Beiträge von chilipaprika

    Latein hat den Vorteil, dass Rechtschreibung und Aussprache der Zielsprache wenigerceine Rolle spielen, weil ins Lateinische übersetzt wird.

    Das „LRS-Kind“ in den Französischunterricht zu schicken ist pure Folterei einzelner Eltern („aber Französisch ist sooo schön, wir dachten, es wird sie motivieren, auf die Rechtschreibung besser zu achten“)

    Es gibt Schwachstellen und Schwachstellen.
    Wer in Englisch und Französisch kämpft, entscheidet sich in der Regel dafür, MEHR Kraft in Englisch zu stecken. Da bin ich die Letzte, die ein Kind mit schlechter Aufmerksamkeit, Schwierigkeiten in Englisch und Deutsch und Rechtschreibschäche, nicht dazu motivieren würde, eher die Löcher woanders zu stopfen und im Französisch das zu tun, um nicht rauszufliegen. Man soll auch Erfolgserlebnisse feiern, wo sie sind.
    Und das habe ich (als die Französischlehrkraft) auch sehr oft einigen SuS am Ende der Mittelstufe empfohlen. Mein Gott, ob am Ende eine 4+ oder 3-, bzw. in der Regel eine 4- oder 4+ auf dem Zeugnis in Französisch steht, ist zwar ganz nett, die Oberstufe mit einer guten Basis in Englisch zu starten, ist mir persönlich sowohl einsichtig als auch lieber, weil es um viel mehr geht.
    Wenn jemand in der 7. Klasse schon in Französisch aufgibt, nach dem Motto "da bin ich ja eh schwach", das ist eine falsche Strategie, weil das Fach weiterläuft und dann eben die ganze Kraft investiert werden muss, weiterzukommen.

    Sie sind schwach. Sie können es meinetwegen ernst nehmen, sie schaffen es trotzdem nicht, ein Niveau zu haben, mit dem man was anfangen kann. Die meisten wollen mit einer Okay-Note die Mittelstufe abschließen und dann nie wieder was davon hören. Die meisten (! nicht Alle!) schwachen Schüler*innen sind "überall" am Kämpfen bzw. selten nur mit einer Französisch- oder Lateinschwäche gesegnet. Da konzentriert man sich lieber und stärker auf Englisch und wenn nötig auf Mathe, als alle Kräfte nur in die 2. Fremdsprache zu investieren, die eh bald abgewählt wird.
    Ganz ernsthaft: Ich habe auch nicht alle meine Kräfte in Althochdeutsch gesetzt, wo ich daneben genug anderes zu tun hatte und wusste, Althochdeutsch wird nicht mein Schwerpunkt. Bei Mittelhochdeutsch sah ich schon mehr Potenzial, wusste aber, dass es mich in die neuere Linguistik und neuere Literatur zieht, also habe ich nicht freiwillig mehr investiert als nötig, um das zu erreichen, was mein Ziel war.

    das ist glaube ich ein Faktor, den man bei solchen Diskussionen nicht außer Acht lassen kann.

    genauso wie das Ansehen der zu erlernenden Sprache.

    In meinem Bundesland kann man am Ende der Mittelstufe die 2. Fremdsprache (oder die erste) abwählen. (und bei "sprachlichem" Schwerpunkt (haha) einfach eine neue anfangen)
    In meiner Schule tun dies 80%. Was dazu führt, dass es keine extrinsische Motivation gibt, ein Mindestniveau zu haben, sondern es nur abzusitzen bis "Ende des Spracherwerbs".

    Du schreibst selbst, die Grundlage für das Erlernen einer Fremdsprache ist das Verständnis der eigenen Muttersprache. Primarschulkinder "verstehen" aber die eigene Muttersprache (noch) nicht, sie lernen intuitiv. Wie man da überhaupt auf die Idee kommen kann, zugleich in einer Fremdsprache bereits systematisches Lernen zu erwarten, ist mir rätselhaft.

    Ist dir nur rätselhaft, weil du überlesen hast, dass ich GEGEN Fremdsprachenunterricht in der Grundschule bin.
    Absolut.
    und ab der 5. Klasse sollte das Verständnis der Muttersprache da sein (und damit meine ich nicht linguistische Begriffe kennen, auch wenn mir Tu-Wörter auf die Nerven gehen und Verben lieber sind), es gibt ein Verständnis dafür, dass Sätze eine gewisse Satzstellung haben, Wörter sich verändern können und so weiter... und das ist die Aufgabe des Deutschunterrichts in der Grundschule (und Ausgang der ganzen Diskussion ist eben: Eine Ausweitung bzw. Verstärkung des Deutschunterrichts wäre nicht schlecht, weil die vollbepackten Curricula eben die Zeit für die Entwicklung des Sprachverständnisses eingeschränkt haben).

    Ich habe nirgendwo dafür plädiert, eine schwere Sprache zu lernen (Latein), UM die nächste Sprache zu lernen. Aus Latein oder Russisch lerne ich nicht schneller Englisch. Ich plädiere nur dafür, die altersspezifischen, existierenden kognitiven Fähigkeiten des Gehirns (sich anstrengen, Grammatik und Vokabel lernen können) auszunutzen (ab 5./6. Klasse), statt sie nicht auszuschöpfen, wie es mit Englisch der Fall ist. Man lernt also eher die Frustrationstoleranz kennen und das Denken schulen. Dafür sich Zeit zu nehmen (1-2 Jahre, bevor die nächste Sprache startet) ist wichtig, weil es eben schwierig fürs Gehirn zu verstehen, wie andere Wörter andere Strukturen einfordern.

    Wenn ich mit Englisch langsam vorgehe und ein geringeres Schwierigkeitslevel habe, dann ist es super für Englisch, gar keine Frage, aber solange (!) diese Kids 2 Jahre später eine komplexere Sprache (als Englisch) lernen sollen, führt es automatisch zu Frust, und das mitten in der Pubertät, obwohl es bei Englisch ab Klasse 7 (nach irgendeiner Sprache in Klasse 5) eben nicht so wäre, weil das "schnellere" Tempo der 2. FS nicht ins Gewicht fiele, weil die Sprache viele Hürden nicht hat UND die Kids eh die Alltagsbezüge haben (wichtig in der Pubertät).

    Ich werde (zum Teil) missverstanden:

    Klar wünsche ich es mir anders, ich arbeite aber in einem System.
    Ich spreche also von diesem System, das nun mal 2 Fremdsprache verpflichtend macht (es wird sich in den nächsten 20-30 Jahren erübrigen, weil die Kommunikationskompetenz mit KI-Techniken und so weiter auf einer ganz anderen Ebene sein wird und entsprechend was Anderes gebraucht wird).

    Mit einem Wahlpflichtbereich wäre es natürlich was Anderes.

    und Gymshark: du bist ja wohl noch nicht in der Schule, oder?
    Es geht nicht, dass ich keine Lust habe, die Buh-Frau zu sein. 1) Ich BIN es in meinem Fach, egal was ich mache, weil ich ein Hauptfach unterrichte und es in NRW nur 4 gibt, die anderen Fächer also ohne Klausuren viel besser ankommen. 2) Trotzdem kann / darf ich nicht fordern, als in den Curricula und Erwartungshorizonte steht.

    Ich habe keine (besondere) Sinnkrise: ich habe 4 Fächer und mag das eine zur Zeit halt weniger. Hat systemische Gründe, hat mit der Entwicklung zu tun, aber ehrlicherweise war das von Anfang an mein nicht besonders übergeliebtes Fach, also nicht überraschend.

    und das ist der Grund, warum ich mein Fach hasse:
    ich bin es satt, Menschen eine Fähigkeit zu bescheinigen, nur weil die in einer Bäckerei "kommunizieren" könnten und an ein Croissant kämen.
    Genau der Jahrgang, der mich zum Verzweifeln und Ideologie-Verlust gebracht hat, ist aber gestern entlassen worden, wie ich super zufällig heute festgestellt habe. Tja, da sie ziemlich sicher alle das Abitur bestanden haben, habe ich einfach keine Hoffnungen mehr in unser System (ich spreche ja von UNSEREM/MEINEM in NRW, und nicht von der Schweiz!, Rest von Deutschland sieht vielleicht anders aus)

    SELBST, wenn das Land sagen würde, dass Privatkonten geduldet werden, (habe ich nirgendwo gelesen) ICH möchte kein Geld auf mein Konto, was mir nicht gehört. Mein Konto ist vielleicht gemeinschaftlich, ist vielleicht gepfändet, ist vielleicht aus welchen Gründen auch immer unter Beobachtung, ich will nicht, dass mir irgendwas als Einkommen angerechnet werden kann, wenn plötzlich Bewegungen mit 10000 Euro auf dem Konto sind (bei einer Klassenfahrt realistisch).

    Kann man mich dann zwingen? (also in dieser theoretischen Sphäre, die nicht existiert, weil es auch keine entsprechende, ausdrückliche Duldung oder gar Empfehlung gibt.)

    Danke, ich finde das auch eine bizarre Argumentation. Sicher gibt es einzelne Primarschüler, die Chemie verstehen würden, wir fangen in den Naturwissenschaften trotzdem und völlig zurecht mit der Bienchen-und-Blümchen-Biologie an. Ältere Kinder und Jugendliche bringen nachweislich eine bessere Kognition mit und sind überhaupt erst in der Lage, abstrakte Konzepte zu verstehen. Wieso soll das jetzt in den Fremdsprachen nicht so sein.

    weil Chemie (so habe ich es dich verstanden, ich habe Chemie nie verstanden, und das obwohl ich in der 8. damit anfing. Liegt aber sicher daran, dass ich mit Bio seit der 3. auf Kriegsfuss war) auf Bio-Kenntnisse aufbaut.
    Es ist bei Fremdsprachen anders: es baut auf die Muttersprache auf.

    man kann auch einen missverstehen, wenn man es darauf anlegt.
    Natürlich ist es kein Problem, dass Englisch "einfach" ist.
    Nur haben wir nunmal ein Schulsystem, das in bestimmten Bereichen darauf ausgelegt ist, zwei Fremdsprachen beizubringen. Und wenn man zwei Sprachen beibringt, dann ist die erste Sprache, in der man viel mehr Zeit hat und vor der Pubertät anfängt, eher dafür prädestiniert, schwieriger zu sein, als mitten in der Pubertät .
    Wenn man ein Schulsystem mit nur einer Fremdsprache will, tja, dann sieht es anders aus.

    Ganz ernsthaft: ich unterrichte sehr ungerne Französisch (zumindest in der Mittelstufe), genau deswegen (in der Oberstufe, wenn überhaupt zustanden kommend, sind ja nur die über, die sich wirklich bewusste dafür entscheiden). Ich könnte also meinetwegen darauf verzichten und jede*r, der mich real kennt, weiß es: ich könnte sehr gut ohne das Fach leben. und in unserer Gesellschaft und System, wo Anstrengung verpönnt ist, bin ich es leid, die Buh-Tante zu sein. Lasst uns Französisch (und Mathe!) abschaffen, und nur noch ein paar Lieder auf Englisch gucken und Filme auf Englisch schauen. (halb sarkastisch, halb ernst, findet raus, was was ist.)

    Dagegen. Siehe oben.

    Ich wiederhole und betone meinen schon zwei mal gegebenen Hinweis: je nach sprachlich kognitiver Fähigkeit.

    und ergänze ihn: ich vermute, es hat auch was mit dem Alter des Beginns: das Grundschulalter halte ich persönlich - nach Bauchgefühl und zu wenig Lektüre - für ungeeignet, FREMDsprachenunterricht zu haben (und deswegen hatte ich tatsächlich nur die weiterführende Schule im Blick). Entweder Immersion, bilingual, KiGa oder Grundschule, oder nach einem guten Grundstock in der Grundschule.

    Es ist nunmal so: Französisch ist schwieriger und komplexer als Englisch, Englisch ist in der Umgebung (Grenznähe zu Frankreich hin oder her) präsent genug, dass das schnellere Vokabellernen keine Probleme darstellt.
    Wer in der 5. Klasse Französisch (oder Latein) gelernt hat, musste von Anfang an strukturiert und GENAU lernen (also: Genus? Pluralform? Konjugationsformen?)
    Dann kommt Englisch zwei Jahre später (ich überspitze!) wie ein Klaks vor: ein Artikel, eine Pluralmarkierung, zwei konjugierte Verbformen im Präsens, eine in den meisten Formen, während die Franzosen/Lateiner immer noch damit kämpfen, ob ein Accent schräg, rechtswinklig oder was auch immer ist und je nach Sonnenstand ein paar sinnlose Buchstaben angehängt werden.

    Und GENAU DESWEGEN bin ich für eine "schwere" Sprache zu Beginn (kann meinetwegen Latein, Russisch oder so sein) (zumindest für "Gymnasial-/Sprachkinder"). Das Verständnis für die Sprache wird geschult und am Ende sitzen nicht die meisten Kids in der 7. und haben Probleme Vokabeln zu lernen. Nicht nur, dass das Tempo höher ist, die Grundschwierigkeit ist auch schneller. Wer aber schon verstanden hat, wie Aspekte bei Verben (Russisch) funktionieren, das passécomposé/ imparfait-Ding auf Französisch geknackt hat oder dass bestimmte Präpositionen bestimmte Fälle hervorrufen (Deutsch, Latein, Russisch ..), ihm werden die unregelmäßigen Verben auf Englisch zum Lachen bringen. Und das komplexere Zeitformensystem, das eh später kommt, wird auch verstanden.

    Ich hatte das umgekehrte Problem, dass ich in Englisch die Fallen gesucht habe (wo sind die Fälle? Wo ist die Satzstellung?, usw..). Und weil die ersten Jahre zu einfach sind, habe ich sie mir schwer gemacht (ging nicht so gut). Ich habe es dann quasi abgewählt (bzw. die 2 Lehrkräfte der Oberstufe sind beide ca. 9 Monate von 10 nicht da gewesen...) und nach der Schule habe ich es mir selbst angeeignet, weil es eben um mich herum war und ich kein Politik- oder Linguistikstudium machen konnte, ohne Englisch zu können.
    Bei den Kids ist es dasselbe: sie wollen Computer spielen oder Videos auf Youtube/Netflix gucken. Da kommt Englisch von alleine rein. Nicht Latein, Französisch oder Russisch.

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