Emo-Musik

  • Hallo zusammen,


    habe in den letzten Tagen häufiger von meinen (Oberstufen-)Schülern gehört, dass diese Musik absolut angesagt ist. Ich finde es eher bedenklich, besonders wenn es um Verabredungen zum Selbstmord geht oder wenn man sich extrem in diese Depri-Stimmungen steigert...


    http://de.wikipedia.org/wiki/Emo


    Habt ihr davon schonmal was gehört? Hat einer Eurer Schüler Euch von dieser Musik erzählt oder ist anderweitig auffällig geworden?


    Mich würden Eure Erfahrungen interessieren.


    Vielen Dank und lieben Gruß
    Tina

    • Offizieller Beitrag

    Ja, damit kam ich das erste Mal vor einem knappen Jahr in Berührung - in der 6. Klasse. Ich habe mich dann mal von älteren Schülern aufklären lassen und v.a. Infos in der Art bekommen, dass diese Schüler "Deprimusik" hören, "ständig heulen" und sich die Arme ritzen. Sie tragen dunkle Kleidung (meist schwarz oder ein dunkles Lila), sind aber nicht mit den Gruftis/Gothics zu verwechseln.


    Wir haben viele Emos an unserer Schule und hatten schon so einige Schüler-/ Elterngespräche, Gespräche mit den Beratungslehrern, mit den Klassenlehrern v.a. wegen ritzender Schüler - das war zeitweise eine richtige "Modeerscheinung". Am Anfang des Schuljahres haben wir uns sehr große Sorgen gemacht, inzwischen scheint es sich bei uns etwas beruhigt zu haben. Ich dachte fast, diese "Mode" wäre schon wieder vorbei.


    Was willst du denn genau wissen?

  • Ich habe immer noch nicht genau verstanden, welche Musik die EMOs hören. Die kleinen 8er Emos die ich kenne, machen entweder nur bei der Mode mit ("Liebe X, hast Du Geburtstag oder warum trägst Du ein Diadem?" "Aber Frau Dudelhuhn, das ist doch EMO-Style!") oder hören Tokio Hotel.


    Dudel

  • bei youtube kann man unter dem suchbegriff "how to be emo" eine ganze menge, auch satirische, informationen erhalten.

  • Refin-
    ich wollte nichts besonderes wissen, nur, ob das bei Euch auch Thema ist, bzw. was ihr macht, was vorgefallen ist etc.


    Ich höre in letzter Zeit verstärkt davon ("boah, der Gesichtsausdruck ist voll Emo..."), aber die S haben das dann auch nicht unbedingt weiter erklärt. Daher wollte ich mich von euch (zumindest was EMO betrifft) "aufklären" lassen.


    LG
    Tina

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde es insbesondere dann bedenklich, wenn die Emos sich die Arme aufritzen oder von Selbstmord sprechen. Ich denke, wir sollten schon bei dieser Bewegung die Augen und Ohren offen halten.


    Aber ich denke, die meisten der Emos, die an unseren Schulen rumlaufen, machen nur soweit bei dieser Mode mit, dass sie die entsprechende Kleidung tragen und die Musik hören. Mich würde auch mal interessieren, ob es da bei euch schon Probleme gab.


    Hatte jemand von euch auch schon Schüler, die sich zu den Emos zählten und daraufhin mit Ritzen anfingen oder plötzlich von Selbstmord sprachen?

  • Nicht nur Emos ritzen oder haben Selbstmordgedanken...


    Ich kenne genug Schülerinnen, die ritzen oder geritzt haben, die ich aber nicht unbedingt in die Emo-Ecke packen würde.
    Das scheint aber auch eine Mode (gewesen) zu sein...

  • Ich muss diesen Thread mal wieder hochholen. Leider ist die Emo-Welle wohl immer noch nicht vorbei -- ich habe ebenfalls ein Mädchen in meiner 7. Klasse, das sich als Emo bezeichnet, und seit heute weiß ich, dass sie sich auch "ritzt".
    Ihre beste Freundin auch, und wie es scheint, finden einige Mädchen das "cool" und probieren es ebenfalls.


    Ich habe schon mit unserer Beratungslehrerin gesprochen und will nun versuchen, ob wie externe Hilfe bekommen können, z. B. eine Referentin von einer Beratungsstelle.


    Hat jemand von Euch Erfahrungen mit dem Thema "Ritzen" und dem Umgang damit?

  • Hallo!


    Ich schlage vor, dass ihr mal einen neuen Thread zum Thema "Ritzen" aufmacht. Auch wenn sich die EMOs mit Selbstmord und sonstigen Geschichten beschäftigen ist dass nichts neues. Ich hab früher "The Cure" gehört, später dann auch "Nirvana". Die Musik beschäftigt sich immer wieder mit dem Thema. Und als Teenie beschäftigt man sich nun mal auch mit Selbstmordgedanken, ohne dass sich alle Emos aus dem fenster stürzen.

  • Farin Urlaub singt es ja schon..."und wenn wir traurig waren...und traurig war´n wir ziemlich oft....";-), also ich kenne solche Phasen auch aus meiner Jugend und empfinde das nicht sofort als bedenklich. Zur Jugend gehören auch Gedanken über das Leben, den Tod und Selbstmord, selbst der eine oder andere Schriftsteller thematisiert das, ohne dass sich alle derer umgebracht haben. Ich möchte es auch nicht bagatellisieren, auch nicht das Ritzen, aber auch hier muss man die unterschiedlichen Motivationen betrachten. Ritzen aus Mode, sich ritzen, weil man sich fühlen will, sich ritzen aus Selbstmordmotiv (das ist tatsächlich gar nicht so einfach, weil man durch eine Menge Zeugs, Sehnen etc. schneiden muss....). Ritzen als Zeichen einer Borderline-Störung (aber auch hier gibt es mehr als ein Symptom) oder als Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen sollte man sicher ernst nehmen (wobei ich ein "Verbot" als wenig hilfreich ansehen würde, denn in dem Fall ist das Ritzen eine Kompensation, ein Hilfskonstrukt, was in dem Moment Erleichterung verschaffen kann.) Dann gehört es aber sowieso in die Hände von Psychologen (und zwar fähigen). Im Fall aus Mode heraus gibt es unschöne Narben, wenn man tief genug schneidet (ob das gewollt ist oder später irgendwann als störend empfunden wird in Zeiten des großen Körperbewusstseins, könnte man besprechen).

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • deswegen ja auch mein Vorschlag: Neuer Thread zum Thema "Ritzen" bzw. noch besser: Schulpsychologen o.ä fragen. Wir sind dafür nicht ausgebildet!

  • Zitat

    Original von Matula
    deswegen ja auch mein Vorschlag: Neuer Thread zum Thema "Ritzen" bzw. noch besser: Schulpsychologen o.ä fragen. Wir sind dafür nicht ausgebildet!


    Eröffne es doch :tongue:


    Es gibt sicherlich große Unterschiede, zwischen Mode "ritzern" und denen, denen es wirklich schlecht geht. Eine Konfrontation mit dem Schüler/der Schülerin sollte man auf jedenfall suchen.

  • Ich halte die Verknüpfung von einer (mir bis dato unbekannten) Musik-Sub-Kultur mit was auch immer für bedrohliche Folgen für wenig hilfreich und erst recht nicht pädagogisch begründet.


    Wer Slipknot hört oder Counterstrike auf seinm Laptop installiert hat, sollte *nicht* als potentieller Schulattentäter angesehen werden, Metal oder Hartrock-Fans neigen meiner Erfahrung nach auch nicht zu Gewalttätigkeiten (zumindest nicht mehr als andere), Punks sollte man auch nicht ihre Feuerzeuge wegnehmen, damit sie die Schule nicht in Brand stecken, ebensowenig neigen Schülerinnen und Schüler, die arabische traditionelle Musik hören dazu, sich kurze Zeit später als Selbstmordattentäter zu erweisen.


    Das Problem ist und bleibt: Es *gibt* keine "Kulturzeichen", die auf Selbstmord oder öffentliche Gefahren hindeuten (zumindest normalerweise und im Großen und Ganzen). Wer seine Schülerinnen und Schüler vor dem "abdriften" (in welche Ecke auch immer) schützen möchte, kommt nicht darum herum, sie sehr gut kennen zu lernen, um relevante Veränderungen aufzuspüren und ggf. angemessen reagieren zu können. Dabei allerings versagen selbst Eltern häufig und sind dann mehr als überrascht, wenn ein Jugendlicher tatsächlich einen Selbstmordversuch begeht, eine Gewalttat verübt oder anderweitig auffällig wird (gehört "sich als homosexuell outen" auch in diese Aufzählung? Soweit ich weiß, gibt es auch in der Homo-Szene bestimmte Musik- oder Mode-Vorlieben - also Vorsicht, wenn ein Spössling sich eine CD von Alexander Klaws kauft! (nur, damit ich nicht wieder angepöbelt werde: der letze Hinweis ist ironisch aufzufassen und ein Argument *gegen* Musik-Typisierungs-Versuche).


    ambrador

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