1. Klasse Kunst - Hilfe!!!

  • Hallo,


    was macht ihr in der 1. Klasse in Kunst?
    Ich bin sehr interessiert an konkreten Aufgaben (Bsp: Mit Wachsmalstiften einen Blätterhaufen zeichnen, Igel aus Tonpapier ausschneiden und darauf kleben.). Danke für eure Tipps!

  • Als Klassenlehrerin arbeite ich gerne fächerübergreifend. Als wir im Herbst über das Thema IGEL sprachen, haben wir in der Woche also einen Igel ("Laufigel") aus Tonkarton gebastelt. Im Januar, wenn hoffentlich Schnee liegt, werden wir einen Schneemann gestalten (mit weißer Watte auf schwarzem Tonpapier). Zu Weihnachten, zu Ostern und zum Muttertage werden natürlich kleine "Geschenke" hergestellt.


    Wenn jahreszeitlich oder thematisch gerade mal nichts anliegt, mache ich oft etwas zum aktuellen "Buchstaben der Woche", z.B. beim F Fußabdrücke mit Tusche oder beim M Mäuse mit den Fingerspitzen drucken. Und ansonsten kann man ja immer noch Sachen machen, die einfach immer passen: Farbkreis, Farben mischen, wie malt man Hintergründe, Tupftechnik mit Schwämmchen oder Finger oder Pinsel, zu einer Geschichte malen. Es gibt so viele Möglichkeiten!

  • Thema Winter: Schneemann auf dunklem Tonpapier mit weißer Kreide vorzeichnen.
    Dann entweder mit ausgerissenen Papierstückchen oder geknüllten Seindenpapierstückchen auskleben. Kohlestücke u. Karotte (Rübe) naürlich im Kontrast. Besen/Schaufel/Schal/...Deko anbringen. Fertig!


    Thema Fasching: Runde Pappteller als Gesichter für Clowns, mit Luftschlangen "Frisuren" gestalten. Als Deko verwendbar, oder Augen ausschneiden, Gummiband dran -> als Maske verwendbar.

  • Zunächsst einmal musst du dir überlegen, was Kunstunterricht will: Basteln?


    Die Aufgabe des Kunstlehrers besteht darin, dem Kind Material zur Verfügung zu stellen und es individuell in dem zu unterstützen, was es für seine persönliche Auseinandersetzung gerade braucht. Er muss Erfahrungen ermöglichen an einem Unterrichtsgegenstand, an dem sich ein Thema stellt, das für das Kind interessant ist, es kognitiv fordert und wofür das Kind selbstständig eine Lösung finden kann.


    Kunstunterricht findet statt unter der Verantwortung, dass es etwas zu lernen gibt an Hand von Erfahrungen. So wird Kunst lernbar und lehrbar und legitimiert sich als Schulfach.


    Viele Materialien laden von sich aus zum Experimentieren ein, so dass Kinder von selbst darauf kommen, etwas damit anzustellen. Wenn man sie nur lässt, erkunden sie auf spielerische Art und Weise verschiedene Materialeigenschaften und physikalische Gesetzmäßigkeiten. Sie üben und verbessern ihre Motorik und auch ihr logisches und räumliches Denken, sowie die Kooperation der beiden Gehirnhälften.


    In der Kinderzeichnung üben die Schüler eine immer weitere Differenzierung ihrer gebildeten Schemata. Räumliche Darstellungen, Licht und Schatten etc. kommen später hinzu.


    Aufgaben im Kunstunterricht:


    - Raum (auf dem Blatt) wahrnehmen, Raum füllen, Begrenzung erfahren, vergleichen
    - Geistige Leistung: Vergrößern + Verkleinern auf dem Papier
    - Von rein nominaler Benennung hinkommen zu Differenzierung des bildnerischen Ausdrucks
    - Sprache soll durch bildhaften Ausdruck ersetzt werden
    - Texturen erfühlen, beschreiben, benennen
    - Ordnungen herstellen, sortieren
    - Bildbetrachtung (aus allen Epochen)


    Wähle dir für 3-4 Stunden ein Thema (z.B. Tiere, "ich", Pflanzen etc.), und spinne eine Geschichte, welche immer wieder neue Auseinenadersetzungen mit einem Material (Ton, Wasserfarben, Bleistift), einer Handlung (Darstellendes Spiel), einer Technik (Kleben) ermöglicht.


    Viel Spaß!


    (Leider gibt es zu wenig gute Literatur)

  • Hallo,

    ich unterrichte auch in einer 1. Klasse Kunst (fachfremd).
    Ich werde jetzt mit ihnen einen Schneemann aus Korkdruck machen (Korken, Deckweiß,...)
    Zur Faschingszeit z.B. Masken aus Papptellern: Anmalen, Gesicher ausschneiden, Haare,... gestalten.
    Oder zum Thema Vögel im Winter ein Körnerbild: Vogel vorzeichnen oder auch selbst malen lassen und dann mit Körner bekleben und dann Äste,... malen lassen. Oder du sammelst Tannenzapfen und machst mit ihnen aus Margarine und Körner Futterzapfen für die Vögel.


    Hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen. Wenn noch Fragen sind, meld dich einfach!


    Liebe Grüße Kathrin


    kathrin789@web.de

  • Hallo Lissis,


    tja, theoretisch ist mir das, was du geschrieben hast, relativ klar. Als Nicht-Fachfrau ist es aber tatsächlich (gerade als Berufseinsteigerin) wahnsinnig schwer, das umzusetzen - noch dazu mit Erstklässlern. Du hast geschrieben:



    Hast du dazu mal ein Beispiel, wie so eine Geschichte aussehen kann, wie du das Thema nutzt? Ich möchte ja gern guten Kunstunterricht machen, aber ich find es echt schwer...


    Gruß
    Britta

  • Danke, dass ihr schon so zahlreich geantwortet habt. Es ist nicht so, dass ich Kunst in der 1. Klasse zum ersten Mal mache. Dementsprechend habe ich viele Dinge (Schneemann,...) schon gemacht, aber es ist doch immer wieder gut, auch mal neue Anregungen zu bekommen. Also: Schreibt ruhig weiter, wenn ihr noch Ideen habt!

  • Hallöchen,
    ich habe mal eine Unterrichtseinheit für eine 1. Klasse zum Thema Ich bin ich - bzw. Ich im wir geplant. Dabei habe ich tolle Anregungen gefunden, wie man über sich selbst reflektiert und das durch Material für die anderen darstellt:


    Sich positionieren zu eigenen Eigenschaften :
    1. Ich bin ein anderes Haus:
    • Aus einem Schuhkarton und allem möglichen Bastelmaterial ein Haus so zu gestalten, dass die Innen- und die Außenseite die
    - Eigenschaften ( äußere und innere )
    - Fähigkeiten ( Was ich alles kann)
    - Beeinträchtigungen (Was ich nicht so gut kann)
    eines Schülers darstellt.


    2. Auswertung und Reflexion:
    • Was habe ich dargestellt?
    • Wie habe ich es dargestellt?
    • Wie wichtig sind mir meine Eigenschaften, Fähigkeiten und Beeinträchtigungen?


    3. Unsere kleine Stadt:
    Aus den individuell gestalteten Häusern wird eine kleine Stadt gestaltet:
    • Wie sieht unsere Stadt aus?
    • Was gefällt dir an unserer Stadt?
    • Was gefällt dir vielleicht nicht?


    Ich fand diese Idee einfach toll, weil man nicht einfach drauf los basteln kann. Außerdem kommt die Reflexion im Kunstunterricht viel zu kurz. Ich bin zwar auch nur fachfremd, aber für mich bedeutet Kunst eigentlich ein Thema allumfassend zu bearbeiten.


    Unterricht mit Bastelvorlagen habe ich schon als Kind gehasst und dann aus Protest nicht mitgearbeitet (und eine fette 4 auf dem Zeugnis gehabt). Vorlagen kann man bestimmt gut als Differenzierungsmaßnahme einsetzen, aber generell unterbindet man dann doch gerade erst recht die Kreativität?
    Was für eine Sinn hat es, wenn ich 28 absolut homogene Igelchen gebastelt habe? Es ist mir schon klar, dass die Unterrichtsorganisation vieles unterbindet, aber wenn ich mit den Kindern gebastelt habe, durften sie ihr Stück ganz individuell und nicht nur nach Schablone gestalten. Klar gabs da auch mal ganz "verkrüppelte Exemplare", aber die KInder waren total stolz auf ihr Werk und haben einen eigenen Ansporn entwickelt ihre Fähigkeiten zu verbessern.


    Ciau Elli

  • @ellipirelli: hast du die Einheit auch schon durchgeführt?
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Ersties sich schon so reflektieren können...also sich erstmal darüber klar zu werden wie man ist bzw. was man kann, nicht kann und das dann auch noch vergestaltlichen? Das würde mir selbst schwer fallen^^

    Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei. (Michael Ende)

  • Hallöchen,
    der LB Ich bin ich - Ich im Wir setzt sogar in den ersten Schulwochen (laut Lehrplan) an. Es ist schon sehr anspruchsvoll, aber die Kinder hatten damals schon ein relativ klares Bild von sich selbst. Der Vorteil in den ersten Schulwochen ist, dass die Kleinen externen Bewertungen noch nicht so massiv ausgesetzt waren. Sie haben daher relativ frei über ihre "Schwachpunkte" geredet. Außerdem konnten sie sich noch nicht auf schulische Leistungen beziehen und mussten daher auf ihre persönlichen Eigenschaften zurückgreifen. Ein Jahr später wären wahrscheinlich ganz andere Ergebnisse entstanden.


    Ich habe die Stunde inhaltlich mit der Selbstreflexion der inneren und äußeren Eigenschaften gemacht, aber für die Hausumsetzung blieb leider keine Zeit. Ich habe mein "Versuchskind" aber um Umsetzungsideen gebeten und sie hatte erstaunlich gute Vorschläge. Sie hat "ihr" Haus gemalt und es war echt toll geworden.


    Dieser Einstieg ermöglicht es außerdem sich als Einzelner in einer neuen Gruppe wahrzunehmen. Die äußeren Eigenschaften sind ja relativ leicht darstellbar, aber die inneren Eigenschaften verlangen schon sehr viel Vorstellungskraft. Da kann man einfach zusammen ein paar Ideen zusammentragen. Die Kinder kommen oft auf erstaunliche Umsetzungsmöglichkeiten, an die wir Erwachsenen garnicht denken.


    Ciau Elli

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