Deutsch Klasse 1

  • Hallo zusammen,
    ich mache zum ersten Mal eine 1.Klasse und zerbreche mir gerade ziemlich den Kopf über den Deutschunterricht. Ich bin etwas verunsichert, weil meine Parallelkollegin ganz anders als ich arbeite und wir leider auch nicht so ein gutes Verhältnis haben.
    Nun meine konkreten Fragen:
    - Führt ihr bei der Einführung eines neuen Buchstabens am gleichen Tag die Schreibweise des großen und des kleinen Buchstabens ein?
    - Müssen die Kinder zuerst den Buchstaben hören, dann sehen, dann schreiben?
    - Arbeitet ihr auch mit Wochenplan?
    - Wie gestaltet ihr Lesestunden?
    - Baut ihr Wörter auf und ab? Falls ja, wie sehen solche Übungen aus?
    - Wie gestaltet ihr euren Deutschunterricht überhaupt ???? ;)


    Ich freue mich auf eure Antworten!
    Viele Grüße Simone

  • Hallo Simone!
    Das ist natürlich äußerst unterschiedlich..... ich kann dir nur beschreiben, wie ich das mache, aber jeder muss seine Methode für sich finden.......


    - Bei einer Buchstabeneinführung führe ich Groß und Kleinbuchstabe gleichzeitig ein.
    - Man sollte auf jeden Fall eine akustische Analyse machen (Hören), eine optische (Sehen), wobei es auch umgekehrt sein kann. Das Schreiben folgt bei mir immer nach Hören/Sehen.
    Gut ist immer, wenn die Kinder bei der Erarbeitung des Buchstabens immer auch möglichst viele Sinne mit einbeziehen können:
    - Sie fühlen den Buchstaben (Sandpapier z.b.)
    - Sie laufen ihn ab (Klebeband auf dem Boden)
    - Wenn sie schon mehrere Buchstaben haben "hüpfen" Sie die Silben verschiedener Worte, in denen der Buchstabe enthalten ist mit den Springseil ab.
    - Sie kneten den Buchstaben
    ...... es gibt da ganz viele Möglichkeiten...... man muss nicht immer ALLES machen.... ich mach immer so 4 bis max. 5 Stationen. Hat man die Materialien im Klassenzimmer hat man es bei den Vorbereitungen einfacher!
    - Wochenplan hab ich schon gemacht, je nach Klasse!
    - Wörter Auf- und Abbau mach ich wenn dann im Anschluss an die Einführung (ein bis zweit Tage später) an der Tafel. Ich baue ein Wort auf und lass es lesen..... naja, ehrlich gesagt kommt DIESE Übung aber immer etwas zu kurz bei mir ;)


    - Lesestunden in dem Sinn sind noch nicht drin.


    - Deutschunterricht ansonsten:
    Ich lese vor, Bilder als Erzählanlass, Übungen mit der Anlauttabelle (freies Schreiben), Abschreibübungen, Lese-Malblätter.....


    Hast du keine andere Kollegin an der Schule, die dir vielleicht auch noch Tipps geben kann????
    So ganz alleine zu arbeiten ist echt doof.
    Trotzdem viel Spaß mit den Kleinen wünscht dir
    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • P.S. Mit welchen Lehrwerk arbeitest du denn?
    Manchmal gibt es Lehrwerke mit ganz guten Zusatzideen und Hinweisen


    Grüße
    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Vielen Dank Panama!
    Ich arbeite mit dem ABC der Tiere. Das finde ich eigentlich ziemlich gut. Ich habe zusätzlich für mich noch die Materialien von Tinto,aus denen ich auch immer etwas raus nehme.
    Meine Kollegin arbeitet eben mit den Materialien von Sommer-Stumpenhorst und ihr Deutschunterricht unterscheidet sich komplett von meinem.
    Letzendlich ist es aber doch das Ziel des Deutschunterrichts in Klasse 1, dass die Kinder schreiben und lesen können, oder? Und natürlich auch Gesprächsregeln einhalten etc. Das Thema Rechtschreibung kommt dann erst in Klasse 2?
    Die Kollegin aus Klasse 2 arbeitet im ersten Schuljahr immer mit dem Wortauf-und Abbau nach Hildegard Prem...daher ist das auch leider keine große Hilfe. Ich bin seit diesem Jahr neu an der Schule und irgendwie arbeitet jeder anders.
    Leider fange ich nun total an zu zweifeln....bzw zu verzweifeln!

  • Hallo Simone!


    Na, verzweifeln brauchst du wirklich nicht! Wenn deine Kollegin komplett anders arbeitet wie du heißt das nicht, dass sie das besser macht. Sie macht es eben anders!
    Rechtschreibung kommt komplett erst ab Klasse da hast du recht! Buchstabenkenntnisse und erlesen von Wörtern steht daher in Klasse 1 im Mittelpunkt. Also sprich: Die Kinder sollen das Prinzip des Lesen-lernens verstanden haben (Buchstaben verschleifen zu einem Wort, ansatzweise sinnerfassend lesen - bei den einen besser bei den anderen noch nicht so...... )


    Es ist natürlich schade, dass jeder bei euch anders arbeitet. Ich finde es besser, wenn man gemeinsam ein Konzept erarbeitet, an das sich alle größtenteils halten.


    Gut, du musst mit den Rahmenbedingungen klar kommen. Daher rate ich dir: Fahr dein Ding! Du musst dich bei den Methoden wohl fühlen und pädagogisch dahinter stehen können! Dann machst du bestimmt nix falsch!!!!



    Viele GRüße
    Panama

    "Du musst nur die Laufrichtung ändern..." sagte die Katze zur Maus, und fraß sie.

  • Hallo Simone.


    Ich habe sehr bald angefangen großen und kleinen Buchstaben gleichzeitig einzuführen.


    (ganz am Anfang -vielleicht bei 3 Buchstabenpaaren- getrennt)


    bei mir liefen die stunden tatsächlich fast immer so ab, sprechen/hören, sehen, schreiben:


    einstieg war oft so nach dem Motto:


    kasper hat seine kiste vergessen, hier ist sie, wir packen sie aus, ach, was haben wir da alles drin:
    kamm, klopapier, eine Lok, Käse, Kerze....


    kinder: "aha, wir lernen heute das K!" (das raffen sie ja dann sehr bald, fanden es aber nie doof.)


    1. akustische analyse:


    wie hört sich dieser buchstabe an,
    was machen mund/lippe/ zunge/ hals dabei,
    wo höre ich ihn hinten, vorne in der mitte etc etc. etc.
    (mit den klassischen spielen "lehrer zeigt oder sagt begriff, kinder zeigen ob vorne/hinten/mitte" entweder aufstehen groß machen (vorne), auf bauch zeigen (mitte) klein machen (ende), oder mit mauskarten und mausmasken für die kinder, damit sie sich auf das gehörte konzentrieren und nicht bei den anderen gucken)


    2. optische analyse (am anfang ein tag später, dann irgendwann gleichzeitig mit akustischer analyse)


    wie sieht er aus (beschreiben), (hatte dann immer den großen und den kleinen groß an der Tafel) aus anderen buchstaben rausfinden (meist nebendaran an der Tafel zum Thema passend z.B. ein Koffer mit mehreren buchstaben drin und kinder gehen dann vor, sprechen und kreisen ein: "ich kreise ein kleines k ein". "ich kreise ein großes k ein",)
    dann andere einkreis, ausschneid, anmal - übungen (z.B. auf der Arbeitsheft Seite - Frohes Lernen - Fibel)


    3. motorische analyse (ein tag später)


    fast immer an stationen.. (nach dem in der luft, auf der bank, auf dem stuhl, auf dem partnerrücken, auf der hand, auf dem daumennagel spuren)... an der tafel nachspuren, an der Tafel mit nassem Schwamm spuren, Krepp-geklebt auf dem Boden nachlaufen, kneten, mit wachsmalstiften nachmalen, im sand spuren, mit muggelsteinen/fäden/streichhölzern legen, prickeln...



    (stationen haben gelegentlich variiert)


    danach habe ich wörter/ sätze mit dem neuen buchstaben gelesen und geschrieben. freies schreiben lief ja auch nebenher weiter.


    LESESTUnden fand ich auch immer total schwierig...,
    da lese ich jetzt hier mal interessiert mit...

  • Eine befreundete Lehrerin sagte mir, und so empfinde ich meinen eigenen Leseunterricht auch: Ich komme mir vor, wie eine Fitnesstrainerin.


    Die Spanne in meiner Klasse ist sooooooooooo weit, da ich in einer jahrgangsgemischten Gruppe bin, noch weiter, von ganz, ganz langsam bis zum perfekten Leser habe ich alles. Ich kann auf Eltern zurückgreifen, da ich in einem bildungsinteressierten 'Umfeld arbeite, die paar, wo das nicht der Fall ist, übernehme ich selber.


    Leseübungen bekommen die Kinder, sobald sie die Synthese verstanden haben. Die Einser in der Regel nach den Herbstferien, bzw. wenn 6 -8Buchstaben bekannt sind, mache ich Übungen. Jedes Kind findet einen anderen Zugang:


    Lautefangen: M fängt das A, es wird ma
    Rutsche: M rutscht herunter, trifft auch das A
    Hopsen: verschiedene Buchsta ben liegen am Boden, man hüpft und versucht die Buchstaben aneinander zu ziehen
    Irgendwann macht es klick und die Synthese ist verstanden.


    Einige finden den Zugang über das Verschlüsseln und Entschlüsseln von Wörtern. Ich arbeite mit einem Anlautbogen, wenn die Anlaute bekannt sind, gibt es eine Übung, in der ich Wörter mit den Anlautbildern verschlüssele. Das Entschlüsseln hilft manchmal systematish denkenden und leistungsstarken Kindern. Es macht Klick und sie lesen - alles.


    Einigen hilft der Wortaufbau: M
    Ma
    Mam
    Mama


    Einigen hilft der Satzaufbau:
    Eine
    Eine Mutter
    Eine Mutter ist
    Eine Mutter ist da.


    Einigen Kindern hilft das 2 farbige Lesen wie im Silbenzirkus von Mildenberger (ich schreibe ihnen Texte am PC auf).
    Sobald die Synthese klar ist, gibt es Übungen mit Silben.


    Ich habe die Karteikarten von Fröhler zusammengeheftet, so dass wir kleine L eseheftchen haben. Die Kinder lesen zu Hause 2 Seiten, die Eltern zeichnen ab. Ich belohne, bei 10 Seiten gibt es eine Perle für einen Lesewurm.


    Dann gibt es noch Lesemalaufgaben und Entschlüsselungsaufgaben aus der Rechtschreibwerkstatt (Sommer-Stumpenhorst). Ebenso Lesetexte 1. Dies wird in der Schule abgearbeitet.


    Danach gucke ich wie die Kinder stehen. Ganz, ganz schwache: Lilos Lesewelt - PC Programm, Leseprogramm von der Medienwerkstatt Mühlacker, Gleitlesen und Stolperlesen, Lesemalblätter, einfache Ganzschriften (Lesepläne), Logicals (Klasse 2) aus dem zaubereinmaleins,
    antolin. Training ist angesagt mit einem Leseberg, da werden häufig vorkommende Wörter immer wieder geübt und unter ZEitmessung gelesen (der Wettbewerb zieht gerade Jungen an). Die Methode habe ich bei wegerer gefunden.


    Manchmal habe ich leseschwache , aber Mathebegeisterte Kinder. Da greife ich zu Mathemalblättern (Metze) oder Mathelesespuren....


    Manchmal nehme ich Lesetexte, die in Antolin vorkommen.


    In Klasse 2 machen wir mit beim Floh Lesekistentraining. Wir haben allerdings nicht die ZEitung, sondern trainineren nur die Fertigkeiten (19 Minuten Lesen ist Pflicht) und schauen, ob sich was verbessert hat.



    Seitdem ich regelmäßiges LEsen anrege, sind die Leseleistungen erheblich gestiegen. Ich glaube zwar, dass die Methode "LEsen durch schreiben" auch zum Erfolg führt, dass es aber ganz, ganz lange dauert und schwächere Kinder einfache Strukturen brauchen - sprich Silben, um zu Erfolgen zu kommmen. Vor 15 Jahren in meinem Ref. in einem sehr schwachen Einzugsgebiet konnten nach der ersten Klasse 5 Kinder lesen (das waren die Kinder von Eltern die sich kümmerten), der Rest lernte es im zweiten Schuljahr innerhalb eines 1/4 Jahres, als meine Mentorin, die die Klasse übernahm, mit dem Silbenlesen anfing.


    Ergo: Ich nehme nicht mehr d i e Methode, vor allem nicht ein Lesen im Gleichschritt. Bei uns in NRW ist der LEselehrgang nach Klasse 2 beendet und so versuche ich, die Kinder zum Lesen zu bringen. Zwischendurch teste ich in Klasse 2 mit einem standardisierten Test.


    Hoffe, es hilft!
    flip

  • Das Problem daran ist ja: jeder will lesen, keiner will zuhören.


    Früher habe ich nach Fara und Fu unterrichtet und habe einen Notenständer als Leseständer benutzt. Das vorlesende Kind kam dann ganz wichtig nach vorne. Das gab eine feierliche Stimmung und die "Dazwischenleser" wurden weniger. Aber so richtig lesen geübt haben die Kinder daheim, denn da hatten sie dann ihr (geduldiges) Publikum.
    Gute Erfahrung habe ich auch mit dem Chorlesen gemacht, aber LRS Kinder lernen dabei auch schön auswendig. Andererseits gibt es ja auch das umgekehrte Lesenlernen: "Aha, dieses Wort heißt Xylofon, darum ist am Anfang auch der Buchstabe X". Aber über 45 Minuten ist das eine Qual.


    Heute verwende ich Lollipop (so ähnlich wie Tobi) und da müssen die Kinder vom Anbeginn an so viel lesen um die Aufgaben durchzuführen, (lesen, malen, lesen, verbinden, lesen, schreiben, lesen, ankreuzen, lesen,...), dass sie gar nicht merken wie viel sie lesen und es rasend schnell lernen. Da brauchten wir nie eine (Vor-)Lesestunde machen. Erst in der 2. Klasse mache ich dann Lesestunden, in denen alle malen und ein Kind liest vor, was dann von mir mit einem Ankreuzprotokoll beurteilt wird (Du liest schon ganz toll, das kannst du besonders gut,...)

  • [quote]Original von elefantenflip
    Training ist angesagt mit einem Leseberg, da werden häufig vorkommende Wörter immer wieder geübt und unter ZEitmessung gelesen (der Wettbewerb zieht gerade Jungen an). Die Methode habe ich bei wegerer gefunden.


    Kannst Du mir diese Methode genauer erklären? Wie funktioniert das mit dem Leseberg? Vielen Dank schon einmal!


    Liebe Grüße

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