freiwilliger Zusatzunterricht

    • Offizieller Beitrag

    Nach dem Wechsel von unterschiedlichen Schulen kann ich sagen: jede Schule macht es wirklich, wie sie es will / kann .


    An einigen Schulen gibt es kein Geld für AGs, außer für Musical und Chor, weil sie auch für OberstufenschülerInnen als Kursangebot zur Verfügung stehen. Als ich dort den "Fehler" gemacht habe, eine AG anzubieten (freiwillig und unentgeltlich, weil ich es leistungsbereiten SchülerInnen in meinem Fach anbieten wollte - auf der Ebene bereue ich es gar nicht), wurde es auch zugelassen und problemlos angenommen.
    Als ein paar Monate später die Fachobfrau forderte, dass einige Stunden, die sie auch notgedrungen freiwillig angefangen hatte (im Schulangebot aber nicht im Stundenplan, man will schliesslich sein Fach retten, wenn es immer mehr zur Abwahl steht) bezahlt werden, meinte die Schulleitung, warum, es wäre so schön, wenn Frau Chili es unentgeltlich macht, dann könnte sie auch ein bisschen mehr Engagement zeigen.
    An dieser Schule gibt es AGs nur von den ReferendarInnen, die ja "Engagement" zeigen sollen.


    Wie gesagt: inhaltlich bereue ich keine Minute. Ich habe insgesamt zu 2 verschiedenen Themen AGs angeboten. Eine mit Schulbezug (wie dir schwebt) und eine andere, mein Privatvergnügen. Es war für mich okay. Vertretungslehrerin, für mich auch eine Möglichkeit, mich in der Schule besser einzufinden und tolle Momente.
    Strukturell habe ich der Schulleitung aber Recht gegeben. Nachdem ich die Schule verlassen habe, gab es die AG nur noch einmal: die neue Vertretungslehrerin hat es auf 8Euro-Basis angeboten. (also Zusatzstunden zum Grundvertrag). und obwohl es im Schulprogramm steht (wurde nach meinem freiwilligen Probedurchlauf implementiert), wird damit argumentiert, dass es nicht genug SchülerInnen gibt.


    Als ich die Schule wechselte, habe ich meine "Hobby-AG" wieder angeboten. Mit großem Vergnügen. An der Schule gab es seeeeehr viele AGs. Sie wurden alle bezahlt.
    Als die Schulleitung nach Monaten merkte, dass ich die AG anbiete (die AG war angemeldet, aber scheinbar wurde es dann vergessen), bestand sie darauf, mir die AG für die restlichen Wochen meines Vertrags zu bezahlen. Obwohl ich es im Prinzip nicht wollte.


    Ich sehe es zwiespältig. Einerseits ist es schön, ein Angebot zu machen, das von einigen SchülerInnen mit großer Freude angenommen wird.
    Ich würde aber wirklich aufpassen, dass du es thematisch ganz anders nennst, als jede andere Sache in der Schule. Also zum Beispiel in Latein nicht "Latein für begabte 9t-Klässler" sondern "Rom und die Antike" oder "Cäsar lesen" (keine Ahnung...).


    Auf der gewerkschaftlichen Seite finde ich es ganz furchtbar, man treibt damit das eventuelle schlechte Gewissen der KollegInnen bzw. die Erwartungshaltung der Schulleitungen.
    und trotzdem weiß ich, wie kostbar es ist, manchmal für eine besondere Stunde im Stundenplan zu kämpfen, die alleine den ganzen Frust der Woche aufhebt.
    Einige gehen auf den Spielplatz oder ins Kino, ich gebe meine Hobby-AG. Aber auch mit dem Wissen, dass ich damit gefährliche Seiten des Systems vorantreibe.


    Chili

  • Zitat chilipaprika :

    Zitat

    Nachdem ich die Schule verlassen habe, gab es die AG nur noch einmal:
    die neue Vertretungslehrerin hat es auf 8Euro-Basis angeboten.

    Ist das jetzt ein turkmenistanischer oder kirgistanischer Tarif ? Ich bin immer wieder erstaunt, wie billig sich Deutschlands Lehrer(freiwillig) verkaufen. Ein Handwerker, auch wenn er schwarzarbeitet, würde bei einem Stundenlohn von 8 Euro erst gar nicht seinen Allerwertesten vom Sofa heben.

    Zitat

    Als die Schulleitung nach Monaten merkte, dass ich die AG anbiete (die
    AG war angemeldet, aber scheinbar wurde es dann vergessen), bestand sie
    darauf, mir die AG für die restlichen Wochen meines Vertrags zu
    bezahlen. Obwohl ich es im Prinzip nicht wollte.

    Habe ich Dich richtig verstanden ? Du wolltest im Ernst das Geld im Prinzip nicht annehmen ? Wenn ja, warum, geehrter chilipaprika ?


    Einen Widerspruch sehe ich zwischen zwei Äußerungen von Dir :

    Zitat

    Als ich die Schule wechselte, habe ich meine "Hobby-AG" wieder
    angeboten. Mit großem Vergnügen. An der Schule gab es seeeeehr viele
    AGs. Sie wurden alle bezahlt.

    Zitat

    Einige gehen auf den Spielplatz oder ins Kino, ich gebe meine Hobby-AG.
    Aber auch mit dem Wissen, dass ich damit gefährliche Seiten des Systems
    vorantreibe
    .

    Wenn es (vernünftig) bezahlt oder als vollwertige Stunde angerechnet wird, ist es doch ok. Die gefährlichen Seiten des Systems verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht. Oder arbeitest Du doch unentgeltlich ?

    Zitat

    Auf der gewerkschaftlichen Seite finde ich es ganz furchtbar, man treibt
    damit das eventuelle schlechte Gewissen der KollegInnen bzw. die
    Erwartungshaltung der Schulleitungen.

    Schon allein deswegen unterlässt man solchen Quatsch wie ohne Bezahlung oder ohne volle Stundenanrechnung zu arbeiten. Ein schlechtes Gewissen hätten wir in unserem Kollegium selbstverständlich nicht, wenn jemand so einen Unsinn verzapfen würde. So etwas kommt bei uns aber auch gar nicht erst vor.

    Zitat

    und trotzdem weiß ich, wie kostbar es ist, manchmal für eine besondere
    Stunde im Stundenplan zu kämpfen, die alleine den ganzen Frust der Woche
    aufhebt.

    Dann ist man auf der verkehrten Schule ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Ich hab Probleme mit dem Zitieren, also so:


    8 Euro ist das Geld für die AGs und HA-Betreuung, die Vertretungslehrerin hätte es nicht annhmen müssen, es war aber eine Studentin zwischen Abschluss und Ref und wie jedeR weiß, da wird sowas gerne gemacht.


    "Alle AGs wurden bezahlt": alles AGs der Schule. Ich habe bei der Schulleitung nach der Erlaubnis gefragt, ob ich die AG jenseits meines Stundenplans und Vertrags anbieten darf.



    Ich kann es in meinem bestimmten Fall so vergleichen:
    Ich spiele Schach, kenne kaum jemanden, der Schach kann. Wenn ich eine AG anbiete, dann habe ich Schach-Mitspieler. Es ist mein Hobby. Am Liebsten würde ich gaaaanz oft Schach spielen, und deswegen freue ich mich auf diese eine Stunde.
    (ich hab ja gesagt, es ist für mich ein Hobby. Hast du denn kein Hobby, bei dem der Stress der Woche (Arbeit!) abgebaut ist und worauf du dich die ganze Woche freust??)


    Schach ist hier ein Bild, meine AG ist etwas sehr seltenes, die Freude ist bei mir sehr groß, bei den betroffenen SchülerInnen in der Regel auch.
    Würde ich es in der Schule nicht machen, würde ich es einfach so in der Stadt machen. Da sich dieses Jahr kein Schüler für die AG gemeldet hat, werde ich es tatsächlich vielleicht in der Stadt anbieten :)


    Chili

  • (ich hab ja gesagt, es ist für mich ein Hobby. Hast du denn kein Hobby, bei dem der Stress der Woche (Arbeit!) abgebaut ist und worauf du dich die ganze Woche freust??)

    Aber es ist doch ein Riesenunterschied ob ich mit Freunden zum Sport gehe und dort meinem Hobby nachgehe oder mit Schülern eine AG betreibe! Für Schüler bin ich verantwortlich! Ich habe eine Ausichtspflicht etc. Ich muss pädagogisch eingreifen usw. Das mache ich mit meinen Freunden beim Sport nicht. Und wenn, bekomme ich eines auf die Rübe :D

    • Offizieller Beitrag

    Natürlich ist es ein Unterschied.
    Ich bezog mich darauf, dass Elternschreck meinte, es läuft etwas schief, wenn ich mich auf eine Stunde besonders freue.
    Auf den Rest habe ich schon Stellung genommen.
    Ich WEIß, dass es nicht gut ist, ich mache es aber GERNE und mir bringt es VIEL MEHR, als es Mühe kostet. Weswegen ich dieses Jahr besonders traurig bin, dass es nicht geklappt hat.


    Chili

    • Offizieller Beitrag

    wenn man bei einem vollen Deputat von 24 Stunden nur eine hat, auf die man sich freut: ja, in der Tat, das finde ich auch traurig.


    Ob man das dann irgendwo in der Stadt (wo denn?) als Gratisaktion anbietet, ist immer noch etwas Anderes als im Rahmen der Schule.


    P.S. 8 Euro für HA-Hilfe? Hier werden 12 gezahlt für die Nachmittagsbetreuung. Auf Steuerkarte.
    Selbst Nachhilfe wird höher bezahlt, wenn man sie als ausgebildeter Lehrer oder Student des entsprechenden Faches anbietet.


    Langsam dämmert mir, warum vielfach gedaht wird "Lehrer kann jeder" :gruebel:

    • Offizieller Beitrag

    wenn man bei einem vollen Deputat von 24 Stunden nur eine hat, auf die man sich freut: ja, in der Tat, das finde ich auch traurig.



    Natürlich freut man sich auf die Mehrzahl seiner Stunden.
    Ich freue mich auf meinen Job. und trotzdem ist nur ein Job. und am Wochenende / abends freue ich mich auf meinen Sport und meine Freunde.
    und meine AG.


    Chili


    PS: es gbit Vereine, die sich für ehrenamtliche Angebote interessieren.

    • Offizieller Beitrag

    [/quote]
    PS: es gbit Vereine, die sich für ehrenamtliche Angebote interessieren.[/quote]


    wer wüsste das besser als ich (bin mit einem stark engagierten Mr. Vereinschef verheiratet :D )


    ich will um Himmels willen auch nichts gegen ehrenamtliches Engagement sagen-- das finde ich wichtig und richtig.


    Aber Schule ist Schule und kein Verein. Da sollte man doch eine deutliche Grenze ziehen!

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