Unverhältnismäßig strenge Strafarbeit - wie mit Lehrerin reden??

  • Liebe Kollegen,


    heute brauche ich mal einen Rat, schreibe diesmal aus "Eltern-Perspektive".
    Ich finde ständig meckernde Eltern so nervig, aber ich fürchte, gerade bin ich selbst so ein Exemplar.


    Folgendes:
    Meine Schwester, 9. Klasse Realschule, hatte zum ersten Mal die Unterschritft unter einem Englisch-Test vergessen. Die Note des Tests war 1. Hausaufgabe war Unterschrift und Berichtigung. Berichtigung musste sie wg. voller Punktzahl nicht machen, Unterschrift hat sie vergessen. So weit so gut, ist doof und ärgerlich, ist aber passiert.


    Nun musste sie 80 Mal folgenden Satz abschreiben: "In der XX Schule in XX ist es üblich, dass alle Schülerinnen und Schüler ihre Hausaufgaben und Unterschriften termingerecht dem entsprechenden Fachlehrern vorzulegen hat."


    Sie musste das am nächsten Tag vorlegen. Da sie an einer GTS ist kam sie erst um 16:30 Uhr nach Hause.


    Das ganze hat dann mehrere Stunden gedauert.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, ich empfinde dies als absolute Schikane und eigentlich eine Unverschämtheit, beim erstmaligen "Vergehen" und einer eins im Test so eine Strafarbeit aufzugeben. Ich bin stinksauer!


    Nun würde ich das gerne auch irgendwie der Lehrerin sagen, also, nicht um mich mit ihr anzulegen, ich will ihr ja auch nicht in ihre Angelegenheiten reinreden, aber ihr schon irgendwie klarmachen, dass so etwas aus meiner Sicht nicht in Ordnung ist.
    Meine Schwester beschreibt ihre Lehrerin übrigens als supernett und fair. Sie war wohl einfach in dem Moment sehr gestresst.


    Was ratet ihr mir? Mal anrufen? Etwas schreiben? Es einfach ignorieren?


    Bin ich zu empfindlich und werde auch zur hysterisch-nervigen Mutter/Schwester??



    DANKE!!!


    LG
    Brotkopf

    • Offizieller Beitrag

    Zuerst einmal: die Strafarbeit ist (wenn deine Schilderung richtig ist, aber warum sollte sie das nicht sein) ein Hammer. Abgesehen davon, dass das Schulgesetz in NRW solche Strafarbeitsformen eh nicht vorsieht.


    Und wie du reagieren solltest: Hm, keine Ahnung, auch wenn ich es wissen müsste, wenn ich mich an den Tipp halten würde, den ich dir jetzt gebe.
    Du bist ja selbst in der Schule. Wie würdest du es dir wünschen, dass du auf das Thema angesprochen würdest?


    Okay, blöder Tipp, ich weiß. ;)


    Auf jeden Fall muss man als Lehrer aufpassen, dass man nicht als "Lehrer" auftritt. Denn nicht umsonst sind die Eltern von lehrerkindern in der Schule eher unbeliebt. ;)


    Viel Erfolg,


    kl. gr. Frosch


    Btw: als Schüler würde ich die Strafarbeit einfach verweigern. Aber den Tipp habe ich nicht gegeben, das würde bestimmt Ärger geben.

  • Zitat

    Original von Brotkopf
    Ich muss ganz ehrlich sagen, ich empfinde dies als absolute Schikane und eigentlich eine Unverschämtheit, beim erstmaligen "Vergehen" und einer eins im Test so eine Strafarbeit aufzugeben. Ich bin stinksauer!
    Brotkopf


    Deine Emotionen diesbezüglich sind absolut nachvollziehbar.
    Ich kann nur vermuten, dass die Lehrerin mit dieser Aktion besondere Strenge auch bei geringen Vergehen sowie konsequentes Vorgehen gegen jedermann demonstrieren wollte.


    Ich würde - wenn sich die Emotionen ein bisschen gelegt haben - um ein sachliches Gespräch bitten, in dem ich sie dann nach ihren Zielen und Beweggründen fragen könnte.

  • danke euch zwei führ eure einschätzung!


    ich habe nun beschlossen mich nicht mehr zu ärgern und den gestrigen tag zu vergessen.


    da es mir aber selbst wichtig ist, dass mich "meine" eltern anrufen, wenn es irgendwelche probleme und unstimmigkeiten gibt, werde ich dies auch bei gelegenheit tun und hoffen, dass so etwas nicht nocheinmal passiert.


    danke !!

  • Zitat

    Original von Brotkopf
    Nun musste sie 80 Mal folgenden Satz abschreiben: "In der XX Schule in XX ist es üblich, dass alle Schülerinnen und Schüler ihre Hausaufgaben und Unterschriften termingerecht dem entsprechenden Fachlehrern vorzulegen hat."


    Dass eine solche Maßnahme hier in NRW unzulässig ist, weißt du doch selber...


    Nele

  • Zitat

    Original von neleabels


    Dass eine solche Maßnahme hier in NRW unzulässig ist, weißt du doch selber...


    Nele


    naja, ändert ja nix an dem kommunikationsproblem :)

  • Merkwürdige Erziehungsmaßnahme für eine unabsichtlich vergessene Unterschrift bei einem Test mit voller Punktzahl. Vergisst deine Schwester öfter was bzw. fällt sie im Unterricht sonst unangenehm auf? Falls nein, finde ich das Verhalten der Lehrerin auch recht befremdlich. Weiß sie denn, dass du auch Lehrerin bist? Falls du sie deswegen doch kontaktierst, tust du das ja nicht als Kollegin, sondern als Schwester deiner Schwester. Das fände ich auch nicht überzogen. Überzogen ist das Verhalten der Lehrerin.

  • Ich würde meine Schwester mal fragen, wie viele Jugendliche die UNterschrift vergessen hatten und ggf. auch welche dabei waren, die schwache Ergebnisse in dem Test hatten und dann weder Berichtigung noch UNterschrift, so dass sie vlt. nur "Gruppenopfer" geworden ist.
    Nicht, dass das in irgendeiner Art und Weise diese Art von und die Tatsache überhaupt einer solchen Strafarbeit erklärn würde. aber mir würde es das Nervenkostüm der Kollegin besser vor Augen führen... Waren es vlt. 12 SchülerInnen tw. mit 5ern und 6ern oder eben "nur" deine Schwester...

    • Offizieller Beitrag

    Die Klasse hat doch sicher einen Elternvertreter, der die Klassenlehrerin mal darauf ansprechen und die entsprechende Erlasslage hinweisen kann? Wenn es mehrere Kinder betrifft, kann der/die EV es auch als "Anliegen der Klasse" vortragen, ansonsten hat er/sie zumindest die neutralere Perspektive.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Frag die Lehrerin doch einfach mal, warum, wieso, weshalb. Würde ich mir als Lehrerin immer wünschen. Es kommt ja auch nicht immer das zu Hause an, was tatsächlich vorgefallen ist. (Ohne deiner Schwester etwas unterstellen zu wollen!)


    Abgesehen davon, finde ich die Aufgabe auch ziemlich heftig.

  • Guten Tag !
    Naja, wenn die Kinder rechtzeitig lernen, dass verbindliche Regeln einzuhalten sind und Sanktionen folgen wenn das nicht geschieht, halte ich durchaus für sinnvoll, wenn wir unsere Schüler für die Arbeitswelt "fit" machen wollen.-Die späteren Chefs sind da nicht so gnädig !


    Die "Pädagogische Sonderaufgabe" (Es gibt keine Strafarbeiten !) der Kollegin mag zwar etwas kautelenhaft anmuten, kann man aber evtl. dadurch erklären, dass solche o.g. Nachlässigkeiten bei den Schülern durchaus zu häufig vorkommen. Man kann da nicht mehr im Einzelfall differenzieren, weil unsere heutigen Schulen Massenbetriebe sind.


    Ich denke, die Straf-, pardon "Pädagogische Sonderaufgabe", hat dem Kind bestimmt nicht geschadet und auch nicht lebensuntüchtiger (Im Gegenteil) gemacht.


    Wir müssen unsere Schüler rechtzeitig auf die Erfordernisse der "rauhen" Arbeitswelt vorbereiten. Die Personalchefs und Handwerksmeister machen uns Lehrern (oft zu Recht) eh den Vorwurf, dass wir unsere Schüler zu sehr mit Samthandschuhen anfassen.


    Warum dann unsere Schüler vor der Lebenswirklichkeit verschonen ? 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zitat

    Original von Elternschreck
    Wir müssen unsere Schüler rechtzeitig auf die Erfordernisse der "rauhen" Arbeitswelt vorbereiten. Die Personalchefs und Handwerksmeister machen uns Lehrern (oft zu Recht) eh den Vorwurf, dass wir unsere Schüler zu sehr mit Samthandschuhen anfassen.


    Dann zeigen Sie mir doch mal den Chef, der Sie 80 mal einen ellenlangen Satz schreiben lässt, weil auf irgendeinem Dokument eine unnötige Unterschrift fehlt. Wenn ich bei meinem Arbeitgeber die neue Lohnsteuerkarte nicht bis Ende des Jahres abgegeben habe, dann schreibt mir die Personalabteilung eine freundliche Erinnerungsmail. Und wenn ich auf der Essensliste die Unterschrift vergessen habe, dann kann ich das auch noch ein paar Tage später machen (warum auch nicht?).

    Zitat


    Ich denke, die Straf-, pardon "Pädagogische Sonderaufgabe", hat dem Kind bestimmt nicht geschadet und auch nicht lebensuntüchtiger (Im Gegenteil) gemacht.


    Natürlich schade solche idiotischen Strafarbeiten, die in keinem Bezug zum "Vergehen" stehen, dem Kind. Und wenns nur die Tatsache ist, dass sie sich nicht mit sinnvollen Aufgaben im Rahmen der Hausaufgaben beschäftigen konnte. Wie ein Kind dadurch "lebenstüchtiger" werden soll, ist mir schleierhaft.

    Zitat

    Man kann da nicht mehr im Einzelfall differenzieren, weil unsere heutigen Schulen Massenbetriebe sind.


    Natürlich kann man so etwas im Einzelfall differenzieren. Man darf bei der ganzen Geschichte nicht die Verhältnismäßigkeit vergessen.

  • lehraemtler


    Ne dumme Frage : Siezt man sich im Forum ? Mir ist kein Forum bekannt, wo man sich siezt.


    Aber natürlich werde ich Sie siezen, wenn Sie es wünschen !


    Apropos "differenzieren" : Ich muss zugeben, dass ich es bei meinen zu versorgenden ca. 440 Schülern nicht immer angemessen schaffe. Wir haben Klassengrößen bis zu 34 Schüler.
    Aber einem richtigen Lehrer darf so etwas Unverzeihliches natürlich niemals passieren !8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    2 Mal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Hallo!
    Erstmal vielen liebe Dank für eure Antworten.
    Ich habe eben mit der Kollegin telefoniert. Habe mich dazu entschlossen, da es mir auch immer lieber ist, wenn meine Eltern mich anrufen um Dinge zu klären, bevor sich etwas anstaut etc.
    Das Gespräch war sehr nett und harmonisch. Es war im Prinzip so wie es der Prinz geschrieben hat. Viele Kinder in der Klasse vergessen andauernd die Unterschrift, schreiben allerdings auch viel schlechtere Noten. In dem Moment war sie wohl sehr gereizt und wütend und hat dann einfach pauschal alle Kinder so hart bestraft, die die Unterschrift vergessen haben. Außerdem hat sie in dem Moment nicht daran gedacht, dass einige Kinder durch die Ganztagsschule erst sehr spät nach Hause kommen.
    Ich ärgere mich zwar immer noch über den versauten Nachmittag, aber keiner ist perfekt und mir ist auch schon Ähnliches passiert, ich denke davon kann sich keiner freisprechen.
    Ich ziehe für mich folgende Lehre: Kommunikation ist das allerwichtigste! Außerdem werde ich in Zukunft noch mehr darauf achten, was ich meinen Schülern mit Zusatzaufgaben etc. antue und ob diese wirklich ihren Zweck erfüllen!



    Nochmals herzlichen Dank für eure guten Ratschläge!

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