Druck etwas abfedern?

  • Hi zusammen


    Vielleicht koennt ihr mir ja ein bissl helfen.
    Einer meiner Jungs ist derzeit ziemlich nah am Wasser gebaut. Er ist einer meiner staerksten Jungs und hat eigentlich gar keine Probleme mit schulischen Aufgaben. Gelegentlich laeuft mal was nicht so toll...,aber das wird schon. Er hoert gut zu und verbessert seine Arbeiten entsprechend.
    Bereits letzte Woche hab ich mich deswegen mit seiner Mutter unterhalten, denn die macht sich immer gleich wahnsinnige Sorgen, wenn ich ihren Sohn verheult nach Hause schicke.


    Allerdings bricht er derzeit sehr schnell mal in Traenen aus. Vor zwei Wochen war es, weil ihm keine Worte fuer sein Gedicht einfielen...dann, weil er Angst hatte, ich wuerde ihn in der Pause drinbehalten (Englisch war nicht fertig) und er koennte nicht zum Fussball gehen. Am Sonntag hat er wohl den Ball nicht gefangen (beim Rugby) und seine Mannschaft hat verloren. Heute morgen konnte er seine Hausaufgaben nicht schnell genug machen (muessen erst am Freitag eingereicht werden) und konnte sich ne dreiviertel Stunde lang nicht enkriegen. ?(


    Ich hab mich mit ihm heute nochmal in der Mittagspause hingesetzt und unterhalten. Er war wieder den Traenen nahe, hat sich aber unter Kontrolle behalten. Das Problem ist, dass er sich furchtbar unter Druck setzt. Weder ich, noch seine Eltern, ueben grossartig Druck auf ihn aus. Seine Eltern packen ihn eher in Watte, in machen Dingen,...aber an sich ist daheim alles ok. Sein Benehmen ist vorbildlich und er arbeitet wirklich sehr hart im Unterricht. Er ist auch nicht jemand, von dem man so ein Verhalten erwarten wuerde...


    Hat irgendwer ne Idee wie ich ihn unterstuetzen kann? Momentan beobachte ich ihn, und schick ihn mal raus fuer ne Atempause, wenn ich sehe, dass er kurz vom Weinen steht.


    Dejana

  • Hallo,


    ich habe auch so einen ähnlichen Fall in meiner Klasse. Dieser Junge steigert sich so in seine Erwartungshaltung rein, dass er dann gar nichts mehr auf die Reihe bekommt.


    Irgendwann fällt er dann völlig in sich zusammen und kann dann wieder entspannter an seine Aufgaben gehen, bis es sich wieder völlig überdimensional übersteigert.


    Habe der Mutter geraten, mit ihrem Sohn einen Entspannungskurs zu besuchen, damit der Junge Entspannungstechniken erlernen kann, die er selbstständig anwenden kann.


    Für deinen Fall würde ich vielleicht sogar Hilfe (Kurs) über eine Psychologin empfehlen.


    Viel Erfolg.

  • Ich würde da auch auf jeden Fall die Eltern weiter mit ins Boot nehmen. Der Junge zeigt dieses Verhalten ja nicht nur in der Schule, wie du beschrieben hast.


    Wenn meine Schüler ein ähnliches Verhalten gezeigt haben (das meist auch recht spontan auftrat), lag es meist an einer Veränderung der privaten Situation, z.B. geplante Trennung der Eltern, Schwangerschaft der Mutter, Tod eines nahen Familienmitglieds... Darüber spricht niemand gern, weder Eltern noch Kinder (Außer über die Schwangerschaft :D).
    Manchmal setzen Eltern aber auch ihr Kind unbewusst stärker unter Druck als früher.
    Entspannungstechniken können auf jeden Fall helfen, da würde ich auch zu raten.


    Beobachte aber auch mal die Mitschüler. Vielleicht ist es eine Situation in der Klasse, die sich verändert hat. Wird er vielleicht gehänselt oder hat Angst, Freunde zu verlieren?
    Falls ihr sowas an der Schule habt, bietet sich auch ein Gespräch mit der Schulsozialarbeit oder dem Vertrauenslehrer an.


    Ich wünsche dir und deinem Schüler alles Gute!
    LG,
    Melanie01

  • Sehr, sehr viel loben! Das klingt sehr danach, dass er ein sehr geringes Selbstwertgefühl hat. Viel loben, ruhig auch vor allen anderen und Fehler herunterspielen.
    Setzt du manchmal Evaluationsbögen ein? Ich denke, dass er sich selbst wesentlich negativer sieht, als ihr alle!

  • Zitat

    Original von Dejana
    Das Problem ist, dass er sich furchtbar unter Druck setzt. ... Sein Benehmen
    ist vorbildlich und er arbeitet wirklich sehr hart im Unterricht. ... Hat
    irgendwer ne Idee wie ich ihn unterstuetzen kann?


    In einem ähnlichen Fall kam eine Schülerin von sich aus auf die Idee:
    "Ich möchte lernen, Fehler zu machen!"
    Meine Frage war gewesen:
    "Was möchtest du lernen?"


    Zwischen meiner Frage und ihrer Antwort lagen einige Tage des Nachdenkens.


    Monika :)

    Die Disziplin des Lernens unterscheidet sich von der Disziplin der Schule.

  • Danke fuer die Antworten.
    Sowas wie die Entspannungstechniken hatte ich vorgeschlagen, allerdings hat sich seine Mutter jetzt in den Kopf gesetzt, dass es ja alles an mir liegt. Naja gut, wir hatten dieses Thema ja schon frueher im Schuljahr. (Wir haben in einigen Dingen unterschiedliche Meinungen...) :rolleyes:


    Sie hat mich heute morgen nochmal angerufen und mir gesagt, dass ihr Sohn ja solchen Bammel hat, weil ich ihn ja nach dem Unterricht zurueck behalte. Das hab ich diese Woche zweimal gemacht. Einmal, weil ich ihm gesagt habe, dass ich ihn aus Reli raushole damit er sein Englisch nachholen kann (damit er es nicht in der Pause machen muss, denn sie haben sich eh nur nen Film angeschaut) - hat ganze 10 Sekunden gedauert...und das zweite Mal, weil er nach der Pause nicht zurueck in die Klasse kam und mich nicht informiert hatte, dass er ne Doppelstunde mit seinem Musiklehrer hatte. Konnte ich nicht wissen, hatte nur ploetzlich ein Kind weniger in der Klasse und keinen Schimmer, wo's hingekommen war. 8o
    Ausserdem wuerde er sich ja Sorgen machen, wenn er seine Hausaufgaben einreicht, weil er nicht will, dass ich mit ihm darueber rede. Aehm...eigentlich geb ich Hausis einfach korrigiert und mit Kommentar unten drunter zurueck. Ich hab mich bisher gar nicht mit ihm ueber seine Hausaufgaben unterhalten, ausser, wenn seine Mutter sagte, dass er sie nicht machen konnte oder halt wie gestern in Traenen ausgebrochen sei. Von mir aus haette ich ihn darauf gar nicht angesprochen. Ich hab mich allerdings schon mehrmals mit anderen Schuelern in der Pause hingesetzt und ihnen bei den Aufgaben geholfen. Das ist also nicht unbedingt irgendwie besonders oder furchtbar nervenaufreibend.


    Sonst, wenn ich mit ihm rede, ist's eigentlich nur um ihn zu loben und er scheint da auch keineswegs gestresst oder veraengstigt. Er macht Witze und erzaehlt mir was er so am WE gemacht hat oder wie das letzte Spiel lief. Aber na gut, ich muss es ja sein...
    Erklaert jetzt nicht ganz, warum er dann auch beim Rugby anfaengt zu heulen,...aber was soll's. Die Dame arbeitet schliesslich fuer's Jugendamt und ich hab noch keine eigenen Kinder. :rolleyes:
    Werd ich mich halt erstmal sehr zurueck halten. Dabei hat er dieses Jahr wirklich gute Fortschritte gemacht. Naja, wir werden sehen, ob's auch ohne mich geht. Wenn seine Mama das so will...

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