Beiträge von fossi74

    @fossi74 Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, ob das dein klassischer Forenzynismus ist oder ob du das gerade halb ernst meinst. Bis ich das herausgefunden habe, antworte ich lieber erstmal nicht, um mich nicht völlig zum Deppen zu machen. ;)

    Frei nach Schiller, der Allzweckwaffe des deutschen Zitatenschatzes: "Dem Manne kann geholfen werden!" - und in der Tat, ja, so dreiachtel- bis halbernst meine ich das schon. Ich könnte natürlich auch andersrum argumentieren und sagen, wer sich durch intensive Kooperation ernsthaft in seiner "pädagogischen Freiheit" beschnitten fühlt, der möge mal in sich gehen, ob das nicht eine wohlfeile Ausrede ist für "Ich hab kein' Bock auf Austausch". Vielleicht hat er aber auch noch nicht das grandiose Maß an echter Freiheit kennengelernt, das ihm ein solche Austausch verschaffen kann.

    - Es kann natürlich auch zum Bumerang werden: An meiner ex-FOS wurden die D- und E-Klausuren jeweils jahrgangsweise gemeinsam erstellt und geschrieben. Immer im Abstand von einer Woche. Nun ratet, wer der Depp mit D/E war, der dann immer sechs bis acht Klassensätze gleichzeitig da liegen hatte.

    [Kooperation unter Kollegen] ist ein ganz dickes Brett, weil man auch auf einem schmalen Grat zwischen sinnvoller Kooperation und Einschnitt in die pädagogische Freiheit wandelt.

    Ich habe mich schon immer gefragt, was dieser Unsinn mit der pädagogischen Freiheit soll. Pädagogische Freiheit ist doch zumindest in den Sprachen für die meisten Kollegen hauptsächlich die Freiheit, die Schüler mit den eigenen musikalischen und cineastischen Vorlieben zu langweilen.

    Wenn ich das alles hier so lese, wird es mir noch einmal ganz deutlich bewußt:

    ich arbeite in einem so schlechten Arbeitsklima, dass man es kaum in Worte fassen kann. Die Sache ist bei uns so verfahren, ich sehe so gar keine Lösung.

    Es hat auch viele Ursachen. Zu viele.

    Natürlich habe ich mittlerweile auch eine Kollegin, mit der ich gut kann und ich bin auch Profi genug, gute Mine zum bösen Spiel zu machen. Aber ei freudvolles Arbeiten geht anders. Ganz anders.

    Wechseln an eine andere Schule will ich auch nicht, weil ich die SuS mag und die geringe Entfernung zur Arbeit auch eine feine Sache ist. Aber alt werden in meinem Beruf möchte ich so nicht.

    Dann gibt es nur eines: Nämlich den Stier bei den Hörnern zu packen. Such Dir gemeinsam mit Deiner "guten" Kollegin für den Anfang professionelle Hilfe (Supervision). Kostet ein bisschen, könnte aber der Einstieg in die Aufarbeitung und Neutralisation oder zumindest Besserung der "vielen Ursachen" sein. Sucht Euch Gleichgesinnte. Schon in einem Kollegium mit 25 Leuten kann es nicht nur Idioten geben. Betreibe Ursachenforschung: Halte schriftlich fest, was Dich in bestimmten Situationen stört. Nicht um es irgendwann jemandem unter die Nase zu reiben, sondern um für Dich selbst irgendwann den Durchblick zu erlangen.

    Auf Dauer werden Dir die netten SuS und der kurze Arbeitsweg nicht mehr reichen.

    Eine neue Kollegin ist nun mit an Bord, mit der eine Zusammenarbeit kaum möglich erscheint, einfach weil sie ihr Ding durchzieht. Probleme mit Schülern, Probleme mit Eltern, Probleme mit Kollegen -- Frau Kollegin macht ihr Ding wie bisher.
    Fragt nicht. Erklärt nicht. Plaudert nicht mit den Anderen (außer bei inhaltlich fachlichen Themen). Nimmt Ratschläge nicht an.

    Ich sollte am Montag dringend mal kontrollieren, ob meine Kollegin wirklich krank zu Hause liegt oder heimlich bei Euch angeheuert hat.

    Ansonsten haben wir drei Kreuze gemacht, als eine Kollegin sich krank gemeldet hat und klar war, sie kommt vor ihrem Renteneintritt Weihnachten nicht mehr wieder.

    Meine geht erst Ende April. Aber drei Kreuze werden nicht reichen.

    Doppelsteckung

    Ich nutze die Gelegenheit mal, um nach der Herkunft dieses offensichtlich verbreiteten, mir aber völlig unbekannten Begriffs zu fragen. Die Bedeutung ist mir schon klar!

    Ok,
    dann fangen wir mal an die Beamtenpensionen abzuschaffen. Ich mache das Gedankenspiel mal auf, wohin das führt:

    Wären Deine Ausführungen ein Essay oder Comment im Fach Englisch, würde ich jetzt an den Rand schreiben "You keep repeating yourself". Wen interessiert denn heute noch, was irgendwelchen längst toten und begrabenen Beamten vor 67 bzw. 61 Jahren mal gekürzt wurde?! BTW: Wurden damals wirklich die laufenden Bezüge schlagartig um 14% gekürzt, oder galt das nur für neu eingestellte Beamte?

    Entsprechend müßten also, bei einer Abkehr vom Pensionssystem die Gehälter mal gleich um einen entsprechenden Betrag ansteigen. Da in den folgenden Besoldungsrunden der letzte Jahrzehnte weitere Abstriche mit Hinweis auf den Pensionsfond gemacht wurden, wären auch diese hinfällig. Da dürfte also ein sofortiges Lohnplus bei den aktuellen Beamten von 25% drin sein.

    Höhö, wenn es in diesem Staat nach "müsste" und "dürfte" ginge, müsste ja ein üppiger Pensionsfonds vorhanden sein und dürften ja die Pensionsrückstellungen nicht für sonstwas ausgegeben werden...

    In diesem Zusammenhang wäre es vielleicht mal interessant zu erfahren wie viel Geld ein Rentner in D wirklich zur Verfügung hat? Dabei denke ich dann neben der gesetzlichen Rente auch an Betriebsrenten sowie ggf. noch Einnahmen aus Vermietung, Verpachtung und Zinserträgen.

    Jetzt wirds albern. Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung hat man oder man hat sie nicht, egal ob Beamter oder Angestellter. Außerdem leisten AN auch zu Betriebsrenten ihren oft nicht geringen Beitrag.

    Ach, und jetzt ganz persönlich: Ich bin in der GKV und habe festgestellt, daß ich nach 5 Jahren im Dienst in 2018 an der Beitragsbemessungsgrenze angekommen bin. Ich hätte also auch was vom Hamburger Modell. Aber so lange das Land Geld sparen kann, indem es die Beihilfe weiter laufen läßt, um sich so vor den Arbeitgeberbeiträgen zu drücken, werde ich weiterhin 100% der GKV selber zahlen dürfen.

    Ja, das hast Du ja schon öfter erwähnt. Dass Du mit dieser Lösung ganz schön gekniffen bist, sei Dir unbenommen.

    Jetzt meine ich mich aber daran zu erinnern, dass du an anderer Stelle im Forum mehrfach betont hast, wie froh du bist, den Beamtenstatus los zu sein und entsprechende Freiheiten zu genießen. Man kann natürlich dann deshalb trotzdem die Beamtenprivilegien unfair finden, aber "bei dem Thema leicht reizbar" zu sein, wenn man doch eigentlich sehr zufrieden mit seiner (wenn ich richtig verstanden habe) freiwilligen und bewussten Entscheidung für das Angestelltenverhältnis ist, erscheint mir irgendwie grotesk. Noch grotesker wird es natürlich, wenn man es - leich polemisch - so formuliert: "Du kannst nicht die Vorteile des Angestelltenverhältnis genießen und gleichzeitig den Beamten ihr Privilegien neiden!".

    Doch, das geht ganz wunderbar, nämlich aus zwei Gründen:

    Zum Einen bin ich - wie die ganz überwiegende Mehrheit der Menschen (sprich: eigentlich alle außer Gandhi und Mutter Teresa) - äußerst wandlungsfähig, was meine Überzeugungen angeht, ganz nach dem Motto von Erzkanzler Adenauer [1]: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern!".
    Zum Zweiten - und das ist jetzt im Gegensatz zu Punkt 1 ernst gemeint: Ja, ich bin aus diversen Gründen nicht unglücklich darüber, kein Beamter zu sein ("den Status los zu sein" trifft es nicht ganz; ich war außer im Ref nie Beamter). Ich neide den Beamten auch keineswegs ihre Privilegien wie die "unbegrenzte" Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfall (ein zweischneidiges Schwert!), die tolle PKV (die im Endeffekt nur einen Haufen unbzahlter Büroarbeit bedeutet) oder die drollig-anachronistische Tatsache, dass ein Beamter zusätzliches Geld bekommt, wenn er verheiratet ist und Kinder hat. Immerhin war das bei Angestellten auch mal so, bis die Gew-erkschaft sich diesen unsäglichen TVöD hat aufschwätzen lassen.
    Trotzdem halte ich die gegenwärtig geübte Praxis der Pensionen für skandalös und verstehe nicht, warum Bund und Länder nicht schon längst das milliardengroße Einsparpotential erkannt haben, das hier schlummert.
    Konkret: Die Beamtenpensionen lagen mal bei 75%. Das war ganz ok, obwohl das Rentenniveau nur bei irgendwas um 60% lag. Schließlich mussten die Pensionen schon immer versteuert werden, und die Beamten zahlen auch ein Fünftel ihrer KV-Beiträge (das kann im Einzelfall viel sein) selbst.
    Seitdem ist aber das Rentenniveau kontinuierlich gesunken. Derzeit liegt es bei 48%, in absehbarer Zeit wird es bei 45% sein. Ja, auch die Beamtenpensionen sind gesunken - von 75% auf armutsrisikobehaftete 71,75%! Man wundert sich eigentlich, warum in den Innenstädten nicht massenweise ältere Herren im Cordsakko sitzen mit Schildern vor sich, "Studiendirektor a.D. bittet um milde Gabe für dringende Wohnmobilreparatur".
    Viele von Euch werden schon einmal eine Berechnung der zu erwartenden Pension erhalten haben und kennen also die entsprechenden Werte. Zum Vergleich: Meine letzte Rentenberechnung (kommt jährlich) weist eine zu erwartende Rente von ca. 1800€ aus - bei einem derzeitigen Bruttoeinkommen von knapp 5.500!
    Ich bin also eigentlich nicht ob der üppigen Pensionen gereizt, sondern wegen des Umgangs mit dem Rentensystem hierzulande. Gäbe es ein gemeinsames System für alle (auch Beamte und Selbstständige), wäre ein ganz anderes Rentenniveau möglich. Österreich macht es vor.
    Und komme mir jetzt keiner mit dem Unsinn, er "zahle" als Beamter ja 14% seines Bruttoeinkommens als Pensionsrücklage. Diese Pensionsrücklage gibt es nicht, und die 14% sind in keiner Besoldungstabelle ausgewiesen. Außerdem kann es dem Beamten egal sein, ob ein Pensionsfonds existiert oder nicht; sein Geld bekommt er so oder so.

    So, wer meckert, sollte auch motzen Vorschläge machen:

    Ansätze gäbe es einige. So könnte man z.B. sagen, Beamte bekommen maximal den theoretischen Höchstsatz der gesetzlichen Rente (derzeit ca. 2.600€) als Pension. Von mir aus steuerfrei. Damit stehen sie immer noch besser da als sämtliche Rentner (wie gesagt, der Höchstsatz ist ein theoretischer). Ergänzend könnte man den Beamten anbieten, freiwillig z.B. beim VBE oder auch - warum nicht - bei der DRV eine Zusatzrentenversicherung abzuschließen. Geld dafür hätten die Beamten, denn sie zahlen ja bislang gar keine Rentenbeiträge.

    Alternative: Beamte werden (wie oben schon erwähnt) in der gesetzlichen RV versichert und zahlen dafür die normalen Beiträge. Ergänzend könnte man sie ja wie die angestellten Lehrer in den VBE mit aufnehmen.

    Das hätte für die Beamten übrigens auch Vorteile, vor allem die Sicherheit, die so erwirtschaftete Rente auch bis zum Tod genießen zu dürfen, ohne dass sie der Dienstherr wegen irgendwelcher Kinkerlitzchen kürzt oder streicht. Hier in der Nähe wurde jetzt ein ex-OStR verurteilt, weil er vor Jahren Schülerinnen unsittlich usw. Wenn er aus dem Knast wieder raus ist, darf er sich über eine halbe gesetzliche Rente freuen, wozu ich unbekannterweise viel Vergnügen wünsche. Man kann nur hoffen, dass er sich vom Gehalt etwas aufgebaut hat, sonst wird das ein kärglicher Lebensabend. Mit der gesetzlichen Rente geht so etwas nicht.

    So, und jetzt geh ich mein Weihnachtsgeld verprassen. Waren immerhin fast 1500 netto; ein kleiner Lichtblick. Da gibt es dann an Weihnachten wengistens echte Butter zu den Pellkartoffeln, und wir können einen Hering an die Esstischlampe hängen, an dem reihum jeder mal lecken darf. Spendenkonto bei allen Banken und Sparkassen unter dem Kennwort "fossi".


    [1] Ja, genau der Adenauer, der den Grundstein dafür gelegt hat, dass die gesetzliche Rente heute mit dem Rücken an der Wand steht.

    PS. @mods: Vielleicht wäre es jetzt Zeit für einen "Dislike"-Button.

    PS: offtopic-Nebenfrage an die Deutschlehrer: "Für den Referendar" oder "Für den Referendaren"?

    Der Referendar - des Referendars - dem Referendar - den Referendar
    Die Referendare - der Referendare - den Referendaren - die Referendare.

    Andere Nomina auf -r werden genauso dekliniert, z.B. Notar, Autor, Bibliothekar etc.

    Woher der Unsinn mit "des Referendaren" kommt, hat sich mir bisher noch nicht erschlossen. Ist hier aber leider häufig zu lesen.

    Berufs- und Privatleben sind ja auch zwei verschiedene Dinge

    Die charakterliche Grunddisposition eines Menschen wirkt auf beide Bereiche. Natürlich kannst Du Dich verstellen und beispielsweise im Berufsleben den empathischen Philanthropen und begeisterten Trendsetter und Erneuerer spielen - aber ob das auf Dauer gutgeht?

    Allerdings toleriere ich auch andere Lebensentwürfe, ohne darauf herabzublicken. Du auch?

    Absolut. Ich würde mich allerdings mit der Aussage "Ich plane nicht, meinen Lebensstil von vor zwanzig bis dreißig Jahren jemals zu ändern" für mich etwas schwertun. Es klingt so... unflexibel. Verbissen. Unfähig zur Anpassung. Nenn es wie Du willst.

    edit: Interessant wäre noch zu erfahren (ernstgemeint!), was Deinen Lebensentwurf aus den 80er und 90er Jahren denn eigentlich auszeichnet. Dass Du noch Deinen alten Walkman benutzt und "dufte" sagst, wenn Dir etwas gefällt, wirst Du ja wohl nicht gemeint haben.

Werbung