Fluchen im Unterricht

  • Neulich nörgelte die ganze Klasse an allem und nichts rum und wollte nicht das machen, was ich wollte.Schliesslich habe ich auf den "Tisch" gehauen und irgendwas gerufen im Sinne von "Herrgottsbimbam" oder "Herrgottsakra".
    Nun rief mich eine Mutter an und beschwerte sich bei mir über mein Fluchen, das wolle man hier nicht und ich solle dieses unterlassen. Fand ich irgendwie seltsam. Gleichzeitig fühle ich mich schuldig und ein wenig unsicher, ob ich da nicht ziemlich daneben gelangt habe. Wie ist denn da eure Erfahrung. Wie weit geht ihr, um euren Unmut auszudrücken? Was kann ich so einer Mutter sagen? Hat sie die Berechtigung mir einen "Maulkorb" aufzudrücken?
    Gruss
    Laempel

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Laempel,
    grundsätzlich hab ich es mir zum Prinzip gemacht, ebensowenig zu fluchen, wie zu behaupten, meine Schüler seien dumm.
    Aber, wenn mir dann doch mal was rausrutscht ist es rhetorisch abgemildert z.B. statt "Spinnst du?"ein freundliches aber nichts desto weniger ironisches "Sonst gehts dir aber gut, ja?" genauso statt "Verflucht, verdammt usw." halt ein "Verflixt".
    Die Mutter hat ein Recht, dich auf deine Art zu reden, hinzuweisen, da die Schule und somit du, der du ein Teil der Schule bist, auch einen Erziehungsauftrag und somit eine Vorbildfunktion hat. Trotzdem würde ich der Mutter das sagen, was passiert ist: Nämlich, dass dir das einfach rausgerutscht ist, und das sowas nunmal jedem Menschen passieren kann!
    Liebe Grüße und eine gute Nacht!
    Hermine

  • Das, was dir da rausgerutscht ist, ist ja noch harmlos... Unsere Relilehrerin stand neulich vor der Tafel und fertigte ein nicht zusammenpassendes Tafelbild, auf unseren Hinweis, dass das so nicht stimmen könnte und nach einigem Überlegen meinte sie dann "Das is ja gef***..." Wir trotzdem wir ja einiges gewohnt sind, waren ein wenig geschockt und auf unsere Frage, ob wir richtig gehört hätten, meinte sie nur, sie hätte doch gar nichts gesagt... Hmm... Wäre wohl besser gewesen.


    Gruß
    Maren

  • manchmal hören Schüler ja auch, was sie hören wollen.


    Vielleicht hat die Lehrerin ja auch núr "verflixt" gesagt.... und dieses Wort kommt nun mal im Wortschatz mancher Schüler nicht mehr vor.... da gibts eben nur noch das phonetisch ähnliche gef*** :D

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • nee nee... Sie wurde danach ziemlich rot im Gesicht... :D Und das Wort gef*** gehört eigentlich nicht in meinen Wortschatz... äh und da ich ganz vorne sitze... *heul*


    Gruß
    Maren

  • Hallo!
    Ich bin in meinem Nicht-Lehrerin-Wortschatz leider auch nicht ganz so zimperlich mit Schimpfwörtern und daher rutschen einem im Unterricht dann leichter auch mal entsprechend ungeeignete Redewendungen raus. Ich finde aber, wenn sie dem "normalen" Wortschatz entsprechen (s. Hermine) ist es nicht ganz so schlimm.
    Allen Müttern, die sich darüber - wohl auch zu recht - aufregen, würde ich gerne anbieten, sich mal in diversen Klassen in den Unterricht zu setzen und mal zu lauschen, was so alles aus dem Schülermund schlüpft...


    Viele Grüße,


    Delia

  • Zeige mir eine Mutter, von der ein Kind noch nie ein "böses Wort" gehört hat. Da muss man lange suchen.
    Ich bemühe mich sehr, ja keine Schimpfwörter zu benutzen (im Unterricht oder wenn meine Tochter anwesend ist), habe aber auch schon festgestellt, dass eben genau das bei den Kindern merkwürdig rüberkommt. Sie hören das doch im Alltag auch immer wieder! Und wenn der Gedultsfaden wirklich gerissen ist, tut ein mildes Schimpfwort ganz gut (und die Schüler wissen, was es geschlagen hat).


    Gute Nacht wünscht Helga

    Lehren und lernen lassen! Und das Leben nicht vergessen!

  • Hi Ho,
    im Unterricht, finde ich, kannn man Schimpfwörter noch ganz gut vermeiden, wobei ich allerdings auch nicht so zimperlich bin, "verdammt" ist noch kein echter Kraftausdruck, finde ich... nebenbei: Meine SuS fandens letztens sehr lustig, als ich ihnen nach der einen, leicht missratenen Prüfungsstunde erzählte, dass ich Kraftausdrücke, die ich nicht wiederholen wollte, im Zusammenhang mit der ausschlaggebenden Fachleiterin verwendet hätte. Einigen war unklar, was ich meinte, und da hab ich dann mal ein, zwei Beipiele für Kraftausdrücke nennen lassen...
    :D


    Zurück zum Thema: Schwieriger als im Unterricht finde ich es in den Rand- und Privatgesprächen mit den Schülern, wo ich dann eher von Mensch zu Mensch spreche: Hier rutscht mir schon mal ein "Scheiße" heraus... die SuS finden es allerdings lustig (Zitat "Endlich mal ein Lehrer der nicht so doof tut") aber ich glaube, die ersten Anrufe wegen irgend so etwas sind da nur eine Frage der Zeit, und auch irgendwo berechtigt.
    :(
    JJ

    • Offizieller Beitrag

    Sackzement, Lehrer sind doch auch nur Menschen :D


    Ich muss auch arg aufpassen, dass mir kein Kraftausdruck über die Lippen kommt.
    In der Grundschule ist es vermutlich aber auch noch enger zu sehen, als bei älteren Jahrgängen, die das eher cool finden, wenn der Lehrer mal das böse Wort mit "Sch" sagt...


    Mein Sohn findet es superlustig, wenn ich fluche. Besonders "Himmelsackundasche" gefällt ihm.
    Als er aber mal Besuch von einem Freund hatte, habe ich "Scheiße" gesagt, woraufhin die Mutter und das Kind ganz entsetzt waren (das Kind schlug sich die Hand vor den Mund)und mir zu verstehen gaben, dass dieses Sch-Wort bei ihnen überhaupt nicht vorkommt. :rolleyes:


    Man kann alles auch übertreiben. Klar sollte man in der Schule auf seinen Wortgebrauch achten, aber wenn einem mal was rausrutscht sollte das kein Weltuntergang sein.


    Denn wie gesagt: auch Lehrer sind nur Menschen.


    LG - Melosine

  • Ich sage im Unterricht gerne: "Der einzige, der hier Scheiße sagt, bin ich...."
    Das kommt so ganz gut an und wird auch akzeptiert. Die Schüler können das ganz gut einschätzen... :D
    Gruß,
    Jens

    Ich möcht sterben wie mein Opa,
    friedlich schlafend....
    und nicht so schreiend wie sein Beifahrer...

  • nix Bayern, sondern Bawü und zwar Schwä. Alb. Und es sind hier alle religiös.
    Das Eigentliche was mich irritiert ist, dass ich jetzt einen Job habe (Lehrerin) bei dem ich das Gefühl habe, ich sitze auf einem Präsentierteller: kaum habe ich was gesagt oder an was nicht gedacht steht´s auch schon im Lokalanzeiger, so kommt es mir vor. Der Mutter am Telefon hätte ich schon gerne gesagt, dass ich es eigentlich wichtiger finde, dass sich ihr Sohn nicht zur Petze entwickelt, der mir dauernd irgendwas in der Art zuflüstert : "der Michi hat im letzten Test vom Karli abgeschrieben". (Finde ich gerade ein irritierendes Problem in meiner fünften Klasse)


    Dagegen kann ich die Schimpfwörter der SuS und auch meine ziemlich gut aushalten. für mich gehört das schon dazu, wenn ich dreißig in Schach halten will und noch Mensch bleiben möchte. Ich kam mir nur nach dem Anruf neulich so ziemlich wie ein Oberproll vor, der´s mal im Schuldienst versucht
    Laempel

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