Englischunterricht streichen

  • Ich kann es mir nicht vorstellen, dass man ab der 7. oder 8 Klasse mit Englisch anfängt… Teenagers, die sich mit Farben und Tierennamen beschäftigen, weil sie in der 3. kein Englisch hatten… wie spannend für sie.

    Bienvenue à Trier. In der Grundschule und ab der 5. Französisch, ab der 7. Englisch.


    Die Unterschiede sind bis zur 11 locker rausgewachsen.

  • Die Grundlagen des Lesens werden doch in Klasse 1 und 2 gelegt. Klar wird auch darüber hinaus bis weit in die Sek I die Lesekompetenz erweitert, aber inwieweit würde hier der Entfall eines Nebenfaches in Klasse 3 und 4 den großen Unterschied liefern?

    Ja, genau. Und weil das überall ausnahmslos so gut klappt in Zeiten des Lehrkräftemangels gerade auch im Primarbereich mit größeren Klassen, weniger Fördermöglichkeiten und entfallendem Unterricht bei zeitgleicher massiver Zuwanderung von SuS ohne Deutschkenntnisse, die ebenfalls noch mit beschult werden müssen, bekommen wir in der Sek.I auch so gar keine Folgeprobleme zu spüren, die es erst einmal auszugleichen gilt.

    Das fängt ganz banal damit an, dass mangels ausreichender Deutschstunden die SuS bei uns inzwischen mehrheitlich keine verbundene Schriftart mehr beherrschen und teilweise noch in Klasse 6 lustig Groß- und Kleinbuchstaben zusammenwürfeln innerhalb eines Wortes. Bei uns wird es deshalb ab kommendem Schuljahr für alle 5er verbindlich neben anderen Themen einen Schreibschriftkurs geben, der anhand eines Grundschularbeitshefts in Klasse 5 bearbeitet wird.

    Viele meiner SuS können auch weit nach Klasse 5 nicht flüssig lesen bzw. vorlesen. Sinnentnehmendes Lesen als weiterführende Aufgabe fällt entsprechend noch mehr von ihnen extrem schwer.


    Wir wissen sehr genau, wie sehr die Grundschulen aus denen unsere SuS kommen sich anstrengend, ihr Möglichstes geben, aber die Mehrheit ihrer und später unserer SuS benötigt ganz schlicht und ergreifend mehr Zeit für den Bildungsspracherwerb und das ganz ungeachtet von Fragen der Staasangehörigkeit oder des Migrationshintergrundes. Mehr Deutschstunden bereits im Primarbereich wären also aus meiner Perspektive als SEK.I- Lehrkraft absolut wünschenswert, um die Basis für die fachliche Arbeit im Vergleich zu jetzt deutlich stärken zu können. (Vor diesem Hintergrund wäre es auch wünschenswert, Sprachförderprogramme im vorschulischen Bereich auszubauen, statt diese zu streichen.)


    Ich kann den Wert des Englischunterrichtes an GS nicht beurteilen, weiß nur als Französischlehrkraft sehr genau, welchen Unterschied es macht, ob ich 6er beschule, die in der Grundschule bereits Französisch hatten (wie im Ref) oder solche, die tatsächlich erst in Klasse 6 die Sprache erlernen. Das ist tatsächlich ein himmelweiter Unterschied, weshalb ich den Französischunterricht an den GS auch für den weiteren Spracherwerb für wertvoll erachte. Dennoch würde ich, wenn es darum geht erst einmal bestimmte Basiskompetenzen für den weiteren schulischen Erfolg stabil anzulegen, im Zweifelsfall dafür plädieren, die verbliebenen Stunden für den Fremdsprachenunterricht an der GS dem Deutschunterricht zuzuschlagen. Davon profitiert am Ende auch der Fremdsprachenunterricht der Sekundarstufe.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bienvenue à Trier. In der Grundschule und ab der 5. Französisch, ab der 7. Englisch.


    Die Unterschiede sind bis zur 11 locker rausgewachsen.

    Ist das so? Andersrum ja meistens nicht. Also das Niveau von Englisch in der Oberstufe und Franösisch in der Oberstufe ist meiner Erfahrung nach nicht dasselbe, wenn in 5 mit Englisch begonnen wurde und später mit Französisch angeschlossen.

  • Ist das so? Andersrum ja meistens nicht. Also das Niveau von Englisch in der Oberstufe und Franösisch in der Oberstufe ist meiner Erfahrung nach nicht dasselbe, wenn in 5 mit Englisch begonnen wurde und später mit Französisch angeschlossen.

    Du meinst im Vergleich Französisch Englisch ? Keine Ahnung, ich weiß nur, dass ich und andere 7. Klasse Englischlerner keine Probleme mit dem Englischunterricht der Oberstufe hatten.

  • Du meinst im Vergleich Französisch Englisch ? Keine Ahnung, ich weiß nur, dass ich und andere 7. Klasse Englischlerner keine Probleme mit dem Englischunterricht der Oberstufe hatten.

    Ja, ich meine, dass das Englischniveau in der Oberstufe höher ist als das Französischniveau. Englisch gibt es bei uns ab Klass 5, Französisch ab 6. Ob das damit zusammenhängt? Keine Ahnung. Vielleicht liegt es auch an der Komplexität der Sprache, der ständigen Verfügbarkeit von englischsprachigen Inhalten.... ch'ai pas.

  • Vielleicht liegt es auch an der Komplexität der Sprache, der ständigen Verfügbarkeit von englischsprachigen Inhalten.... ch'ai pas.

    Ich denke auch, Französisch ist zu Beginn schwerer zu erlernen und zu Englisch hat man im Alltag in aller Regel mehr Bezug.


    Anders könnte es für Lateiner aussehen. Ich bin jedenfalls baff, wie viel geschriebenes Französisch mein Kind nach einem Jahr Latein verstehen konnte.

  • Ja, ich meine, dass das Englischniveau in der Oberstufe höher ist als das Französischniveau.

    Kann ich schwer beantworten. Ich war in Französisch im Leistungskurs, der meiner Meinung nach ein ordentliches Niveau hatte. Da waren auch ein paar der Klasse 7 - Franzosen drin und kamen mit.


    Mein Englisch Grundkurs war unter aller Kanone. Nach einer Doppelstunde dort fühlte sich mein Gehirn beleidigt. Die Mitschüler waren abgrundtief miserabel trotz Englisch ab Klasse 5. Auf dem Niveau der Lehrer sagt verzweifelt "He she it Das s muss mit" und die Schüler dann so "she wents". 😭


    Ich habe dann lieber blau gemacht.

    • Offizieller Beitrag

    Es ist nunmal so: Französisch ist schwieriger und komplexer als Englisch, Englisch ist in der Umgebung (Grenznähe zu Frankreich hin oder her) präsent genug, dass das schnellere Vokabellernen keine Probleme darstellt.
    Wer in der 5. Klasse Französisch (oder Latein) gelernt hat, musste von Anfang an strukturiert und GENAU lernen (also: Genus? Pluralform? Konjugationsformen?)
    Dann kommt Englisch zwei Jahre später (ich überspitze!) wie ein Klaks vor: ein Artikel, eine Pluralmarkierung, zwei konjugierte Verbformen im Präsens, eine in den meisten Formen, während die Franzosen/Lateiner immer noch damit kämpfen, ob ein Accent schräg, rechtswinklig oder was auch immer ist und je nach Sonnenstand ein paar sinnlose Buchstaben angehängt werden.

    Und GENAU DESWEGEN bin ich für eine "schwere" Sprache zu Beginn (kann meinetwegen Latein, Russisch oder so sein) (zumindest für "Gymnasial-/Sprachkinder"). Das Verständnis für die Sprache wird geschult und am Ende sitzen nicht die meisten Kids in der 7. und haben Probleme Vokabeln zu lernen. Nicht nur, dass das Tempo höher ist, die Grundschwierigkeit ist auch schneller. Wer aber schon verstanden hat, wie Aspekte bei Verben (Russisch) funktionieren, das passécomposé/ imparfait-Ding auf Französisch geknackt hat oder dass bestimmte Präpositionen bestimmte Fälle hervorrufen (Deutsch, Latein, Russisch ..), ihm werden die unregelmäßigen Verben auf Englisch zum Lachen bringen. Und das komplexere Zeitformensystem, das eh später kommt, wird auch verstanden.

    Ich hatte das umgekehrte Problem, dass ich in Englisch die Fallen gesucht habe (wo sind die Fälle? Wo ist die Satzstellung?, usw..). Und weil die ersten Jahre zu einfach sind, habe ich sie mir schwer gemacht (ging nicht so gut). Ich habe es dann quasi abgewählt (bzw. die 2 Lehrkräfte der Oberstufe sind beide ca. 9 Monate von 10 nicht da gewesen...) und nach der Schule habe ich es mir selbst angeeignet, weil es eben um mich herum war und ich kein Politik- oder Linguistikstudium machen konnte, ohne Englisch zu können.
    Bei den Kids ist es dasselbe: sie wollen Computer spielen oder Videos auf Youtube/Netflix gucken. Da kommt Englisch von alleine rein. Nicht Latein, Französisch oder Russisch.

  • Als Saarländerin habe ich erst in der 9. mit Englisch angefangen. Französisch in der 5. und Latein in der 7. Ich war in Französisch richtig gut, Englisch fiel mir schwer. Daher dachte ich (wie konnte ich????), ich wähle Französisch nach der 11. Klasse ab, nach 7 Jahren, und nehme Englisch Leistungskurs, damit ich das auch mal lerne. :neenee: Ich war dann in Englisch auch gut, musste aber viel lernen. Wir haben praktisch die ganze Grammatik in 3 Jahren durchgenommen und in der Oberstufe eigentlich nur noch mit Lektüren gearbeitet.

  • Ich fände ebenfalls Französisch/Latein/Spanisch als 1. und Englisch als 2. Fremdsprache aus den genannten Gründen sinnvoll. Ist halt dann die Frage, wie man das in den Schulformen macht, in denen es nur eine 1. Fremdsprache gibt (und die Schüler oft auch damit noch genug zu kämpfen haben)...

  • Ob das damit zusammenhängt?

    Nein. Wir sind bikantonal. Die Baselbieter fangen in der 3. Primar mit Französisch an, in der 5. Primar kommt Englisch dazu. Die Aargauer fangen nach dem alten Lehrplan in der 5. Primar mit Englisch an, in der 7. Klasse kommt Französisch dazu. Bis zur Matura sind zuverlässig die Aargauer besser im Französisch als die Baselbieter, Englisch können sie alle ungefähr gleich gut. Wir bekommen Förderstunden bezahlt, damit die Aargauer die 4 "fehlenden" Jahre Französisch aufholen können. Rate, wer wirklich im Förderkurs sitzt.


    Leider erleben wir keine Aargauer mehr nach dem neuen Lehrplan*, die fangen jetzt in der 3. Primar mit Englisch an. Während Baselland zurückrudert und das Französisch ab der 3. Primar sterben lassen wird. Aber darf ja jeder Kanton gerne für sich einmal scheitern.


    Und GENAU DESWEGEN bin ich für eine "schwere" Sprache zu Beginn

    Dagegen. Siehe oben.



    der ständigen Verfügbarkeit von englischsprachigen Inhalten

    Das. Englisch ist einfach trillionenmal relevanter, zumindest gefühlt. Da können die Franzosen und Jurassen noch so nahe sein, Französisch ist einfach keine Sprache für den Anfangsunterricht. Also doch, wenn man Kinder gleich so richtig ablöschen will mit den Fremdsprachen.


    *Ab SJ 25/26 sind wir nicht mehr bikantonal.

    • Offizieller Beitrag

    Dagegen. Siehe oben.

    Ich wiederhole und betone meinen schon zwei mal gegebenen Hinweis: je nach sprachlich kognitiver Fähigkeit.

    und ergänze ihn: ich vermute, es hat auch was mit dem Alter des Beginns: das Grundschulalter halte ich persönlich - nach Bauchgefühl und zu wenig Lektüre - für ungeeignet, FREMDsprachenunterricht zu haben (und deswegen hatte ich tatsächlich nur die weiterführende Schule im Blick). Entweder Immersion, bilingual, KiGa oder Grundschule, oder nach einem guten Grundstock in der Grundschule.

  • Bei den YouTube-Shorts gibt es momentan eine nette Serie, in der „Französisch“ ständig mit „Englisch“ streitet, weil dessen Aussprache und Orthographie so inkonsistent sind.

    Dennoch gilt wohl, dass Englisch sich nicht nur deshalb als Weltsprache durchgesetzt hat, weil die Briten fast überall waren, sondern auch, weil es nun mal (wenn man nicht zu tief einsteigt) ziemlich einfach ist.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Genau: das ist die Krux am Englischen: man kommt mit wenig ziemlich weit, so dass viele gar nicht merken, was ihnen noch fehlt.

    Weil natürlich hat Englisch auch komplexere Seiten.

    Und was daran ist so schlimm? Für mich ist eine (Fremd-)Sprache nur eine Vehilkel, das mir hilft zu kommunizieren. Wenn sich da das einfache Englisch durchgesetzt hat, dann ist das doch für alle Beteiligten gut so. Warum muss es immer schwierig und kompliziert sein? Ich finde es schon in Englisch schwierig andere Nationalitäten gut zu verstehen, wenn sie Englisch mit ihren jeweiligen Akzent sprechen. Wie wäre das erst in Französisch?

    Ich bin zweisprachig aufgewachsen, hatte dann ab Klasse 3 Englisch und ab Klasse 7 Französisch. Ich würde mich als einigermaßen sprachlich begabt bezeichnen, in der Hinsicht, dass ich ein gutes intuitives Gefühl für gesprochene Sprache habe und leicht Neues lerne. So hab ich mir durch mein Umfeld Grundkenntnisse in einer weiteren Sprache nur durch bloßes Zuhören angeeignet. Also beste Voraussetzung um neue Sprachen zu lernen.

    Dennoch habe ich Französisch gehasst. Ich mochte den Akzent nicht und fand die Aussprache einfach nur schrecklich. Durch die Bindung der Wörter dann rauszuhören, welche Endung da evtl. verschluckt wurde oder wo das eine Wort aufhört und das nächste anfängt hat mich nur angestrengt. Ich hab es von Klasse 7 bis 10 über mich ergehen lassen und bin immer grade so mit einer 4 durchgekommen. Privat brauche ich jetzt 20 Jahre später immer mal wieder Französisch und für meine Zwecke reicht das, was hängen geblieben ist, absolut.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Danke, ich finde das auch eine bizarre Argumentation. Sicher gibt es einzelne Primarschüler, die Chemie verstehen würden, wir fangen in den Naturwissenschaften trotzdem und völlig zurecht mit der Bienchen-und-Blümchen-Biologie an. Ältere Kinder und Jugendliche bringen nachweislich eine bessere Kognition mit und sind überhaupt erst in der Lage, abstrakte Konzepte zu verstehen. Wieso soll das jetzt in den Fremdsprachen nicht so sein.

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