Beiträge von Antimon

    Ja, also ging es doch grade nicht um das drölfigste Zusatzarbeitsblatt. "Meine" Superschlauen sind eigentlich immer die, die noch die ganze Klasse mit ihrem Wissen versorgen und allein dadurch schon immer noch schlauer werden. Ganz krass erlebe ich das gerade in einer Maturklasse, da kann ich dir schwören, dass einzelne schon längst nicht mehr da wären, gäbe es nicht die zwei superschlauen Frauen und unseren Chemieolympioniken.

    Die Pendelei ist dort gut möglich und somit auch die Wohnung außerhalb zu haben kein großer Nachteil

    Alles, was gut an den ÖV angeschlossen ist, ist teuer und ausserhalb der Stadt in der Regel eben noch teurer. Als ich in Genf an der Uni angefangen habe, war ich zur Wohnungsbesichtigung in Yverdon und Lausanne, nicht, weil es da billiger wäre, sondern weil es dort überhaupt Angebote gab. Ich hätte auch in Yverdon 1500 CHF für eine 1-Zimmer-Wohnung bezahlt und wäre dann eben morgens 1 h mit dem Zug nach Genf gefahren. Das gleiche in der Basler Agglomeration, die teuersten Wohnungen finfest du in Riehen und Binningen. Ich wollte da auf keinen Fall wohnen, natürlich ist es ein Nachteil. Der Arbeitsweg wäre weiter und umständlicher plus noch mehr Miete obendrein. Manch einer legt halt Wert auf mehr Grün und weniger Stadtlärm, ich finde Basel völlig in Ordnung.

    nd da ist das Ziel, dass ein Kind aus Langeweile nicht komplett untergeht, doch wichtig

    Nee, das ist schon richtig. Was aber hier auch mehrfach schon geschrieben wurde, und womit ich völlig anekdotisch grad letzte Woche erst mit einem Kollegen im Gespräch war: Hat das Kind denn womöglich andere Baustellen? Das Kind des Kollegen "langweilt" sich eben auch gerne in der 1. Klasse Primar, er würde gerne mehr rechnen. Im emotionalen Bereich hat der aber ein riesen Defizit, der hat genug noch neben dem Rechnen zu lernen. Wenn ich ebenso anekdotisch an meine eigene Primarschulzeit zurückdenke... Ich wäre schon zufrieden gewesen, hätte man mich halt irgendwas lesen lassen bis der Rest dann auch mal wieder so weit ist. Ich habe mich furchtbar viel gelangweilt und war ein stilles, braves Kind. Ich wäre aber echt einfach zufriedenzustellen gewesen und so erlebe ich eben die allermeisten sehr intelligenten Jugendlichen bei uns an der Schule auch. Braucht es da unbedingt irgendeinen Aufriss oder reicht es schon zur Kenntnis zu nehmen, dass das Kind eben schlau ist und dann lässt man zu, dass es sich selber weiter beschäftigt mit etwas, woran es gerade Freude hat? "Gelitten" habe ich später aus ganz anderen Gründen an der Schule. Das Problem war nicht mangelnder Förderunterricht sondern mangelnde Empathie. Kann schon sein, dass ich da als Lehrperson selbst heute ein eigenes Trauma therapiere.

    in Sachen Individualisierung kann man die Grundschule nur schwer mit der Sekundarstufe I und noch schwerer mit der Oberdtufe vergleichen

    Da magst du schon recht haben. Nur richtete sich meine Antwort an eine Person, die selbst auch nicht an der Grundschule unterrichtet und ich glaube dir immer noch nicht, dass du 30 verschiedene Aufgabenblätter vorbereitest. Du hast vielleicht 3 verschiedene Niveaus, mit denen du die gleiche Klasse versorgst. Die habe ich auch vorzubereiten, nur sitzen die zugehörigen Schüler*innen in unterschiedlichen Leistungszügen in unterschiedlichen Klassen.

    Ich habe mich eingemischt als der Satz fiel "unsere Aufgabe als Pädagog*innen ist es doch..." Nein, ich sehe meine Aufgabe wirklich nicht darin, dem hochbegabten Linus den Hintern hinterherzutragen, am Gymnasium schon gleich gar nicht. Mit dem schaue ich, was es für Fördermöglichkeiten gibt und dann vergnügt der sich selbst. Der braucht meine Kapazitäten für seinen Seelenfrieden am allerwenigsten. Ich habe im Moment im einer Klasse drei Schüler*innen im Schülerstudentenprogramm, ein vierter darf nur deswegen nicht gehen, weil er zu viele Absenzen hat. Nein, letzteres hat NICHTS mit seiner Intelligenz zu tun und der Bub weiss selber, was sein Problem ist. Aufwand habe ich mit denen exakt Null, die sind völlig zufrieden mit sich und dem, was sie tun. Hin und wieder sitzt noch einer nach der Stunde bei mir und fragt irgendwas, dafür muss ich aber nichts vorbereiten, das schüttle ich in aller Regel aus dem Ärmel.

    Von Wien kennt man doch diese Gemeindewohnungen, es gibt also Konzepte, in denen nicht alles der Markt regelt sondern eine soziale Gemeinschaft

    Ja, es ginge einiges, wenn der Staat dafür halt sorgt. Wieso hackst du hier gleich noch mal auf ein paar vielleicht spiessigen Kleinanlegern rum? Ich meine, spiessig finde ich so manches, was hier geschrieben wird, schon auch, aber ich habe das Gefühl, du bist grad eins drüber. Nicht jeder, der ne halbe Million auf dem Konto hat, ist ein asoziales Arschloch. Ich würde meinen, die Arschlochdichte unter wirklich reichen Menschen ist in echt auch nicht höher als unter wirklich armen Menschen.

    Du hast keine Ahnung, wie es ist, zu Besichtigungsterminen zu fahren und dich mit 100 Leuten in eine Schlange zu stellen, weil du etwas finden MUSST

    Ich schon. Ehrlich... Du schmeisst hier einiges ganz krass durcheinander. A hat doch mit B überhaupt nichts zu tun. Häuser in der bayrischen Wallapampa konnte man vor 20 Jahren für unter 100k kaufen, mein Bruder verdient netto irgendwas um die 2500 € im Monat. Mein letztes 100 % netto war fünfstellig und ich habe effektiv in Genf mit 40 Personen auf 25 qm gestanden, die 1500 CHF Miete hätten kosten sollen und mit 40 qm ausgeschrieben war. Wollen wir ernsthaft drüber diskutieren, warum Genf einen Wohnungsleerstand von unter 1 % hat? Ja, es tut mir leid, aber der Grund nennt sich "Migration". Wirklich. Die UNO zahlt ihren Mitarbeier*innen jeden Phantasiebetrag, wie ja auch die Roche für die grossen Wohnung bei uns in Basel im Haus die 4000 CHF Monatsmiete für ihre Expats halt einfach bezahlt. Natürlich nimmt die Wincasa das sehr gerne, täte ich auch an deren Stelle, wenn es halt geht.

    Das ist in München und Frankfurt genau das gleiche. Du wohnst doch irgendwo in der sächsischen Wallapampa. Bist du sicher, dass du mit den 100 Personen, die sich für eine Wohnung bewerben, überhaupt mitreden kannst? Oder hast du nur irgendwo gelesen, dass das irgendwo so ist? So richtig geschissen hat man in der Situation übrigens als Ausländerin, wir haben die ersten 6 Jahre auch nur im kleinbasler Ghetto was gefunden, weil sie uns mit der B-Bewilligung nirgendwo sonst haben wollten.

    Aber doch ja, mit einem fünfstelligen Monatsnetto und irgendwelchen Häuser kann man halt einfach nicht mehr mitreden.

    ch habe gerade spontan die Geschichte der Matura-Schülerin im Kopf, mit der du stundenlang Experimente gemacht hast, weit über dein Soll hinaus

    Im entsprechenden Rahmen, ja. Sie hat eine experimentelle Maturarbeit gemacht und mich gefragt, ob ich die Betreuung übernehme. Ich kann sowas nicht im normalen Unterricht leisten und ich gehe auch nicht mit ihr "einfach so" ins Labor, weil's ihr langweilig ist, sondern weil sie eine Maturarbeit macht. Ich richte meinen Regelunterricht definitiv nicht an individuellen Bedürfnissen aus, ich schaue, dass es für alle 24 ungefähr passt. Dem einen passt es halt mehr, der anderen passt es weniger. Wenn jemand Fragen hat, setze ich mich dazu und beantworte die. Die einen hängen am Dreisatz, die anderen an der statistischen Thermodynamik. Wer zu mir kommt, bekommt Hilfe, das ist es. Ich habe nicht "auf Verdacht" einfach mal noch dies, das und jenes vorbereitet und habe ich auch noch nie gebraucht. Unsere Schüler*innen sind froh, wenn sie am Abend heimgehen können, zum Glück haben die meisten noch irgendwelche Hobbies, die nichts mit der Schule zu tun haben. Mit einem einzigen habe ich bisher über mehrere Monate mal auch ausserhalb der regulären Schulzeit noch wegen der Chemieolympiade hin- und hergeschrieben, tatsächlich auch bis spät nachts.

    Neben der normalen Unterrichtszeit habe ich tatsächlich viel mehr mit ... sagen wir mal ... "allgemeiner Lebensberatung" zu tun. Keine Ahnung, ob das am Standort meiner Schule liegt oder unsere Schüler*innen vielleicht selbständiger damit sind, sich selbst mit Informationen zu versorgen zu Themen, die sie interessieren. Ich empfehle gute Kanäle auf YouTube z. B. und weiss, dass durchaus einige regelmässig irgendwas schauen und dann hin und wieder auch mal was dazu fragen.

    Nämlich auf ein individuell ausgerichtetes

    Das kann ich überhaupt nicht leisten, das kann niemand von uns leisten. Ich habe das schon richtig verstanden und auch genau so geantwortet, wie ich es gemeint habe. Ich habe maximal 24 Nasen pro Klasse vor mir sitzen, bei euch sind die Klassen noch grösser. Ich kann meinen Unterricht nicht auf 24 Individuen ausrichten und das ist auch gar nicht nötig. Mir ist es wichtig, dass ich jedes Individuum als Mensch wahrnehme und ich meine auch, ich bin relativ gut darin, rechtzeitig mitzubekommen, wenn etwas nicht gut ist. Dann frage ich auch nach und nehme mir Zeit, auf der zwischenmenschlichen Ebene. Meinen Fachunterricht richte ich an den Fachinhalten und am Lehrplan aus, der beruht ja auf einem Konsens darüber, was an Kompetenzen zu vermitteln sei.

    Was ist das für ein Argument? Ja, du bist auch reich. Den Neid hast du dazugedichtet.

    Du schriebst weiter oben, dass Seph Unrecht habe damit, dass Wohlhabende oft meinten, der Reichtum finge erst "noch weiter oben" an. Das würde genau das bestätigen.

    Häh? *Du* hast irgendwelche "Kriterien" irgendwo rausgekramt. *Ich* erfülle die, auch nach Schweizerischen Massstäben, mein Bruder nicht. Entweder es gibt jetzt irgendwelche "Kriterien" oder du erfindest demnächst, dass auch jeder, der einen 3er BMW vor der Tür stehen hat "reich" ist

    und ich dachte, unsere Aufgabe als Pädagog*innen (ob Förderschullehrer*in oder nicht) sei es, sich nach dem Kind zu richten

    Nein. Meine Aufgabe als Pädagogin ist es, junge Menschen auf einen Weg zu bringen auf dem sie sich bestmöglichst in die Gesellschaft einbringen können und zufrieden mit sich selbst sind. Es gibt genug Narzissten auf der Welt, ich versuche eigentlich zu verhindern, dass es immer noch mehr werden. Das Thema Hochbegabung und "Underachiever" hatten wir wirklich schon oft genug. Die allermeisten sehr intelligenten Jugendlichen leisten, sind empathisch und sozial sehr gut integriert. Sehr viel häufiger sind die mühsamen Störenfriede obendrein auch gar nicht mal so schlau.

    Ich finde, es sollte sich niemand dafür rechtfertigen müssen, wie viel Zeit für Arbeit oder Familie er/sie aufwenden möchte oder kann

    Absolut nicht. Ich finde aber auch, es sollte sich keiner irgendeinen Quatsch ausdenken. Unsere Sprachlehrpersonen arbeiten keine 60-Stunden-Wochen und ich auch nicht. Ich arbeite selbst in einer Fachschaft mit unterdessen mehreren 60 % Pensen. Eine Kollegin hat ein kleines Kind daheim, eine Kollegin hat noch eine zweite Anstellung ausserhalb der Schule, ich studiere. Bei uns rechtfertigt sich niemand für seinen Lebensentwurf und die Schulleitung macht möglich, was eben geht.

    wenn ich mit 2 Korrekturfächern Vollzeit arbeite, arbeite ich 50-60 Stunden die Woche

    Du korrigierst jede Woche Prüfungen? Glaube ich nicht. Keine einzige Französisch-/Deutsch-/Englisch-Lehrperson korrigiert bei uns an der Schule jede Woche Prüfungen. Wir haben einige mit Deutsch/Englisch oder Deutsch/Französisch mit 100 % Pensen, niemand arbeitet da 60 Stunden die Woche. Das passiert ausnahmsweise mal während der schriftlichen Matura, da sitze ich im Schwerpunktfach Chemie aber auch an 15 Seiten pro Nase. Es gibt Statistiken zu durchschnittlichen Arbeitszeiten von Lehrpersonen. Die liegen definitiv über dem Soll und sie sind gemäss der letzte LCH-Umfrage in der Schweiz noch höher als in Deutschland. Sie entsprechen aber keiner 60-Stunden-Woche auf ein Vollzeit-Pensum. Das ist ausgedachter Quatsch.

    Immobilienbesitz IST Reichtum.

    Ne, ist er nicht. Du hast doch selber irgendwelche Zahlen rausgekramt, wie viel man verdienen muss um in Deutschland als "reich" zu gelten. Davon ist mein Bruder weit entfernt. Das war genau der Punkt. Nur weil jemand Wohneigentum besitzt, ist die Person eben noch lange nicht reich. Das ist dann einfach nur Neid. Uh ... der hat eine Eigentumswohnung, ich nicht. Ich könnte mir auch eine kaufen, ich tu's einfach nicht.

    Kann sein, dass man das Geld im Alter verjubelt, kann aber auch sein, dass man dem Kind beim Eigenanteil für den Kredit für's haus etwas hilft. Das geht niemanden was an.

    Da hast du völlig recht. Ich find's nur schräg, wie manch einer gestresst rüberkommt, der Häuser für die Altersvorsorge kauft. Und dann eben meint, er würde zu wenig Häuser kaufen können, weil zu viele andere zu viel in den Arsch geblasen bekommen.

    Ich kenne jemanden, der bei der Zürcher Kantonalbank mehr als 200k Jahresbrutto verdient. Das ist *verdammt* viel Geld. Der hat aber auch Mathe studiert und wird für entsprechende Fähigkeiten bezahlt. Der ist glücklich und zufrieden mit sich und seiner Welt. Dann kenne ich Leute, die ne Firma samt Vermögen vom Papa geerbt haben und alles nur sinnlos versaufen und verprassen. Die sind nicht im Ansatz beneidenswert und auch absolut nicht glücklich und zufrieden.

    Es ging mir eher darum, dass Du anscheinend glaubst, man müsse nur den Geldhahn zudrehen und schon würden die Leute einfach eine Arbeit annehmen.

    Es bräuchte einen Mittelweg. Für die, die gar nicht arbeiten, geht es in Deutschland immer schon zu einfach mit der Unterstützung und für die, die halt schon arbeiten aber zu wenig verdienen, ist es immer schon zu kompliziert. Man muss bei uns hier Sozialhilfe (je nach Kanton anteilig) zurückzahlen, wenn man wieder ausreichend verdient. Das finde ich OK. Und gar nicht zu arbeiten wird verdammt schnell verdammt ungemütlich. Auch das finde ich OK.

    Dass ich bis 68 oder so arbeite, davon gehe ich auch aus. Ich glaube, mit dem 3-Säulen-Prinzip sind wir mit der Altersvorsorge sowieso besser dran. Der Staat zwingt einen ja dazu, selber was zu machen und die Pensionskasse legt das Geld ja an. Also das was du selber machst, macht für mich die Pensionskasse, da muss ich mich nicht drum kümmern. Abgesehen davon habe ich nicht vor, noch mal auszuwandern. Die Gesundheitsversorgung ist in der Schweiz unübertroffen gut und ich weiss ja jetzt schon, dass ich in absehbarer Zeit mindestens ein künstliches Hüftgelenk brauche.

    Doch ist es. Für mich bedeutet es dass ich meinen Lebensstandard halten kann auch wenn ich mein Lohneinkommen durch TZ senke. Das macht vor allem im höheren Alter Sinn, wo man eventuell einfach die Stresssituationen reduzieren möchte. Das geht aber nur mit ausreichendem Kapitalstock.

    Mir ist die Denke schon klar aber sie ist absolut nicht meine und ich habe wirklich immer das Gefühl, Leute die so reden, sind immer irgendwie gestresst. Ich habe ein Säule-3a-Konto, das hat hier jeder, das ist einfach die private Altersvorsorge. Dann bekomme ich AHV, da habe ich aber ein "Loch" von etwa 10 Jahren, das sich aber nicht mehr stopfen lässt weil mir halt die entsprechenden Beitragsjahre fehlen. Dann halt noch das Geld aus der Pensionskasse, vielleicht kaufe ich mich mir da sogar noch mal ein paar Anteile dazu, wenn ich lustig bin. Das reicht am Ende mehr als dicke. Ich werd ja mit 65 nicht plötzlich ein anderer Mensch und ich komm jetzt schon kaum noch hinterher mein Geld überhaupt auszugeben. Das bleibt halt liegen auf dem Konto und im Alter hau ich's irgendwann final auf den Kopf. Da muss nichts übrig bleiben, ich hab keine Kinder und keine Verwandtschaft, der ich irgendwas vererben will. Hin und wieder schenke ich den Ärzten ohne Grenzen oder so was davon.

    In den südlichen Euroländern ist die Eigentumsquote hoch, so dass jeder Wohnungsbesitzer schon deutlich mehr als 0 hat.

    Die südlichen Euroländer haben samt und sonders eine erheblich schlechtere Wirtschaftsleistung als Deutschland. Die geringste Eigentumsquote in ganz Europa hat die Schweiz. Wir zahlen übrigens Vermögenssteuer aber keine Erbschaftssteuer. Der entscheidende Unterschied ist einfach, dass das Lohnniveau in den Ausbildungsberufen sehr viel höher ist als irgendwo sonst in Europa.

    Und das schöne: durch die Anonymität hier kann man das auch mal so schreiben ohne den dämlichen Neid der da oft persönlich mit kommt zu kriegen.

    Schade, dass das überhaupt so ist mit dem Neid. Es sollte doch einfach mal jede und jeder mehr vor der eigenen Haustüre kehren und weniger das Gras auf der anderen Seite vom Zaun fressen wollen.

    Ich hab grad so für mich nachgedacht ... Meine Mutter hatte auch gerne mal das Gefühl dass "die Türken" ihr irgendwas wegfressen, hab ich glaube schon öfter mal hier geschrieben. Gejammert, dass es ihr selber nicht grad gut ging, hat sie nie, aber die "blöden Türken" hatten es auf jeden Fall unverschämt gut. Woher auch immer sie das zu wissen glaubte. Sie wusste einfach insgesamt gar nicht mal so viel, woher denn auch, sie hatte gar keine Zeit und eben auch kein Geld mal gross von daheim rauszukommen. Besser geworden ist das erst als ich erst zum Studieren weg bin und am Ende dann in der Schweiz gelandet ist. Allein schon was ich erzählt habe, hat irgendwie geholfen, dass sie mal aufgehört hat ständig auf irgendwas zu schimpfen, wovon sie gar keine Ahnung hat.

    Das mit dem Neid auf reiche Menschen ist eben auch so eine Sache. So wirklich interessiert hat mich das noch nie, wie viel andere haben oder nicht haben, aber trotzdem sind natürlich Leute mit irgendwelchen Häusern, Booten, weiss nicht was für Autos ... ziemlich weit weg in der Vorstellung, wenn man selber nach heutigen Massstäben mit Bürgergeld aufwächst und mit 23 das erste Mal einen richtigen Auslandsurlaub macht. Man liest so in den Medien von Leuten mit viel Geld, die am Genfersee wohnen ... und schwupp wohne ich plötzlich selber an diesem Genfersee, grad gegenüber der Perle du Lac, wo sich die besserverdienenden Diplomatinnen und Diplomaten von der UNO (die ja grad auf der anderen Seite den Hügel hoch ist ...) zum Mittagessen treffen. Der See ist einfach nur ein See, er ist sehr schön und während in der Perle du Lac am Abend fein diniert wird, setzt man sich halt zwei Meter weiter mit einer Dose Bier ins Gras. Das Entrecôte in der Perle du Lac ist nicht ganz billig, ja, und es ist ganz OK. Man geht halt einfach in und isst, wenn man unbedingt meint, sich das mal angetan haben zu müssen. Das Gras und das Bier waren mir schlussendlich lieber. Es ist auch lustig, einmal den Aufriss miterlebt zu haben, wenn Paris Hilton in der Genfer Innenstadt mit dem Bentley vorgefahren und der rote Teppich ausgerollt wird, weil Madame jetzt shoppen geht. Auf der Lenzerheide und in St. Moritz wohnen übrigens auch ganz normale Leute und man kann da ganz normal Urlaub machen. Es mutet etwas skurril zwischen all den reichen Arabern und Russen an, aber die lernt man ignorieren und ich bin mir obendrein sicher, dass ich es da eigentlich immer sehr viel lustiger habe, weil ich ja das ganze Showing Off nicht nötig habe.

    Was ich damit schreiben will ... Ein G7-Gipfel wird natürlich auch in Hamburg ausgerichtet, aber dann ist er weit weg und abgeschirmt von der normalen Bevölkerung. Bei uns hier ist das alles ganz nah, die Frau Hilton mit ihrem Bentley und die reichen Araber, die keine 2 m zu Fuss irgendwo hinlaufen können. Die Roche mitten im Wohnquartier und der CEO, der jeden Morgen mit dem Velo zur Arbeit fährt, weil er da genauso wenig einen Parkplatz bekommt wie alle andern halt auch und der seine Kinder auf ein staatliches Gymnasium schickt, wo sie dann halt neben dem Ghetto aus Kleinhüningen sitzen. Wir sind hier auch an unseren Politiker*innen sehr viel näher dran, ich stand schon mit Ständeratspräsidentin Eva Herzog am Bahnhof SBB in Basel an der Bushaltestelle, Bundesrat Beat Jahns ist bei seiner Nominierung mit einem Fasnachtszug durch die Stadt gelaufen und hat alle zum Glühwein eingeladen. Das sind alles "spezielle" Leute mir wahrscheinlich ziemlich viel Geld, die da halt einfach so sind und im Grunde juckt es keinen.

    Wahrscheinlich ist es so: Was man kennt, das versteht man und dann gibt es keinen Grund mehr, sich über irgendeinen Blödsinn aufzuregen, von dem man eigentlich keine Ahnung hat. Fragt mich jetzt aber nicht, warum hier trotzdem 30 % SVP wählen, das wird dann kompliziert :D

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