Nachteile in der Sitzordnung

  • Hallo Alle:


    Kaum legt die Lehrerin die Sitzordnung fest, schon hagelt es Beschwerden. Eine Mutter möchte nicht, dass ihre Tochter in der hintersten Reihe sitzt, da sie dort untergehe. Kann ich nachvollziehen. Problem: Es gibt sehr viele Kinder in der Klasse, die zum Untergangs-Typus gehören. Und die Jungs sollen gerade NICHT in der letzten Reihe sitzen...
    Vom Rotationsverfahren will die Mutter nichts wissen, da ihr Kind dann in der Woche, in der sie hinten sitzen muss, sehr viel versäumen kann.


    Wie löst ihr dieses Problem?


    Ach ja, wir haben die sog. Kino-Sitzordnung (i.e. stinknormale Bankreihen). Wollten die Kids so haben.


    LG
    Klöni

  • Ganz einfach:


    DU legst die Sitzordnung nach pädagogischen Gesichtspunkten fest und versuchst(!) Schülerwünsche angemessen zu berücksichtigen. Diskutieren kann man über so etwas ewig... also gar nicht erst anfangen.


    Dass die Klassenräume für die Schülermassen, die man mittlerweile am Gymnasium hat, nicht groß genug sind, ist schließlich nicht unsere Schuld.


    Jüngste Erfahrung an meiner Schule: Durch den doppelten Abiturjahrgang sind jetzt sogar die Oberstufenräume zu klein, da der G8-Jahrgang noch einmal fast 30 Prozent größer ist als der G9-Jahrgang.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Hi Klöni,


    jaja, die Sitzordnung, das alte Leid... Ich lass mich da nicht auf Diskussionen ein, denn ich kann es eh nicht jedem recht machen.
    Ich persönlich finde das Rotationsverfahren sehr gerecht, da jeder mal vorne und mal hinten sitzt. Das Argument der Mutter, das Kind würde in der Woche, in der es hinten sitzt, nichts mitkriegen, würde ich nicht gelten lassen.


    Erfahrungsgemäß versuchen gerade in Klasse 5 die Eltern mit allen Mitteln die begehrten Plätze in der ersten Reihe zu sichern. Im letzten Jahr hatte ich sage und schreibe 5 Anrufe, in denen mir mitgeteilt wurde, dass der Augenarzt angeordnet habe, das Kind müsse in der ersten Reihe sitzen, da es sonst eine Brille benötige. Bei meinem nächsten Augenarztbesuch hab ich dann mal nachgefragt, wie dich der Herr Doktor den Schnitt eines Klassenzimmers eigentlich so vorstelle ^^
    Selbstverständlich würde ich bei der Sitzordnung auf wirkliche medizinische Probleme Rücksicht nehmen, bislang wollte aber niemand den Rat des Augen- oder Ohrenarztes auch schriftlich vorlegen.


    Lange Rede, kurzer Sinn - bei Elternanfragen verweise ich auf die Gerechtigkeit und den Wunsch zahlreicher anderer Kinder und Eltern, dem ich auch nachkommen muss und rolliere dann munter.


    Grüße
    Lolle

  • Zitat

    Original von lolle
    Im letzten Jahr hatte ich sage und schreibe 5 Anrufe, in denen mir mitgeteilt wurde, dass der Augenarzt angeordnet habe, das Kind müsse in der ersten Reihe sitzen, da es sonst eine Brille benötige.


    Grüße
    Lolle


    Was für ein unsinniges Argument. Wenn der Schüler / die Schülerin nichts erkennen kann, dann braucht er / sie halt eine Brille. Hier geht es wohl eher um taktisches Verhalten und / oder um Eitelkeit.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ich bin zwar nur Grundschullehrerin, aber Kinder auf einem Gymnasium sind "in einer Schule, in der nicht alle sein müssen" (Aussage der Französischprofessorin meines Sohnes). Wenn sie nicht so stabil sind, dann sind sie in der falschen Schule.
    LG Grille

  • Zitat

    Ich bin zwar nur Grundschullehrerin, aber Kinder auf einem Gymnasium sind "in einer Schule, in der nicht alle sein müssen" (Aussage der Französischprofessorin meines Sohnes). Wenn sie nicht so stabil sind, dann sind sie in der falschen Schule.


    Ich sehe jetzt nicht den Unterschied. Muss man als Lehrer Schülern anderer Schulformen andere Sitzordnungen zugestehen?
    Wenn ich das "meinen" Eltern auf ´ner Pflegschaftssitzung so verkaufen würde, würden die mir ins Gesicht springen ;)
    Ich diskutiere auch nicht groß über Sitzordnungen. Wenn´s eben passt, mache ich U-Formen. Worauf ich zu achten versuche, ist, dass kleine Schüler so sitzen, dass sie eine gute Sicht auf Tafel und den gesamten Vorderbereich haben und ihnen nicht von großen Schülern die Sicht verwehrt wird. Gibt ja oft noch so kleine Jungs in den 7. und 8. Klassen, denen selbst die Mädels weit über den Kopf wachsen :)

  • 8o Habt ihr keine Klassenräume, in denen alle Kinder in der ersten Reihe sitzen können, ihr Sabbeltaschen auseinandersetzen könnt und Kinder die sich gar nicht leiden können auch getrennt sitzen? 8o

  • Klar haben wir das! Mein Klassenzimmer ist 40 Meter breit und es gibt nur die erste Reihe. Mein Pult ist fahrbar, damit jeder mal in den Genuss kommt, vor der Lehrkraft zu sitzen. Außerdem hat jeder Schüler in der für ihn perfekten Entfernung ein Smartboard vor sich auf dem dann der Hefteintrag in extra großer Schrift erscheint. ;)


    Bibo

  • Zitat

    Original von Bibo
    Klar haben wir das! Mein Klassenzimmer ist 40 Meter breit und es gibt nur die erste Reihe. Mein Pult ist fahrbar, damit jeder mal in den Genuss kommt, vor der Lehrkraft zu sitzen. Außerdem hat jeder Schüler in der für ihn perfekten Entfernung ein Smartboard vor sich auf dem dann der Hefteintrag in extra großer Schrift erscheint. ;)


    Bibo


    Na also, dann ist doch alles gut. ;)

  • Ich tausche alle 3 Wochen, wenn die Sitzordnung mal anstrengender ausfällt, dann wird auch schon nach 2 Wochen getauscht. Die Kinder verstehen schon im 1. Schuljahr, dass man mal Glück und mal Pech mit seinem Platz hat, sei es weil man schlecht sieht, der beste Freund weit weg ist oder diejenige gegenüber sitzt, die man gar nicht mag... die Kinder wissen schon von Anfang an, es ist ja nicht für lange, bald bekomme ich weider einen anderen Platz.
    Eltern fragen manchmal, dann erkläre ich es ihnen genauso.
    Und natürlich, tu ich mir manche Kinderkombinationen nie, andere häufiger an, erfülle Wünsche nur bedingt, das aber unbedingt schon ;) und sicher sitzen auch manche Kinder häufiger vorne als andere...

  • Hi Leute,


    ich lese eure Antworten v.a. so, dass es keine (gerechte bzw. machbare) Lösung des Problems gibt.


    Schade eigentlich, denn die Mutter beschwert sich bei jeder kleinen Irritation sofort bei der SL. Die wiederum wird mir dann mitteilen, dem Wunsch der Mutter nachzukommen (und damit indirekt die anderen SuS zu benachteiligen, deren Eltern nicht so penetrant sind, z.B. die mit Migrationshintergrund, die ohnehin jede Förderung benötigen).


    Da hilft wohl nur regelmäßiges Umsetzen der ganzen Klasse (U-Form u.a.).


    LG
    Klöni

  • Hm, hier scheinen ja einige das Rotationsverfahren zu bevorzugen. Ich habe aber gerade im vergangenen Jahr immer wieder die Erfahrung gemacht, dass bei Klassen, die prinzipiell stärker zur Unruhe neigen als andere, auch das Rotieren immer wieder aufs Neue Unruhe schafft. Hier halte ich eine weitgehend starre Sitzordnung für deutlich sinnvoller.


    Als Lehrer, der aufgrund seiner Fächerkombi pro Jahr z.T. an die 300 Schüler unterrichtet, finde ich das Rotieren noch aus einer anderen Sicht problematisch. Das Lernen von Namen wird mir persönlich dadurch nämlich erheblich erschwert. Ich gebe aber gerne zu, dass mir das auch ohne Rotation immer sehr schwer fällt...

  • Zitat

    Original von klöni


    Die wiederum wird mir dann mitteilen, dem Wunsch der Mutter nachzukommen


    Zwischen 'mitteilen' und 'anweisen' gibt es ja einen entscheidenden Unterschied. Ich würde mich hier im Zweifel auf meine pädagogische Freiheit berufen und die 'Empfehlung' des Chefs eben als solche nehmen und mehr auch nicht.

  • Zitat

    Original von Schubbidu


    Zwischen 'mitteilen' und 'anweisen' gibt es ja einen entscheidenden Unterschied. Ich würde mich hier im Zweifel auf meine pädagogische Freiheit berufen und die 'Empfehlung' des Chefs eben als solche nehmen und mehr auch nicht.


    Genau. Ich habe noch nie gehört, dass der Schulleiter sich in die Sitzordnung einmischt. Ggf. könnte so etwas die Klassenkonferenz regeln, aber sicherlich nicht der Schulleiter.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Bei mir läuft es so, dass die Kinder am letzten Schultag vor den Ferien, außer im Sommer natürlich, aufschreiben, neben wem sie gerne sitzen wollen und neben welchem Kind sie nicht sitzen wollen/können, sei es aus Antipathie oder zu großer Sympathie, die dann unweigerlich auch zu Störungen führt. :D


    In den Ferien erstelle ich dann jeweils einen neuen Sitzplan und achte zu 100% darauf, dass keiner irgendwo sitzen muss, wo er partout nicht möchte. Dazu kommen dann noch meine eigenen Beweggründe, welche Paarungen absolut nicht funktionieren. Außerdem achte ich natürlich darauf, dass es jeden mal mit der ersten oder eben hinteren Bankreihe trifft. Bei mir gibt es nämlich aufgrund der Klassenstärke auch nur die Kino-Sitzordnung (den Begriff kannte ich noch gar nicht)


    Auf Sehschwächen nehme ich an sich keine Rücksicht, da mir mal ein Augenarzt sagte, dass in einem Klassenzimmer mit normaler Größe jeder auch aus der letzten Reihe sehen können muss. Wenn das nicht möglich ist, benötigt er vermutlich einen Brille und mit der sollte er im Allgemeinen auch wieder von hinten sehen können.


    Kindern und Eltern erkläre ich mein Rotationsprinzip und weise darauf hin, dass ich die gewählte Konstellation auf jeden Fall erst mal erproben will und dass Kinder, die dann in dieser Probephase gar nicht mit ihrem Nachbarn klarkommen, mich ansprechen können. Bisher kam es nur einige wenige Male in 10 Jahren vor, dass ich auf Wunsch von Schülern, die mir plausibel machten, dass sie sich an ihrem zugewiesenen Platz gar nicht wohlfühlen usw., die Betroffenen umsetzte.


    Ich bin an einer Grundschule und weiß nicht, ob sich das übertragen lässt, aber ich fahre jedenfalls gut damit.

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