Beiträge von Blue

    Das kommt darauf an, wie hoch die Ansprüche sind, die du an den Inhalt stellst. Bekommt man die Punkte alleine für eine originelle Idee, kannst du den Inhalt nicht gleichwertig mit der Sprache ansetzen. Stellst du dagegen höhere Ansprüche, z.B. spannungssteigernde Elemente, detaillierte Ortsbeschreibungen, überraschendes Ende (...), kannst du m.E. durchaus 50%/50% machen.

    Mal ein ganz konkreter Fall: Wir haben gestern eine Grammatikschulaufgabe geschrieben und der Schüler schreibt satt "unbestimmter Artikel" "unbestinteatigel".
    Und jetzt? Ich weiß, das er das Rchtige meint. Ohne Kontext wäre es aber völlig unverständlich. Bekommt er den Punkt?

    Zitat

    Original von HawkeyeVielleicht hilft folgender Gedanke, weil ich das Gefühl habe, dass du zu viel zählst (nix für ungut ;)) : Ich habe mal eine offizielle Definition (ISB) für einen Schulaufsatz gefunden, nach die Bewertung nicht allein nach arithmetischen Formeln und als Summe von bewerteten und benoteten Einzelteilen erfolgen darf, sondern der Aufsatz an sich auch als Gesamtwerk zu betrachten ist.


    Das mach ich auch so.
    Es ist bei meinem Schüler einfach so, dass er Texte schreibt, die rein inhaltlich irgendwo im 2-4er Bereich sind. Diese Texte sind aber wegen hunderten von Fehlern (wie auch immer man sie jetzt klassifiziert) auf den ersten Blick kaum lesbar. Nachdem ich mich dann eine Stunde oder länger hingesetzt habe (obwohl es sich um die 5. Klasse handelt, die ja kaum mehr als eine Seite schreiben) und alles entziffert und verbessert habe, habe ich den Inhalt dann vor Augen, der isoliert meistens auch ganz ok ist. Aber ich habe immer ein blödes Gefühl, auf einen Aufsatz, den eigentlich niemand lesen kann, der nicht weiß, worum es geht und was der Schüler wahrscheinlich sagen will - also ein Text, der in der echten Welt absolut unbrauchbar wäre - eine 3 zu geben und argumentiere dann mit den oben genannten Fehlern dahingehend, dass ich zu einer 4 oder 5 komme. Nicht, weil ich dem Kind irgendwas Böses will - natürlich nicht! - sondern weil ich das Gefühl habe, sonst nicht realistisch zu bewerten und dem Schüler ein falsches Bild von der eigenen Leistung zu vermitteln. Ist das falsch gedacht?

    Danke erstmal für die Antworten!
    Ich meinte natürlich nicht, dass zwei Rechtschreibfehler alleine mehrere Notenstufen ausmachen - das waren ja nur Beispiele. Aber es ist eben oft so, dass in einem Text zig Fehler kommen, die man entweder als Rechtschreibfehler oder eben auch als Grammatik-/Wort-/Inhaltsfehler sehen kann:
    den statt dem
    ans statt aus
    Schaf statt schuf
    Geld statt gelb
    Grube statt grub
    das statt dass
    gehen statt geben ...
    Hab ich das in einer Arbeit 25 Mal, hat der Aufsatz im Extremfall 0 (gewertete) Fehler, wenn ich alles als Rechtschreibfehler betrachte, aber 25 Fehler, wenn ich alles als Grammatik-/Wort-/Inhaltsfehler sehe.
    Das könnte schon den Unterschied zwischen 2 und 4 ausmachen.

    Wie macht ihr das, wenn ein LRS-Schüler im Aufsatz z.B. statt "den" "denn" oder statt "in" "ihn" schreibt, man aber im Kontext eindeutig erkennen kann, welches Wort gemeint ist? Ist das ein Ausdrucks- bzw. Inhaltsfehler (der ja gewertet wird) oder ein Rechtschreibfehler (der nicht gewertet wird)? Das macht ja u.U. mehrere Notenstufen aus! Gibt es irgendwelche verbindlichen Regelungen? (Ich bin in Bayern).

    GERADE in solchen Klassen mache ich Frontalunterricht.
    Alle Schüler machen das Gleiche (z.B. eine Folie abschreiben), ich stehe vorne und habe alle im Blick - sobald jemand stört, sehe ich das und kann reagieren. Ich finde, ANDERS geht es in so einer Klasse nicht.


    Und, Emilia, dein Vorhaben, "was Schönes" zu machen, ehrt dich zwar sehr, aber was soll das bringen? Die Klasse wird es nicht zu schätzen wissen und sie werden den Freiraum nutzen, um sich aufzuführen - und dafür willst du dir die Mühe machen, dir was Schönes auszudenken? - Nein! Spar dir deine Energie für deine anderen Klassen oder für dich selbst!

    So ein ähnliches Problem hatte ich im Ref auch (auch 7. Klasse). Ich war damals auch ratlos und habe deshalb nicht wirklich reagiert.
    Irgendwann kam es so weit, dass die Klasse ihrem Klassenleiter erzählt hat, ich könne mich nicht durchsetzen und sei "voll das Opfer".
    Das hat mich so sauer gemacht, dass ich in der nächsten Stunde total aggressiv in die Klasse bin: Die Schüler mussten die ganze Stunde schreiben, wer auch nur einen Mucks gemacht hat, bekam sofort eine Zusatzarbeit, kam noch irgendwas dazu, habe ich ohne zu Zögern Verweise verteilt. Ich hab auch richtigen Notendruck aufgebaut, so dass diejenigen, die ihre Zeit mit Tintenspritzen oder sonstwas verplempern anstatt aufzupassen, das sofort in Form von Noten zu spüren bekommen haben (ich hab dann alle 2 oder 3 Stunden eine Stegreifaufgabe geschrieben). So hab ich dann den Rest des Schuljahres weitergemacht und hatte zwar keine besonders gute Atmosphäre in der Klasse, aber meine Ruhe und mein Ego wieder.


    Noch ein Tipp: Schreib auf Folie statt an die Tafel, dann hast du die Klasse immer im Blick.


    Lass dir solche Respektlosigkeiten nicht bieten!

    Meiner Meinung nach ist, was diese Sache, die eigentlich nicht der Rede wert ist (sein sollte), unnötigerweise zum Problem werden lässt, die Prinzipienreiterei auf BEIDEN Seiten.
    Ich denke auch, dass der SL überreagiert hat, andererseits finde ich es auch etwas albern, zu stolz für eine Entschuldigung (falls das mit "Demutsgeste" gemeint ist) zu sein.
    Ich hätte mich an barmelitons Stelle für meinen Fehler (der ja definitiv vorlag) entschuldigt und den SL freundlich gefragt, ob er die Instrumente aufgrund der gegebenen Umstände für mich rausgeben könnte.
    Die Diskussion, wer was darf oder muss finde ich hier fehl am Platz - mit etwas weniger Sturheit und etwas mehr Kooperationsbereitschaft wäre die Sache in Sekundenschnelle gelöst :)

    Und was die Klassenregeln angeht - dann unterschreibt der Schüler halt nicht.
    Sie wurden gemeinschaftlich festgesetzt, du hast sie ihm mitgeteilt, er hat sich daran zu halten. Es wäre ja noch schöner, wenn jetzt die Schüler (oder Eltern) schon selber entscheiden könnten, ob es ihnen genehm ist, sich an die Regeln zu halten oder nicht.
    Die Kommunikation mit dem Vater würde ich auf ein absolutes Minimum reduzieren.

    - ein Kreuzworträtsel mit den Inhalten der letzen Stunde
    - eine fehlerhafte Zusammenfassung der Inhalte der letzten Stunde --> Schüler müssen korrigieren
    - einn Schlagwort der letzen Stunde an die Tafel --> Schüler schreiben strukturiert Assoziationen dazu --> Inhalt der letzen Stunde erscheint als eine Art Mind Map
    - Lückentext
    - Folienschnipsel anordnen
    (...)

    "Die Hölle" fand ich´s jetzt nicht, aber paradiesisch auch nicht gerade. Manchmal stressig, frustrierend; Zeiten, in denen ich mich ungerecht behandelt und unverhältnismäßig unter Druck gesetzt gefühlt habe ... an anderer Stelle dann wieder etwas entspanntere Phasen und Erfolgserlebnisse.

    Viele, die das Ref als "die Hölle" empfinden, haben entweder extremes Pech, z.B. mit den Ausbildern, oder sind einfach von früher nichts gewohnt - wurden z.B. das ganze Studium über komplett von ihren Eltern finanziert und mussten noch nie wirklich arbeiten. Dann kann das Ref natürlich ein Schock sein.

    Zitat

    Ein wenig ärgere ich mich schon darüber, dass ausgerechnet im Lehrerberuf so oft zu ängstlichem Duckmäusertum geraten wird, wo wir uns doch öffentlich gerne damit brüsten, die junge Generation zu aufrechtem, selbstsbewußten Staatsbürgertum zu erziehen! :(


    Ja, aber auch zu praktischer Vernunft! Was bringt es mir denn, mich wie ein aufrechter, selbstbewusster Staatsbürger zu fühlen, wenn ich mir mit meinem Verhalten letzendlich mehr Probleme schaffe, als ich löse?


    Da sich aber ja inzwischen herausgestellt hat, dass es sich um eine Examenslehrprobe handelt (d.h., das Ref ist vorbei, richtig?) würde ich das jetzt auch etwas anders sehen.


    Hat das Gespräch mit den Prüfern denn inzwischen schon stattgefunden?

    Zitat

    Original von millimausEinen Widerspruch empfinde ich nicht als persönlichen Angriff sondern eigentlich nur als das Wahrnehmen meines Rechts.


    Theoretisch ist das ja auch so.
    Praktisch wird es aber wahrscheinlich ganz anders aussehen.


    Halte uns jedenfalls auf dem Laufenden, wie es weiter geht.

    Und: Worauf basiert deine Meinung, worauf die der Prüfer? Kannst du dich auf hieb- und stichfeste Quellen berufen? Oder geht es dabei vielleicht etwas, was schulintern festgelegt werden kann?


    Ich bin selbst noch nicht so lang aus dem Referendariat raus und ich würde dir raten, das Problem noch mal persönlich mit dem Prüfern anzusprechen, die 4 aber letztlich zu akzeptieren.


    Schlägst du den Rechtsweg ein, erklärst du den Prüfern den Krieg, und den werden sie gewinnen. Bei der Beurteilung im Referendariat gibt es so viel Interpretationsspielraum, dass sie dir diese Note, sogar wenn du in diesem konkreten Fall eine Verbesserung der Note oder Wiederholung der Prüfung erzwingen könntest (was ich nicht glaube), doppelt und dreifach wieder reindrücken können.


    Abgesehen davon, wieviel Energie du in das Ganze investieren musst, die dann wieder an anderer Stelle fehlt.

    Danke nochmal für alle Hinweise. Ich habe mich letztendlich, da doch einige (wenn auch wenige) sensible Kinder Bedenken geäußert haben, dafür entschieden, das Buch jetzt nicht zu lesen; habe es den Schülern aber gleichzeitig als Lektüre für die 6. Klasse versprochen - ich denke, das ist ein guter Kompromiss, der auch von der Klasse gut angenommen wurde.

    Zitat

    Original von helmut64
    Meine Frau hat da folgenden Trick:


    Wenn sie einen Schüler vor die Türe schickt, dann muss dieser die Türklinke nach unten gedrückt halten. Das sieht man von innen.


    Gab´s da nicht ma irgendein Urteil, in dem entschieden wurde, das sei gegen die Menschenwürde? Ich meine, das gelesen zu haben ..

    Meine 5. Klasse (Gymnasium, sehr leistungsstark) möchte gerne "Krabat" als Schullektüre lesen. Meint ihr, das kann ich wagen, oder sind die einfach noch zu klein für dieses Buch? Und wie ist das rechtlich - kann ich Probleme bekommen, wenn ich ein Buch, das für 12-13-jährige empfohlen wird, mit 11jährigen lese?

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