Beiträge von Pyro

    Ich habe das bereits mehrmals erwähnt: Wie viele von euch haben schon selbstständig ihre Arbeitszeit erfasst? Meine Erfahrung zeigt, dass Lehrkräfte dazu neigen, die tatsächlich abgeleistete Arbeitszeit zu überschätzen. Es hat mich auch überrascht festzustellen, dass ich trotz großer Klassen, korrekturintensiver Fächer und Arbeit in der Oberstufe (ausschließlich!) nie Überstunden mache. Die einzige Ausnahme sind schriftliche Abiturprüfungen aufgrund der sehr knappen Fristen. Eine offizielle Arbeitszeiterfassung wäre für mich deshalb auch eher ein Fluch als ein Segen.

    Das ist krass. Bei einer so kurzen Korrekturfrist wärst du bei uns mit 30 Abiarbeiten für eine gute Woche von allen anderen Dienstverpflichtungen freigestellt. Das in nur 4-5 Werktagen (wenn man Samstag mitzählt) ggf. ohne Freistellung umsetzen zu müssen, ist unzumutbar. Auch während der Abiturkorrekturen hast du ein Recht (und streng genommen auch die Pflicht) auf Einhaltung der täglichen Höchstarbeitszeit und auf die Mindestruhezeiten.

    Jup, ich überlege deshalb mit meiner Schulleitung zu sprechen. In meinem Zweitfach habe ich übrigens noch einmal zusätzlich 5 Prüfungen. Die werde ich aber noch vor dem Englischtermin fertig haben (müssen).

    Das ist so und daher sind so kurze Korrekturfristen völlig unzumutbar. Wie kommt diese zustande?

    Englisch ist in diesem Jahr die letzte Abiprüfung und liegt somit näher an der Abgabefrist als die anderen Prüfungen. Meine Mathekolleginnen werden acht Tage mehr Zeit haben, da Mathe die erste Prüfung sein wird. Das sei ihnen natürlich gegönnt. Aber ich frage mich schon, ob ausgerechnet Englisch, also eine Sprache, die letzte Prüfung sein muss.

    Ob das bei so einer kurzen Korrekturzeit nicht schon als Kollateralschaden passieren kann?

    Ich nehme an, du bekommst mindestens 2 Tage davon unterrichtsfrei, oder? Alles andere wäre ja unzumutbar. [Ironie off]

    Ja, zwei Tage unterrichtsfrei müsste ich bekommen, ist aber noch nicht sicher. Die SL ist bei Korrekturtagen immer etwas geizig. Aber selbst mit zwei Korrekturtagen sind vier Tage noch zu wenig. Natürlich werde ich am Wochenende und an dem Feiertag arbeiten müssen. Was anderes bleibt mir ja nicht übrig.

    Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich schaffe es gar nicht, einen ganzen Werktag lang zu korrigieren. Nach 5 Stunden lässt meine Konzentration extrem nach. Für eine Abiklausur brauche ich aber, wenn es schnell geht, mindestens 60 Minuten.

    Aber es ist nicht sinnvoll, unbeteiligten die Abi-Prüfung oder so zu versauen.

    Die Verantwortung liegt dann ja wohl beim Dienstherren/dem Arbeitgeber.


    Gerade in den Prüfungsphasen schießt mein Arbeitspensum in die Höhe. Dieses Jahr werde ich für das Englischabitur, wenn ich das Wochenende und den Feiertag rausrechne, gerade einmal 4 Tage zum korrigieren haben. 30 Abiklausuren in 4 Tagen ist eine Frechheit. Aber ja, wir sollten niemandem die Abi-Prüfung versauen. [/Ironie off]

    Was meinst du mit "gleich aufgebaut"? Oft wird empfohlen, Stunden induktiv aufzubauen, was ich meist auch so mache. So gesehen sind meine Stunden auch gleich aufgebaut.


    Solange die Methoden nicht immer gleich sind, ist alles gut. Die Methoden müssen aber zur Klasse, zum Thema und dem Stundenziel passen.

    Aber die Ethik habt ihr nicht für euch gepachtet ;)

    Dass man sich in Religionslehre auch mit Moral beschäftigt, hat keiner abgestritten. Du hast es aber so dargestellt als sei der konfessionsgebundene Religionsunterricht im Grunde wie Ethikunterricht mit ein paar netten Mythen aus der Geschichte des Christentums und dem ist eben nicht so. Die Moraltheologie begründet und reflektiert Moral ganz(!) anders als die Moralphilosophie. Darüber hinaus nehmen Fragen der Moral laut eurem Bildungsplan sowieso nur einen relativ kleinen Teil der Unterrichtszeit ein. Andere Fragen der systematischen Theologie und Bibelexegese sind in ihrer Zahl öfter vertreten als Fragen der Ethik. Daher stimmt deine Aussage einfach nicht.

    Nun - deshalb gibt es ja auch einen eigenen Bildungsplan Ethik ;)
    Die Bibel kann man als literarisches Werk und Sammlung verschiedener Prosatexte ("Buch der Bücher") betrachten und abhandeln - ohne daraus das "wahre Wort Gottes" herauszulesen, Jesus Christus als historische Person - die auch im Koran erscheint (wie auch Maria). "Kirche" ist ein weites Feld, das von Organisationsstruktur, Glaubensvarianten über Bauwerke zum Jahreskreis führt - der unsere Wochen- und Jahresstruktur sowie unsere Ferienabfolge bestimmt. Hier sind Verweise auf heidnische Riten möglich - so wurde das Osterfest auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Frühjahrssonnenwende gelegt - weil hier in den meisten heidnischen Riten das Winterende gefeiert wurde. Dasselbe gilt für die Wintersonnenwende - auf der der Termin für Weihnachten liegt.

    Aus dem Religionsunterricht muss man keine Bibelstunde machen.
    Die Verknüpfung zu Ethik sind jedenfalls vorhanden - das geht über Sorge für Mitmenschen und Umwelt ("Bewahrung der Schöpfung") über Schuld, Verbrechen und Sühne bis zur Verfolgung Andersgläubiger und Toleranz. Sicher haben wir Protestanten hier auch eine vollkommen andere Sichtweise auf viele Dinge - die nicht bei der "Wandlung" im Abendmahl enden.
    Auch wenn sich manche Priester und Kirchenoberen unethisch verhalten - Religion hat sehr viele ethische Inhalte und Anknüpfungspunkte.

    Du schriebst doch, dass Religionsunterricht im Kern Ethikunterricht sei und dies ist, wenn man den Bildungsplan ernst nimmt, eben nicht der Fall. Über die von dir aufgezählten Themen sprechen wir in Ethik selten bis nie. Und bezüglich der ethischen Fragen betreiben wir didaktisch reduzierte Moralphilosophie und eben keine Moraltheologie. Die Perspektive ist eine andere.

    Der evang. Religionsunterricht in Ba-Wü lässt verschiedene Heransgehensweisen zu und bietet Spielraum.
    Lehrplan für Sek I:
    https://www.bildungsplaene-bw.…LS/BP2016BW/ALLG/SEK1/REV

    Naja, Bibel, Gott, Jesus Christus und Kirche sind keine Bildungsplaneinheiten des Ethikunterrichts. Das sind schon einmal 4 von 7 Bildungsplaneinheiten, die sich fundamental unterscheiden. Wenn man sich dann noch die anderen Themen anguckt, die erst einmal ähnlich klingen, zum Beispiel Mensch oder Verantwortung, dann wird man schnell feststellen, dass die Perspektive auch da eine andere ist. Die Begriffe Gottesebenbildlichkeit, Dekalog, Nächstenliebe, Schöpfung und Sünde kommen in Ethik faktisch nicht vor oder nur am Rande. Passende Bibelstellen werden im Ethikbildungsplan auch keine aufgelistet. Also ja, die Herangehensweise unterscheidet sich in den beiden Fächern fundamental. Das steht völlig außer Frage.

    Diese Zusammenstellung ist allerdings unfair:
    "Meiner ist 18 Meter lang."

    Hä? Mir ging es nicht darum, anzugeben. Im Religionsunterricht werden eben andere Autoren gelesen plus die Bibel. Ich wollte damit auch nicht ausdrücken, dass Ethik schwieriger als Religionslehre sei, sondern nur deutlich machen, dass sich die Fächer, trotz Gemeinsamkeiten, eben doch deutlich unterscheiden. Die Theologie hat aber auch sehr anspruchsvolle (und wie ich finde sehr interessante) Texte im Angebot.

    Die Lektüre philosophischer Texte nimmt im Ethikunterricht einen großen Raum ein, vor allem in der Oberstufe. Wir müssen unter anderem Aristoteles, Bentham, Mill, Kant, Schopenhauer, Nietzsche, Arendt, Sartre, Camus, Habermas, Rawls und Singer lesen. Diese Autoren spielen im Religionsunterricht meiner KuK keine (große) Rolle. Es gibt thematische Überschneidungen, wenn es um konkrete gesellschaftliche Themen geht. Das habe ich hier im Forum auch schon einmal angemerkt. Die Herangehensweise unterscheidet sich jedoch deutlich. Auch die Texte, die gelesen werden, sind andere. Der Kurs meiner Kollegin beschäftigt sich gerade mit dem Thema "das Leben und Leiden Jesu". Meine Schüler lesen derweil Kant (natürlich mit Bezug zur Lebenswelt der SuS, das ist ja klar).

    Somit ist für mich dann auch dieses konkrete Beispiel unpassend, da ich damit die Würde des Partners verletzte und damit auch sein Leben einschränke.

    Das wäre allerdings die kantische Menschheitsformel, also "Handle so, daß du die Menschheit in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest."


    Auch hier kommt Kant ohne den Rückbezug auf das Handlungssubjekt aus. Kant versuchte allgemeine Formeln ohne Inhalte aufzustellen, gerade damit die Formeln kategorisch gültig sind, sonst wären sie ja nur hypothetisch gültig und somit nicht objektiv wahr.


    Das zeigt, dass die Goldene Regel zwar eine Orientierungshilfe ist, jedoch in der Anwendung Grenzen hat. Man kann mit ihr eben nicht die Menschenwürde begründen.


    Ich wünsche dir auf jeden Fall einen schönen Sonntag. :)

    Der Kategorische Imperativ ist eben nicht dasselbe wie die Goldene Regel und man kommt durchaus auch zu unterschiedlichen Ergebnissen, wenn man diese beiden Formeln anwendet. Das ist ein typischer Fehler in Ethikklausuren und ich widme dem Ganzen deshalb auch eine Doppelstunde.


    Die Goldene Regel verlangt, sich in die Perspektive des jeweils von meiner beabsichtigten Handlung Betroffenen zu versetzen, um zu prüfen, ob mir meine Handlung auch dann noch als

    sinnvoll und richtig erscheint, wenn ich selbst davon betroffen wäre. Maßstab für die Moralität der Handlungsabsicht sind also meine individuellen Wünsche und Interessen, von denen ich aus subjektiver Sicht annehme, dass sie allgemein geteilt werden. Einfach ausgedrückt: Das Prinzip der Goldenen Regel basiert also auf der Annahme, dass alle Menschen zumindest

    ähnliche Wünsche und Interessen haben, deren Erfüllung moralisch erstrebenswert ist.

    Der Kategorische Imperativ verlangt von uns, dass wir von genau diesen Wünschen und Interessen absehen. Im Gedankenexperiment des Kategorischen

    Imperativs soll stattdessen überprüft werden, welche Maxime logisch-formal widerspruchsfrei verallgemeinerbar ist.

    Nach Kant können subjektive Wünsche und Interessen keinesfalls Maßstab für die Moralität einer Handlungsabsicht sein, da individuelle Neigungen im Grunde willkürlich seien. Die gemäß Goldener Regel gültigen moralischen Imperative sind daher stets hypothetisch, d.h. deren Zweck besteht in der Erfüllung bestimmter Wünsche und Interessen. Nach Kant ist das

    moralische Gesetz jedoch objektiv und frei von subjektiven Wünschen und Interessen.


    Konkretes Beispiel: Nach der Goldenen Regel ist es zulässig, die privaten WhatsApp Nachrichten meines Partners zu lesen, solange ich umgekehrt damit einverstanden bin, dass mein Partner auch meine Nachrichten lesen darf. Dass ich damit die Wünsche und Interessen meines Partners verletze, spielt in der Goldenen Regel keine Rolle, da das Prinzip der

    Goldenen Regel immer erst von den Wünschen des Handelnden ausgeht.

    Laut dem Kategorischen Imperativ wäre diese Handlung moralisch nicht zulässig, da die Maxime logisch-formal nicht widerspruchsfrei verallgemeinerbar ist.

    Kann ich widerspruchsfrei wollen, dass alle Menschen die Privatsphäre des anderen verletzen dürfen, um an persönliche Informationen ranzukommen? Nein, denn diese Maxime setzt voraus, dass es so etwas wie eine Privatsphäre gibt, jedoch wird im gleichen Satz genau diese

    Privatsphäre aufgehoben. Diese Maxime setzt also einen moralischen Wert voraus sowie zugleich die Aufhebung dieses Wertes. Die Privatsphäre wäre dann bedeutungs- und sinnlos.

    Karrieretechnisch ist ein Theologielehramtsstudium auch heute noch sinnvoll, aber nur, wenn man selbst auch eine persönliche Verbindung zur Kirche hat. "Nur" gläubig zu sein, ohne Bezug zur Kirche, ist als Religionslehrkraft eher suboptimal (Stichwort Missio bzw. Vocatio).


    Ansonsten kann ich als Ethiklehrer auch noch das Fach Philosophie/Ethik/Normen empfehlen. Wenn du mehr dazu wissen willst, kannst du mich gerne anschreiben.

    Man spricht dann von einer Vorerkrankung, wenn die Krankheit einer aktuellen Erkrankung oder einem Antrag vorausging. Zum Beispiel spricht man von einer Vorerkrankung, wenn ein Covid-Patient bereits an Diabetes leidet oder wenn ein (ehemaliger) Krebspatient einen Versicherungsantrag stellt. Ich weiß also nicht, ob "Vorerkrankung" hier der richtige Begriff ist.

    Es ist schon allein fraglich, wie frei wir Menschen in unseren Entscheidungen sind. Vieles deutet darauf hin, dass wir keinen freien Willen haben, jedoch baut unser ganzes Strafsystem darauf auf, dass wir autonom entscheiden. Ich selbst halte auch daran fest, weil mir die menschliche Autonomie ein sehr hohes Gut ist und Autonomie ist natürlich eng verknüpft mit Verantwortung und Moralität. Allerdings ist es nicht unwahrscheinlich, dass diese Annahme falsch ist. Die Humanwissenschaften und auch die Philosophie geben uns viele Argumente dafür. Allein deshalb versuche ich, so viel Empathie aufzubringen, wie ich kann. Menschen sind unvorsichtig, fehleranfällig, oft ignorant, leider manchmal auch grausam... aber wahrscheinlich auch determiniert.


    Mir tun alle Beteiligten leid.

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