Bewerbungsgespräch Seiteneinstieg NRW

  • Hallo zusammen!


    Ich bin zum Bewerbungsgespräch für den Seiteneinstieg an einer Abendrealschule in NRW eingeladen worden. Habt ihr Tipps, was ich beim Bewerbungsgespräch und auch generell beachten muss?


    Bisher habe ich gehört, dass eine vertragliche Übernahmegarantie nach dem Ref wichtig ist. Außerdem besteht wohl die Möglichkeit, zu Anfang weniger Stunden zu unterrichten als gegen Ende des Refs. Gibt es noch weitere wichtige Punkte? Hat jemand Erfahrung damit gemacht, eine solche Stelle nur in Teilzeit auszuüben? Die Frau vom KM meinte, dass nach dem Ref geprüft wird, ob ich verbeamtet werden kann. Was, wenn das nicht klappt? Ist dann gleich die ganze Stelle futsch? Oder bin ich dann automatisch Angestellte im Öffentlichen Dienst?


    Wie seht ihr überhaupt die Zukunft von Abendrealschulen angesichts der Tatsache, dass doch die Hauptschulen mehr und mehr dicht machen?


    Für ein Feedback wäre ich sehr dankbar.


    Viele Grüße,


    Carla

  • Beim Seiteneinstieg sollst du nach Abschluss der Ausbildungszeit an der Schule bleiben, an der du angefangen hast, dazu wirst du ja eingestellt. Das heißt, du hast die übliche Probezeit von einem halben Jahr und nach Bestehen der Prüfung geht dein Vertrag in eine feste Anstellung über. Die Verbeamtung ist möglich, aber auch ohne diese wirst du weiter beschäftigt.


    Du kannst die Ausbildung auch in Teilzeit machen, aber nicht mit einer halben Stelle, es muss eine Mindestzahl an Unterrichtsstunden erteilt werden, da kommt man so auf 75 Prozent, genau weiß ich es nicht.


    Ich habe damals genau diese Mindestzahl erteilt. Das war auch gut so.


    Über die Zukunft der Abendrealschule kann ich nichts sagen, aber wenn du einmal drin bist, bist du drin. Vielleicht wechselst du irgendwann die Schule, aber das wäre ja nicht so schlimm, ich glaube kaum, dass du betriebsbedingt gekündigt wirst.


    Viel Erfolg!

  • Vor einem Jahr war ich in der gleichen Situation. Hier im Forum gibt es unzählige Threads zu Einstellungs-/Vorstellungsgesprächen, auch bei OBAS. Dann wirst du schnell feststellen: Nichts genaues weiß man nicht. Es kommt sehr auf die Schule an, was gemacht wird.


    Im RegBez. Düsseldorf wird wohl sehr gerne mit einem zehn minütigen Vortrag von dir eingeleitet. Dazu bekommst du ein Thema (z.B. "Wie kann man mehr SuS für Naturwissenschaften begeistern") zu dem du dir dann ein paar Überlegungen ausdenken sollst und die dann eben vortragen kannst. Vorbereitungszeit war bei mir so 20-30 Minuten. Danach gibt es ein etwas skurriles "Gespräch". Aus Gründen der Vergleichbarkeit und weil alles rechtssicher sein muss, bekommst du ein paar abgelesene(!) Fragen gestellt. Diese sind - so sagte man mir- bei allen Vorstellungsgesprächen gleich. Das wird spätestens dann seltsam, wenn du in deinem Vortrag etwas über fächerübergreifenden Unterricht erzählt hast und die zweite Frage im Gespräch ist: "Wie würden Sie fächerübergreifenden Unterricht gestalten". Da guckte mich selbst der Schulleiter mitleidig an, denn ich hab da einfach wiederholt, was ich schon im Vortrag gesagt habe.


    Das Gespräch war nicht pädagogisch oder didaktisch besonders anspruchsvoll. Die wissen auch, dass Seiteneinsteiger keine Ausbildung in diesem Bereich haben. Erzähle, was du wirklich dazu meinst, das sollte reichen. Ich hatte sogar (entgegen dem allgemeinen Trend) eine Fachfrage zu einem meiner Fächer. Allerdings war diese Frage auf dem Niveau 1.Semester Uni, also wirklich sehr einfach. Bei Fremdsprachen (wie du sie wohl hast) habe ich aber auch schon gehört, dass ein kleiner Teil des Gesprächs in der entsprechenden Sprache geführt wurde.


    Alles in allem kann ich dir nur empfehlen, das Forum ordentlich zu durchsuchen. Hier findest du zig Threads, in denen Fragen aus solchen Gesprächen gepostet wurden. Überlege dir einfach ein paar Anworten, google unbekannte Begriffe und das war es dann auch schon. Viel mehr kannst du dich nicht vorbereiten. Das schöne im Vergleich zu freien Wirtschaft fande ich, dass es dort nicht so darauf ankam, sich zu verstellen. Während in einem Gespräch mit ausgebildeten Personalern derjenige gewinnt, der am besten irgendwelche Bücher über Verhalten und diplomatische Antworten auswendig gelernt hat, sitzen dort Lehrer, die nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Übrigens, im Anzug und Krawatte solltest du auch nur erscheinen, wenn das dein normales Auftreten ist. Gepflegtes Äußeres mit Jeans und Hemd reichen völlig aus.


    Das ganze ist auch in Teilzeit machbar. Musst du übrigens beim Vorstellungsgespräch nicht erwähnen - und solltest du auch nicht. Die Anzahl der Stunden vereinbast du später mit der Bezirksregierung. Du kannst nur den schulischen Teil um maximal 50% reduzieren. Das wären bei 19,5 Pflichtstunden also knapp 10 Stunden Unterricht. Dazu kommen 7 Stunden am Seminar - die sind nicht reduzierbar. Insgesamt hast du dann also 17 Stunden in der Woche (unverbindliche Antwort, aber so in dem Rahmen bewegt sich das). Volle Stundenzahl ist schon sehr viel - ich merke das gerade gewaltig. Allerdings darfst du den Vorteil auch nicht unterschätzen - das mehr an praktischer Erfahrung. "Richtige" Referendare unterrichten nur ca. 1 Jahr lang 9 Stunden (+Hospitation+Seminar), wir immerhin 2 Jahre lang 19 Stunden. Das mehr an Praxis macht sich schon sehr bemerkbar, wenn du dich an Lehrproben und so setzt.


    Wie schon gesagt, in deinem Arbeitsvertrag wird stehen, dass du nach Bestehen des 2. Staatsexamen unbegrenzt übernommen wirst und bei Erfüllen der Bedingungen auch Beamter wirst. Alternativ bleibst du einfach Angestellter, auf die Straße setzt sich dann sicherlich niemand. Finanziell ist das allerdings schon ein Unterschied.


    Über die Zukunft der Abendrealschule kann ich nichts sagen. Allerdings gibt es doch sicherlich kein Lehramt, dass nur für Abendrealschule ausbildet, oder? Ich vermute, dass du im OBAS dann eine Lehramtsbefähigung für Hauptschule und Realschule (bzw. Sek I) haben wirst und damit dann auch an anderen Tagesschulen unterrichten kannst. Das ist aber reine Spekulation meinerseits.

  • Hallo ihr beiden!


    Vielen Dank für die raschen Antworten!


    Ich habe jetzt gehört und z.T. hier im Forum gelesen, dass es beim Seiteneinstieg schwierig bis unmöglich ist, die Schule zu wechseln. Ich hab ja nicht vor, gleich nach dem Ref abzuhauen. Aber eine Verpflichtung für 10 Jahre und mehr find ich schon ganz schön happig. Hat da jemand aktuelle Infos zu?


    Vielen Dank für die tolle Unterstützung!


    Carla

  • Du musst auch den Sinn hinter dem Seiteneinstieg verstehen. Damit soll ein akuter Bedarf an einer Schule gedeckt werden. Dafür steckt die Schule für zwei Jahre Ressourcen in dich, da du ja noch keine vollwertige Lehrkraft bist. Danach möchte die Schule natürlich auch ihren Bedarf im Mangelfach für eine längere Zeit gedeckt bekommen.


    Rechtlich ist es wohl so: Du musst nach dem OBAS für mindestens drei Jahre an der Schule bleiben. Dann kannst du einen Versetztungsantrag stellen, den allerdings deine Schulleitung ablehnen kann. Danach musst du fünf Jahre warten, bevor du erneut einen Antrag stellen kannst - dieser zweite Antrag kann wohl nicht mehr abgelehnt werden. Dann musst du "nur" noch an einer anderen Schule einen Platz finden.


    Über Elternzeit lässt sich da wohl auch was machen. Wenn du länger als ein Jahr nicht an der Schule warst, hast du Anspruch auf eine Versetzung an eine Schule in deiner Nähe. Genaueres weiß ich allerdings nicht.


    Soweit ich weiß ist diese Versetzungssperre aber bei allen Lehrämtlern so. Der erste Antrag kann glaube ich immer abgelehnt werden.

  • Rechtlich ist es wohl so: Du musst nach dem OBAS für mindestens drei Jahre an der Schule bleiben. Dann kannst du einen Versetztungsantrag stellen, den allerdings deine Schulleitung ablehnen kann. Danach musst du fünf Jahre warten, bevor du erneut einen Antrag stellen kannst - dieser zweite Antrag kann wohl nicht mehr abgelehnt werden. Dann musst du "nur" noch an einer anderen Schule einen Platz finden.

    Soweit ich informiert bin, ist das so nicht richtig:
    Wir hatten letztes Jahr beispielsweise eine OBAS-Absolventin bei uns, die dann nach einem Jahr die Schule gewechselt hat, weil sie an der Schule noch die Chance auf die Verbeamtung hatte und bei uns im Bundesland aufgrund ner anderen Altersgrenze nicht mehr.


    Ansonsten gelten die üblichen Versetzungsregeln, wie für Nicht-OBASler auch: Die drei Jahre nach Anstellung soll man bleiben, damit der Unterricht eine gewisse Kontinuität hat. Danach kann man Anträge stellen, die Schulleitung kann aber die Freigabe verweigern. Man muss aber nicht fünf Jahre warten bis zum nächsten Antrag, sondern kann jedes Jahr einen stellen. Nur nach fünf Jahren braucht man die Freigabe der Schule nicht mehr.
    Es heisst aber nicht, dass man ohne Freigabe nicht wegkommt! Das ist durchaus möglich, wenn man zum Beispiel ne Schule hat, die einen anfordert. ;)

  • Danke für die Präzisierung. Bundeslandwechsel ist vermutlich auch was anderes. Meistens bleibt man ja aber doch im gleichen Bundesland.

  • In meinem OBAS-Vertrag steht übrigens nichts von den 3 Jahren Bindung an die Schule. Ich kenne aber andere OBAS´ler, die es drin stehen haben.


    Stundenreduzierung: Erst hört sich das gut an (ich wollte es erst auch machen), aber jetzt bin ich froh, dass ich einen relativ großen Pool an Klassen habe, in denen ich UBs machen kann. Wenn also eine Klasse dabei ist, die gar nichts taugt für UBs, dann kann ich aus anderen Stunden genug UB-Themen zapfen.


    Zukunft der Abendrealschule: Meine laienhafte Meinung ist, dass diese immer eine Zukunft hat. Es wird immer Leute geben, die es aus welchen Gründen auch immer, nicht vorher geschafft haben und irgendwann was nachholen wollen. Oder verstehe ich "Abendrealschule" falsch?


    Gespräch: Es gab Fragen wir: Warum sollten wir ausgerechnet SIE einstellen? Warum haben Sie sich an unserer Schule beworben? Wie werden Sie auf Störungen / Disziplinprobleme im Unterricht reagieren? Sinngemäß: Sind Sie sich darüber im Klaren, dass man den Wechsel von BG zum technischen Gymnasium an einem Tag haben kann? (Leistungsgefälle)
    Mehr fällt mir grad nicht ein.
    Viel Erfolg.

  • Ich danke euch für die vielen Infos!


    Das Bewerbungsgespräch ist super gelaufen. Mit den Fragen hattet ihr zum Großteil recht:


    - Warum wollen Sie Lehrer werden? Positivste Lehrerfahrung?
    - Wie gehen Sie mit Konflikten um?
    - Welche Projekte haben Sie im Job gut gelöst?
    - Sie haben Lehrerfahrung: Welche didaktische Methode finden Sie gut?
    - Trauen Sie sich den Job zu?


    Den Rest der Fragen hab ich vergessen.


    VG

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