Stressfaktoren am Gymnasium vs. Berufsschule

  • Ich unterrichte nun schon 4 Jahre an einem allgemeinbildenden Gymnasium in Baden-Württemberg. Derzeit spiele ich mit dem Gedanken an eine Berufsschule zu wechseln. Ausschlaggebend ist für mich vor allem der Stressfaktor Eltern. An unserer Schule haben wir viele Eltern, die sich quasi als Anwälte ihrer Kinder aufspielen und einem echt den Spaß an der Arbeit nehmen können. Unsere Schulleitung sieht Schule als Dienstleister und gibt einem daher auch wenig Rückendeckung.
    Da ich mit dem FAch Informatik in Baden-Württemberg sowieso an einem allgemeinbildenden Gymnasium eher ein stiefmütterliches Fach unterrichtet, spiele ich momentan mit dem Gedanken, an eine kaufmännische Berufsschule mit einem integrierten Wirtschaftsgymnasium zu wechseln. Zusätzlich werden dort auch IT-Ausbildungsberufe und Berufskollegs unterrichtet.
    Mich würde nun interessieren, welche Stressfaktoren ihr (mit Berufsschulerfahrung) an eurer Schulform nennen könnt.
    Über Beiträge wäre ich sehr dankbar.

  • Ich spiele momentan mit dem Gedanken, an eine kaufmännische Berufsschule mit einem integrierten Wirtschaftsgymnasium zu wechseln.

    Zunächst solltest du dich etwas näher mit dem Aufbau des beruflichen Schulwesens in Baden-Württemberg befassen:


    http://www.kultusportal-bw.de/…6/index.html?ROOT=1146607


    Kaufmännische Berufsschulen mit integriertem Wirtschaftsgymnasium gibt es nicht, und warum willst du dich auf den kaufmännischen Bereich beschränken, wo es doch beispielsweise auch im gewerblichen Bereich für deine Fächerkombination gute Einsatzmöglichkeiten gibt?


    Mit Eltern wirst du nur wenig Kontakt haben. Inwieweit du mit Disziplinproblemen zu tun haben wirst, hängt von deiner Lehrerpersönlichkeit und der Schulart ab, in der du eingesetzt wirst. Da gibt es schon erhebliche Unterschiede zwischen BVJ und Fachschule, aber auch zwischen den Unterrichtsfächern. Ein Bekannter unterrichtet angehende Elekroniker an einer gewerblichen Schule und ist mit mehreren Stunden an eine Jugendjustizvollzugsanstalt abgeordnet. Nirgendwo hat er Disziplinprobleme. ('Wer nicht spurt, fliegt raus!' gibt es dort also nicht. :D ) Ganz andere Erfahrungen hat sein Kollege in Malerklassen.


    Warst du schon einmal auf dem Pausenhof eines beruflichen Schulzentrums? Auch das kann zur Entscheidungsfindung beitragen.

  • Zitat von »pman120«
    Ich spiele momentan mit dem Gedanken, an eine kaufmännische Berufsschule mit einem integrierten Wirtschaftsgymnasium zu wechseln.
    Zunächst solltest du dich etwas näher mit dem Aufbau des beruflichen Schulwesens in Baden-Württemberg befassen:



    Kaufmännische Berufsschulen mit integriertem Wirtschaftsgymnasium gibt es nicht, und warum willst du dich auf den kaufmännischen Bereich beschränken, wo es doch beispielsweise auch im gewerblichen Bereich für deine Fächerkombination gute Einsatzmöglichkeiten gibt?


    Doch, z.B. hier:
    http://www.rfs.lb.bw.schule.de/index.php?id=126

  • Schularten der Robert-Franck-Schule


    Berufsfachschule für Wirtschaft (Wirtschaftsschule)


    Kaufmännische Berufsschule
    - Kaufleute für Bürokommunikation
    - Bürokaufleute
    - Kaufleute für Speditions- und Logistikdienstleistungen


    Wirtschaftsgymnasium

    d. h. an dieser Schule gibt es drei unterschiedliche Schularten:


    eine Berufsfachschule (berufsvorbereitende Vollzeitschule)
    eine Berufsschule (ausbildungsbegleitende Teilzeitschule) für drei Ausbildungsberufe
    ein Wirtschaftsgymnasium (vermutlich dreijährige Vollzeitschule)


    Der TS strebt jedoch eine Tätigkeit an einer Berufsschule an, in die ein Wirtschaftsgymnasium integriert ist. Das gibt es aber nicht. Beides sind selbstständige Schularten im Rahmen des beruflichen Schulwesens, die oftmals in einer beruflichen Schule zusammengefasst sind.


    Der Vesuv ist ein Vulkan, aber nicht jeder Vulkan ist ein Vesuv. Eine Berufsschule ist eine berufliche Schule, aber nicht jede berufliche Schule ist eine Berufsschule. :)


    Deshalb der Link zum Kultusportal Baden-Württemberg.


    Laut deinem Profil unterrichtest du an einer beruflichen Schule, an der es lediglich eine Berufsschule gibt. Das ist in Baden-Württemberg allerdings nicht die Regel, sondern meist sind dies mehrere berufliche Schularten unter einem Dach.

  • @ Jorge:


    Bei uns gibt es auch mehrere Schularten. Ich zähle diese aber trotzdem, auch wenn's formal falsch ist, zu den Berufsschulen bzw. zu den beruflichen Schulen. Und ich unterrichte auch an der Meisterschule, also an einer Fachschule. Im Berufskolleg war ich auch schon eingesetzt. Einen Großteil meiner Stunden bin ich auch in der Berufsfachschule. Als Berufsbezeichnung gebe ich aber trotzdem Berufsschullehrerin an.
    Ich denke, dass dies auch der Threaderöffner so gemeint hat.


    Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen:
    Mit Eltern hat man recht wenig zu tun. Ich weiß aber, dass es am Wirtschaftsgymnasium auch mal mit Eltern bzw. mit den erwachsenen Schülern zu Punktgefeilsche kommen kann. Da wird dann auch 'mal, wenn's um Unterbelegung geht, mit dem Rechtsanwalt gedroht. Hatten wir aber in der Berufsfachschule auch schon. Und mehr als ein Schreiben vom Anwalt kam dann letztendlich doch nicht.


    So, genug Haare gespaltet. Jetzt geht's in den Biergarten. :D


    Viele Grüße
    Super-Lion

  • Ich zähle diese aber trotzdem, auch wenn's formal falsch ist, zu den Berufsschulen.

    Das nehme ich mal so zur Kenntnis. Dennoch kann ich mir kaum vorstellen, dass ein Meisterschüler oder ein Schüler des Technischen Gymnasiums sagt, es gehe auf eine Berufsschule.


    Was manche als Haarspalterei ansehen, kann im Einzelfall recht teuer werden: Ein Schulleiter hatte neue Hochglanz-Broschüren drucken lassen und seine Schule darin als 'staatliche Schule' bezeichnet. Die Stadt als sachliche Schulträgerin protestierte und verlangte mit Erfolg die Änderung in 'öffentliche Schule'. Da half auch nicht der Einwand des Schulleiters, er habe damit lediglich ausdrücken wollen, es handele sich nicht um eine Privatschule, und so werde es von den Lesern sicher auch verstanden. Alles musste eingestampft und korrekt neu gedruckt werden. Es war eben trotz der Meinung des Schulleiters definitiv falsch. Schließlich hat eine Kuh selbst dann nur vier Beine, wenn man auch den Kuhschwanz Bein nennt, und nicht fünf. Deshalb bevorzuge ich die jeweils korrekten Bezeichnungen.

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