Beiträge von Plattenspieler

    Ich denke, wir sind uns einig, dass man als Religionslehrer die kirchliche Lehre darlegen muss, dass man sie aber natürlich auch in ihrem Kontext erklären muss und dass darüber diskutiert werden kann. Wird ja mittlerweile sogar im Vatikan bei den Bischofskonferenzen dieses und nächstes Jahr getan (danach muss man dann vielleicht sowieso etwas anderes erzählen ...).

    Das


    Ich würde versuchen klarzumachen, dass kirchliche Sexualmoral entstanden ist zu einer ganz anderen Zeit und in einer Gesellschaft, die völlig anders war als unsere heutige westliche. Dass man damals genausowenig über Sexualität wusste wie über die Entstehung der Welt. Dass damals im Judentum das Patriarchat die übliche Gesellschaftsform war, die bei uns auch heute nicht mehr die Gültigkeit hat.

    halte ich aber für einen etwas verkürzten Erklärungsansatz. Im Religionsunterricht sollte man schon auch schauen, was dazu in der Bibel steht, was damit historisch-kritisch gemeint ist und warum es darin steht. Was die Kirchenväter und -lehrer dazu geschrieben haben. In welchen theologischen Kontext sich überhaupt die Debatte einfügt, wie die katholische Kirche zur Partnerschaft und Sexualität generell steht usw.
    Es nur damit abzutun, dass es "eine andere Zeit" war, wird der Komplexität der Frage sicher nicht gerecht.

    Man kann - und sollte - auch sagen, dass es bei allen kirchlichen Lehrmeinungen und Verurteilungen nie darum geht, Menschen abzuwerten oder zu diskriminieren, und dass, wer dies macht, sich nicht in Übereinstimmung mit dem katholischen Glauben befindet.


    Dass die kirchliche Sexualmoral kein Glaubensgrundsatz ist!

    Was ist ein "Glaubensgrundsatz"? Diese Formulierung könnte zu dem Missverständnis führen, dass es aus kirchlicher Sicht nicht notwendig wäre, sich daran zu halten.


    Ich wünsche euch allen schöne Weihnachten. Friede auf Erden. :nikolaus:

    Aber du (ihr) hast (habt) Recht. Ich habe hier wirklich manches geschrieben, was unterhalb der Gürtellinie war und was sich sicherlich abwertend klingt. Ich bitte um Entschuldigung und werde mich bemühen, in Zukunft jeden individuellen Menschen mit seiner individuellen sexuellen Identität und Orientierung wertzuschätzen und nicht zu verurteilen und mein Denken und Handeln in diesem Sinne zu reflektieren.

    Plattenspieler (mein Gott, der Gedanke, dass so eine Kreatur Lehrer/in wird, lässt mir die Haare zu Berge stehen.

    Das finde ich heftig. :_o_(

    Nur weil wir bei einem Thema verschiedener Meinung sind?

    Ich möchte doch keinem Schüler was Böses, auch keinem homo- oder transsexuellen, und ich verurteile ihn doch auch nicht dafür, wie er empfindet oder rate ihm davon ab, so zu leben, wie er glücklich wird.


    Ich halte es hier gerade mit Max Liebermann und werd und werd nicht fertig mit dem -- Essen.

    Er hat halt in der ersten Vorlesung 2. Timotheus 3,16 gelesen und dann den Rest der Bibel. "Jede Schrift ist von Gott eingegeben" -- sagt ein Teil der Schrift aus, also äh Paulus, also äh: wahrscheinlich.

    Das ist eher ne evangelische Kampf-Stelle, auch mit dieser zweifelhaften Interpretation ...

    Plattenspieler: ich sehe in Religion halt nicht die fundamentalistisch geprägte, umdefinierte, dem "gesellschaftlichen Mainstream" ( Elternschreck) folgende "Kirchenlehre"

    Entweder verstehe ich deine Aussage hier nicht oder ich hatte Elternschreck missverstanden: Er meint doch mit der dem gesellschaftlichen Mainstream folgende Lehre nicht die offizielle Doktrin, sondern das, was viele Religionslehrer daraus machen?


    - sondern das, auf was die Katholische Religion basiert (wohl wissend, dass es Überlieferungen sind und nicht ein historisch verbrieftes "Wort Gottes": die Menschlichkeit, wie sie vor 2000 Jahren mal ein Mensch gepredigt hat.

    Die katholische Kirche hat einen umfangreichen Katechismus, in dem ihr Glaube dargelegt wird. Unterrichtet man im Auftrag der Kirche, hat man sich an diesen Glauben zu halten, was man für die Missio auch verspricht (siehe meine Zitate oben).
    Die Lehre Jesu auf die "Menschlichkeit" zu reduzieren, ist auch eine starke Verkürzung. Natürlich sind menschliche Werte (was nicht heißt, dass man jegliches Verhalten von Menschen gutheißt) wichtig, aber auch in der Bibel steht doch noch einiges mehr, was Jesus gesagt hat, oder?
    Jesus war übrigens nicht nur Mensch (was du so heraushebst), sondern "wahrer Gott und wahrer Mensch, unwandelbar, ungetrennt, ungeteilt und unvermischt".

    Und katholischer Glaube (den du als katholischer Religionslehrer vorgibst zu vertreten) ist eben nicht, dass sich jeder aus der Bibel selbst heraussuchen kann, was ihm gefällt, und es auf seine Weise interpretieren (wie es in gewissen evangelischen Kreisen Konsens ist), sondern dass Gott seiner Kirche als gesamten die Wahrheit anvertraut hat und sie nicht in die Irre gehen lässt (vgl. Mt 16,18f.; 1. Tim 3,15).

    Ich stimme Elternschreck zu. Das Ding ist ja: Wenn ich in Religion nicht die kirchliche Lehre, sondern eine abgespeckte, linksliberale Gutmenschen-Ideologie vertrete, dann fördere ich Fundamentalismus umso mehr, denn dann fühlen sich die Kinder und Jugendlichen verschaukelt und nicht ernst genommen und suchen sich eben anderswo religiöse Orientierung und Vorbilder.
    Das lässt sich natürlich analog auf Protestanten, Muslime etc. übertragen.

    Dumm nur, wenn die Kirchenlehre dem widerspricht, auf was sie sich bezieht.

    Und verkürzt gesprochen ist mir die Nächstenliebe wichtiger als die kirchliche Meinung, meinen Nächsten abzuwerten.

    a) Die Kirchenlehre bezieht sich auf Bibel und Tradition. Ich sehe keinen Widerspruch dazu; höchstens zu individuellen Bibelinterpretationen. Aber katholischer Glaube ist nun einmal auch, dass die Interpretation dem Bibel dem Lehramt obliegt.
    b) Nächstenliebe ist (neben Gottesliebe!) natürlich der Kern des Christentums; dennoch ist es falsch, die ganze Religion darauf zu verkürzen, dann bräuchten wir keinen menschgewordenen, gekreuzigten und auferstandenen Christus.
    c) Die kirchliche Lehre wertet auch niemanden ab und verurteilt niemals Personen, sondern höchstens Verhaltensweisen. Das hat auch Jesus so getan. -> "Sündige hinfort nicht mehr."

    Man muss halt manchmal als Reli-Lehrer zwischen der Kirchenlehre und dem, was ihr zu Grunde liegt, abwägen. Und sich dann auch mal gegen die Kirchenlehre entscheiden.

    Aber wenn ich die kirchliche Lehre für falsch halte, dann werde/bin ich doch
    a) nicht Katholik
    b) erst recht nicht katholischer Religionslehrer?!

    Für die Missio verpflichtet man sich, "den Religionsunterricht in Übereinstimmung mit der Lehre der katholischen Kirche zu erteilen. [...] Fällt der Inhaber der Missio canonica vom Glauben ab und verbreitet entgegen seinem Versprechen eine Lehre, die nicht mit der der römisch-katholischen Kirche übereinstimmt (Häresie), so wird ihm - nach einem entsprechenden Lehrbeanstandungsverfahren - vom zuständigen Bischof die Missio canonica entzogen."
    http://de.wikipedia.org/wiki/Missio_canonica

    P.P.S. Ein Pädophiler ist nicht "der letzte Abschaum". Ein Pädophiler ist ein kranker Mensch, dessen Sexualiät so gefährlich für andere und vor allem für schutzbedürftige Kinder ist, dass die Gesellschaft alle notwendigen Maßnahmen treffen muss, um ihrer Schutzpflicht nachzukommen.

    Aber siehst du denn nicht, dass es nur ein gradueller Unterschied ist, ob ich Homosexualität als erstrebenswert betrachte oder Pädosexualität?

    Glaubst du, dass die 68er und die Grünen sich für eine Straffreiheit für den Sexualverkehr mit Kindern ausgesprochen haben, war reiner Zufall?

    Auf Seite 10 oute ich mich dann auch mal.. Ich bin Religionslehrerin, katholische Religionslehrerin.
    [...]
    Mir ist egal, bei wem Kinder aufwachsen. Ob es ein Ehepaar im klassischen Sinne ist, alleinerziehend, Pflegefamilie, Stiefeltern, Adoptiveltern,gleichgeschlechtlich...

    Vermittelst du das auch so im (Religions-)Unterricht?

    So langsam wundere ich mich nicht mehr, dass kaum noch jemand die kirchliche Sexual- und Ehelehre kennt geschweige sich daran hält ... Musstest du da nicht für den Erhalt der Missio canonica irgendetwas versprechen?

    Fühlst du dich von deinem Dienstherren gegängelt, wenn er von dir verlangt, aktiv für die freiheitlich demokratische Grundordnung einzutreten? Findest du das Bekenntnis zu den im Grundgesetz formulierten Grundrechtskanon als lästige Pflicht, die du bestenfalls mit einem Lippenbekenntnis erfüllen kannst?

    So wie ich das sehe, steht im Grundgesetz nichts von Homosexualität oder sexueller Vielfalt ... ?

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