Ich verstehe alle Seiten.
Natürlich ist es für die Eltern schwierig. Viele Kinder sind es nicht gewohnt, selbstständig zu arbeiten oder sich die Arbeit zu strukturieren (dann ist das jetzt eine gute Zeit, das mal zu lernen
). Dazu kommt bei einigen die Angst, etwas falsch zu machen oder zu vergessen. Bei anderen herrscht in der Wohnung Chaos, weil fünf Kinder sich einen Computer teilen müssen oder gar kein Computer vorhanden ist sondern nur ein kleines Smartphone. Wieder andere können nicht gut Deutsch, verstehen die Arbeitsaufträge für ihre Erstklässler nicht und sind überfordert. Und die nächsten machen sich Sorgen um den Übertritt und zwingen die Kinder zu Zusatzaufgaben, die es gar nicht braucht. Eltern von Teenagern haben nur noch bedingt Einfluss auf das Arbeitsverhalten ihrer Kinder, was bestimmt teilweise auch Konflikte gibt.
Auf der anderen Seite die Lehrer, auch ziemlich ins kalte Wasser geworfen. Viele stellen Arbeitsaufträge nach besten Wissen und Gewissen und mit viel Mühe und Herzblut, aber es kommt in manchen Klassen von der Hälfte der Kinder wenig bis nichts zurück. Fachlehrer schicken Arbeitsaufträge mit Abgabeterminen ohne zu wissen, was andere Fachlehrer schicken, und die Kinder haben dann plötzlich teilweise total viel zu tun. Grundschullehrer können mit ihren (jüngeren) Schülern schlecht per Mail kommunizieren, und sind da noch mehr auf Unterstützung der Eltern angewiesen, wissen aber, dass es eine suboptimale Situation ist. WhatsApp wird von Familien gerne verwendet, darf aber von Lehrern nicht benutzt werden.
Für die Schüler ist es natürlich auch nicht leicht.
Wie auch immer. Schwierig. Dass Eltern über Lehrer schimpfen, ist nichts Neues und oft nicht so böse gemeint wie es klingt, und dass man es teilweise verkehrt macht, egal wie man es macht, ist auch nichts Neues.
Ich würde einfach sagen, wir machen es, so gut es geht und ärgern uns nicht bzw. möglichst wenig über Eltern oder die Lehrer unserer eigenen Kinder. Es ist für alle eine Ausnahmesituation.