Leistungsschwache Erstklässlerin

  • Hallo,
    in meiner ersten Klasse habe ich ein Mädchen, dass leistungsmäßig extrem weit hinter allen anderen zurück fällt. Sie kommt aus einer ganz "normalen deutschen" Scheidungsfamilie und die Eltern kümmern sich beide.
    In Mathe wird immer offensichtlicher, dass sie über gar keinen Zahlbegriff verfügt. Sie kann nichts von dem, was verlangt ist. Zählen kann sie nur bis 10 und wie die Zahlen geschrieben werden, vergisst sie auch immer. In Deutsch abreiten wir relativ offen mit dem Spracherfahrungsansatz und einer Anlauttabelle. Es gelingt ihr bei Schreibanlässen mit Mühe innerhalb von 45 Minuten ein Wort zu verschriftlichen, was aber kaum entzifferbar ist. Sie vergisst immer, wie die Buchstaben heißen. Übungen zur auditiven Analyse fallen ihr auch schwer.
    Ansonsten verhält sie sich im Unterricht ruhig, hört interessiert zu und wirkt motiviert und verhält sich ganz normal. In Arbeitsphasen ist sie aber nach 5 Minuten Arbeit anstrengungsmäßig am Ende ihrer Kräfte.
    Was tun? Das ist meine erste erste Klasse.
    LG Alema

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Alema,


    ich habe auch gerade so ein Schätzchen. ;)
    Hast du schon mit den Eltern gesprochen? Ich habe den letzten Elternsprechtag dazu genutzt bei den Erstklasseltern nochmal die zuletzt durchgeführten Untersuchungen von Augen, Ohren usw. ins Bewusstsein zu rufen. Sollte seit der Einschulungsuntersuchung (die oft sehr schnell geht ...) nichts mehr passiert sein, würde ich dazu anraten. Die Untersuchung der Ohren beim Kinderarzt schließt die Tiefenwahrnehmung nicht mit ein. Darauf würde ich insbesondere die Eltern hinweisen. Auch eine Blutuntersuchung kann nicht schaden. Eine Kollegin hatte den zwar seltenen, aber erhellenden Fall eines Kindes, das an Diabetes litt und kein Arzt hatte das bis zur dritten Klasse festgestellt! Unterzuckerung oder Blutarmut können die Ursache für häufige Müdigkeit, Übelkeit, Antriebslosigkeit sein. Sehr oft hatte ich auch schon den Fall, dass das Kind einfach eine Brille brauchte!
    Ist die Schülerin noch sehr jung? Dann könnte sie einfach noch einen Entwicklungsschritt brauchen. Versuche, ihr Materialien für den Vorschulbereich zu geben. Gerade für Mathe hilft es diesen Kindern, wenn sie z.B. zunächst Dinge bekommen, die sie sortieren können (paarweise, nach Farben, Formen etc.). Material habe ich mir von einer Förderschule besorgt bzw. finden sich in neueren Schulbüchern immer mal wieder Vorlagen zum Ausschneiden, Verbinden etc.
    Was steht in den Unterlagen zum Schuleingangstest? Gibt es dort Hinweise? Oder belastet das Kind die Scheidungssituation, neue Partner der Eltern, neue Geschwister, ...? Dann würde ich beim Schulpsychologen anrufen und um Hilfe bitten. (Das geht schneller, als wenn die Eltern um einen Termin bitten ...)


    Meine Kleine gehört übrigens zu den Jüngsten in der Klasse und die Eltern haben aufgrund ihrer Jobs zuwenig Zeit für sie. Sie bekommt jetzt eine privat organisierte Hausaufgabenhilfe und wir warten das Halbjahr ab. Noch realisiert sie gar nicht, dass sie den Anschluss verpasst. Schule ist ein großes Spiel! ;) Sie bekommt jetzt eine zusätzliche Förderstunde, wo ich mit ihr die oben beschriebenen Vorübungen mache. Die Eltern habe ich darauf vorbereitet, dass sie evtl. die erste Klasse wiederholen muss, wenn im zweiten Halbjahr nicht ein gewaltiger Entwicklungsschub einsetzt. Aber auch dieses Phänomen hatte ich schon.


    LG Talida

  • Danke,
    wir haben diese Woche Elternsprechtag. Bin mal gespannt, was die Eltern sagen und ob es noch andere Hintergründe gibt.
    LG Alema

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