Beiträge von fossi74

    Zitat

    Also ob die Schüler / Eltern / Kollegen meine Arbeit beweihräuchern oder nicht hat, bilde ich mir ein, relativ wenig Einfluß auf meine Zufriedenheit.
    Mir ist von Anfang an klar, dass der Lehrerberuf einer nicht sehr geachteter Beruf ist und man, wenn man nach Anerkennung strebt, in anderen Berufen besser aufgehoben ist.
    Allerdings beobachte ich, dass (ich bilde mir ein gerade unter Frauen) ein regelrechter Anerkennungswettstreit (was Methoden oder einfach das "ich bin eine tolle Lehrerin") innerhalb eines Kollegiums abläuft und sich sehr mit der Rückmeldung (seitens der Eltern, Schüler, Kollegen) beschäftigt wird, ohne das zuzugeben.
    Da wird dann ganz beiläufig gezeigt, was man nicht alles tolles macht, wie sehr einen die Schüler mögen und dann aufmerksam die Mimik der Kollegen beobachtet.


    Könnte vielleicht auch daran liegen, dass Anerkennung und Wertschätzung doch nicht ganz so irrelevant sind, wie Du Dir das denkst.


    Zitat

    Ich habe das mit Skepsis beobachtet, führt das doch zu einem Aufrüsten an Arbeitsleistung über die sich letztendlich nur der Arbeitgeber freut.
    Es ist an der Schule so ein bisschen wie mit einem Trainer, der seine Schützlinge nie lobt, welche dann (zum Teil) totale Höchstleistungen bringen nur um endlich mal das Lob zu bekommen, das der Trainer ihnen immer wieder verweigert:
    Der Lehrer ist in einer Position, in der er kaum positive Rückmeldung erwarten kann. Im Referendariat wird penibelst darauf geachtet hauptsächlich die Fehler herauszustellen und bloß kein Lob anzubringen, die Kollegen später im Beruf haben auch besseres zutun als die gleichgestellten Mitarbeiter aufzubauen und die Schüler werden sich hüten das Schleimen anzufangen, indem sie einem Lehrer direkt sagen wie toll der Unterricht ist.
    Man ist also sehr auf indirekte Zeichen angewiesen. Manch einem ist das vielleicht nicht genug.


    Den Punkt, an dem Du Dich IMHO irrst, habe ich oben unterstrichen. Für den Rest des von mir Zitierten gilt, dass Du sehr schön zusammengefasst hast, in welch einem perversen System wir eigentlich arbeiten und unterrichten. Übrigens hast Du in einem Punkt nicht recht: Schüler sagen es durchaus mal (und zwar ohne Hintergedanken), wenn ihnen der Unterricht gefallen hat.


    Zitat


    Man erwartet es von mir, aber ich sage es trotzdem: DIE Form der Anerkennung einer jeglichen Arbeit ist das Gehalt. Von dieser Art Anerkennung kann ich mir sogar etwas kaufen. Wenn diese Anerkennung nicht stimmt, werde ich unzufrieden. Das mag manch einem anderen so gehen, wenn er keine ideelle Anerkennung seitens Kollegen / Schulleitung bekommt. Auf letztere kann ich gut verzichten, wenn erstere stimmt.
    Mit Bänkern in der Familie weiß ich, dass es sich eigentlich sehr gut lebt, wenn man keinen guten Ruf in der Gesellschaft hat, die Kollegen am Stuhl sägen, aber man einen hohen Lebensstandard hat.
    Es gibt auch Leute, die haben einen geringen Lebensstandard aber zehren davon, dass sie viel gute Rückmeldungen für ihre Tätigkeit bekommen und so den hohen Lebensstandard durch das Gefühl gebraucht zu werden / etwas ideell tolles zu tun (Kindern etwas beibringen, Leuchtende Kinderaugen usw) ersetzen. Das wäre nichts für mich.
    Im Lehrerberuf, so mein Eindruck bislang, gibt es von beiden Formen der Anerkennung (nur?) moderat viel, nicht extrem wenig, aber auch nicht zu üppig. Man ist halt weder Investmentbänker, noch verehrter Rettungssanitäter.


    Soso, Du hast "Banker" in der Familie. Schön für die, dass sie es sich gut gehen lassen, obwohl sie weder von außen noch von Kollegen oder Vorgesetzten Anerkennung erhalten, sondern sich mit ihrem exorbitanten Gehalt trösten. Das könnte allerdings auch Fassade sein. Darf ich Dir - als (für NaWis zu) unintelligenter, aber immerhin einigemaßen belesener Deutschlehrer - mal eine Lektüre empfehlen? Es gibt ein hochinteressantes (und auf Tatsachen basierendes) Theaterstück mit dem Titel "Top Dogs". Darin geht es um gefeuerte Ex-Spitzenmanager und die Krise, in die sie nach ihrer Entlassung geraten. Moral des Stücks: Es ist eben nicht allein Geld, das glücklich macht.
    Aber man merkt halt - mit Verlaub - doch noch so ein bisschen, dass Du vorläufig noch nicht im Berufsleben stehst. Ach ja, und noch eines, was ich Dir nochmal in Erinnerung rufen möchte (aber das haben Dir hier schon einige gesagt; verstehen musst Du es schon selbst): Ein A14-Oberstudienrat - und das ist eine Position, die Du Dir in den meisten Bundesländern immer noch locker in 7-8 Berufsjahren "ersitzen" (oder in etwas kürzerer Zeit erdienen) kannst - bezieht ein Nettogehalt, für das ein normaler (=SV-pflichtiger) Arbeitnehmer ca. 80.000 Euro brutto verdienen muss. Und 80.000 Euro kriegst Du in der von Dir so verehrten "freien Wirtschaft" keineswegs hinterhergeworfen. Nein, auch nicht als Gott Physiker!



    Liebe Grüße
    Fossi

    Nur mal so am Rande: die Schüler schätzen den FI sehr - da er ganz knallhart vermittels einer kleinen mathematischen Operation errechnet wird, scheint er ihnen glaubwürdiger und transparenter als das reine Sprachgefühl des Lehrers. Dazu kann man stehen wie man will.


    Anspruch wird nicht im Bundesland gemacht, sondern bei den Korrekturen. Und die sind kollegenabhängig, bestenfalls schulabhängig, das wissen wir doch. Vergleichbarkeit bekämen wir mit externen, zentralen Korrekturen externer, zentraler Aufggaben. Bis dahin sind bundeslandübergreifende Vergleiche Kristallkugelseherei und rein spekulativ.

    Das entscheidende Wort habe ich mal unterstrichen... Was allerdings die "kollegenabhängigen" Korrekturen angeht: Ich denke, "schulabhängig" trifft es doch weit eher. Einen (vielleicht neuen, vielleicht jungen) Kollegen einzunorden, der allzu weit vom an der Schule praktizierten common sense abweicht, ist für ein erfahrenes Kollegium doch die leichteste Übung.



    Liebe Grüße
    Fossi

    Ich persönlich habe Erfahrungen mit dem hessischen Schulsystem erst, seitdem dort das G8 eingeführt wurde - und ich kann keine größeren Niveauunterschiede zum bayerischen G8 feststellen. In beiden Systemen werden die Kinder bis an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit (und darüber hinaus) geknechtet. (In beiden System ist das übrigens ein ganz übler Fehler!)


    Mich würde aber interessieren, ob die hessischen Lehrer, die schon länger im Schuldienst sind, vielleicht mit Einführung des G8 einen deutlichen Anstieg des Niveaus festgestellt haben. Das würde zumindest im Ansatz den schlechten Ruf, den das hessische Schulsystem hier in Bayern hat, erklären. Im Ansatz deswegen, weil das bayerische G8 im Vergleich zum bayerischen G9 schon auch angezogen hat.


    Es ist übrigend eine Tatsache, dass bayerische Schüler aus dem Grenzgebiet gerne nach Hessen wechseln, wenn sie hier das Gymnasium nicht schaffen. Aber das kann natürlich auch einfach bedeuten, dass die hessischen Gymnasien im Grenzgebiet besser sind als die bayerischen :D

    Achtung, jetzt kommt wieder so eine Verallgemeinerung, bei der ich schamlos von einigen selbst beobachteten Beispielen aufs Große Ganze schließe: Genau diese Tatsache habe ich in meiner Gymnasialzeit im bayerisch-hessisch-badischen Grenzgebiet ca. 20 Mal beobachten können. Und da waren etliche Leute dabei, von denen ich aus heutiger (professioneller) Sicht sagen würde, dass sie fürs Gymnasium nicht geeignet waren. Nicht nur Hessen war in dieser Hinsicht berüchtigt: Genauso notenverbessernd wirkte ein Wechsel aufs badische "Wirtschaftsgymnasium".

    Woran macht sich der Ruf von Hessen eigentlich fest? Ich meine die Frage ernst, aber ich unterrichte auch nur in der Oberstufe, und dort hält man sich an die EPA. Ich finde meine Klausuren genauso anspruchsvoll wie das meiner Kollegin aus dem Grenzgebiet Bayern.
    Und den Fehlerindex in Deutsch finde ich schon heftig, ein Index von 2 (1 Punktabzug) kommt ziemlich schnell zustande.

    Ich denke, das geht frei nach dem Motto: "Ist der Ruf erst ruiniert..." Jemand hat weiter oben geschrieben, dass das hessische Schulsystem (wie natürlich auch das bayerische!) von vor 20 Jahren sicher nicht mit dem heutigen vergleichbar ist. Aber 20 Jahre sind da halt nichts, und so lebt das Image fröhlich fort.


    Übrigens - um das mal noch loszuwerden - können alle Nicht-Bayern beruhigt in die Zukunft blicken: Der unfähigste, inkompetenteste, planloseste (und nebenbei am dümmsten dreinschauende) Kultusminister, den Bayern je hatte und gegen den selbst die Hohlmeier eine wahre Leuchte war, wird es schon schaffen, das bayerische Schulsystem auf sein eigenes Niveau herunterzuziehen. Aber egal! Hauptsache 2030 schuldenfrei!



    Liebe Grüße
    Fossi

    Erstaunlicherweise ist das Leben ja auch nördlich von Bayern noch nicht zusammengebrochen. Da ist es mir auch egal, ob man in der PISA-Studie hier und da ein paar Punkte mehr oder weniger hat.


    Übrigens, fossi, auch wenn du dich bemühst, so ganz kannst du die bayrische Tendenz zu Verallgemeinerungen doch nicht ablegen:



    Aber ich kann gut damit leben ;)

    Na ja, komm - Hessen hat seinen Ruf in der Hinsicht nunmal weg, zumindest im Kreis der südlichen Länder. Was mich allerdings wundert, denn eigentlich scheint es doch einen klaren Zusammenhang zu geben: Je unsympathischer die Regierenden, desto besser die Pisa-Ergebnisse (gut zu beobachten in Bayern und BaWü). Leider konnte Hessen hier wohl den Kotzbrocken Koch bildungsmäßig nicht angemessen verwerten. Und Bouffier ist eigentlich zu farblos, von dem hört man ja gar nichts. Vielleicht ließe sich dieser Mappus für die nächste Hessen-Wahl anheuern. Aber das wäre natürlich eine extrem harte Maßnahme. Dann vielleicht doch lieber Pisa-Mittelfeld.




    Liebe Grüße
    Fossi

    Kenn ich noch aus NRW (!). Brauch ich nicht.


    Ja, "brauchen". Wenn's danach ginge, was Lehrer (und Schüler) brauchen, dann sähe es an unseren Schulen wohl sehr anders aus. Und das gilt - was dann ja doch wieder irgendwie erfreulich ist - für alle Bundesländer und alle Schularten.




    Liebe Grüße
    Fossi

    Du vergleichst also die Korrektur einer Schülerarbeit mit einer Tracht Prügel mit dem Schlagstock? Interessanter pädagogischer Ansatz, muss ich schon sagen. Wer sich hier der windschieferen Rabulistik bedient, bleibt wohl offen.


    Aus einer (!) Klausur auf das allgemeine Unterrichtsniveau eines Bundeslandes zu schließen, ist ähnlich abenteuerlich wie der Schluss, dass Bayern offenbar ein Polizeistaat sei, wenn man mal einen prügelnden Polizisten beobachtet hat (s.o.). Insofern ist die Frage ganz leicht zu beantworten: Ja, mit dem Schnellschuss-Urteil sitzt der Threadersteller mit Sicherheit auf dem hohen Ross, weil er unter der Hand Verallgemeinerungen vornimmt, die nicht belastbar sind.

    Wo nehme ich denn Verallgemeinerungen vor? Wie mittlerweile ausführlich dargelegt - es ging mir lediglich um eine Diskussion über bayerische und nicht-bayerische Korrekturgepflogenheiten; nicht mehr und nicht weniger. Das mit dem hohen Ross bezog sich auf genau diese in Bayern recht verbreitete Haltung, die ich - das habe ich aber im Ursprungspost schon gesagt - nicht durchgängig teile.

    zufällig herbeigeflatterte Arbeit (vermutlich aus NRW)

    Ah, offensichtlich machst Du Dir also durchaus Gedanken um Niveauunterschiede, wenn Du hier so treffsicher Dein Heimatland zu identifizieren glaubst. Du kannst übrigens beruhigt sein: Es war nicht NRW, sondern das andere für generöseste Schülerfreundlichkeit bekannte Bundesland südöstlich davon. Das ist aber auch - wie gesagt - völlig nebensächlich.



    Liebe Grüße
    Fossi

    Hallo, bei dieser Anmerkung wüsste ich gerne einmal, wie viele Schüler denn dann durchschnittlich in einem Kurs sind. Ich gehe von meiner momentanen Kursgröße von 25-28 Schüler aus, dann Vollzeitlehrkraft und Schwerpunkt Oberstufe. Dazu maximal zulässige Korrekturzeit von 3 Wochen. Wenn ich da jeder durchschnittlichen oder schlechteren Arbeit einen derart ausführlichen Kommentar hinzufüge - wie soll das zeitlich zu schaffen sein? Oder sind das dann auch Kommentare, die letztlich z.T. aus Versatzstücken bestehen? Abgesehen davon frage auch ich mich, ob Schüler wirklich diesen unglaublichen Arbeitsaufwand schätzen und diese Kommentare ganz lesen - oder ob die Arbeit nicht recht schnell nach Kenntnisnahme von der Note in der Ablage verschwindet.

    Hm, die durchschnittliche Klassengröße liegt im Allgemeinen schon auch in diesem Bereich. Das hängt natürlich von den örtlichen Gegebenheiten ab. Wie das zeitlich zu schaffen ist? Nun ja, man muss sich halt ranhalten. Ist doch kein Problem, wenn man kein "Minderleister" ist :D ! Es gibt ja keine gesetzlich vorgeschriebene Schlafenszeit... Natürlich gibt es aber auch Versatzstücke, die in allen Kommentaren gleich oder ähnlich sind, z.B. die vorgeschriebene Bemerkung zur formalen Korrektheit (Rechtschreibung, Grammatik etc.). Auch für die übrigen Bereiche ähneln sich die Formulierungen naturgemäß; solche Kommentare sollen ja keine belletristischen Edelsteine sein, sondern die Bewertung der einzelnen Arbeiten vergleichbar machen.


    Was die Schüler damit machen? Tja, wir wissen doch alle, wie Schüler so sind:
    Note angucken...
    --> passt: Arbeit kommentarlos zurückgeben
    --> passt nicht: Kommentar lesen, rummeckern, wenig Einsicht zeigen, Arbeit zurückgeben. (Wobei diese ganz ausgeprägte "Ich will hier nichts lernen, ich will gute Noten"-Haltung an der FOS noch ausgeprägter ist als am Gymnasium, jedenfalls nach meiner Beobachtung)


    Das ist ja mit ein Grund, warum mich diese Korrekturorgie so ankotzt.


    Ach ja, da wir ja in Bayern sind: die Arbeit "verschwindet" nicht in der Ablage, sondern wird - versehen mit komplettem Notenspiegel, Angabe in zwei Exemplaren und ausführlichem Erwartungshorizont dem Fachbetreuer übergeben, der dann - wie ja von Eliah schon beschrieben - je eine gute, mittlere und schlechte Arbeit nachkorrigiert, seine Ergebnisse schriftlich festhält (in Kategorien wie "Sauberkeit und Sorgfalt der Korrektur", "Angemessenheit der Aufgabenstellung" und "Fristgemäße Korrektur und Vorlage") und die Arbeit dem Schulleiter übergibt, der dann - je nach persönlichem Engagement - sein Signum druntersetzt oder sich den ganzen Sums nochmal vornimmt. Die Korrekturfarben sind übrigens vorgeschrieben - rot für den Erst-, grün für den Zweit-, violett für einen eventuellen Drittkorrektor. Muss alles seine Ordnung haben in Bayern! Ich vermute, dass der Kultusminister persönlich einzelne Arbeiten nachkorrigiert, vermutlich mit weiß-blauer Tinte.
    All das gilt übrigens auch für Stegreifaufgaben. Vernünftige Schulleiter und Fachbetreuer handhaben das dann natürlich etwas laxer. Leider korrelieren Vernunft und die Erlangung solcher Beförderungsstellen nicht immer. Ach ja, kleines Detail am Rande: Die Fachbetreuer waren bislang Kollegen ohne Weisungsbefugnis, werden nach einer Änderung der Dienstordnung in Zukunft aber Vorgesetzte sein.


    Lasst mich an dieser Stelle nochmals betonen, dass es mir fernliegt, einzelnen Kollegen aufgrund ihrer Herkunft fachliche oder pädagogische Kompetenzen abzusprechen. Mein Ursprungspost - möglicherweise an einzelnen Stellen nicht 100% objektiv und, mit etwas bösem Willen gelesen, durchaus polemisch - entstand in der ersten Verwunderung darüber, was in anderen Ländern offensichtlich möglich ist. Vielleicht ist jetzt ein bisschen klarer geworden, dass die Arbeit (Achtung: ab jetzt möglicherweise wieder ein wenig Polemik) auf mich so gewirkt hat, als hätte der nicht-bayerische Kollege ein Diktat als Grundkurs-Klausur schreiben lassen.
    Aus meinen in diesem Post gemachten Ausführungen mag natürlich der ein oder andere erkennen, dass hier auch eine ganz gehörige Portion Neid (oder nennen wir es besser Frust über die bayerischen Verhältnisse) im Spiel ist.




    Liebe Grüße
    Fossi

    Nachtrag: Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass ich diese Klausur vor dem Hintergrund dessen, was ich selbst seit ca. acht Jahren als Anforderung an Korrektur und Aufgabenstellung zu gewärtigen habe, beurteile. Vielleicht sind wir ja in Bayern einfach nur komplett bescheuert, den Schülern eine dermaßen aufwendige Positivkorrektur zu bieten, wo den durchschnittlichen Schüler eh nur die Note interessiert. Vielleicht ist es ebenso verfehlt, eine enigmatische, auf vielfältigen Handlungsebenen und mit schwer zu entschlüsselnden Metaphern gespickte Kurzgeschichte wie "Im Spiegel" in der achten oder neunten Klasse zu lesen.


    Insofern war mein Post der möglicherweise etwas polemisch formulierte, aber nichtsdestotrotz ernstgemeinte Wunsch nach einem Austausch mit außerbayerischen Kollegen.

    BateauIvre: Die gelegentlich zu beobachtenden Niveauunterschiede zwischen Bayern und dem überweigenden Teil der anderen Bundesländer sind wohl, nüchtern betrachtet, leider keine reine Erfindung. Ich habe aber mit keiner Silbe verlauten lassen, dass ich das grundsätzlich gut oder die bayerischen Verhältnisse grundsätzlich besser finde (das Gegenteil ist der Fall).
    Bei der vorliegenden Klausur geht es mir auch nicht um die Rechtmäßigkeit der Korrektur (nicht meine Sache, das zu beurteilen), sondern um deren Sinnhaftigkeit. Nur Rechtschreibfehler zu korrigieren und zum Inhalt zwei Standardsätze zu schreiben, bringt dem Schüler nichts, auch wenn da eine "ausführliche Nachbesprechung" stattgefunden hätte (hat sie nicht).


    Brick in the wall: Die Klausur liegt mir komplett vor. Ausführliche Bewertungsraster kenne ich aus der eigenen Arbeit auch. Wir müssen trotzdem noch kommentieren (wenn auch dann nicht mehr so ausführlich).

    Liebe Kollegen, vor allem: liebe Deutsch-Kollegen vom Gymnasium!



    Heute habe ich zufällig eine Deutsch-Klausur aus einem nicht-bayerischen Bundesland in die Hand bekommen und hätte gern mal ein paar Meinungen von Fachkollegen. Ich kann die Arbeit natürlich nicht einscannen und hier einstellen, deshalb nur eine Beschreibung:


    - Jgst. 11, Gymnasium, Deutsch-Grundkurs
    - Aufgabenstellung: Inhaltsangabe und Interpretation der Kurzgeschichte "Im Spiegel" von Margaret Steenfatt


    Schon an diesem Punkt musste ich heftig schlucken. Eine KG zu interpretieren ist ja OK - aber "Im Spiegel" ist doch schon für Zehntklässler zu leicht!


    Interessant auch die Korrektur: Bis auf Rechtschreibfehler war NICHTS angestrichen. In der ganzen Arbeit findet sich keine einzige inhaltliche Anmerkung. Dafür sind akribisch die Wörter gezählt (müssen die Schüler selbst machen) und ein "Fehlerindex" ausgewiesen. Die Schlussbemerkung bestand aus zwei Sätzen, einem für die Inhaltsangabe und einem für die Interpretation. Beide Sätze eher lapidar-formelhaft. Dass die Bewertung der Arbeit mit 7 Punkten mindestens 4 Punkte über dem lag, was in meiner Deutsch-Fachschaft gegeben worden wäre, ist schon nicht mehr weiter erwähnenswert.


    Hier in Bayern hätte ich mir für eine solche Korrektur (und Bewertung) zwei saubere Anschisse abholen können, vom Fachbetreuer ebenso wie vom Schulleiter. Wie soll denn ein Schüler aus einer solchen Korrektur irgendwas für zukünftige Arbeiten lernen? Immerhin geht es hier um Abiturvorbereitung! Eine durchschnittliche Arbeit (7-9 Punkte) wird bei uns üblicherweise mit einem Kommentar von 120 bis 150 Wörtern versehen.


    Deshalb meine ernstgemeinte Frage: Sitze ich hier auf dem oft ungerechtfertigt hohen bayerischen Ross, oder liege ich mit meiner Einschätzung dieser Arbeit vielleicht doch nicht so daneben?




    Gruß
    Fossi74



    PS. Wer errät, aus welchem Land die Arbeit war? (Ja, ich weiß, da gibt es mehrere mögliche Kandidaten)

    Hallo zusammen,



    nachdem ich diesen ebenso interessanten wie emotional aufgeladenen Thread nun komplett gelesen habe, zwei Anmerkungen von meiner Seite. Vielleicht werden es auch drei oder vier.


    1. Super, wie Lehrer zusammenhalten, wenn es um ihre Arbeitssituation geht. :P Also, super aus Sicht der Dienstherren. Jeder Chef kann sich die Hände reiben, wenn sich seine Belegschaft so schön gegenseitig belauert und beneidet. Das stellt nämlich sicher, dass sich seine Leute nicht gegen ihn zusammenschließen.


    2. Als FOS-Lehrer bin ich, anders als meine Kollegen, in der Situation, nur Oberstufenklassen zu unterrichten und kann hier natürlich nur für mich selbst sprechen. Trotzdem möchte ich Euch die Statistik nicht vorenthalten, die ich letztes Schuljahr mal spaßeshalber angefertigt habe.


    Damals waren es in den Jahrgangsstufen 11 und 12 insgesamt 1392 schriftliche Arbeiten, die ich korrigiert habe. Das umfasst Stegreifaufgaben (für Nichtbayern: unangekündigte schriftliche Tests über den Inhalt der letzten beiden Stunden; ihre Zahl wird von der Fachschaft zu Schuljahresbeginn festgelegt; seit dem laufenden Schuljahr ist in bestimmten Fächern, so auch in den Sprachen und in Deutsch, eine Mindestzahl vorgeschrieben), Klausuren und schriftliche Abiturprüfungen. Für eine - entsprechend korrekturfreundlich konzipierte - Stegreifaufgabe benötige ich ca. 15 Minuten Korrekturzeit. Für eine Klausur nehme ich einen Durchschnittswert von 30 Minuten an (das ist in Englisch gelegentlich unterschreitbar, bei entsprechender Konzeption der Arbeit, in Deutsch sind es eher 60 Minuten, aber ich will knapp rechnen. 836 der Arbeiten waren Stegreifaufgaben, wir kommen also auf 209 Stunden. Die restlichen 556 Arbeiten ergeben nochmal 278 Stunden. Macht insgesamt also - wie gesagt: knapp gerechnet! - 487 Stunden Korrekturzeit. Das sind bei einer 40-Stunden-Woche über 12 Wochen, also volle drei Arbeitsmonate. Dabei ist noch zu bedenken, dass hier noch kein Übungsaufsatz und kein Hefteintrag o.ä. berücksichtigt ist.


    Ich beklage mich darüber nicht, weil ich meine Fächer und meine Schulart selbst gewählt habe. Aber ich muss schon manchmal schmunzeln, wenn meine Bio-Chemie-Kollegin, die nur im sozialen Zweig an der FOS eingesetzt ist (bei uns maximal sechs Klassen, meist nur drei), keine Klausuren schreibt und nicht am Abitur beteiligt ist, sich über ihre Arbeitsbelastung mokiert.


    Interessant übrigens auch die Tatsache, dass der weit überwiegende Teil der Schulleiter (und höher) aus dem MINT-Bereich kommt. Zumindest ist das meine Erfahrung (Gymnasium, Bayern). Wäre interessant, hier mal eine offizielle Statistik zu sehen. OK, wenn ich recht haben sollte, dann liegt das natürlich nur an der intellektuellen Überlegenheit der MINT-Kollegen. :)


    Gruß
    fossi

    Ich bin mir gerade nicht sicher, wo ich das herhabe, meine mich aber an eine bayerische Richtlinie zu erinnern, wonach der Unterricht bei überhälftiger Beschäftigung auf alle Unterrichtstage zu verteilen ist. Selbstverständlich wird das im Einzelfall - je nachdem, ob der Schulleiter wegen seiner Kompetenz eingestellt wurde oder weil er bei der CSU ist - auch freier interpretiert.



    Gruß
    Fossi


    Die Bewertung des Inhalts ist mir eigentlich grundsätzlich klar, aber wie benote ich die sprachliche und stilistische Leistung der deutschen Übertragung? Das kann ich doch eigentlich gar nicht, also muss für diesen Aufgabenteil eine Bewertung von Stil und Sprache entfallen, oder? Also genau wie beim Hörverstehen?


    An der bayerischen FOS/BOS arbeiten wir seit dem "neuen" Abitur (das eben auch die Mediation beinhaltet)im Bereich Reading Comprehension nur noch mit Aufgabenformen, die sich mit Hilfe von klar zuzuordnenden Bewertungseinheiten bewerten lassen; deshalb sind hier nur in seltenen Fällen längere Schüleräußerungen gefragt (meist sind für die Antworten Stichpunkte vorgegeben). Grundsätzlich gilt, dass im Bereich "Reading" eben auch nur das Leseverständnis abgefragt werden soll, deshalb bleiben sprachliche und stilistische Leistung weitgehend außen vor (dafür ist dann naturgemäß der Bereich "Writing" zuständig). In praxi heißt das, dass es nur dann zum Punktabzug kommt, wenn die sprachliche Leistung so schwach wird, dass bei der Korrektur nicht erkannt werden kann, was der Schüler meint oder halt Informationen fehlen, nach denen gefragt wurde.
    Man kann die Sache auch andersherum betrachten: Was soll abgeprüft werden? Das Ausdrucksvermögen des Schülers im Deutschen - oder seine Fähigkeit, einem englischen Text Informationen zu entnehmen und diese zu versprachlichen? Als Deutschlehrer stinkt mir das manchmal, weil die Spracherziehung in allen Fächern ihren Platz haben sollte, aber an einer beruflichen Schule sollte man diesbezüglich eh ein eher dickes Fell haben.


    Gruß
    Fossi

    Hallo zusammen,


    bei uns in der FOS/BOS ist die Mediation seit 2004 Bestandteil des Abiturs - mit schwankender Beliebtheit. Es gibt im Wesentlichen zwei Varianten: In Tests und Klausuren wird meist nach bestimmten Details aus dem Text gefragt. Beispiel: Welche Gründe gibt der Autor für den starken Anstieg der Jugendkriminalität an? Hier wird dann mit Hilfe von Spiegelstrichen auch vorgegeben, wie viele Aspekte zu finden oder anzugeben sind.


    Außerdem kann man gut den Inhalt eines Text(abschnitt)s zusammenfassen oder Textstellen wiedergeben lassen, die sich nicht einfach übersetzen lassen. Beispiel: "Was meint der Autor, wenn er in Z. 23 ff. sagt, 'It's raining cats and dogs.'" - Nicht das beste Beispiel, aber das nehme ich immer, um Schülern den Sinn der Mediation zu erläutern.


    Alles in allem kommt es eben immer darauf an, dass der Schüler in der Lage ist, bestimmte Informationen aus dem Text zu entnehmen und sie dann adäquat auf Deutsch wiederzugeben. Sprachmittlung eben. Die Bewertung ist natürlich nicht ganz so eindeutig wie bei anderen Aufgabenformen; man muss immer auch mit halben Bewertungseinheiten arbeiten, wenn die Antwort nicht ganz falsch, im Detail aber auch nicht ganz richtig ist.


    Auf Anfrage poste ich gern noch ein paar Beispiele, muss ich aber erst aus den Tiefen der Festplatte zutage fördern.



    Gruß
    Fossi

    Zitat


    da die Beihilfe und auch die PKV nicht mehr alle Leistungen übernehmen, geht dort auch ein Teil des Netto hinein und das ist ärgerlich, finde ich!


    Das war aber schon immer so. Die Beihilfe sorgt für die gleiche Standardversorgung, die auch die GKV bietet. Die (obligatorische) private KV für Beamte ist ja kein besonderes Privileg, sondern lediglich eine für den Dienstherrn einfachere Variante der Organisation des Arbeitgeberanteils der KV. Wer Extrawünsche hat, muss sich besser (= teurer) privat krankenversichern - eine Möglichkeit, die übrigens auch die GKV bietet.


    Den Organisationsaufwand für PKV und Beihilfe (Rechnungen sammeln, an zwei Stellen einreichen, entsprechende Formulare ausfüllen, Portokosten) kriegt der Beamte gratis dazu.


    Deshalb bin ich auch weiterhin freiwillig gesetzlich versichert. Außerdem ist es mit Kindern einfach praktischer, weil ich weder beim Arzt noch in der Apotheke die Geldbörse in die Hand nehmen muss.




    Gruß
    Fossi

    ?(


    So langsam frag ich mich ja, ob ich als Chinesisch-Lehrer noch Karriere machen könnte, denn diese Sprache scheine ich ausschließlich zu beherrschen...


    Also nochmal:


    - Allgemeine Rede ist: "Angestellte Lehrer verdienen netto wahnsinnig viel weniger als verbeamtete." --> siehe mein Beispiel aus dem Ausgangspost, wo mir unterstellt wurde, ich würde mit 1600 netto nach Hause gehen.


    - Meine Erfahrung ist: Ich bekomme ca. 2700 netto.


    - Als Beamter würde ich ca. 3300 brutto bekommen. Das sind bei vorsichtiger Schätzung 2900 netto, könnte auch etwas weniger sein. Davon müsste ich meine KV noch abziehen.


    --> Ergo: Ich kann mir - rechnerisch - kaum vorstellen, dass ich als Beamter so viel mehr hätte als jetzt. Aber ich mag mich irren; deshalb die verwegene Idee, einfach mal nachzufragen.


    Ach ja - dass sich exakte Aussagen kaum treffen lassen, weil noch x andere Faktoren in die Nettoberechnung einfließen, ist mir schon klar. Ich hatte halt gehofft, dass der ein oder andere sich melden könnte, der vielleicht auch verheiratet ist, zwei Kinder hat und A13 bezieht und dann sagen könnte, "Hey, du verdienst nur knapp 3000 im Monat? Dafür fass ich aber keine Kreide an!" ;) oder so ähnlich.


    Gruß
    Fossi




    PS. Um eine der aufgetretenen Fragen noch zu beantworten: Ja, ich hab mit dem BAT angefangen, bin also "Altangestellter".

    Ich glaube, ich muss noch ein paar Details nachliefern.


    1. Ich bin dank Überschreitens der Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAE) nicht mehr in der GKV versicherungspflichtig.


    Da ich als Angestellter aber auch nicht beihilfeberechtigt bin, zahlt mein Arbeitgeber die Hälfte meines KV-Beitrags; in meinem Fall knapp 350 Euro, da ich freiwillig in der GKV geblieben bin. Das ist selbstverständlich nicht steuerpflichtig, erhöht also mein Nettogehalt (zumindest auf dem Papier).


    2. Offensichtlich habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Laut Besoldungstabelle würde ich als Beamter momentan ca. 3300 Euro brutto bekommen. Das sind über 700 Euro weniger als ich momentan habe. Das ist es ja, was mich so wundert.


    3. Alle Zuschüsse und vermögenswirksame Leistungen herausgerechnet, bekomme ich ca. 2700 Euro netto. Ist immer schwierig zu sagen, weil die Gehaltsabrechnungen unseres geliebten "Landesamts für Finanzen", wie das in Bayern heißt, äh, etwas kryptisch sind. Da ich ja, wie gesagt, nicht für Geld, sondern aus reinem Idealismus arbeite, achte ich da nicht weiter drauf :D.

    Hallo zusammen,



    als in Vollzeit angestellten Oberstufenlehrer beschäftigt mich ab und an die Frage, wie viel weniger ich eigentlich verdiene als meine im höheren Schuldienst verbeamteten Kollegen (natürlich eine rein theoretische Frage - ich mache diesen Job selbstredend nicht des Geldes wegen, aber man kann sich ja nicht dagegen wehren :O). Man hört da ja immer wieder wildeste Gerüchte - auf einer Fortbildung hat mal einer ganz mitleidig gemeint, "was, nur angestellt - da arbeiten Sie ja für 1600 netto im Monat!" Gottseidank hatte er nicht recht, aber es würde micht schon mal interessieren, was ich als Beamter rauskriegen würde.


    Zu Vergleichszwecken: Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder und bekomme TV-L 13, Stufe 4. Das sind momentan ziemlich genau 4000 brutto. Dazu kommt der Zuschuss für die private KV, so dass ich auf netto ziemlich exakt 3300 Euro komme.


    Irgendwie kann ich nicht glauben, dass ein vergleichbarer Beamter - der brutto nach Tabelle ungefähr genau so viel hat wie ich netto - nur dank der gesparten SV-Beiträge soo wahnsinnig viel mehr hat als ich.


    Für Hinweise wäre ich also dankbar - die Kollegen mag ich dann doch nicht so direkt fragen.

    Hallo Jessica,


    Dein Interesse daran, den Fall hier nicht öffentlich zu behandeln, ist sicher berechtigt. Trotzdem wäre es interessant zu wissen, worin dein Problem liegt, wie die anderen hier die Sache sehen und wie das Ganze letztendlich gelöst wurde. Es wäre also schön, wenn Du Deinen Fall - so weit abstrahiert und anonymisiert wie möglich - vielleicht doch hier vortragen könntest.



    Liebe Grüße
    Fossi

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