"Krabat" lesen in der 5. Klasse?

  • Meine 5. Klasse (Gymnasium, sehr leistungsstark) möchte gerne "Krabat" als Schullektüre lesen. Meint ihr, das kann ich wagen, oder sind die einfach noch zu klein für dieses Buch? Und wie ist das rechtlich - kann ich Probleme bekommen, wenn ich ein Buch, das für 12-13-jährige empfohlen wird, mit 11jährigen lese?

  • Hi,


    habe das Buch mal in Klasse 7 gelesen. Ich halte es für zu komplex für Klasse 5, aber hier gehen die Meinungen auseinander, es wird jedenfalls auch in 5 gelesen.


    "Empfehlungen" sind "Empfehlungen" - Probleme rechtlicher Art sind nicht zu befürchten.

  • Ich sehe auch keine Probleme rechtlicher Art, allerdings finde ich das Buch für eine 5. Klasse schon etwas zu komplex und meine Tochter - zugegeben ein recht "sanftes" Gemüt - hat das Buch mit 11 Jahren nicht gut vertragen.

  • Ich kann nur für Gym sprechen: für die 7 ist es zu kindisch und nicht problemorientiert genug, war zumindest meine Erfahrung, für die 6. Klasse genau richtig. Wenn du es nun am Ende der 5 liest, sind die Schüler etwas 4 Monate jünger als würdest du es in der 6. Klasse im Oktober lesen. Was das in der kognitiven Entwicklung ausmacht, kann in jeder Lerngruppe anders sein. Wenn deine Gruppe also stark ist und sich das Buch wünscht, dann mach es. Meine 5er lesen es privat ja auch schon.

  • Zitat

    Original von Klassenclown
    Ich kann nur für Gym sprechen: für die 7 ist es zu kindisch und nicht problemorientiert genug,


    Interessante Einschätzung - ich empfinde "Krabat" als eine sehr vielschichtige Erzählung die verschiedenste Lesarten provozieren kann; dass ein Text nicht ostentativ problemorientiert ist, ist in der Regel eher ein Zeichen für seine literarische Qualität. Sollten nicht eher deine Unterrichtsvorhaben problemorientiert sein? ;)


    Nele

  • Zitat

    Interessante Einschätzung - ich empfinde "Krabat" als eine sehr vielschichtige Erzählung die verschiedenste Lesarten provozieren kann


    Seh ich auch so. Als ich es in der 7 gemacht habe, kamen natürlich auch gleich kritische Eltern - das sei ja wohl zu "kindisch". Aber das wirklich "Verständnis" der Siebtklässler war m. E. dann doch einigermaßen dürftig - zumindest bei den schwächeren Schülern.

  • Wie genau stellst du dir denn zu Krabat eine solche Stunde vor, Nele? Ich kann nur aus meinen Erfahrungen berichten, dass die Schüler beispielsweiese auf Bücher wie "Löcher", die für sie klar erkennbaren Problemgehalt hatten, besser und interessierter reagiert haben. Mit Krabat lässt sich das so leicht nicht umsetzen, auch wenn Themen wie Sekten usw. sicherlich zum Vergleich geeignet sind, erfordert der Roman zunächst einmal auch sehr viel textnahes Arbeiten (Figurenbeschreibung usw.) und längere UGs wie mit der Oberstufe sind so mit einer 7 in Deutsch nicht leicht zu führen. Wenn du dann noch recht straff unterrichten musst, kann der für die Schüler erkennbare Problemgehalt durchaus auf der Strecke bleiben, wie ein Blick in die durchaus nicht unsinnvollen Unterrichtsmodelle auch belegen wird.
    Ehrlich gesagt: Ich finde es etwas anstrengend, dass man dem Fragesteller hier zügig helfen möchte und sofort einen leicht belehrenden Kommentar bekommt. Nicht jeder kann hier den ganzen Tag nur schreiben und jedes Mal eine ausschweifende Antwort geben.

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns wird es in der 5 gelesen und wie schon mein FL sagte: "Es kommt immer drauf an, wie und was man den Schülern vermitteln will."
    Es haben sich auch schon mal Eltern quergestellt, die meinten, das Buch sei nix für ihre Tochter (interessanterweise selbst Sektenanhänger), i.d. R. wird das Buch innerhalb einer "Märchenreihe" gelesen. Und anhand von Lesetagebüchern etc. können auch die Kleinen schon durchaus schöne Figurenbeschreibungen abliefern.
    Ich persönlich würde sagen, es kommt letztendlich auf die Klasse an. In einer starken 5, die auch Interesse am Lesen hat, jederzeit, in einer schwächeren wäre ich ein bisschen vorsichtiger.
    Liebe Grüße
    Hermine


    Leicht OT: Ich hab mit 5ern auch schon verschiedene Jules Verne Bücher gelesen und sie waren hellauf begeistert. Dass sie natürlich ganz anders an eine solche Lektüre herangeführt werden müssen und man keine ausschweifenden sprachlichen und literarischen Untersuchungen erwarten kann, versteht sich von selbst.

  • Hallo Blue,


    wenn die Schüler sich wünschen, das Buch zu lesen, würde ich es auf jeden Fall machen! Angesichts der immer mehr schwindenden Lesemotivation ist das doch eine perfekte Grundlage für eine Lektüreeinheit!
    Natürlich sieht die Unterrichtseinheit in einer 5. Klasse anders aus als in einer 7. Klasse, aber ich denke, dass das Buch an sich die Schüler zunächst mal nicht unbedingt überfordert. Vorsichtig wäre ich auch bei eher sensiblen Schülern - wie Nele ja schon angedeutet hat, kann es in emtionaler Hinsicht vielleicht schon heftig sein. Das wäre für mich der einzige Grund evtl. doch auf diese Lektüre zu verzichten. Aber angesichts des Wunsches in der Klasse, vermute ich mal, dass das nicht der Fall ist.
    Aber auch das kann man durch die Umsetzung im Unterricht entschärfen, wenn du bei einzelnen Schülern Bedenken hättest. So wie Lektüren in der Regel innerhalb von Unterrichtseinheiten "verhackstückt" werden, haben die Schüler in aller Regel genug Zeit, um auch heftigere Passagen zu verdauen.


    Ansonsten würde ich bei Krabat weder in einer 5. noch in einer 7. Klasse zu ausführlich auf dem Problemgehalt rumhacken. Das Buch bietet doch viel viel mehr als das und ich habe das Gefühl, die Schüler arbeiten dann auch viel lieber textnah.


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • ( Klassenclown u. Neleabels)
    Mir ging es beim Lesen von Klassenclowns Beitrag wohl ähnlich wie Nele: Ich fühlte ein Buch angegriffen und herabgesetzt (die Bezeichnung "kindisch" ist m.E. durchaus herabsetzend), das ich sehr gerne mag.
    Die Analyse/Unterscheidung "Literatur/problemorientiert" trifft den Unterschied für mich sehr gut....


    Meine Tochter (Vielleserin) hat Krabat übrigens noch in der Oberstufe (sogar mehr als 1x) von sich aus und gern gelesen - so "kindisch" kann es also wohl doch nicht sein.... ;)

  • Ich finde, das kann man nicht eindeutig sagen. Ich hatte gerade die Tage darüber eine Diskussion mit einer Kollegin.
    Wir werden Krabat mit unseren 6. Klassen lesen- dies wurde auch schon letztes Jahr gemacht und die Lektüre kam sehr gut bei den 6ern an. Die Kollegin meinte, man solle das erst viel später, in der 10. Klasse, lesen, weil man erst dann richtig tiefgründig das Buch thematisieren könne.
    Es kommt wirklich darauf an, was man genau thematisiert, aber als kindisch würde ich es auf keinen Fall bezeichnen

  • Hallo,
    bei uns wird der Krabat von den meisten Kollegen in Kl. 6 gelesen - ist also ein Klassiker. Habe damit im Unterricht immer gute Erfahrungen gemacht, die Elternmeinung war überwiegend positiv - ich empfehle den Kindern, das Buch vor der Besprechung gemeinsam mit ihren Eltern zu lesen.
    In den letzten drei Jahrzehnten hatte ich allerdings 3x negative Elterngespräche, die waren mit Krabat nicht einverstanden, weil es um Zauberei usw. ginge, habe das sehr aggressiv als Sektiererei mit Hinweis auf Märchenproblematik abgebügelt.
    Ach ja, ich zeige immer den Film - allerdings nicht diesen Müll, der vor zwei Jahren in die Kinos kam, sondern diesen tollen tschechischen Zeichentrickfilm, hier kann man einen kleinen Eindruck bekommen:
    http://www.youtube.com/watch?v=7ELdvDOBhNU
    Ciao

  • Danke nochmal für alle Hinweise. Ich habe mich letztendlich, da doch einige (wenn auch wenige) sensible Kinder Bedenken geäußert haben, dafür entschieden, das Buch jetzt nicht zu lesen; habe es den Schülern aber gleichzeitig als Lektüre für die 6. Klasse versprochen - ich denke, das ist ein guter Kompromiss, der auch von der Klasse gut angenommen wurde.

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