Beiträge von Grisuline

    Da es ja ansonsten eine gute Arbeit ist, wie Du schreibst, und kein grundlegendes Schreibproblem vorzuliegen scheint, würde ich mir darüber niemals einen Kopf und schon gar kein Problem machen. Ich streiche es dann halt mal an, der Einfachheit halber mit "R" markiert, ansonsten ergänze ich den i-Punkt einfach.
    Ein systematisches Weglassen der i-Punkte finde ich zwar eher ungewöhnlich - Nicht gekennzeichnete Umlaute kommen mir sehr viel regelmäßiger unter. Ich schreibe dann meist einen eher launigen Hinweis auf Klopstocks Erbe in meinem Schlusskommentar. Manchmal hilft es, manchmal nicht. Bei einem besonders krassen Fall habe ich mal alle fehlenden Kommas angefügt. Etwa so: ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, Das war durchaus eindrucksvoll, weil über eine Zeile lang. Also vielleicht spendierst Du einfach eine Runde iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii ?
    Was ich damit sagen will: In Deutsch halte ich es nicht für so entscheidend, nur ja keinen Fehler zu übersehen und alles akribisch anzustreichen und möglichst genau zu kategorisieren, sondern wirklich auffällige Beobachtungen rückzumelden. Und da sind wir uns - auch wenn es dazu keine konkreten Beschlüsse gibt - offenbar in der Fachschaft weitgehend einig. Es ist jedenfalls noch nie von der Respizienz bemängelt worden.

    Für mich als Deutschlehrerin ist es ein wunderbares Beispiel dafür, dass," was der Autor sagen wollte" und was er gesagt hat, mitnichten dasselbe sind.
    Und noch etwas finde ich sehr spannend: wie sich die Inszenierung der Debatte bis in den Wortlaut hinein wiederholt.
    Nachzulesen zum Beispiel hier (und auch in den darunter aufgeführten Debattenbeiträgen von Jens Jessen z.B.)


    http://www.zeit.de/online/2006/33/Grass-Kommentar


    So war das Interview 2006 mit dem "Geständnis" der Mitgliedschaft in der Waffen-SS zum Beispiel überschrieben mit "Warum ich mein Schweigen breche" und nach den teils heftigen Reaktionen sah sich Grass zur "Unperson" erklärt.
    Ich überlege noch, wie ich das in der Oberstufe zum Thema mache.
    Zustimmen, auch nicht differenziert, mag ich Grass allerdings nicht. Im Gegenteil Ich finde ihn unfassbar eitel und larmoyant - und das offenbar umgekehrt proportional zur behaupteten Sachkenntnis. Aber das ist ja das Schöne, das Lyrik so wunderbar mehrdeutig sein darf. Aber wenn sie nicht beliebig sein will, dann sollte sich Grass schon beim Wort nehmen lassen. Und die Worte sind ungenau gewählt, wie er heute in der Süddeutschen selbst einräumt.
    (SCNR, ich will in die Debatte aber auch nicht einsteigen (jedenfalls nicht hier), wenngleich ich finde, dass sie von der Person überhaupt nicht trennbar ist.)


    Formal hätte ich mit der Zustimmung zum Gedicht kein Problem, auch wenn sich mir die Beamtenproblematik nicht stellt, inhaltlich schon.

    In jedem Fall solltest Du eine klare Ansage machen -
    Absagen, weil Du nach Krankheit zu geschwächt bist, eine Klassenfahrt durchzustehen.
    Oder zusagen, weil der Arzt keine Gefahr sieht und Du ein gutes Gefühl dabei hast.
    Je länger Du zögerst, desto schwieriger wird es, Ersatz zu finden. Und wenn auch nicht ganz fair, menschlich ist es auch: Da der Kollege deine Unentschlossenheit spürt, sucht er den einfacheren Weg, nämlich, dass alles bleibt, wie geplant. Wenn Du absagen willst, tu es und klinke Dich reinen Gewissens aus der Ersatzsuche aus. Und auch der Kollege sollte das die Schulleitung regeln lassen.

    Sehe das ähnlich wie Bonzo - Muss man den immer für alles eine patente Lösung, richtige Worte, das richtige Buch in der Tasche haben?
    Das Kind ist traurig. Das ist doch sehr normal. Ich würde nichts weiter unternehmen, als dem Kind die Trauer zuzugestehen.

    Bei uns sind auch in jedem Klassenzimmer und Fachraum Beamer an der Decke. Meines Wissens gab es bisher keine Probleme mit Beschädigungen. Die größte technische Herausforderung, die man in diesem Zusammenhang befürchten muss, ist höchstens, dass die Batterien der Beamer-Fernbedienung leer sind... Zum Stundenwechsel sind die Schüler durchaus mal ein paar Minuten unbeaufsichtigt im Zimmer. Auch das war bisher kein Problem, obwohl die Klassenzimmer durchaus beengt sind und natürlich auch mal das ein oder andere durch die Klasse fliegt. Die Beamer werden auch rege genutzt.

    "Fehlt nur noch, dass Sie sich jetzt am Sack kratzen" habe ich mal in so einer Situation im Klassenzimmer zu einem 18jährigen Gymnasiasten gesagt, der seine Prolligkeit gerne kultivierte und häufiger mit sexistisch und anzüglichen Sprüchen auffiel.
    Natürlich ist mir das eher so rausgerutscht. Ich war einfach tierisch genervt. Aber gewirkt hat es. Sehr zum Gaudium der Klasse. Aber der junge Mann war danach recht manierlich in meiner Gegenwart. Wenn man von gelegentlichem Grunzen absieht.
    Anders als Elternschreck bin ich nicht der Meinung, dass man solche Anzüglichkeiten überhören sollte. Mit Zimperlichkeit hat das nichts zu tun. Es gehört einfach definitiv nicht in den Kontext eines Klassenzimmers. Und das, was sich dort abspielt, habe ich zu verantworten. Deshalb gelten da im Zweifelsfall auch meine Grenzen.

    Vermutlich ist der Ausschnitt, an Aktion und Reaktion, den ich hier lesen kann, sehr klein, zu klein, um sich wirklich ein Urteil zu bilden. Daher habe ich mir bisher einen Kommentar verkniffen. Allerdings lese ich die Reaktion der Schule als doch sehr scheinheilig, milde ausgedrückt.
    Es gibt offenbar klare Grenzüberschreitungen durch den Referendar, die kann ich als Schulleitung, Fachleiter, Kollege, was immer, nur klar als nicht hinnehmbar benennen. Aber die Hospitiererei, wie hier geschildert, und das Bekritteln von sprachlichen Fehlern im Unterrichtsentwurf finde ich ebenso deplatziert, weil sie kein echtes Hilfsangebot sind, sondern viel zusätzlichen Druck aufbauen. Er wird halt zu mehr Fehlern provoziert, die dann eine Absetzung rechtfertigen, unausweichlich machen. Es gibt auch eine Fürsorgepflicht für Mitarbeiter.In so einer Situation geht es doch nicht ernsthaft um methodisch-didaktische Überlegungen. Und die Schule gibt den Schülern regelrecht einen Freifahrtschein zur Demontage mit ihrer Reaktion. Solange die Probleme noch lösbar scheinen, sollte sich die Schule vor und nicht hinter den Kollegen (als solcher wird er ja offenbar noch nicht einmal gesehen) stellen. Und wenn die Situation wirklich so verfahren ist, dass sie nicht mehr tragbar ist, dann muss ein schnelles Ende her. Im Interesse aller Beteiligten. Ich bin jedenfalls nicht verwundert, dass sich der Referendar eher störrisch und uneinsichtig zu zeigen scheint. Das ist nicht klug von ihm. Und vielleicht auch Zeichen mangelnder Eignung. Aber auch eine sehr menschliche Reaktion auf Angriffe, die die persönliche Integrität in Frage stellen. Und natürlich ist die Klasse lammfromm bei den Kollegen. Das ist doch Teil des Spiels. Die Schüler agieren nämlich gerade hemmungslos die Ausgrenzung aus, die im Kollegium subtiler (nun ja) gehandhabt wird. Von wegen Kopien und Parkplätzen usw. Das ist in der Tat mehr als fragwürdig. Vielleicht hat nicht nur der Referendar eine Lektion zu lernen.

    Hast Du schon Kollegen gefragt, welche Erwartungen sie formulieren? Wir haben das einmal unter Federführung der Fachschaft Deutsch fächerübergreifend ausgearbeitet mit abgestuften Erwartungen. Das hat sich bewährt und war gar kein besonderer Aufwand. Im Übrigen steht dazu sicher auch Brauchbares im Lehrbuch. Man muss ja nicht immer alles neu erfinden.


    Freie Themenwahl - das kommt darauf an. Ich mache das in der Unterstufe, wenn es darum geht, das Präsentieren zu lernen und auszuprobieren.
    Gute Erfahrungen habe ich damit gemacht, dass die Schüler ein Mini-Formular ausfüllen mussten, auf dem das Thema konkret und interessant benannt sein musste.
    Dazu wird eine kurze Begründung formuliert, weshalb eben dies Thema gewählt wurde und was genau man den anderen vergegenwärtigen / präsentieren will und was zur Visualisierung, Veranschaulichung eingesetzt werden soll.


    Das ganze Referat fordere ich nicht schriftlich ein, da es ja gerade auch darum geht, zu verstehen, dass ein mündlicher Vortrag anders funktioniert als ein Text.
    Die Schüler sollen möglichst frei formulieren. Wobei ich auf den Einstieg großen Wert lege und da zum Beispiel auch empfehle, die ersten Sätze aufzuschreiben und auswendig zu lernen. Gegebenenfalls auch Übergänge und dann wieder den Schluss, um Sicherheit zu gewinnen und auch die Botschaft rüberzubringen. Und: ich halte immer selbst einen gut ausgearbeiteten Kurzvortrag, um (hoffentlich) zu demonstrieren, worauf ich wert lege. Im Grunde ist es ja auch ganz einfach: alle wissen intuitiv, wie ein guter Vortrag sein muss, die Umsetzung ist die Herausforderung. Und da hilft nur Übung.
    Als Einstieg nutze ich daher manchmal die Kopfstandtechnik. Was muss ich machen, dass mein Referat so richtig öde und schlecht wird? Das wird notiert und dann sortiert, dann hast du in kürzester Zeit alle Kriterien zusammen.

    Ich glaube ja, dass Begriffe wie" Berufung" mit die größten Lehrerfallen zur Selbstausbeutung einerseits und zu schlechter Arbeit andererseits sind.
    Vor allem, weil er eine Professionalisierung im Wege steht im Sinne von Routinebildung z.B, aber auch in der Fähigkeit zur Selbstdistanzierung und Abgrenzung und suggeriert, dass man zum Lehrer geboren sein müsse.


    Ich verlange auch von meinem Friseur genauso wie von meiner Zahnärztin, dass er/ sie seine Arbeit gut macht. Dafür unterziehe ich sie aber keinem Gesinnungstest, ob er oder sie wirklich den einzig wahren und für sie vorbestimmten Beruf gefunden haben.

    Wow, Silicium, ein empathischer Beitrag ohne Provokation. Ich bin beeindruckt. SCNR


    Und ich würde Silicium beipflichten. Ich finde das auch dreist. Denn Krankheiten sucht man sich nicht aus. Und eine Lungenentzündung ist nun wahrlich keine Kleinigkeit.
    Lass diese Worte nicht zu sehr an Dich heran, damit setzt Du dich nur unter Druck. Vielleicht hat er es auch gar nicht so wichtig genommen, wie es bei Dir ankam?
    Konzentrier Dich auf das Positive seiner Aussagen. Offenbar findet er, dass Du gute Arbeit machst. Belastbarkeit ist da nur ein Aspekt unter anderen. Und das sieht Dein Schulleiter offenbar auch so, sonst hätte er Dich ansonsten ja nicht positiv beurteilt.


    Und wenn das Immunsystem einmal angeschlagen ist, dann kommen die Infekte halt gerne mal in Serie. Das geht auch wieder vorbei, vorausgesetzt Du überforderst Dich nicht chronisch.
    Für Dich selbst musst Du herausfinden, wie Du auch zu echter Entspannung und Ausgleich zur Schule findest und Dir weniger Sorgen machst. Das braucht auch einfach etwas Zeit.
    Das ist der Hebel, den Du ansetzen kannst, und darauf würde ich mich konzentrieren. Dann findet sich auch alles Weitere. Und bestimmt auch die Verbeamtung auf Lebenszeit.
    Kopf hoch!

    Hallo Velandra,
    ich kann nur bekräftigen, was ja schon gesagt wurde:


    Die einzige ernsthafte Verpflichtung, die Du jetzt hast, ist gesund zu werden. Und das heißt: Bettruhe halten und abwarten. Und am besten auch gar nicht unsere Antworten lesen. ;)
    Ob und wie Arbeiten entfallen können - dafür gibt es sicher eine Lösung, die den Umständen Rechnung trägt. Aber die ist nun wahrlich nicht Dein Bier, sondern darüber soll sich die SL Gedanken machen. Du jedenfalls dann erst wieder, wenn Du wiederhergestellt bist.


    Gute Besserung!

    Noch ein Vorteil der Privatschule: Verkniffene Kollegen gibt es bei uns nicht. Wir passen bei aller Unterschiedlichkeit am Ende doch ganz gut zusammen und ergänzen uns.
    Daher müssen wir uns die Kollegen nicht schön trinken. Auch nüchtern wird bei uns gelacht und gestritten.


    Exzesse auf Betriebsweihnachtsfeiern habe ich jedenfalls früher einige erlebt. Deshalb habe ich das so betont. Denn ich fand es nervig, wenn der Alkohol Freibrief für Anzüglichkeiten etc. wird. Noch schlimmer fand ich, dass ich als Mitorgansierende (stocknüchtern) immer auch noch dafür sorgen musste, dass die letzte Alkoholleiche den Weg ins Taxi fand.


    Gemeinsames Feiern jedenfalls würde ich als wichtige Maßnahme in jedes ernstzunehmende Schulentwicklungsprogramm aufnehmen.

    Unser Arbeitgeber lässt sich da nicht lumpen. Wir werden mehrmals jährlich großzügig eingeladen. Mindestens ein Ereignis pro Schuljahr wird zum Anlass genommen, ausgelassen zu feiern. (Da werden dann schon ein paar Flaschen edler Tropfen geköpft und es geht fröhlich, aber niemals peinlich oder exzessiv zu). Zudem lassen wir den letzten Schultag vor fast allen Ferien mit einem gemeinsamen Essen in der Schule ausklingen. Essen und Getränke frei. Vor Weihnachten entsprechend festlich. Das ist eine gern angenommene Tradition, die das Betriebsklima enorm hebt und schon als Zeichen der Wertschätzung gesehen wird. Wenngleich die an anderer Stelle - wie wohl in jedem Betrieb - auch mal zu wünschen übrig lässt. Aber das gemeinsame Feiern gleicht eben auch so manchen Ärger durchaus aus.


    Ich stelle also dankbar fest, gerade wenn ich hier so manches lese, dass ich in der besten aller möglichen Schulen gelandet bin. ;)


    Weihnachtsgeschenke von Eltern (die Ausnahme, nicht die Regel) sind mir bisher eher unangenehm gewesen, ich empfand sie oft als Bestechungs- bzw. Besänftigungsversuch. Über ein Karte mit ein paar persönlichen Worten freue mich hingegen schon.

    wenn ich dann soetwas höre wie "Du bist wunderschön", dann frage ich mich schon... :nixmitkrieg: Da bevorzuge ich ein bisschen mehr Distanz.

    In dem Fall bist es allerdings Du, der unsicher ist in Bezug auf Deine Rolle, wenn Du darauf mit Verlegenheit reagierst. Denn solche Bemerkungen sind meiner Meinung nach eher unpersönlich gemeint. Echte Sympathiekundgebungen kommen anders daher. Mach eine Wortschatzübung draus. Nutze solche Bemerkungen konsequent als Sprechanlass.
    Wie drückt man wann und wo Gefallen aus?


    Das ist jetzt natürlich eine sehr gewagte Ferndiagnose und kann völlig daneben sein: Ich stelle die Hypothese in den Raum, dass die Schüler Dich mit Distanzlosigkeiten provozieren, weil Du im Grunde zu distanzlos bist. Zu sehr einer der ihren sein willst, jemand, der ihre Sprache spricht. Im Hinterkopf habe ich Deinen Thread "mit den Süßigkeiten in der ersten Stunde". Vielleicht ist der erste Schritt, den Du tun solltest, Dich selbst innerlich auf die andere Seite stellen. Denn Du bist das Gegenüber der Schüler, nahbar, aber auf der anderen Seite. Auch als Fremdsprachenassistent.

    Hallo Josh,


    wenn Du nun schon eine Weile geduzt wirst und niemand der Lehrer daran Anstoß nahm bzw. eingriff, wäre es vermutlich eher unklug, jetzt auf das "Sie" zu bestehen. Alle Versuche, à la "Sieze mich gefälligst, ich bin eine Respektsperson", werden schnell ins Lächerliche kippen, weil Du am Ende wenig überzeugende Handhabe hast das Siezen durchzusetzen.
    Vermutlich ist es hilfreich, sich jetzt nicht auf das Sie zu versteifen, sondern es locker zu nehmen. Ich richte in solchen, etwas verfahrenen Situationen meinen Fokus ganz gezielt auf die Schüler, die offen und freundlich oder wenigstens neutral sind. Manchmal spielt einem nämlich auch die Wahrnehmung einen Streich und man generalisiert zu sehr. Die freundlichen Signale entgehen einem dann. Es hilft oft schon enorm, Freundlichkeit (und sei sie noch so klein) einfach nur wahrzunehmen.


    Ich erinnere mich an meine Zeit in Frankreich. Mit offenen Armen bin ich da auch nicht empfangen worden, obwohl ich gesiezt wurde.
    Bleib deinerseits freundlich und weise Provokationen freundlich aber bestimmt zurück, am besten auf Deutsch. Der Ton macht in dem Fall mehr die Musik, vermute ich. Und am meisten nervt die Schüler in diesem Spiel, wenn Du die Nerven behältst.


    Noch eine andere oder ergänzende Möglichkeit: Vielleicht kannst Du einfach zum Thema machen, wie die Anrede im Deutschen gehandhabt wird, nicht auf Dich bezogen, sondern unter dem Aspekt Landeskunde. Kleine Rollenspiele, in denen man zwischen Du und Sie je nach Kontext wählen muss. Der Lehrer-Schüler-Kontext ist dann einer von vielen und löst ja vielleicht auch das Gefühl aus, dass das Du unpassend sein könnte.


    Viel Erfolg! Grisuline

    Würdest Du Dich daran laben, wenn ich Probleme bekommen würde?

    Ich jedenfalls wäre gespannt, Silicium, ob Probleme /unerwartete Situationen, die natürlich auftreten werden, dazu führen könnten, dass Du dich selbst in Frage stelltest oder gar an Dir zweifeltest? Gar hier im Forum, sozusagen öffentlich? Das würde mir allergrößten Respekt abnötigen...

    Nur mal so zum Verständnis: Die Überlegung ist, eine inhaltlich schwache bis sehr schwache Arbeit in Sek II u.U. aufzuwerten, weil die Rechtschreibung und der Ausdruck in Ordnung sind?
    Ich bin der Meinung, dass man ab der 8.Klasse weitgehend fehlerfrei schreiben kann und soll, auch was eine halbwegs komplexe Syntax betrifft. (Mal eine Handvoll Flüchtigkeitsfehler und außen vor gelassen, die natürlich im Rahmen ist, erst recht in einer Schulaufgabe.)


    Selbst eine fehlerlose Rechtschreibleistung wäre für mich in diesem Fall keine Begründung, eine Arbeit aufzuwerten. Ich werte in der Oberstufe im Gegenteil konsequent ab, wenn Sprachrichtigkeit ingoriert wird. (Willkürliche Groß-und Kleinschreibung etc.) In D bin ich in diesem Punkt sehr pingelig, den ich in der Fremdsprache wiederum sehr großzügig handhabe. Ich finde nämlich, dass im Fremdsprachunterricht das richtige Schreiben viel zu hoch gehängt wird, während es in D zu sehr vernachlässigt wird.

    Inzwischen ist es eine Schulsystem-Diskussion geworden, da passt mein Beitrag eigentlich nicht mehr so recht. Aus meiner Sicht ist es aber gar nicht so sehr eine Frage des Schulsystems, auch nicht zwingend der Methoden, sondern der Professionalität der handelnden Personen.


    Die überwiegend von Silicium geäußerten Provokationen finde ich einerseits in ihrer Forschheit durchaus erfrischend, zwingen sie mich doch zur Positionierung. Mit (meiner) praktischen Erfahrung haben sie andererseits nur wenig zu tun. Auch die eigene Schulerfahrung als Schüler, wie Silicium sie ins Feld führt, taugt nur wenig als Handlungsgrundlage fürs eigene Berufsleben.


    Stichwort "Konsequenz" und "Grenzen setzen": Die meisten nehmen das durchaus für sich in Anspruch. Allerdings gibt es weder einen Lageplan, in dem pädagogische Grenzen verbindlich eingezeichnet wären, sodass man nur gemeinsam auf den Plan zu schauen brauchte, noch ist die Frage nach der Konsequenz immer so eindeutig zu beantworten.


    Der Stühlewerfer ist mir trotz "schwieriger Klientel" zwar noch nicht untergekommen, aber die Beispiele, die Du nennst, würde ich überwiegend als Machtkämpfe deklarieren, denen mit dem Ausspielen von Autorität nur kurzfristig beizukommen ist. Mal ganz abgesehen von praktischen Problemen wie verletzter Aufsichtspflicht, wenn Du einen Schüler unbeaufsichtigt vor die Türe stellst oder wegen Verspätung nicht mehr in die Klasse lässt (Recht auf Unterricht!). Häufiger als Du denkst, sind einem in dieser Hinsicht die Hände gebunden.
    Schon allein deshalb finde ich es ratsam, sich ein größeres Handlungsrepertoire zuzulegen und echte Konfliktfähigkeit zu entwickeln. Der erste Schritt dazu, ist die Fähigkeit zur Unterscheidung statt zu generalisieren. Entwicklung, Lernen ist eben immer auch phasenweise krisenhaft und nicht immer gehen diese Krisen lautlos und unauffällig vonstatten. Ich finde, dass Kinder und Jugendliche in der Schule (zumal an einer Ganztagsschule) einen Anspruch auf professionelle Begleitung in ihren Lern- und Entwicklungsprozessen haben. Das gilt allerdings für die stillen Krisen genauso wie für die polternden. Was nicht therapeutische Arbeit meint, sondern reflektierte, verlässliche Erwachsene als Gegenüber, an denen Jugendliche sich auch mal reiben können und übers Ziel hinausschießen können. Aber wenn die Krise ein Dauerzustand wird, dann ist eben auch das Ende der Fahnenstange erreicht.


    Und was die Systemfrage angeht: Als bayerische Gymnasiallehrerin spreche ich inzwischen übrigens immer früher und so deutlich wie möglich aus, wenn ich einen Schüler bei uns am falschen Platz sehe. Dazu genügt es in aller Regel, das krasse Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag vor Augen zu führen. Welch unsägliche Leidenswege sich daraus ergeben, wenn Eltern (und Lehrer) zu lange am Gymnasium festhalten, wurde ja schon mehrfach beschrieben. Inzwischen gibt es viele Möglichkeiten auf Umwegen zu einem höheren Abschluss zu kommen. Keiner sagt, dass das ein Spaziergang ist. Fataler ist, dass es für einen Gymnasiasten inzwischen bereits in der 8. Klasse extrem schwierig wird auf die Realschule zu wechseln. Mit dem Ergebnis, dass die Kinder irgendwie am Gymnasium die 10. schaffen müssen, damit sie einen Abschluss haben. Wer auf diesem Weg scheitert, weil Defizite beim besten Willen und mit allen zugedrückten Augen einfach nicht mehr zu überdecken sind, und plötzlich ohne jeden Abschluss dasteht, hat wirklich ein Problem.
    Tatsächlich kenne ich etliche Erfolgsgeschichten nach dem Wechsel. Sei es, weil die Schüler selbst gar kein Abitur / Studium brauchen zu ihrem Glück, was als Idee (selbst unter pekuniären Aspekten) ohnehin in meinen Augen grotesk ist. Sei es, weil sie an den Umwegen und Widerständen wachsen.


    Leider etwas lang geworden...

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