Jedenfalls geht mir langsam das Repertoire an Konfliktlösungsmöglichkeiten aus, wenn immer dieselben 3 Hanseln betroffen sind und ich das Gefühl kriege, sie WOLLEN den Ärger. Was macht ihr dann? Mit Boxhandschuhen in eine Kampfarena sperren? Strafarbeit? Schulausschluss? Therapieempfehlung? Any Wörter, die ich noch nicht gesagt habe und die den Durchbruch bringen?
Ich habe noch keine Worte erlebt, die bei allen Kindern ohne Ausnahme ziehen und einen generellen Durchbruch bringen. Leider.
Die Gründe, aus denen Kinder auffällig in den Pausen sind, sind ja auch mannigfaltig. Zieht ein ruhiges Gespräch und Verständnis/Zuhören bei einem, braucht es beim anderen klarerer Worte und Präsenz, um dasselbe zu erreichen.
Wenn es aber immer dieselben sind (und bei solchen, die sich zu einem kleinen Mob zusammengetan haben, sind wir gerade auch mit Nachdruck dran) und es ist wirklich schon alles in den Pausen an Klärungsversuchen gelaufen, dann wird bei uns in der Regel zuerst mit der UBUS-Kraft gesprochen und dann ein Elterngespräch (einzeln oder die Eltern aller drei Kinder) geführt, die Dynamiken erklärt und auch klar die Grenze aufgezeigt.
WIr besprechen dann Bestrafungsmöglichkeiten mit den Eltern, damit wir da auf der sicheren Seite sind und sagen auch klar, wenn das nicht funktioniert, lassen wir abholen. Wir hatten mal einen Schüler, der in JEDER Pause Kleinere drangsaliert hat und wirklich gewalttätig war, der bekam wirklich Pausenverbot erteilt. Es ging nicht anders.
Die Reihenfolge wäre dann:
Klärungsversuche - klappen nicht? - Gespräch mit mir (gleich oder in der nächsten Pause) - reicht nicht? - Gespräch mit der UBUS-Kraft - reicht nicht? Gespräch mit den Eltern + Setzung von klaren Strafen, die mit den Eltern abgesprochen sind (Pausenverbot, soziale Dienste während der Pausen, zB Putzen von dreckigen Wänden mit Schmutzradierern, Aufräumen der Fundsachenstelle, Gießen der Schulpflanzen etc) - reicht nicht?? Abholen lassen.
Spätestens beim letzten Punkt gibt es auch Druck von daheim, weil die Eltern weder Zeit noch Lust haben, ihr Kind dauernd von der Schule zu holen.
Hierbei geht es auch nur um den Fall "sind immer dieselben drei". Dass Kinder mal die Fassung verlieren, ist normal, aber dann lassen sie sich in der Regel auch wieder einfangen. Suchen sie den Streit wirklich, um ihre innere Anspannung auf diese Weise freizulassen, kann das dann auch Thema des Elterngesprächs sein und vielleicht eine zusätzliche Gesprächsrunde beim Kinderpsychologen anschließen.
Noch etwas zu den Klärungsversuchen im Normalfall (einfacher Krach zwischen Kindern):
Wir arbeiten mit der Streitbrücke https://www.streitbruecke.ch/ und sind immer wieder erstaunt, wie die Kinder, wenn richtig im Unterricht eingeführt, diese Brücke auch annehmen und einfordern. Auch ist unsere Schule eine Faustlosschule, wir schlagen nicht, wir haben "Eskalationsstufen", die mit "Stopp, ich will das nicht!!" und einer klaren Handbewegung beginnen. In allen Klassen ist dies auch Teil des Unterrichts, es wird reflektiert und somit stehen Stänkerer und Schläger oft einer völlig fassungslosen Mehrheit gegenüber, die sie scharf kritisiert für ihr Handeln. Es wirkt nicht immer, aber wir haben gute Erfahrungen damit, weil es schon einen Unterschied macht, ob so etwas in Kindern eingeprägt sitzt oder nicht klar ist, wie in Frustsituationen oder Streitkonfrontationen zu handeln ist.
Es reicht insgesamt nicht, die Pausendifferenzen immer den Pausenaufsichten aufzudrücken. Es muss Thema in den Klassen sein, immer wieder aufgegriffen werden, Lösungsansätze selbst erarbeitet, die dann nur abgerufen werden müssen. Letztens hatte ich dazu einen "Sternmoment":
Es kam ein kleiner Pimpf aus der ersten (!) Klasse auf mich zu:
"Frau L., bitte, bei uns gab es dort hinten ein Missverständnis, würden Sie bitte dazu kommen, wir würden das gerne mit der Brücke klären."
Ok, krasses Kind (perfekter Ausdruck, höflich, Sie-Form), aber wie toll hatten die Streitsituationen schon bei ihrer Klassenlehrerin gelernt!
Die beiden Streithähne standen wirklich da und haben gewartet, beide haben gekocht, aber im Abstand zueinander gewartet...und dann haben wir das im Miteinander auseinandergedröselt, konnten die Fehler in der Kommunikation finden und klären...und ich dachte nur STERNPAUSE. Meine Güte. Und das in der Ersten.
Aber es gibt auch Viertklässer, die immer noch bekloppt provozieren und dann sinnfrei aufeinander gehen. Jo. Da gibts dann auch schon mal ne kalte Dusche und die klare Ansage, dass sich durch die Art des Streits zeigt, wer klug handeln kann und wer nicht. Und keiner gilt gern als dumm. Sobald etwas uncool wird, macht es keinen Spaß mehr. Vielleicht wäre auch das erst einmal eine Idee, bevor Gespräche anberaumt werden? Die Aktionen als peinlich hinstellen hinstellen? Die "süße Milch" sauer machen? Vielleicht wäre das auch ein Weg.