Methode zur Texterschließung für extrem schwache SuS gesucht

  • Hallo zusammen,


    ich möchte mit meinen extrem(!) schwachen Sechstklässlern in Wirtschaftslehre ein Fallbeispiel erschließen, an dem ich später die ganze Unterrichtsreihe "aufrolle". Daher ist es enorm wichtig, dass alle SuS das Fallbeispiel verstanden und inhaltlich durchdrungen haben. Nun bin ich auf der Suche nach einer geeigneten Methode zur Texterschließung. Mir fällt aber beim besten Willen nichts Geeignetes ein.
    Zunächst hatte ich daran gedacht, den Text durch Fragen erschließen zu lassen. Das bekommen aber mindestens 80% meiner SuS aber nicht hin, da das Textverständnis seeeeehr zu wünschen übrig lässt. Ich habe den Text daher natürlich inhaltlich und sprachlich schon reduziert. Mehr geht aber nicht, denn ich möchte ja noch damit weiter arbeiten.


    Habt ihr eine Idee, wie ich die SuS den Text kleinschrittig erschließen lassen kann?


    Ich habe absichtlich im Forum "allgemein" gepostet, in der Hoffnung, dass sich vielleicht auch Grundschulkollegen in die Diskussion mit einbringen und hoffe, das ist OK?!

  • Hmmm...so ins Blaue überlegt: evtl zentrale Begriffe auf Kärtchen schreiben und mit deren Hilfe den Text rekonstrukieren, also Strukturlegemethode?
    Habe ich mit einem schwachen Englisch GK bei schwierigen Texten gemacht, bin mir aber nicht sicher, ob das vergleichbar bzw. auf ein Fallbeispiel anwendbar ist?
    Aber mal so als Idee in den Raum geworfen...

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • In der Beschreibung zum Textknacker finde ich dies:
    "1. Die Schüler schauen sich Bilder, Zeichnungen oder Fotos an, die im Text integriert sind. Sie
    beschreiben sie und äußern erste Vermutungen über das Textthema bzw. den –inhalt.
    2. Als nächstes wird die Überschrift gelesen. Wie im ersten Schritt äußern die Schüler ihre Texterwartung. In den ersten beiden Schritten wird das bisherige Weltwissen der Schüler aktiviert
    und an bereits Bekanntes angeknüpft. Die Erfahrung zeigt, dass nach dem zweiten Schritt bereits
    ein großer Teil des Textes durch die Schüler erfasst ist. "


    Und sehe die Behauptung in Punkt zwei äußerst kritisch. Klar, es werden mit Überschrift und Bildern Erwartungen an den Text geweckt.
    Zu behaupten, das darüber ein großer Teil des Textes erfasst wird, halt ich gelinde gesagt für ein Gerücht.
    Das würde ja bedeuten, dass man den/jeden Text deutlich kürzer fassen könnte bei gleichem Informationsinhalt.
    Konsequent iterativ angewendet auf den selben Text würde sich dieser auf Überschrift und Bilder reduzieren. Anders gewendet, man bräuchte eigentlich keinen Text und damit auch kein Textverständnis.


    Und was ist, wenn es keine Bilder zum Text gibt? Reduktion auf die Überschrift?


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • @ SteffdA: Ist ja auch ein von Cornelsen selbst stammende Darstellung, Kritik an der Methode wird man da wohl eher nicht finden, aber mit deiner hast du durchaus recht. Vor allem sind die Schüler schwer wieder auf den Text zu fokussieren, wenn die Bilder (so vorhanden) falsch interpretiert wurden und dementsprechend eine falsche Erwartungshaltung hervorgerufen wurde. Ist aber dennoch eine Methode, mit der ich recht gute Erfahrungen gemacht habe, besonders, wenn sie eingeschliffen ist.


    Passende Bilder sind aber durchaus hilfreich, in der Sek 1 sicher mehr als in Beruflichen Schulen.

    • Offizieller Beitrag

    Bei meinen schwachen Kleinen (6) half immer ganz gut eine "Übersetzung" (nach der vorentlastenden Arbeit durch Überschrift und Titel). Ich übersetze den Text - Abschnitt für Abschnitt - in meine eigenen Worte: Text - Fritzchen.
    Und dann gucken, was der Nachbar so übersetzt hat. Und sich über die Stellen austauschen, die anders übersetzt wurden - was stand da jetzt wirklich drin?


    Geht nur bei kurzen/kürzeren Texten, sonst werden die Lieben wahnsinnig, da half es aber eigentlich immer. Und der Text muss (von dir) klar vorstrukturiert sein (Sinnabschnitte). Eine Idee = ein Absatz. Wenn möglich.


    Was sie auch ganz gerne mochten und vielen sehr half (längere Texte), ist die "kleine Bruder Methode" (manchmal nur "virtuell", manchmal im Rollenspiel): Vor dir steht dein kleiner Bruder, der ist so um die 10. Und der nervt die ganze Zeit mit Fragen: Was liest du da? Was steht da drin? Worum geht es da genau? Was schreiben die zuerst? Und dann? Und dann ? Und dann? Warum? Wieso??" Du weißt, dass er nicht verschwindet, bevor du ihm nicht alles ganz genau erklärt hast...


    Das löst oft die "ich versteh's nicht auf Anhieb, deshalb versteh ich's gar nicht" Blockaden und die Schüler entwickeln oft einen ziemlichen Ehrgeiz, den kleinen Nervbruder loszuwerden - die Regel ist, dass der kleine Bruder wirklich erst geht, wenn er den Text Abschnitt für Abschnitt erklärt bekommen hat und zwar so, dass er es versteht. Die Aufgabe des kleinen Bruders ist es, wirklich so lange nachzufragen bis er den Text verstanden hat und sich nicht zufrieden zu geben bvor das so ist. Man kann auch zwei Leser einen kleinen Bruder "vertreiben" lassen, wenn der Text wirklich knifflig ist.
    Später können sie den kleinen Bruder beim Lesen von Texten nur imaginieren, der hilft bis in die Klassenarbeit hinein beim Textverständnis.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Vielen Dank für eure Rückmeldungen!


    Den Textknacker kennen die SuS nicht und ich möchte nicht erst eine neue Methode einführen, um einen einzelnen Text zu erschließen. Daher kommt das eher nicht in Frage. Trotzdem Danke für den Link!
    Die Idee mit den Kärtchen ist gut und vielleicht auch in Zusammenhang mit dem "kleinen, nervigen Bruder". Da werde ich mal weiter überlegen...

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