Ist das Sitzenbleiben pädagogischer Unsinn?

  • Ich habe auch schon Schüler die Klasse wiederholen lassen.
    In der Regel war der Grund extrem mangelhafte Deutschkenntnisse. Diese Schüler kamen aus bildungsfernem Elternhaus mit Migrationsgeschichte und sprachen zu Hause kein Deutsch, sondern lernten es erst in der Schule.
    Sie bekamen dann immerhin noch ein zusätzliches Jahr Deutschtraining, bevor es dann auf die weiterführende Schule ging.


    Ich habe aber auch schon Schüler die Klasse nicht wiederholen lassen.
    Da waren die schlechten Noten zum Beispiel durch eine starke LR Schwäche begründet, die auch bei Wiederholung nicht besser geworden wäre. Oder das Kind war eh schon zu alt für die Klasse. So habe ich jetzt ein Kind in meiner vierten Klasse, die mit dem Mathebuch der zweiten und jetzt dritten Klasse arbeitet. Sie ist aber bereits zwei Jahre älter als die anderen Viertklässler.


    Ich sehe es so, dass man das individuell für jedes Kind entscheiden muss. Dass man da mit Eltern und allen Lehrern, die in der Klasse unterrichten, zusammen arbeiten muss.
    Aber pauschal zu sagen, dass Sitzenbleiben ein pädagogischer Unsinn ist, ist nicht korrekt.
    Für manche Kinder ist es ein Segen.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

    • Offizieller Beitrag

    Bei Kindern und jüngeren Jugendlichen bin ich da sehr unentschieden. Ich denke, wie bereits von einigen hier erwähnt, dass da Vor- und Nachteile individuell abgewogen werden müssen. Ich denke aber, man sollte die Wiederholung der Klasse nicht komplett ausschließen.
    Bei uns in der Abendrealschule bin ich allerdings sehr für das Sitzenbleiben (wir haben in jedem Semester Versetzungskonferenzen), da hier die Nichtversetzung doch zu über 60% auf hohen Fehlzeiten beruhen.

  • Zitat kleiner gruener frosch :

    Zitat

    Du hast im ernst "seriöse Studie" und "Bertelsmann" in einem Satz erwähnt.

    Ich wundere mich auch schon die ganze Zeit, dass Bertelsmann hier nicht viel kritischer gesehen wird. Ich persönlich mag Bertelsmann nicht.


    http://www.bertelsmannkritik.de/index.htm


    Auch sonst stimme ich Deinen Ansichten zu, geehrter kleiner gruener frosch !8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Ich sehe es im Grunde wie kleiner gruener Frosch. Man sollte immer das Kind im Ganzen betrachten. Manchen tut es gut aus einer Situation herausgenommen zu werden und neu beginnen zu können - sei es einen Jahrgang tiefer oder auf einer "niedrigeren" Schulart. Für manche ist es auch sinnvoll so ihre Wissenslücken zu schließen. Anderen Kindern tut es hingegen gar nicht gut zu wiederholen, da sollte mehr individuell gefördert werden.
    Und ich finde auch, dass die Drohung des Sitzenbleibens für manche Schüler ganz gut ist, damit sie sich etwas auf ihren Hosenboden setzen (gilt für die Sekundarstufe!)

  • Ich sehe es im Grunde wie kleiner gruener Frosch. Man sollte immer das Kind im Ganzen betrachten. Manchen tut es gut aus einer Situation herausgenommen zu werden und neu beginnen zu können - sei es einen Jahrgang tiefer oder auf einer "niedrigeren" Schulart. Für manche ist es auch sinnvoll so ihre Wissenslücken zu schließen. Anderen Kindern tut es hingegen gar nicht gut zu wiederholen, da sollte mehr individuell gefördert werden.

    Denke ich auch. Manchmal sind Kinder auch einfach zu früh eingechult worden und noch so verspielt, dass sie das eine Jahr gut noch mal gebrauchen könnten. Manchmal macht es sicherlich auch keinen Sinn. Das sollte von Kind zu Kind entschieden werden können - auch in Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Eltern. (Bei uns ist das nicht mehr möglich - es darf nur noch in ganz großen Ausnahmefällen wiederholt werden...)

    • Offizieller Beitrag

    Damit könnte man jetzt übrigens einen Bogen zum Inklusions-Thread schlagen, bzw. zu jedem beliebigen Thread hier im Forum.
    In der Schule gibt es kein "schwarz-weiß", kein "ja-nein", keine feste Vorgabe "Sitzenbleiben erlaubt - Sitzenbleiben verboten", kein "Alle Förderkinder in die Regelschule - keine Förderkinder in die Regelschule" kein "Vanilleeis- Schokoladeneis".
    Man muss in jeder Situation mit Fingerspitzengefühl überlegen, was für das Kind in der jeweiligen Situation jeweils am besten ist.
    (Ich weiß, das ist jetzt ein "Totschlagargument" gegen jede prinzipielle Diskussion zur pädagogischen Ausrichtung. ;) Musste ich aber mal loswerden.)


    kl. gr. Frosch

  • ch weiß, das ist jetzt ein "Totschlagargument" gegen jede prinzipielle Diskussion zur pädagogischen Ausrichtung.

    Nein, das ist das ein ganz wichtiges Argument _für_ eine Diskussion. Mit Argumenten und Abwägungen und dem ganzen Programm. Mit verwendbaren Ergebnissen.


    Das Abspulen von übervereinfachten Sichtweisen ist hingegen keine Diskussion sondern ebeb nur das Abspulen von übervereinfachten Sichtweisen.


    L. A

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