Umgang mit LRS

  • Hallo zusammen,


    ich unterrichte seit dem Sommer das Fach Deutsch in einer jahrgangsübergreifenden Lerngruppe 3/4. Heute habe ich nun Nachricht bekommen, dass ein drittes Kind meiner Lerngruppe nachweislich eine Lese- und Rechtschreibschwäche hat. Zwei weitere Kinder zeigen ebenfalls Auffälligkeiten, sind aber noch nicht getestet. Hinzu kommt außerdem noch ein Kind mit einer Hörbeeinträchtigung, welches riesige Probleme beim Lesen hat. Alle Kids sind (neben der RS) so schwach im Lesen, dass ich ihnen eigentlich Aufgaben bei LZK vorlesen müsste. Aber wie soll man das bei der Menge an Kindern machen? Gemeinsam Lesen geht auch nicht, da Dritt- und Viertklässler ja unterschiedliche Aufgaben haben... So langsam weiß ich gar nicht mehr, wie ich den Kindern gerecht werden soll. Nachteilsausgleich bei Arbeiten ist mir bekannt, aber wie unterstütze ich die Kinder im alltäglichen Unterricht? Ich sitze ohnehin schon Stunden an der Vorbereitung des Unterrichts oder der LZK für die zwei Lerngruppen. Wenn ich jetzt auch noch immer die einzelnen Materialien entsprechend aufbereite, brauche ich sonst gar nichts mehr zu machen. Kollegen (zwecks Arbeitsteilung oder Austausch) gibt es nicht... Habt ihr Tipps, ob den Kindern Förderstunden zustehen? Die Schulleitung sagt immer, gibt es nicht... Kennt ihr empfehlenswertes Material für LRS-Kinder?


    Liebe Grüße,


    Elli

  • Oh mann, "jahrgangsübergreifend" ist echt ne Planungs-Aufgabe. Hast du die Möglichkeit, frei zu arbeiten? Also dass du die Lernangebote so vielfältig gestaltest, dass die Kinder individuelle Pläne abarbeiten? Dann hast du immer im Block viel Vorbereitungs-Arbeit dafür aber dann wieder ein paar Wochen Ruhe, weil sie mit ihren Wochenplänen beschäftigt sind.


    Für die LRS-Kinder würde ich mir Material besorgen, welches nach Fresch vorgeht, falls ihr sowas nicht eh schon habt. Und gezielte Förderideen findest du in Praxisbuch Legasthenie von Elisabeth Benz.

  • Die Fresch Materialien sind wirklich gut und ich kann nur empfehlen, die Symbole früh einzuführen. Ich habe nun mit meinen 5ern damit angefangen und es zeigt bei vielen schon Wirkung. Allerdings merke ich auch, dass dieser Prozess viel eher hätte starten müssen.


    Ansonsten kann ich dir noch Hörbuchlesen vorschlagen. Bei Kindern mit Leseproblemen hilft das Wunder. Die Kinder sollen das auch ruhig Zuhause machen, also das Hörbuch hören und gleichzeitig mitlesen. Wenn das Hörbuch als MP3 Version vorliegt, kann man sogar meist beim Player das Abspieltempo variieren. Frage einfach mal in deiner Stadtbücherei nach, welche Hörbücher vorliegen und ob in diesem Feld nicht eine Erweiterung stattfinden könnte. (Infos: http://www.integrative-lernthe…erung-durch-horbuchlesen/)


    Weiterhin empfehle ich das Silbenlesen für leseschwache Kinder und natürlich die "Norddruck" Schrift. Wie wäre es als Zusatzmaterial mit den "Lies mal" Heften?


    Das Hörbeeinträchtigte Kind besitzt eine Hörhilfe?

  • Beim Lesen des Hörbuchbeitrags (toller Tipp übrigens), fiel mir grad ein, dass es bei ganz harten Fällen ja vielleicht auch mal überlegenswert wäre, ob man nicht selbst anspruchvolle/komplexe/lange Texte, die dieses Kind für eine Arbeit oder dergleichen lesen soll, auf einen mp3-Player sprechen und dem Kind dann geben kann. Vielleicht haben ja ein paar Eltern noch einfach zu handhabende und nicht mehr benötigte Modelle oder vielleicht kann man auch im Internet preiswert welche erwerben. Die müssen ja nicht viel können, außer die mp3 abspielen und vorzugsweise noch ein eingebautes Mikro mit Aufnahmefunktion haben.


    Um deine Unterrichtsvorbereitung beneide ich dich nicht, findes es für eine Klasse (inklusive sehr anspruchsvolle Einzelkinder) schon schlimm, aber gleich 2 Jahrgänge parallel... - aber mein Mitgefühl hilft dir leider nicht weiter, ich weiß. Dennoch :troest:


    LG,


    littleStar

  • Vielen Dank schon mal für eure Anregungen!


    Pausenbrot: Mit Arbeitsplänen agiere ich schon so oft wie möglich. Allerdings ist das Erstellen der Pläne extrem aufwendig und dauert ewig (zwei Jahrgangsstufen, Differenzierung, keine Kollegen zwecks Arbeitsteilung). Ich arbeite Teilzeit, bin Klassenlehrerin und habe ein kleines Kind. In den paar Abendstunden zur Vorbereitung ist das alles kaum zu schaffen. Die Lerngruppe braucht wahnsinnig viel Unterstützung (und auch einfach mal gemeinsame Besprechungen eines Themas / Problems etc.). Sonst können sie Vieles einfach gar nicht erarbeiten. Wir arbeiten mit den Zebra Materialien und die sind so schwer, dass (viele) Kinder sie kaum eigenständig erarbeiten können. Ständig springe ich also zwischen Dritt- und Viertklässlern mit ihren unterschiedlichen Themenbereichen hin und her und gemeinsame Erarbeitungen sind Mangelware...


    @Jazzy: Die Fresch Materialien lässt mir eine alte Kollegin die Tage zukommen. Ich schaue sie mir dann an und hoffe, dass ich den Kids damit weiterhelfen kann...
    Ja, das Kind besitzt eine Hörhilfe. Leider ist die Hörbeeinträchtigung erst sehr spät festgestellt worden - daher sicherlich auch die großen Schwierigkeiten... Mit der Idee des Hörbuchlesens werde ich mich mal beschäftigen. klingt gut, mal sehen, ob eine Umsetzung vom Zeitaufwand her realistisch ist...
    Mit Lies Mal arbeiten wir seit Klasse 1 - daher haben selbst die schwachen Leser die Hefte so gut wie durch... Ich finde sie aber klasse...


    littleStar: Danke für dein Mitgefühl ;) Der jahrgangsübergreifende Unterricht als Einzelkämpfer bringt mich echt an den Rand meiner Kräfte - ich verstehe immer mehr, warum sich meine Vorgängerin seit Jahren versucht hat versetzen zu lassen und letztes Jahr mit einem Burn-Out zur Kur musste...


    LG,
    Elli

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