Lehrerverhalten bei Respektlosigkeit

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    Tja, und wo ich schon dabei bin, ich habe leider auch Probleme mit meiner 8. Klasse (Deutsch). Meine Seminarlehrerin (zugleich meine Betreuungslehrerin) hat leider permanent meine Autorität in der Klasse untergraben - sie hat meine Anweisungen an die Klasse rückgängig gemacht (z.B. wenn ich einen Schüler umgesetzt habe), mich vor der Klasse bloßgestellt, während der Stunde reingerufen und sogar einmal meinen Unterricht direkt übernommen, während ich vorne blöd rumstand - obwohl ich der Klasse nichts anderes erzählt hätte, als sie. Kurz und gut: Sie hat der Klasse deutlich gemacht, dass ich nur eine Referendarin bin und sie noch immer die wahre Chefin ist.


    Das würde ich mir ganz klar verbitten!!! Ihre Aufgabe ist, im Unterricht zu hospitieren und mit dir Verbesserungsmöglichkeiten zu besprechen und nicht deinen Unterricht zu übernehmen! Eine Ausnahme würde ich gelten lassen, wenn Leben und Gesundheit von Schülern in Gefahr geraten (bei Experimenten, in Laboren o.ä.).


    Für die anderen Probleme wprde ich den Rat der erfahrenen Kollegen suchen. Dort habe ich bisher immer die besten Tipps bekommen.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Meiner Freundin (ebenfalls Referendarin, sehr engagiert und resolut, trotzdem hat sie mit Disziplinschwierigkeiten zu kämpfen) ist es gestern passiert, dass ein Schüler sie an der Schulter angetupft hat und sich danach versteckt hat. Natürlich konnte sie den entsprechenden Schüler ausmachen (er gehörte nicht einmal zu einer ihrer Klassen). Sie hat dem Schüler hinterher geschaut und gefragt, was das solle, woraufhin dieser gemeint hat, jemand anderes hätte sie angetupft. Ansonsten hat meine Freundin nicht weiter reagiert.
    Im Grunde handelt es sich hierbei doch um respektloses Verhalten? Wie sollte man darauf reagieren?

    Quark. Das war ein Spaß. Je nachdem, wie Ihre Bekannte den Schüler angesprochen hat, konnte er den Spaß nicht mehr als Spaß deklarieren.


    Die Schüler klatschten, machten eine Laola-Welle und nannten sie Winki (da sie Winkler heißt).

    Klingt irgendwie auch nicht schlimm. Die Namensverballhornung ist womöglich etwas über der Linie, kann aber eben so gut als Sympathiebekundung gemeint gewesen sein.


    Wenn nach so einer Nummer wieder Ruhe einkehrt, würde ich es ignorieren. Eine angemessene Ansage könnte sein: "Wenn ihr nicht ruhig seid, hole ich einen strengen Kollegen."


    Nacharbeiten, wenn tatsächlich Unterrichtszeit versabotiert wurde, ist im Prinzip OK. Auch OK ist es, das _vorher_ anzudrohen. Man sollte aber Obacht geben, dass man nicht zu viel formale Autorität einsetzen muss. Das wird dann leicht mal als Mangel an natürlicher Autorität empfunden.


    ich habe heute zwei Zusatzaufgaben vergeben und die betroffenen Schüler sind natürlich sauer, dass sie die Arbeit machen müssen, obwohl locker 10 Schüler unruhig waren (aber die beiden sind mir halt besonders aufgefallen) :( Kann mir dazu jemand etwas raten?

    Wozu sollten die Aufgaben, als Strafe? Dann sollten Sie als Strafe erkennbar sein und deutlich vom Unterrichtsgeschehen getrennt sein. Haben die Schüler womöglich durch ihre Unaufmerksamkeit etwas verpasst? Dann sollen sie nacharbeiten, klar. Dann muss aber die Aufgabenstellung entsprechend formuliert werden.


    Ansonsten gilt, dass Strafen ja nicht unbedingt Spaß machen sollen. Wenn die Delinquenten vergrätzt sind, haben Sie getroffen. So weit, so gut. Wenn Sie Maß gehalten haben, ist alles in Ordnung. Sie müssen jetzt nur auch konsequent sein, und für die Durchsetzung der Anordnung sorgen. D.h., sie müssen sich etwas einfallen lassen, wenn die beiden die Aufgaben nicht erledigen.


    Viel Spaß.


    L. A

  • Zitat

    Eine angemessene Ansage könnte sein: "Wenn ihr nicht ruhig seid, hole ich einen strengen Kollegen."

    Also das halte ich für total verfehlt. Das erweckt bei den Schülern sofort den Eindruck: aha - die Lehrkraft ist selbst nicht in der Lage, die Sache in den Griff zu bekommen. Allerdings möchte ich anmerken, dass die beschriebenen Schülerverhaltensweisen für mich eher unter die Rubrik "albern, aber noch kein Drama" fallen. Wie wäre es denn mit ein bisschen Humor bei Situationen wie dem Antippen? Das ist für mich keine massive Respektlosigkeit, solange es nicht weiter ausartet und kein Unterricht möglich ist, sondern eher ... kindisch. Man kann auch mal gemeinsam mit den Schülern lachen! Wenn man bei so etwas überreagiert, führt das dazu, dass die Schüler registrieren "Leicht hochzubringen" und das auch ausnutzen. Auch die Laola-Welle mit "Winki" ist für mich eher unter diese Rubrik einzuordnen, es sei denn, das passierte in beleidigendem Ton. Massive Disziplinprobleme liegen meiner Meinung nach dann vor, wenn die Schüler dauerhaft über Tische und Bänke gehen und kein geordneter Unterricht möglich ist oder Beleidigungen, erhebliche Grenzübertretungen auftreten. Hier wird, meinem Eindruck nach, eher versucht die Grenzen auszuloten. Der Satz " es macht ihnen großen Spaß, meine Freundin zu provozieren!" ist für mich ein sehr wichtiger. Die merken, dass deine Freundin unsicher und leicht zu provozieren ist, d.h. hier müsste man ansetzen. Ruhe bewahren, nicht gleich überreagieren, aber bestimmt auftreten und im Zweifelsfall auch deutlich Unmut äußern. Permanent Pubertierende mit erheblichen Maßnahmen (rauswerfen, Strafarbeiten, zweifelhafte Kollektivstrafen) zu bedenken, nutzt meist nur sehr wenig, das stumpft recht schnell ab. Im Notfall, wenn man noch Referendarin ist, sich Hilfe bei einer erfahrenen Kollegin / einem Kollegen holen, der einfach mal mitkommt und nachher Supervision betreibt. Außerdem gibt es pädagogische Konferenzen, wenn viele Kollegen in einer Klasse dasselbe Problem haben. Das sollte man nutzen.


    LG Eugenia

  • Solche Aktionen wie das Antippen oder die Laola-Welle wurde ich auch eher in die Rubrik "Witzig gemeint" einordnen. Diese Situationen nimmt man am besten mit Humor. Ein freundlicher Gruß an die "Antipper" oder ein "Danke, das wäre doch nicht nötig gewesen" im Laola-Fall zeigt, dass auch Lehrer Spaß verstehen, und nimmt ganz viel Dampf raus. Im übrigen funktionieren Provokationen nur, wenn man sich provozieren lässt... Allerdings konnte ich das während meines Referendariats an der Hauptschule auch nicht so locker sehen und habe mich leicht in meiner noch nicht vorhandenen Autorität angegriffen gefühlt. Inzwischen weiß ich, dass echte Autorität eher im souveränen, lockeren Umgang mit Schülern entsteht. Also nur Mut, Schule ist auch Spaß!

    Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. (Joachim Ringelnatz)

  • Also das halte ich für total verfehlt. Das erweckt bei den Schülern sofort den Eindruck: aha - die Lehrkraft ist selbst nicht in der Lage, die Sache in den Griff zu bekommen.

    Gähn. Wenn Sie nicht wissen, _wie_ man so etwas sagen muss, sollten Sie es vielleicht tatsächlich lieber lassen.


    L. A

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    Gähn. Wenn Sie nicht wissen, _wie_ man so etwas sagen muss, sollten Sie es vielleicht tatsächlich lieber lassen.

    Können Sie mir bitte einmal mitteilen, was Sie damit meinen? Abgesehen davon, dass ich diese Formulierung an sich schon bei Ihnen recht respektlos finde. Nebenbei halte ich es wirklich für nicht sinnvoll, zu verkünden, man holt einen strengen Kollegen, wenn die Kollegin selbst schon über Disziplinprobleme klagt. Offenbar hat sie ja den Eindruck, nicht als Autorität voll anerkannt zu werden. Auch bei humorvollem Ausdruck (falls Sie darauf verweisen) würde ich in dieser Situation nicht dazu raten, zu sagen: wenn ihr euch nicht benehmt, kommt Kollege XY. Das kann ganz leicht nach hinten losgehen. Allerhöchstens denkbar wäre für mich, nach Absprache mit der Schulleitung die Hauptstörer dorthin zu schicken.

  • Also ich hab da ein Augenzwinkern mitgelesen. Sprich: man droht "gleich hol ich meinen großen Bruder..ääh, strengen Kollegen" als Scherz.
    Oder Lehrkraft A ist eine gespaltene Persönlichkeit und holt die gleich hervor... das würde dann allerdings mit Sicherheit für Respekt (oder sowas ähnliches) sorgen. :D

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Nicht jeder Rat ist eben für den Einzelnen praktikabel, es hängt ja auch immer von der Persönlichkeit ab. Humor kann man nicht erzwingen, wenn man die Situation nicht lustig findet, am wichtigsten ist es immer noch authentisch zu sein, sonst macht man sich so oder so lächelich.


    Auf die Schulter tippen und Laola-Wellen sind nicht per se respektlos, können es aber sein, das kann im Grunde nur der Betroffene selbst beurteilen. Hier klingt es schon so, als hätten TE und Freundin Schwierigkeiten, sich Respekt zu verschaffen, zumal sich die betreuenden Lehrkräfte alles andere als kollegial verhalten. Ganz normale Schwierigkeiten, die den meisten begegnen, denn Schüler wissen schon genau, welche Stellung ein Referendar hat und wo seine wunden Stellen sind. Wenn dann ein "gestandener" Kollege noch in die gleiche Kerbe haut, ist es sehr schwer, sich Respekt zu verschaffen. Ich denke, vielen von uns ging es schon einmal so.


    Trost: Man lernt dazu, man formt sich. Das nützt dir nichts für den Moment, aber später wird es immer besser werden. Wichtig ist es vor allen Dingen, Prinzipien zu haben, die den Schülern vor Augen gehalten werden müssen. Konsequenz im Reagieren auf Grenzüberschreitungen. Mit der Praxis wird man ja auch immer sicherer im Auftreten.


    Ich an deiner Stelle würde mir Hilfe vom Klassenlehrer holen (oder ist das die Seminarleiterin?), dem ganz vertrauensvoll offenbaren, wie es dir geht und was du gerne ändern möchtest. Zeig dich engagiert, hol dir Kollegen ins Boot. Ich habe auch schon einmal mit meiner damals 9. Klasse über einen Referendar gesprochen, dessen Belastung erklärt und ganz klar gesagt, dass ich keine Beschwerden über Disziplinprobleme von dem hören möchte. Das hat sogar ein Stück was gebracht, denn mir wollten sie gefallen.

  • Zitat

    Wie sollte man also am Besten reagieren [im Fall von Respektlosigkeiten und ähnlichen Problemen]l?

    Auch wenn es kein Allheilmittel gibt, so kann man einige Strategien anwenden, die für einen selbst stressfrei sind - aber andererseits (evtl.) Wirkung zeigen.
    - Nicht direkt reagieren. Nach einer Provokation den entsprechenden Schüler auffordern, nach der Stunde zu bleiben. (Man selber hat so Zeit, sich zu überlegen, was man machen will; der Schüler (und alle anderen) haben bis zum Ende der Stunde Zeit, "Angst" zu haben.)
    - Bei einer größeren Gruppe: Sich das "schwächste" Glied (aber durchaus einen Schuldigen) "herauspicken". Jeweils einzeln / nacheinander "abarbeiten", nachdem Fakten geschaffen sind (und der Rückhalt für die "Starken" zusammengebrochen ist), bekommt man leichter auch auf die "schwierigen Fälle" Zugriff.
    - Eine (fast) schmerzlose "Strafe" für Schüler: Verfassen eines Textes (Briefes) durch den "Übertäter", in dem das Fehlverhalten kurz benannt wird, gesagt wird, was daran falsch war, und ein (positiver) Plan für die Zukunft. Dieser Text wird vom Schüler seinen Eltern zur Unterschrift vorgelegt (erspart einem selbst die Diskussion mit den Eltern: "Sowas macht mein Kind nicht").
    - Zeit lassen: Man muss nicht beim "Besinnungsprozess" der Schüler ständig dabei sein. Sind sie bei einem klärenden Gespräch noch nicht so weit, lässt man sie sitzen (& kommt nach 5, 10 Minuten wieder: "Hast du mir jetzt was zu sagen?" ... "Und?" ...). Bei so mancher Klärung redet der Lehrer sehr viel - und der Schüler "verkapselt" sich immer mehr. Gerade, wenn das Problem "geklärt" ist, könnte man einem Schüler (vielleicht unterstützt durch den Klassensprecher) einen Stapel Papier und einen Stift überreichen mit der Aufforderung sich zu überlegen, wie das Fehlverhalten wieder gutgemacht werden könnte. Dann verlässt man den Raum und kommt nach 15 Minuten wieder. Das führt durchaus zu Ergebnissen (die teils strenger sind als man es selbst gewesen wäre).
    - ... die Liste ließe sich sicher fortsetzen ... aber vieles ist sicher typ- und situationsabhängig...

  • [quote='Talina',index.php?page=Thread&postID=272059#post272059]Hallo!


    Das ist natürlich eine ungeheuerliche Schandtat: ein Schüler tupft den Lehrer auf die Schulter. Ich lege eins nach: Gestern bat mich eine - zugegeben immer am Rande des Nervenzusammenbruchs agierende - Kollegin um Hilfestellung, weil ein Schüler einen Ball im Gang auf den Boden gestolzt (sagt man es so???) hat, nachdem sie ihn aufgefordert hatte, mit dem Ball auf den Hof zu gehen. Ich werde den Schüler heute 1000 mal schreiben lassen: Ich darf nicht mit dem Ball spielen,... Hätte gerne mal im Seminar das Wort Respekt definiert, nehme aber an, dass es dort Wichtigeres z diskutieren gibt.

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    Konservatismus entsteht auf der Grundlage von Bequemlichkeiten. Maxim Gorki

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