Spiegelt die "Persönlichkeit" einer Klasse die des Klassenlehrers wider?

    • Offizieller Beitrag

    Ach,


    sollten die beiden es ernst gemeint haben, dann sinds die typischen krampen...


    andrerseits...
    die redewendung "ist der klassleiter schuld" wurde in meinem umkreis im kollegium mittlerweile zu einem geflügelten wort, welches eine wie ich finde sehr gesunde funktion hat.
    Es läuft nämlich so...man erhitzt sich in der klasse über einen schüler, ärgert sich auf dem weg ins lehrerzimmer weiter, kommt dort an und beginnt mit der üblichen jammerei...oder ausgekotze...und ich sage dann gern, wenn ich den klassleiter sehe: "ist der Klassleiter dran schuld". der kollege schaut zurück, grinst, macht nen spruch über meine deppenklasse...und damit ist das ritual beendet und es geht besser.


    zum restlichen thread: ich denke ja, die klasse ist ein abbild des klassleiters, wenn dieser zu der art lehrer gehört, die den beruf nicht nur als fließbandarbeit sehen, sondern sich als person auch einbringen. und ich meine das nicht nur im arbeitsverhalten, denn meine zehnte klasse zb. würde beim physiklehrer, der mehr darauf achtet, gewiss nicht öfter die hausis machen - nur mehr techniken des abschreibens erfinden. andersherum hätten sie bei ihm nicht so einen geilen humor gelernt und würden ähnlich gute sprüche reißen...


    aber manchmal, wenn andere lehrer meine klasse loben, weil sie mündlich so gut mitarbeiten würden und eine gesunde allgemeinbildung hätten und wirklich interessiert wären, dann kann ich nicht uneingeschränkt sagen, dass das an mir läge, weil ich seit über drei jahren der klassleiter bin...das wäre mir zu vermessen...


    lange rede kurzer sinn: ich stimme alias zu - es ging bei den damen da oben im gespräch wohl weniger um die frage, wie die klasse als abbild des klassleiters ist....sondern um nachtreten...


    schönes we.


    h.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Hawkeye
    Ach,


    sollten die beiden es ernst gemeint haben, dann sinds die typischen krampen...

    *lol* :rofl: Genau. Mit 'nem A**** davor.
    Fand ich nett. :D Man muss vielleicht nicht alles überbewerten...


    Ansonsten fällt mir auf, dass überwiegend Grundschullehrer/innen die Frage mit Ja beantworten. Ich würde das zum Teil auch tun, obwohl ich schon sehr unterschiedliche Klassen hatte.
    Zwei habe ich in der 3. bzw. 4. übernommen, da fand ich meinen prägenden Einfluss nicht so auffällig wie bei den Klassen, die ich ab der 1 hatte.
    Die Kinder orientieren sich doch sehr stark an der Lehrerin und übernehmen bestimmte Verhaltensweisen. Ich merke es auch, wenn ich in die Klasse einer Kollegin komme, die - anders als ich- immer ganz ordentlich und leise ist und das auch von den Kindern verlangt. Das ist schon kurzfristig erholsam, würde bei mir aber auf Dauer nicht so bleiben, da ich es auch etwas leblos finde.


    Bei meinem Sohn, der in der 6. Klasse ist, wechseln die Fachlehrer stündlich, sodass ich mir nicht vorstellen kann, dass dort ein besonderer Einfluss der Klassenlehrerin herrschen soll.
    In dieser Klasse sind einige Jungen sehr dominant (vermutlich wie im Ausgangspost geschildert), aber die Klassenlehrerin jung, dynamisch, engagiert.
    Hm, nee, ich glaube ab der Sek 1 kann man das nicht mehr unbedingt bejahen.


    LG
    Melo


    P.S. Ich bin auch in allen Stunden in meiner Klasse. Ist bei uns oft so. Anscheinend ist es in anderen Bundesländern anders?

  • Vielen Dank für eure Einschätzungen. Ich vermute, diese "Spiegelung" ist ein Phänomen, das man nicht regelhaft erklären kann.


    Ich sehe auch, dass hier vor allem die Grundschullehrer mit "Ja" geantwortet haben. Vielleicht haben Kinder in diesem Alter einfach weniger Bezugspersonen, an denen sie sich orientieren können, als ältere Schüler.


    Ich bin am Gy und finde, dass die Spiegelung nicht gänzlich von der Hand zu weisen ist. Was da psychologisch innerhalb des sozialen Persönlichkeitsgefüges der Klasse abgeht, entzieht sich meiner Beobachtung.


    Nur ein kleines Beispiel am Rande: vor drei Jahren war ich KL einer 9. Klasse. Damals kaufte ich mir eine neue Brille, vorher hatte ich nur Kontaktlinsen getragen. Es war dieses Modell "typisch-Junglehrerinnen-Horn" zum über den oberen Rand gucken. Etwa vier Wochen nachdem ich diese Brille zum ersten Mal getragen hatte, saßen drei Mädchen und ein Junge mit ähnlichen Brillen in der Klasse. Vorher gab es nur eine Brillenträgerin in der Klasse. Ich habe das mal als positives Zeichen gedeutet.... :)


    Viele Grüße
    klöni

    • Offizieller Beitrag

    In der Oberstufe sind sie zum Glück relativ resistent gegen Erwachsenenabbildungstendenzen - meine Tutorenkurse bestehen aus 20-26 Individualisten. Das finde ich sehr spannend.


    Was sich aber schon spiegelt, sind Kompetenzen, die aus eingespielter Gewöhnung an bestimmte Unterrichtsformen enstehen: Referendare zum Beispiel merken immer mal wieder an, dass meine Kurse ungewöhnlich kommunikativ sind und relativ kompetent und kreativ, was eigene Ansatze an Arbeitsaufträge geht (ich lasse Arbeitsaufträge in der OS nach einer Weile in selbst gewählten Sozial/Arbeitsformen erledigen: die kennen dann mittlerweile alle relevanten Methoden und ich mach nur noch Vorschläge oder biete Neues an).


    In sofern spiegelt der Kurs dann schon auch "mich".

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

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