Thema für den Elternabend?

  • Hallo zusammen,


    mein erster Beitrag und gleich mal eine "Anfängerfrage" - bin noch nicht so lange als Dame vor der Tafel in der Schule unterwegs :rolleyes:


    Bald steht mein zweiter Elternabend im 2. Schuljahr an und ich bin etwas unsicher, ob ich folgendes ansprechen soll:


    Einige, nicht alle Kinder, aber doch recht viele Kinder sind unheimlich frech zueinander, zu mir und meinen Kolleginnen. Da fallen manchmal Schimpfwörter, da bleibt mir oft die Spucke weg - und ich bin nicht gerade zart besaitet.
    Das Verhalten ist wirklich oft haarsträubend und von Seiten der Eltern (dieser Kinder) kommt wenig konstruktive Mithilfe, eher Gleichgültigkeit, bei manchen auch Hilflosigkeit.


    Zu diesem Verhalten kommt ein ziemlich schlechtes Arbeitsverhalten. Wenig Anstrengungsbereitschaft, viel Nörgelei, ständiges zur Toilette rennen, ständiges spielen wollen...von den Kindern, deren Eltern absolutes Engagement von ihren Schützlingen erwarten.


    Zuerst habe ich an mir und meinem Unterricht gezweifelt, aber da scheint so weit "alles in Ordnung" zu sein. Verbesserungen sind immer drin, aber Kolleginnen waren zum Hospitieren da, einige Förderschullehrer, eine Psychologin. Alle haben mir gutes Feedback gegeben und wirklich die Kinder als problematisch dargestellt.


    Meiner Meinung nach darf und sollte die Elternschaft über diese "Stimmung" oder Situation in der Klasse an einem Elternabend unterrichtet werden. Wäre ich Mutter, würde mich die Situation in der Klasse meines Kindes schließlich interessieren...


    Andererseits betrifft es eben nicht alle Kinder/Eltern und meist ja auch nicht die, die zum Elternabend kommen.
    Aber es betrifft alle Kinder, weil alle Kinder dieses Verhalten in der Klasse mitbekommen und einige SchülerInnen wirklich auch darunter leiden.


    Was meint ihr?


    Natürlich überlege ich auch, falls ich das Thema ansprechen sollte, wie ich das anstelle...


    LG Frida

  • Hallo,


    Die Frage ist, was erwartest du, was die Eltern dazu sagen bzw. dagegen tun sollen? Einige fühlen sich bestimmt auch angegriffen und werden auf dir herumhacken.


    Mein Tipp: schon allgemein sagen, dass es momentan in der Klasse so ist, dass die Stimmung oft nicht so gut ist, weil einige Kinder stören.... Aber auch erwähnen, dass du mit ensprechenden Kindern und Familien im Gespräch bist und sich hoffentlich daran etwas ändern wird.


    Ich würde dann konsequent Gespräche mit dem Kind suchen und mit den Eltern jedes einzelnen Störenfriedes. Ich würde ganz individuell mit den Eltern erläutern, wie ihr Kind stört, was es macht etc. Ich würde sagen, was du in der Schule dagegen tust, was die Eltern tun sollen. Vielleicht haben sie eigene Ideen, woran es liegt, was sie tun können... Ich finde das ist ein sehr individuelles Thema und würde - auch wenn es viel Arbeit ist - viele Einzelgespräche führen. (Nicht vergessen: Alle Beschlüsse, Gesprächsinhalte, MAßnahmen schriftlich festhalten, damit du auf der sicheren Seite bist).


    Alema

  • Hallo Frida,


    den Zwiespalt kenne ich: spricht man es an oder nicht? Es trifft ja nicht alle Kinder... Aber die Eltern sollen ja auch Bescheid wissen...


    Ich hatte eine solche Situation auch erst vor nicht allzu langer Zeit und habe mich für das Ansprechen entschieden und es ist wirklich gut gelaufen.
    Mein Vorgehen war ungefähr so:
    - Erklären der aktuellen Situation in der Klasse mit konkreten Beispielen (Namen fallen weg) - allgemeine Unzufriedenheit bei mir, den Kollegen und den Kindern aufzeigen
    - Herausstellen, dass es nicht die ganze Klasse trifft (ungefähre Anzahl der Kinder angeben)
    - Darlegen meiner bis jetzt durchgeführten Maßnahmen (Gespräch mit der Klasse, Klassenvertrag mit Konsequenzen, falls dieser eben nicht eingehalten wird)
    - Darlegen meiner zukünftigen Maßnahmen (einzelne Elterngespräche, Konsequenzen aus Klassenvertrag durchziehen)


    Bei mir entstand eine recht konstruktive Diskussion, in der Eltern auch Fragen und Anregungen angeführt haben. So haben sich mehrere Eltern dafür ausgesprochen, dass die auffälligen Kinder z.B. eine Notiz im Hausaufgabenheft bekommen, so dass die Eltern daheim Bescheid wissen. Das war in meinem Fall anfangs fast nicht möglich, aber ich habe dann auf die Idee des "Zeitfressers" vom zaubereinmaleins zurückgegriffen. So bekommen die Kinder nun einen vorgefertigten Zettel mit, auf dem ich nur noch ankreuzen oder Kleinigkeiten eintragen muss. Das Kind muss diesen Zettel daheim vorzeigen, unterschreiben lassen und mir am nächsten Tag vor dem Unterricht erzählen, was mit Mama und/oder Papa dazu besprochen wurde.
    Bei vielen Kindern hilft dieses Vorgehen. Einige sind einfach resistent gegen alles - und da schließe ich die Eltern nicht aus.


    Vielleicht ist dir meine Vorgehensweise eine Hilfe. Ich drücke dir die Daumen! :)

  • Meiner Meinung nach ist sowas auf jeden Fall Thema für einen Elternabend!


    Bei uns gibt es immer den Tagesordnungspunkt "Situation der Klasse". Da werden genau solche Probleme angesprochen. Natürlich nur anonymisiert ("Einige Schüler haben..."), und mit dem Zusatz, dass man mit den betreffenden Schülern daran arbeitet.


    Ich habe noch nie erlebt, dass dann auf mir "rumgehackt" wurde - die wenigsten Eltern möchten sich dann outen, dass ihr Liebling sowas veranstaltet. Manche Eltern wissen nicht einmal, was ihr Kind in der Schule so treibt. Allerdings wurde es von der Elternschaft meist sehr positiv aufgenommen, dass mir als Lehrer solche Dinge auffallen und nicht toleriert werden. Denn die Kinder erzählen ja daheim, was los ist, und die Eltern der "nicht-störenden Kinder" finden es sehr beruhigend, dass dieser Zustand geändert werden soll.


    Außerdem hast du dann eine gute Basis für weitere, individuelle Elterngespräche. "Wie ich am Elternabend bereits dargelegt habe..."


    LG

  • Hallo,


    sicherlich kommt die Reaktion auf die Elternschaft an, die man vor sich sitzen hat.


    Ich habe sowohl bei mir als auch bei einer Kollegin schon einmal erlebt, dass die Eltern sehr ausfällig und wenig konstruktiv gewesen sind. Oft sind das dann nur 1 oder 2 Eltern, die aber dann richtig Rabatz machen und die anderen versuchen mitzuziehen.


    Ich würde deshalb zwar definitiv von der Situation berichten, detaillierteres aber in Gesprächen mit den betroffenen Eltern klären, die das auch betrifft.


    Lg Alema

  • In der Regel ist es bei mir so, dass die Eltern derjenigen Kinder, die sich derart beschimpfen, den Unterricht lahm legen usw., gar nicht zum Elternabend in die Schule kommen. Somit ist es gar nicht mein Anliegen auf dem Elternabend mit den Eltern, die nicht betroffen sind, zu diskutieren und mir von ihnen Vorschläge machen zu lassen. Für mich ist das lediglich eine Info unter dem Punkt "Allgemeine Situation der Klasse". Informationen über konkrete "Ausschreitungen" des eigenen Kindes bekommen die betroffenen Eltern von mir immer über das Merkheft.

  • Vielleicht solltest du dich vorab mit dem Klassenpflegschaftsvorsitzenden abstimmen. Er erstellt die Tagesordnung, lädt zu den Sitzungen der Klassenpflegschaft ein und leitet diese. Möglicherweise wurde er schon von Eltern angesprochen, und ihr könnt ein gemeinsames Vorgehen besprechen.

  • Ihr Lieben,


    ich habe mich getraut und das Thema beim Elternabend angesprochen.
    Eure Beiträge haben mir dabei ziemlich gut geholfen.


    Ich habe erstmal erklärt, wie die Situation momentan aussieht, welche Störungen kommen, wer mit dieser Atmosphäre alles unzufrieden ist.
    Klargestellt habe ich, dass sich nicht alle Kinder so verhalten, aber alle davon betroffen sind, da alle Kinder dieses Verhalten erleben.
    Die meisten (nicht betroffenen) Eltern waren erstaunt, dass meine bisherigen Maßnahmen leider nicht fruchten und zeigten Verständnis, dass weitere, andere Maßnahmen erfolgen müssen.
    Sie waren voll auf meiner Seite, fanden es gut, dass ich es angesprochen habe - auch wenn, wie vermutet, die meisten betroffenen Eltern gar nicht da waren.


    Also, habt lieben Dank für eure Mithilfe und Tipps!


    LG Frida

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