Notenbewertung nach individuellen Voraussetzungen oder der gleiche Maßstab für alle?

  • Finde das auch völlig normal. Schüler, die in ihrer Freizeit englische Bücher lesen, haben auch oft bessere Noten in Englisch als andere, Schüler, die viel Sport machen, erhalten gute Noten in Sport. Ich kann aber aus meinen Klassen sagen, dass hier nicht die Vereinsporter immer die guten Noten haben, denn meine Fußballjungs sind nicht automatisch auch gut, wenn es ums Turnen oder Badmintonspielen geht. Das von Bolzbold beschriebene Problem entsteht allerdings, wenn Sportlehrer fast ausschließlich ihre Lieblingsdisziplinen unterrichten. So kenne ich das von früher, von meinen Kollegen kan ich aber nicht behaupten, dass sie das heute noch tun würden.

  • Nun ja, Leichtathletik und sonstige sportliche Tests, die primär auf der Physis des jeweiligen Schülers basieren, haben etwas darwinistisches in meinen Augen.




    Irgendwoher muss doch die Erfahrung kommen, dass die Sportskanonen immer die eins hatten und die "Nichtsportler" allenfalls eine drei.

    Ich hatte auch immer den Eindruck, dass die besonders intelligenten Schüler (bei uns nennt man sie Käpsele) immer die waren, die in Mathematik eine eins hatten und die eher einfältigen allenfalls eine drei.
    Sind halt eben Tests die primär auf der Denkfähigkeit des jeweiligen Schülers basieren und das ist ja nun auch darwinistisch. (Der gilt ja nicht nur um physische Attribute, wobei Intellekt schon auch eine körperliche Voraussetzung ist so man anerkennt, dass "der Geist im Gehirn wohnt")

  • Ich erinnere mich, dass ich in der Sek I alles Einser hatte, bis auf Turnen, da hatte ich eine Drei.
    Das lag vor allem daran weil ich beim Cooperlauf eine Fünf bekommen hatte.


    Seit wann zählt Laufen/Leichtathletik zum Turnen?

  • Vielleicht gehört Josh auch noch zu denen, bei denen die körperliche Betätigung im Stundenplan früher mit ""Tu" für "Turnunterricht" abgekürzt wurde? ;)

  • Ach, ist das so verpöhnt hier? Ich bin aus Österreich, vielleicht gibt es da Unterschiede.


    Ich habe mich aber nie über den Lehrplan dieses Faches informiert.

  • Nö, ich hatte früher auch immer Turnunterricht. Allerdings nur in der Grundschule. Und dazu trug ich meine Turnsachen und meine Turnschuhe, die dann verschwitzt in meinem Turnbeutel landeten ;)


    Aber psst, ich will ja den Beitrag nicht mit nebensächlichen Kommentaren verunglimpfen! :X:

  • Ach, ist das so verpöhnt hier? Ich bin aus Österreich, vielleicht gibt es da Unterschiede.


    Ich habe mich aber nie über den Lehrplan dieses Faches informiert.


    Es geht hier nicht um den "Lehrplan", sondern darum dass Turnen (= Geräteturnen und Bodenturnen) nur ein Teilbereich des Sportunterrichts (bzw. hier in BW Fächerverbund "Bewegung, Spiel und Sport) ist.

  • Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung, vielen Dank für die Aufklärung! ;)
    Ein gutes Beispiel dafür, dass Fachwissenschaften und der alltägliche Sprachgebrauch nicht immer harmonieren müssen. (oder war mein Beitrag derart unverständlich?) :whistling:


    Bei uns ist/war es eben der Turnunterricht, der Turnsaal, der Turnlehrer, die Turnbefreiung...

  • Zum Sportunterricht: Was macht ihr Sportlehrer eigentlich dann mit einem gehandicapten Schüler, wenn ihr nur nach Tabellen geht. Der Gehbehinderte weiß schon vor dem Start, dass er eine 6 in fast allen Sportarten erhält und wenn er einen netten Lehrer hat, für seine Anstrengungen eine 5 erhält. Oder sollte er sich schnellstmöglichst vom Sport befreien lassen, obwohl auch ihm die sportliche Betätigung gut tut und das Fach für die soziale Integration des Gehandicapten und die soziale Kompetenz der Mitschüler wichtig wäre.


    Die Ausgangssituation des Schülers MUSS also eine Rolle spielen!


    Auch bei Deutschaufsätzen habe ich schon erlebt, dass Schüler schon vor Beginn sagten, es ist egal, was ich schreibe, ich hatte in Deutsch schon immer eine 5 (meist wegen gravierender sprachlicher Schwächen) Da muss oft viel Kraft investiert werden, dass der Schüler überhaupt motiviert inhaltliche Überlegungen aufschreibt. Die Schüler sind teilweise regelrecht traumatisiert. Und da ist es meiner Meinung nach auch wichtig, dass man den sprachlichen Aspekt beiseite schiebt und einen Aufsatz nur nach inhaltlichen Gesichtspunkten bewertet, um dem Schüler fürs Fach wieder Mut zu machen und dann Zug um Zug die sprachlichen Defizite aufzuarbeiten.

  • Die Ausgangssituation des Schülers MUSS also eine Rolle spielen!


    Auch bei Deutschaufsätzen habe ich schon erlebt, dass Schüler schon vor Beginn sagten, es ist egal, was ich schreibe, ich hatte in Deutsch schon immer eine 5 (meist wegen gravierender sprachlicher Schwächen) Da muss oft viel Kraft investiert werden, dass der Schüler überhaupt motiviert inhaltliche Überlegungen aufschreibt. Die Schüler sind teilweise regelrecht traumatisiert. Und da ist es meiner Meinung nach auch wichtig, dass man den sprachlichen Aspekt beiseite schiebt und einen Aufsatz nur nach inhaltlichen Gesichtspunkten bewertet, um dem Schüler fürs Fach wieder Mut zu machen und dann Zug um Zug die sprachlichen Defizite aufzuarbeiten.

    Kann man so pauschal allerdings auch nicht sagen. Seit LRS eine Modeerscheinung ist, ruhen sich viele Kinder (bestärkt durch ihre Eltern) auch darauf aus, dass eben nur der Inhalt bewertet wird.
    Ergänzend: Man muss also im Einzelfall entscheiden, ob man die Ausgangssituation berücksichtigt oder die gleichen Kriterien anwendet.

  • Zum Sportunterricht: Was macht ihr Sportlehrer eigentlich dann mit einem gehandicapten Schüler, wenn ihr nur nach Tabellen geht. Der Gehbehinderte weiß schon vor dem Start, dass er eine 6 in fast allen Sportarten erhält und wenn er einen netten Lehrer hat, für seine Anstrengungen eine 5 erhält. Oder sollte er sich schnellstmöglichst vom Sport befreien lassen, obwohl auch ihm die sportliche Betätigung gut tut und das Fach für die soziale Integration des Gehandicapten und die soziale Kompetenz der Mitschüler wichtig wäre.


    Das ließe sich leicht anders lösen: Sportnote aussetzen!


    Auch bei Deutschaufsätzen habe ich schon erlebt, dass Schüler schon vor Beginn sagten, es ist egal, was ich schreibe, ich hatte in Deutsch schon immer eine 5 (meist wegen gravierender sprachlicher Schwächen) Da muss oft viel Kraft investiert werden, dass der Schüler überhaupt motiviert inhaltliche Überlegungen aufschreibt. Die Schüler sind teilweise regelrecht traumatisiert. Und da ist es meiner Meinung nach auch wichtig, dass man den sprachlichen Aspekt beiseite schiebt und einen Aufsatz nur nach inhaltlichen Gesichtspunkten bewertet, um dem Schüler fürs Fach wieder Mut zu machen und dann Zug um Zug die sprachlichen Defizite aufzuarbeiten.


    Finde ich äußerst problematisch. Wenn unsere Abgänger sich auf eine Stelle bewerben, für die eine gute Deutschnote eine Rolle spielt, dann sollte diese auch eine gewisse Ausdruckskraft haben. Eine zukünftige Sekretärin (Assistentin der Geschäftsleitung) beispielsweise sollte halt neben inhaltlichen Gesichtspunkten auch Orthografie und Grammatik der Sprache beherrschen.

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

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