Engagement für die Linkspartei während dem Ref (in Bayern)

  • Hallo,
    ich bin seit Januar im Referendariat in einer kleineren Stadt im tiefkatholischen Bayern.
    Privat habe ich vor, aktiv bei der Linkspartei mitzuwirken, da diese Partei am ehesten meinen Überzeugungen entspricht.


    Meint Ihr, dass das ein Problem für mich werden könnte, wenn dies in den entsprechenden Schul- und Verwaltungskreisen bekannt würde?
    Meine Bedenken beziehen sich klar auf die Möglichkeit einer späteren Festeinstellung. Meine Direktorin hat mir schon verdeutlicht, dass sie an einer späteren Einstellung meiner Person als Lehrer an ihrer Schule Interesse hätte. Ich habe jedoch das Gefühlt, dass ihr meine akive Mitgliedschaft in der Linkspartei nicht so zusagen würde.


    Was meint Ihr?


    Grüße
    Chrstian

  • Wir können schlecht beurteilen, wie Deine Direktorin dazu stehen würde ... und ja, sie hat einen gewissen Einfluss.


    Daneben hast Du ja wohl eine laaaange Liste mit Organisationen erhalten und unterschrieben (oder macht man das am Anfang des Refs nicht mehr? Dann aber später), dass Du in keiner dieser Organisationen bist oder warst. Alles, was da nicht draufsteht, ist theoretisch kein Problem.


    Aber: Die Linkspartei steht drauf:


    http://www.merkur-online.de/ak…mte-arbeiten-1583329.html

  • WAAAAS? Man muss in Bayern unterschreiben, dass man nicht in der Linken sein darf, wenn man Beamter werden will?! Alter!! Schon mal drüber nachgedacht, das Bundesland zu wechseln...? Sorry, das hilft dir jetzt nicht weiter. Aber ich finds einfach nur krass. Kann mir auch gar nicht vorstellen, dass das stimmt... Bei uns im Norden ist das auf jeden Fall anders. Aber hier ist ja so einiges "sutjer" ;)
    Für den Fall, dass du Mitglied sein darfst, aber die Schulleitung das nicht gut finden würde, musst du dich eben zwischen idealen und beruflicher Sicherheit entscheiden. Du könntest dann ja, wenn du später übernommen wirst, immer noch aktiver werden. Und kleiner Trost: Im Ref. hast du eh nicht viel Zeit für politisches Engagement...

  • Diese "Organisation" ist hier eine zugelassene politische Partei. Natürlich darfst du da Mitglied sein. Schwierig wirds für dich, etwaige Animositäten und möglichen Gegenwind der Bürokratie nachher tatsächlich an der Mitgliedschaft fest zu machen. Das richtige Parteibuch hilft, das falsche schadet. Nicht nur in Bayern. Ich würde damit nicht unbedingt hausieren gehen.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • einmal im februar, einmal im september. und ja, du musst unterschreiben, dass du da nicht mitglied bist bzw. angeben, wenn du's bist, was dann entsprechende represalien nach sich ziehen kann/nicht muss ("einzelfallprüfung"). bayern hat leider seine sehr, sehr negativen seiten in dieser hinsicht. gibt aber auch ein alternatives bayern, auch in schulen :).

  • Die Sache ist halt die, dass sich hier zwei verschiedene Fragen gegenüber stehen. Einerseits die Frage, wie ein Landesherr die Staatstreue von potenziellen Beamten misst, welche gegenüber anderen Arbeitnehmern der öffentlichen Hand - und Privatleuten sowieso - in einem ganz besonderen Treueverhältnis zum Staat stehen. Andererseits die Frage, was in einem Rechtsstaat ganz generell an politischer Freiheit möglich ist. Wie im einzelnen politische und sonstige Aktivitäten eines Bewerbers gewertet werden und wie weit letzteres durch ersteres eingeschränkt wird, ist letztendlich eine Sache der politischen Willensbildung auf demokratischem Wege; das Ergebnis sieht in Bayern anders aus als in anderen Bundesländern, aber prinzipiell finde ich dagegen nichts einzuwenden.


    Die Möglichkeit, an einen Ort zu gehen, wo sich verschiedene Lebensziele ohne Konflikt vereinbaren lassen, ist ja jedem unbenommen.


    Nele

  • Das steht z.B. in der verlinkten PDF-Datei ... das ist nämlich direkt das Formular, das angehende Beamte in Bayern auszufüllen und zu unterschreiben haben. Falschangaben können mit nachträglicher Entlassung aus dem Beamtenstatus geahndet werden.

  • Es wird zu gerne übersehen, dass die Linken in den letzten Jahren in manch einem Verfassungsschutzbericht der Länder auftauchte. Zuweilen mit der Folge, dass sie aus diesem Blickwinkel einen vergleichbaren Status wie z.B. die NPD hatte.

  • Das steht z.B. in der verlinkten PDF-Datei ... das ist nämlich direkt das Formular, das angehende Beamte in Bayern auszufüllen und zu unterschreiben haben. Falschangaben können mit nachträglicher Entlassung aus dem Beamtenstatus geahndet werden.


    Sorry, hatte die nächsten Seiten (Auflistungen) nicht gelesen. Ich persönlich sage dazu folgendes: "Die Linke" ist auch laut dieser Auflistung nicht zwingend linksextremistisch, hätte mich auch gewundert. Dann diese Auflistung von Organisationen und Vereinen auf den folgenden Seiten: Ich bin ja vielleicht ein fürchterlicher Korinthenkacker, aber ich gehe den Dingen gerne auf den Grund. Nach welchen Kriterien wird diese Liste zusammen gestellt? Weil: Sie ist nicht abschließend und alles andere als trennscharf. Sehr bequem für den Freistaat. Damit ist sie nämlich jederzeit einseitig zu vergrößern (wohlgemerkt: nicht zu verkleinern). Es stehen "Vereine" bzw. Etiketten drauf, die ganz nach gusto zugeordnet werden können (was bitteschön ist eine "Autonome Gruppe einschließlich örtlicher Gruppierung" ? - entscheidet das die Ministerialbürokratie in Bayern nach Tageslage ?), usw. Einschüchterung pur: Wenn du im Studium in einer Punker-WG gehaust hast und dich dummerweise bei einer Demo mal mit der Punkerfrisur vor eine Polizeikamera gestellt hast - habe Angst.


    Ich kann leicht reden, ich bin in RLP. Mein Arbeitgeber schenkt sich solche Scareware, wenn er mich zur Verfassungstreue verpflichtet. Aber ich weiß, in Landen mit konservativerer Tradition gehört die Angst vor der Obrigkeit immer noch gern mal zur Motivation der Untertanen, überspitzt ausgedrückt. Mich persönlich würds in den Fingern jucken. Auf die Art unterdrückt man auch politische Opposition wenig subtil in den eigenen Reihen. Aber wie gesagt, ich kann leicht reden.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Thamiel: Die Linke wird in der Auflistung unter "Linksextremismus" geführt (ob wir diese Einschätzung nun teilen oder nicht ist da unerheblich). Die generelle Überschrift ist "Verzeichnis extremistischer oder extremistisch beeinflusster Organisationen" - damit ist aus der Sicht des bayerischen Staates "Die Linke" mindestens "extremistisch beeinflusst", wenn nicht gar "extremistisch".


    Nach welchen Kriterien diese Liste erstellt wird kann ich Dir nicht beantworten, ich denke, sie beruht auf der Einschätzung des bayerischen Verfassungsschutzes.


    Ob so eine Liste Sinn macht, ob sie mir gefällt oder nicht ... das alles hilft dem Fragesteller nun recht wenig.


    Davon abgesehen ist dies hier wohl der falsche Platz um sich über "Angst vor der Obrigkeit" als "Motivation der Untertanen" auszulassen. Nele hat etwas weiter oben gezeigt, dass man das durchaus differenzierter sehen kann / muss.


    Und: Wenn ich mir so anschaue, was die Lehrer - bundeslandübergreifend - sich so alles vom Dienstherren zumuten lassen, ist die Angst vor der Obrigkeit wohl weiter verbreitet als nur südlich des Weißwurstäquators.

  • ... was das angeht, ist bayern schon, nunja, speziell. der rote sumpf, den es angeblich vor allem an den universitäten und den höheren schulen trocken zu legen gelte seit 68 (wir erinnern uns an schwabing), der existiert in den köpfen so manches parteibuch-ministerialdirigenten hier nämlich immer noch, und dem entspringt meiner meinung nach auch dieses listengedöhns. man darf und kann das als politischer bürger einer pluralistischen demokratie ganz unmöglich finden, auch wenn man für den freistaat arbeitet. und das tun auch nicht wenige bayerische beamte, selbst wenn das nicht unbedingt zum gegenstand von lehrerzimmer-gesprächen gemacht wird.

  • 1. danke für die vielen Beiträge. diese werden mir sicher helfen


    2. und an die Affen, die sich jetzt wieder Gedanken um "fake" oder nicht machen: seid froh, dass ihr als Lehrer niemals in die Situation kommt, euch mit der realität auseinander zu setzten. ihr verdient verdammt viel geld, seid meist unkündbar, und ein Großteil von euch würde auf dem freien Markt nie bestehen. nur kommen leider wenig von euch, in die situation, dass am eigenen leib zu erfahren. und wenn man dann so viel geld und so viel zeit hat, beginnt man sich solche gedanken zu machen, ob jemand faked oder nicht, und wer da wohl dahinter stecken könnte und aus welchem grund.

  • Wieso "neo"? Die Linke ist das letzte Stadium der mehrfach umbenannten SED, die sich als symbolische "Neuformierung" einen kleinen westlichen Rattenschwanz in Form der WASG angehängt hat....


    Nele

  • Zitat neleabels :

    Zitat

    Wieso "neo"? Die Linke ist das letzte Stadium der mehrfach umbenannten
    SED, die sich als symbolische "Neuformierung" einen kleinen westlichen
    Rattenschwanz in Form der WASG angehängt hat....

    Stimmt, wenn Du es auf die Entwicklung der Partei an sich beziehst !
    Ich habe vielmehr gemeint, dass es nach meiner Wahrnehmung einige unverbesserlichen Kräfte in der Partei gibt, die unseren jetzigen Staat in eine Neo-DDR umwandeln würden, wenn sie es (sofort) könnten. Wenn ich mir Sarah Wagenknecht und einige Mitglieder der Kommunistischen Plattform so betrachte habe ich genau diesen Eindruck.


    An den TE : Bayern und Die Linke passen nun mal nicht zusammen. Bei uns in NRW gibt es dafür (leider) keine CSU. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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