche machen einfach das, was man ihnen gesagt hat, eins spielt die Diva und ich als Lehrperson habe am persönlichen Elend zu 120 % Schuld. Joa, da steh ich drüber.

    Bei uns ist übrigens Sport am Gymnasium nicht promotionsrelevant. Ich finde das schlecht, aus den gleichen Gründen, die hier schon sehr schön von unter anderem Kathie geschrieben wurden. Dass die Note nicht zählt führt in keinster Weise dazu, dass irgendjemand motivierter ist. Im Gegenteil hängen diejenigen, die keine Lust haben, nur noch mehr ab und als Klassenlehrperson weiss ich, wie häufig man mysteriöse Absenzen für den Schulsport entschuldigt.

    Die Diskussionen um die Benotung in der Musik und im Bildnerischen Gestalten sind auch immer die gleichen, seit ich unterrichte. Bei uns zählen alle Noten gleich, d. h. eine 3 in Mathe kann mit einer 6 im BG kompensiert werden. Meine Güte, was können manche Leute sich darüber empören. Die Musiker sind immer so latent beleidigt, dass BG als Grundlagenfach halt deutlich häufiger gewählt und auch besser benotet wird. Deswegen müssen bei der kommenden Maturreform auch unbedingt beide Fächer Pflicht, am besten bis zur Matura werden. Ich rolle da unterdessen nur noch mit den Augen drüber. Chemie und Physik sind natürlich auch viel fieser als Bio, etc. pp. Als hätten wir nichts Wichtigeres zu diskutieren.

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