Schulinspektionsberichte Hessen

    • Offizieller Beitrag

    Irgenwie finde ich die Schullandschaft wie ich sie kenne, nicht so ganz wieder. Alle sind irgendwie so "mittel" (oder kurz drüber oder drunter). Dabei kenne ich wirklich gute und auch recht grottige Schulen, die inspiziert wurden... das spiegelt sich hier eher nicht.


    http://www.iq.hessen.de/irj/se…222-2222-222222222222.pdf


    Man fragt sich schon, wie aufschlussreich das schlussendlich für ein Kollegium ist. Die die ... ich nenn's mal frech "den Schnitt nach unten ziehen" fühlen sich nämlich meist nicht angesprochen, wenn es zusammenfassend evaluiert wird. Die hingegen, die sich viel Mühe machen (und bei der zusammenfassenden Evaluation meist gar nicht gemeint sind), aber zu überdurchschnittlicher kritischer Selbstreflexion neigen (das geht ja meist mit hohem Anspruch an sich selbst einher) - die fühlen sich häufig mitgemeint, angegriffen und demotiviert.


    Ich glaub, dass ich meine Schüler nach der letzten Note, die sie bei mir kriegen, um ein ausführliches feedback bitte, lässt sich eher nicht ersetzen durch sowas.


    (Dafür isses aber ganz schön teuer! ;) )


    Eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Art generellem Qualitätsmanagement kommt zu einem Fazit, das irgendwie Sinn macht:

    Tell me something new.
    http://www.westfaelische-direk…iew%20Schulinspektion.pdf


    Teuer isses immer noch. Ich frage mich, was man von dem Geld an Maßnahmen zur Verbesserung der auch ohne Schulinspektion schon ewig bekannten Probleme hätte bezahlen können...

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    3 Mal editiert, zuletzt von Meike. ()

    • Offizieller Beitrag

    Auch interessant (aus dem selben Interwiev)


    Bestätigt die Studien über die Arbeit von OFSTED (der englischen Schulinspektionsbehörde), die ich von diversen Unis kenne.

  • Ja, Meike, ich hab mich nach der Veröffentlichung der Ergebnisse auch erstmal wieder ganz schön geärgert. Für ein dermaßen allgemeines Blabla, das die hessischen Schulen von der Grund- über die Förder- und Hauptschule bis hin zum Oberstufengymnasium über einen Kamm schert, hätte es diese aufwendige Evaluation nun wirklich gebraucht.


    Andererseits wundert es mich aber auch gar nicht, dass das IQ nun zu solch einem lapidaren Ergebnis kommt. Als die Damen und Herren bei uns zu Besuch waren, haben sie bei uns keinen besonders qualifizierten Eindruck hinterlassen. Die hatten nicht den blassesten Schimmer, was wir da tun und stolperten eher hilflos und unstrukturiert durch die Schule. Die Ergebnisse, die wir dann bekommen haben, waren entsprechend und sorgten für viel Heiterkeit. Insbesondere die Tipps zur Weiterentwicklung und Verbesserung unserer schulischen Arbeit. Da ich meine Anonymität soweit's geht wahren möchte, werde ich da mal jetzt nicht konkreter. Aber es war vielleicht vergleichbar damit, einem Oberstufenschüler, der sich gerade mit Thomas Mann beschäftigt, den Tipp zu geben, seine Notizen in ein Heft mit Schreibschriftlinien zu machen, weil das schöner aussieht. Und das nachdem man wochenlang ein Brimborium bestehend aus zig Sitzungen, Präsentationen und Kolloquien mit dem und für das IQ gemacht hat, das einem eigentlich nur von der schulischen Arbeit abgehalten hat.


    Tja, und über das Geld, dass in diese völlig sinnlose Evaluation reingesteckt worden ist, will ich besser gar nicht nachdenken. Das ist das Geld, das uns jetzt wieder fehlt für die wirklichen Verbesserungen, die an unserer Schule nötig wären. Interessant war übrigens auch, dass ganz offensichtliche Schwächen, denen fehlende Geldmittel zugrunde lagen, nur ganz lapidar in Nebensätzen erwähnt worden sind und bei den Vorgaben zur Weiterentwicklung der Schule absolut unter den Tisch gefallen sind. Welch Zufall.


    Nach dieser entäuschenden Erfahrung war also von dem Gesamtergebnis auch nicht viel mehr zu erwarten. Trotzdem ärgert man sich natürlich auf's Neue, wenn man jetzt auch noch so ein unheimlich aufschlussreiches Fazit vor den Kopf geknallt bekommt.


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Interessant war übrigens auch, dass ganz offensichtliche Schwächen, denen fehlende Geldmittel zugrunde lagen, nur ganz lapidar in Nebensätzen erwähnt worden sind und bei den Vorgaben zur Weiterentwicklung der Schule absolut unter den Tisch gefallen sind. Welch Zufall.

    Das berichten alle Schulen, mit denen wir derzeit wegen der Schulinspektionen in Kontakt sind.
    Wundern tuts einen ja nicht so richtig.

  • Also, wir haben kommende Woche (ab morgen) die Schulinspektion da und wir bekommen schon Donnerstag eine kurze Rückmeldung und die richtige Rückmeldung kommt dann später... was ich damit sagen möchte, ist dass sich manche Schulen zwar bei solchen Verallgemeinerungen vielleicht nicht angesprochen fühlen, aber sie kommen nicht daran vorbei zumindest die eigene Rückmeldung zur Kenntnis zu nehmen.

  • Zitat

    Original von Meike.
    Teuer isses immer noch. Ich frage mich, was man von dem Geld an Maßnahmen zur Verbesserung der auch ohne Schulinspektion schon ewig bekannten Probleme hätte bezahlen können...


    Verstehe ich das zwischen den Zeilen richtig, dass bei euch zuvor kein (effektives) Qualitätsmanagement an den Schulen aufgebaut wurde?
    Bzw., wenn was getan wurde, was hat man an den Schulen gemacht und inwieweit hattet ihr Unterstützung?


    Würde mich sehr interessieren, da ich Mitglied in der Steuergruppe für QM an unserer Schule bin.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Bei uns in Niedersachsen sind alle berufsbildende Schulen verpflichtet, ein QM-System auf Basis von EFQM zu pflegen. Wir hatten die Inspektion vor rund 3 Jahren im Haus und die Inspektoren haben einen recht kompetenten Eindruck erweckt.
    Natürlich haben auch wir nur eine gesamtschulische Bewertung erhalten, bei der eben nicht zwischen "guten" und "schlechten" Lehrern differenziert wird. Schade eigentlich.
    Die Schulleitung freut sich dann über das gute Abschneiden, besonders wenn die Beurteilungen konkurrierender Schulen schlechter ist.
    Schlimm finde ich auch eine weitere Maßnahme der externen Evaluation, und zwar die Kennzahlen, die man dem MK übermitteln muss. Wenn man dabei in 3 aufeinander folgenden Jahren bei einer bestimmten Schulform schlechter als der Landesdurchschnitt abschneidet, muss man Maßnahmen ergreifen, die das Ergebnis verbessern. Doch leider setzt man dann häufig die Anforderungen herunter, damit mehr Sch. bestehen, anstatt sinnvolle Unterstützungsmöglichkeiten einzuführen, die eben auch Geld kosten.
    Grüße

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Verstehe ich das zwischen den Zeilen richtig, dass bei euch zuvor kein (effektives) Qualitätsmanagement an den Schulen aufgebaut wurde?

    AN den Schulen gab und gibt es zum Teil ein hervorragendes Qualitätsmanagement. Das hängt ganz von der Schule ab.


    Ich kenne kein Land, das ein richtig funktionierendes externes Qualitätsmanegement hat - vor allem deshalb, weil Verbesserungen eigentlich immer kostenneutral sein müssen. Kann schon mal gar nicht funktionieren.

  • Hallo Meike,
    mit deiner Antwort komme ich nicht ganz klar. Vielleicht liegt es an meiner Frage.


    Ich wollte konkret wissen, ob es ein eingeführtes und mit Ressourcen versehenes Qualitätsmanagement- und Schulentwicklungsprogramm in Hessen gibt.
    Bei uns heißt das zum Beispiel, dass Kollegen für QE auf zahlreiche Fobis geschickt werden oder wir Prozessbegleiter haben, die uns durch die QE führen.



    Eine Sache, die bei dir durchklingt, kann ich nicht nachvollziehen: Bei QE geht es gerade um die Aktivierung und Sicherung der internen Ressourcen(qualität). Die Kollegen, die mit ihren Schulen bei uns durch die QE gegangen, fremdevaluiert und zertifiziert sind, sehe das in der Summe als Gewinn für die Schule, aber auch für die persönliche Arbeit.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist ja das Problem, Timm: bei uns wird systematisch NUR von außen evaluiert - von einem schweineteueren Institut für Qualitätsmanegement. Kaum einer der Menschen, die da A15 für die Arbeit bekommen, ist noch intern in einer Schule. Und es dürfen nur Mängel festgestellt werden, deren Behebung meinetwegen zur Mehrarbeit von Kollegen führt. Stellt man Mängel fest (und das ist meistens der Fall), die durch Geld zu beheben wären, werden die ignoriert.


    "Unsystematisch" gibt es viele Schulen, die sehr sorgfältig evaluieren, aber das macht man dann aus eigener Verantwortung und kann dafür auch kein Geld in Anspruch nehmen.

    Guckt man sich die Berichte mal an, stellt man fest, dass die wirklichen Mängel (Raum- Ausstattungs- und Personalnot) auch gar nicht größer erhoben wurden. Alles andere ist im Alltagsbetrieb eh nachrangig.

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