ZitatAlso ob die Schüler / Eltern / Kollegen meine Arbeit beweihräuchern oder nicht hat, bilde ich mir ein, relativ wenig Einfluß auf meine Zufriedenheit.
Mir ist von Anfang an klar, dass der Lehrerberuf einer nicht sehr geachteter Beruf ist und man, wenn man nach Anerkennung strebt, in anderen Berufen besser aufgehoben ist.
Allerdings beobachte ich, dass (ich bilde mir ein gerade unter Frauen) ein regelrechter Anerkennungswettstreit (was Methoden oder einfach das "ich bin eine tolle Lehrerin") innerhalb eines Kollegiums abläuft und sich sehr mit der Rückmeldung (seitens der Eltern, Schüler, Kollegen) beschäftigt wird, ohne das zuzugeben.
Da wird dann ganz beiläufig gezeigt, was man nicht alles tolles macht, wie sehr einen die Schüler mögen und dann aufmerksam die Mimik der Kollegen beobachtet.
Könnte vielleicht auch daran liegen, dass Anerkennung und Wertschätzung doch nicht ganz so irrelevant sind, wie Du Dir das denkst.
ZitatIch habe das mit Skepsis beobachtet, führt das doch zu einem Aufrüsten an Arbeitsleistung über die sich letztendlich nur der Arbeitgeber freut.
Es ist an der Schule so ein bisschen wie mit einem Trainer, der seine Schützlinge nie lobt, welche dann (zum Teil) totale Höchstleistungen bringen nur um endlich mal das Lob zu bekommen, das der Trainer ihnen immer wieder verweigert:
Der Lehrer ist in einer Position, in der er kaum positive Rückmeldung erwarten kann. Im Referendariat wird penibelst darauf geachtet hauptsächlich die Fehler herauszustellen und bloß kein Lob anzubringen, die Kollegen später im Beruf haben auch besseres zutun als die gleichgestellten Mitarbeiter aufzubauen und die Schüler werden sich hüten das Schleimen anzufangen, indem sie einem Lehrer direkt sagen wie toll der Unterricht ist.
Man ist also sehr auf indirekte Zeichen angewiesen. Manch einem ist das vielleicht nicht genug.
Den Punkt, an dem Du Dich IMHO irrst, habe ich oben unterstrichen. Für den Rest des von mir Zitierten gilt, dass Du sehr schön zusammengefasst hast, in welch einem perversen System wir eigentlich arbeiten und unterrichten. Übrigens hast Du in einem Punkt nicht recht: Schüler sagen es durchaus mal (und zwar ohne Hintergedanken), wenn ihnen der Unterricht gefallen hat.
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Man erwartet es von mir, aber ich sage es trotzdem: DIE Form der Anerkennung einer jeglichen Arbeit ist das Gehalt. Von dieser Art Anerkennung kann ich mir sogar etwas kaufen. Wenn diese Anerkennung nicht stimmt, werde ich unzufrieden. Das mag manch einem anderen so gehen, wenn er keine ideelle Anerkennung seitens Kollegen / Schulleitung bekommt. Auf letztere kann ich gut verzichten, wenn erstere stimmt.
Mit Bänkern in der Familie weiß ich, dass es sich eigentlich sehr gut lebt, wenn man keinen guten Ruf in der Gesellschaft hat, die Kollegen am Stuhl sägen, aber man einen hohen Lebensstandard hat.
Es gibt auch Leute, die haben einen geringen Lebensstandard aber zehren davon, dass sie viel gute Rückmeldungen für ihre Tätigkeit bekommen und so den hohen Lebensstandard durch das Gefühl gebraucht zu werden / etwas ideell tolles zu tun (Kindern etwas beibringen, Leuchtende Kinderaugen usw) ersetzen. Das wäre nichts für mich.
Im Lehrerberuf, so mein Eindruck bislang, gibt es von beiden Formen der Anerkennung (nur?) moderat viel, nicht extrem wenig, aber auch nicht zu üppig. Man ist halt weder Investmentbänker, noch verehrter Rettungssanitäter.
Soso, Du hast "Banker" in der Familie. Schön für die, dass sie es sich gut gehen lassen, obwohl sie weder von außen noch von Kollegen oder Vorgesetzten Anerkennung erhalten, sondern sich mit ihrem exorbitanten Gehalt trösten. Das könnte allerdings auch Fassade sein. Darf ich Dir - als (für NaWis zu) unintelligenter, aber immerhin einigemaßen belesener Deutschlehrer - mal eine Lektüre empfehlen? Es gibt ein hochinteressantes (und auf Tatsachen basierendes) Theaterstück mit dem Titel "Top Dogs". Darin geht es um gefeuerte Ex-Spitzenmanager und die Krise, in die sie nach ihrer Entlassung geraten. Moral des Stücks: Es ist eben nicht allein Geld, das glücklich macht.
Aber man merkt halt - mit Verlaub - doch noch so ein bisschen, dass Du vorläufig noch nicht im Berufsleben stehst. Ach ja, und noch eines, was ich Dir nochmal in Erinnerung rufen möchte (aber das haben Dir hier schon einige gesagt; verstehen musst Du es schon selbst): Ein A14-Oberstudienrat - und das ist eine Position, die Du Dir in den meisten Bundesländern immer noch locker in 7-8 Berufsjahren "ersitzen" (oder in etwas kürzerer Zeit erdienen) kannst - bezieht ein Nettogehalt, für das ein normaler (=SV-pflichtiger) Arbeitnehmer ca. 80.000 Euro brutto verdienen muss. Und 80.000 Euro kriegst Du in der von Dir so verehrten "freien Wirtschaft" keineswegs hinterhergeworfen. Nein, auch nicht als Gott Physiker!
Liebe Grüße
Fossi