Ich hätte nicht wenig Lust euch mal persönlich kennen zu lernen. Wie wäre es mit einem Treffen?
*lol* Daran habe ich bei der Lektüre des 18. Teils deines Tagebuches gedacht.
Neues aus der Inklusion bei uns:
Wir haben einen autitischen Schüler. Der war vor 4 Jahren einfach da. Die KL erfuhr davon genau am 1. Schultag. Nach 4 Jahren gab es eine Fortbildung für die Fachlehrer. Ansonsten der alltägliche Wahnsinn, den man als Lehrer erlebt, wenn man nicht weiß, was es mit Autismus auf sich hat, Sekretariate schon um 12 Uhr zu sind und der Unterricht bis nachmittags geht etc.
Nun ja, die Kollegen hatten sich arrangiert. Es beginnt das neue Schuljahr. Und der Junge taucht plötzlich in einer Klasse an unserem zweiten Schulstandort auf. (Schule ist nach Orientierungsstufenreform in Außenstellen zerfasert.) Man hat in den vergangenen Jahren nichts gelernt: Neue KL erfährt am 1. Schultag, dass der Junge in ihrer Klasse ist. Fachlehrer: dito. Kollegen am Standort: dito. Nach etlichen Pannen, Irrungen und Wirrungen dann ein Rundbrief an alle Kollegen mit rudimentären Infos (Kind nicht doof, nur kommunikationsgestört. Bitte nicht übelnehmen. Er grüßt halt nicht freundlich und steht meist rum.) Sowie dem Hinweis, dass es ab nun immer eine Fortbildung für Kollegen mit Inklusionskindern geben würde (= 1 Vormittag Vortrag für die Kollegen von einer Kollegin, die keine SoPäd studiert hat und auch sonst nicht aus der Ecke ist, sondern wohl mal eine FB dazu gemacht hat - ...). Zudem würde man im Fall der Fälle auch zu Schuljahresbeginn über etwaig im Unterricht zu beschulende I-Kinder informiert werden. Eine deutliche Verbesserung: Statt am 1. Schultag dann 3 Tage vorher, wenn man den Stundenplan abholt. Hey, da tut sich was!
Bericht in der örtlichen Presse: Knapp 30 Kinder aus dem gesamten Spektrum des Förderbedarfs seien gerade in die 5. Klassen des Landkreises in den GU aufgenommen worden. Den aufnehmenden Lehrern habe man - großzügig !!! - Hospitationen in den abgebenden Grundschulen ermöglicht. Sorry, aber wenn ich das lese, brennt mir die Kerze. Ich erfahre hier durch dich, Rotherstein, und durch andere SöPäd-Kollegen, was ihr da eigentlich leisten sollt, könnt und auch tut. Wie anders die Förderung und das Verständnis von Lehren und Lernen bei Förderbedarf ist. Und hier klopft man sich schon auf die Schulter, weil aufnehmende Kollegen mal in der GS zugucken dürfen. :X:
Leider muss hier an dieser Stelle auch noch GEW Schelte dazukommen. Wir haben ein Verbandsvertreter-Exemplar, das auf alles, was irgendwie schwierig sein oder werden könnte oder auch eine Antwort verlangt, nölig antwortet, "joooaaaaa, man müsse das auch mal soooo sehen, man müsse da auch mal andere fragen, jooooaaa, das kann man so nicht sagen". Aber keine Position beziehen. Ich hatte im Kontext des Zeitungsberichts von dem Inklusionstagebuch berichtet und über diesen kinderschädlichen Unsinn geschimpft. Zwei Kollegen fragten den Verbandskollegen, was denn die Gewerkschaften da zu sagen bzw. was sie tun würden. Antwort, siehe oben. Jooooooaaaaaa..... Dann wurde alles etwas schön geredet. Dummerweise waren die anderen anwesenden Kollegen aber alle aus der Klasse, in der der Autist schon seit 4 Jahren ist und alle konnten - im Gegensatz zum Gegenüber - aus 1. Hand berichten, wie enorm gut Inklusion klappt, wie enorm gut das dem inkludierenden Kind tut und wie wunderbar förderlich es für den Rest der Klasse ist, wenn völlig alleingelassene Kollegen unterrichten. Mehr davon! :X:
Ich denke, dass ich mich weigern werde in einer I-Klasse zu unterrichten, wenn das möglich sein sollte. Ich bin dafür weder ausgebildet noch qualifiziert. Und ich möchte Kinder nicht kaputt machen.
Grüße
Raket-O-Katz und dir, Rotherstein, viel Kraft, gute Nerven und gute Besserung.