Schule ist Dienstleister

  • Das wir was leisten, steht wohl nicht zur Debatte, die Frage ist, ob wir dieser Sprache nach einen Dienst leisten und an wem. Der Begriff "Dienstleister" hat eine ganz bestimmte Semantik, die ich für mich gerade nicht erfüllt sehe.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ja, wir müssen klar um Schüler buhlen.


    Die Schülerzahlen sinken bei uns, auch wenn nicht so stark wie prognostiziert.
    Und dank Kannibalisierungseffekten durch die Gemeinschaftsschule kracht uns die zweijährige Wirtschaftsschule weg. Und Auswirkungen auf die Sek II werden wohl ähnlich verlaufen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Eine Dienstleistung (Synonym: Service) im Sinne der Volkswirtschaftslehre ist ein ökonomisches Gut, bei dem im Unterschied zur Ware nicht die materielle Produktion oder der materielle Wert eines Endproduktes im Vordergrund steht, sondern eine von einer natürlichen oder einer juristischen Person zu einem Zeitpunkt oder in einem Zeitrahmen erbrachte Leistung zur Deckung eines Bedarfs. Der Erbringer einer solchen Leistung wird als Dienstleister bezeichnet.
    Im weitesten Sinne zählen zu den Dienstleistungen auch z. B. unentgeltlich im Haushalt geleistete, oder solche, die man für sich selbst erbringt. Volkswirtschaftlich erfasst und als Teil des Bruttoinlandsprodukts ausgewiesen werden jedoch nur Dienstleistungen, die sich über Marktpreise bewerten lassen. (...) Personenbezogene Dienstleistungen sind Dienstleistungen, die an oder mit der Person vollzogen werden, z. B. die Leistungen eines Arztes, eines Heilerziehungspflegers oder eines Lehrers. Diese Dienstleistungen kommen nur unter Beteiligung des Kunden zu Stande. Die Beteiligung des Kunden kann eher passiv sein, wie beim Rettungsdienst, oder eher aktiv sein, wie bei der Aneignung von Wissen in einer Lernsituation.

  • "Diese Dienstleistungen kommen nur unter Beteiligung des Kunden zu Stande. Die Beteiligung des Kunden kann [...] eher aktiv sein, wie bei der Aneignung von Wissen in einer Lernsituation." :rotfl:


    Also doch: wir sind Dienstleister - vorausgesetzt, die Kundschaft ist willens, sich aktiv bedienstleisten zu lassen! :prost:

  • Och Meike, in "Wikipedia" steht ja weniger die unumstößliche wissenschaftliche "Wahrheit", sondern eher das, was die Wikipedia-Moderatoren mit den entsprechenden Editier-Rechten als solche betrachten...


    Wer ist denn bei der Dienstleistung "staatliche schulische Bildung" der "Kunde"? Der Schüler? Oder doch eher der Staat, der uns alle bezahlt und sagt, was wir zu tun haben. Schüler wären wohl die einzigen "Kunden", die ihren "Dienstleister" weder direkt noch indirekt bezahlen (für Letzteres wären höchstens die Eltern relevant) und die auch keinen Einfluss auf die Art, den Inhalt und die Dauer der Dienstleistung haben (Schulpflicht, Kerncurricula usw.).


    Und in Wiklpedia steht ja korrekterweise, dass volkswirtschaftlich betrachtet nur Dienstleistung ist, was einen Marktpreis hat. Und den hat schulische Bildung sicher nicht. Nur private Bildungsangebote haben einen Marktpreis.


    Aber schon witzig, dass gerade du als GEW-affine Person das marktliberale Credo von "Schule als Dienstleister" hier verkündest...


    Ich glaube, du hast mehr drauf, als unreflektiert Wikipedia-Artikel zu kopieren...

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Wer ist denn bei der Dienstleistung "staatliche schulische Bildung" der "Kunde"? Der Schüler? Oder doch eher der Staat, der uns alle bezahlt und sagt, was wir zu tun haben.

    Wenn man versuchen wollte, die Frage ernsthaft zu beantworten, würde ich eben am ehesten "die Gesellschaft" als Kunden nennen. Immerhin finanziert uns die mit ihren Steuergeldern und hat durch politische Beteiligung einen - wenn auch leider eher marginalen - Einfluss auf die erbrachte Dienstleistung.

    • Offizieller Beitrag

    Aber schon witzig, dass gerade du als GEW-affine Person das marktliberale Credo von "Schule als Dienstleister" hier verkündest...

    Kannst das Adrenalin mal wieder runterfahren, ich verkünde das nicht, ich habe Wikipedia zitiert. Ich fand das interessant.
    Da findet man zwar nicht den letzten Stand der Wissenschaft, aber doch oft das, was im Volk so als "Stand des Wissens" angesehen wird.
    Was zur Erkärung beitragen kann, wieso das eben immer flächendeckender so gesehen und gehandhabt wird.


    Allerdings bezweifle ich, dass wissenschaftliche Definitionen von Dienstleistungen den Umkehrschluss erzwingen, i.e. Schule explizit davon ausnhemen.

    Zitat

    ls ein typisches Merkmal von Dienstleistungen wird die Gleichzeitigkeit von Produktion und Verbrauch angesehen (z.B. Taxifahrt, Haarpflege in einem Frisiersalon, Theateraufführung). Da die unmittelbare, überwiegend auch personengebundene Arbeitsleistung des Produzenten hier den wesentlichen Inhalt der Dienstleistungen ausmacht, werden nur geringe Möglichkeiten zur Produktivitätssteigerung gesehen. Daraus wurde die These eines generellen Produktivitätsrückstands der Dienstleistungen gegenüber der Warenproduktion abgeleitet (Drei-Sektoren-Hypothese). In modernen Volkswirtschaften haben derartige gebundene Dienstleistungen aber nur noch eine relativ geringe Bedeutung, vielmehr wird die Dynamik des Dienstleistungssektors insgesamt von der Entwicklung ungebundener Dienstleistungen bestimmt, für die eine zeitliche und räumliche Entkoppelung von Produktion und Verbrauch durchaus charakteristisch ist. Bei diesen ungebundenen Dienstleistungen, zu denen bes. die produktions- oder unternehmensbezogenen Dienstleistungen gehören (Finanzdienstleistungen, technische Dienstleistungen), erlaubt der Einsatz technischer Hilfsmittel (EDV, Kommunikationstechniken) Produktivitätssteigerungen, die weit über denen der industriellen Produktion liegen können.


    Ob das Selbstveständnis eines Lehrers ein solches ist oder nicht, ist ja wieder eine andere Frage.
    Allerdigs hilft ein konträres Selbstveständnis relativ wenig, wenn der Rest der Welt einen eben als Dienstleister sieht.


    Anschlussfrage wäre dann: wie geht man damit sinnvoll um.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

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