Große Matheprobleme bei 6. Klässler

  • Hallo :)


    Ich habe ein großes Problem mit meinem Mathenachhilfekind. Er ist 14 und in der 6. Klasse der Förderschule, wird in Mathe aber nach dem LP der 5. Klasse unterrichtet.
    In der Schule rechnen sie inzwischen bis 1000, er hat aber sogar im Zahlenraum bis 20 Probleme. Er hat schon bis zum Erbrechen den Zehnerübergang mithilfe von Zahlzerlegungen geübt. (7+5 = 7+3+2) Manchmal versteht er es, manchmal aber auch nicht. Bei Minus geht es sehr schlecht. Er rechnet zum Beispiel bei 65-7: 65-5+2. Teilweise kommt er aber auch nicht auf "-5" oder weiß dann nicht welcher Zehner vor 60 kommt. Er hat auch große Probleme mit der Zahlvorstellung.
    Hab schon viel im Hunderterfeld mit ihm geübt und hab auch alle möglichen praktischen Hilfsmittel ausprobiert. Hab gezeichnet, Murmeln mitgebracht, Perlen, Zahlkarten (wie bei Montessori mit Eintauschen, wenn es bei + z.B. über den Zehner geht).
    Da hat er aber keine Lust drauf. Er sagt immer "Ich kann das auch so und rechnet einfach falsch drauf los." Hab auch probiert im Zahlenraum bis 10 max 20 mit ihm zu üben, weil er die Zerlegung von 10 noch nicht richtig nutzen kann, aber das will er nicht. Da zählt er immer ganz schnell nach und nutzt kein Material, weil ihm das zu einfach vorkommt, wo er doch schon bis 1000 rechnet. Das verstehe ich auch vollkommen, aber es behindert ihn halt leider auch im Vorankommen, weil er einfach keine sicheren Strategien hat.


    Meine Frage jetzt:
    Kann man da noch was machen und wenn ja was? Ich bin auf dem Gebiet ganz unerfahren und er nimmt wie schon erwähnt die mir bekannten Verfahren für die 1. Klasse nicht an. Ich habe mich wirklich schon gefragt, ob es noch Sinn macht, so viel Zeit ins Addieren und Subtrahieren zu stecken, obwohl ich eigentlich keine Fortschritte sehe. Die Zeit könnten wir gut für andere Baustellen verwenden, aber in der Schule muss er ja trotzdem rechnen können und für's Leben ist es ja auch nicht gerade unwichtig, rechnen zu können.


    Achja von der Schule ist keine große Unterstützung zu erwarten, er hat schon seit Beginn seiner Schulkarriere immer Problem mit seinen Schulen / Lehrern gehabt und ist jetzt in der Klasse der Schulleiterin, die auch irgendwelche Probleme mit ihm zu haben scheint. (Ich weiß nichts Genaues, die Mutter erzählt nur immer, wie schwer sie es mit den Lehrern hat und dass sie ständig zur Sprechstunde kommen muss)



    Hoffe ihr könnt mir irgendwie weiter helfen!

  • Ohne den Schüler genau zu kennen, ist ja offensichtlich, dass der Junge eine ganz andere, größere Baustelle hat:


    Zitat

    Da hat er aber keine Lust drauf.


    Zitat

    er hat schon seit Beginn seiner Schulkarriere immer Problem mit seinen Schulen / Lehrern gehabt


    ...
    Ob du in diesem Fall dir richtige Ansprechpartnerin bist,....?



    Kommt er denn freiwillig zu dir in die Nachhilfe?
    Sieht er denn den Grund, warum er zur Nachhilfe kommen soll?
    Wie motiviert ist er bei anderen Themen, die du mit ihm bearbeitest?
    Auf welche Teilleistungsstörungen ist er getestet?

  • Hallo Marlen,


    das kam jetzt vielleicht falsch rüber. Er ist sehr motiviert und verlangt sogar von seiner Mutter, dass ich mind. 2x die Woche komme. Er lernt gerne und übt sehr viel mit mir, weil er verstehen und lernen will. Und weil er natürlich gute Noten schreiben möchte.


    Er hat nur keine Lust auf 1. Klassaufgaben, die er seiner meiner Meinung nach schon rechnen kann (stimmt teilweise ja auch, aber wenn dann halt zählend und teilweise falsch).


    Auf was er genau getestet ist, hat die Mutter mir nie gesagt. Ich habe dann auch nicht nachgefragt, weil es mir irgendwie unhöflich erschien und mir persönlich das Wissen auch nicht sonderlich viel gebracht hätte. Sollte ich da vielleicht nochmal genauer nachhaken?

  • Er ist sehr motiviert und verlangt sogar von seiner Mutter, dass ich mind. 2x die Woche komme. Er lernt gerne und übt sehr viel mit mir, weil er verstehen und lernen will. Und weil er natürlich gute Noten schreiben möchte.


    Das ist ja erst einmal schön. Und einem 6.Klässler Erste Klasse Aufgaben schmackhaft zu machen, ist schon nicht so einfach. :)


    Zitat

    Auf was er genau getestet ist, hat die Mutter mir nie gesagt. Ich habe dann auch nicht nachgefragt, weil es mir irgendwie unhöflich erschien und mir persönlich das Wissen auch nicht sonderlich viel gebracht hätte. Sollte ich da vielleicht nochmal genauer nachhaken?


    Naja.Ein Gespräch mit der Mutter zu seinen Problemen ist erst einmal der Anfang.
    Dyskalkulie ist zwar keine anerkannte Teilleistungsschwäche, aber wäre ein Hinweis auf seine Problematik. Das setzt aber voraus, zu wissen, warum er an einer Förderschule ist. Gründe dafür müssen ja nicht zwingend im kognitiven Bereich liegen . (Leider) Daher meine Nachfragen bezüglich sonstigem Auftreten. Die Schwieirigkeiten seit Beginn seines Schullebens würde ich schon mal näher ergründen.

  • Anja, ich habe probiert die Zahlen aufzumalen und ihn dann damit rechnen zu lassen, aber er verwendet das nicht. Er wird dann bockig und sagt "Das kann ich auch so, ich brauch das nicht."
    Vielleicht werde ich es aber nochmal mit dieser Würfeldarstellung probieren. Danke!


    Zu seinen Problemen: Im Zeugnis stand, dass er den Förderschwerpunkt "Lernen" hat. Er hat auch leichte Sprachprobleme, irgendwelche körperlichen Beeinträchtigungen (muss oft zum Arzt, hat öfters ein Langzeit-EKG, ...(weiß aber nichts genaueres)) und ist von seinen Interessen und seinem Verhalten her schon sehr kindlich. Von den Lehrern wird immer wieder bemängelt, dass er zu unorganisiert ist und seine Hefte furchtbar aussehen. Außerdem hat er wohl auch Probleme, wenn er mit anderen Kindern zusammen arbeiten soll oder wenn ihm etwas nicht passt, dann wird er schnell bockig. Wenn ich mit ihm lerne, erlebe ich ihn aber als sehr fleißigen und wissbegierigen Schüler. In seiner Freizeit macht er dann aber glaube ich nicht mehr so viel für die Schule, da "zockt" er lieber. Mit mir lernt er aber wirklich gerne und er möchte - wie schon erwähnt - auch immer, dass ich komme. Er freut sich immer sehr, wenn er etwas Neues gelernt hat und bedankt sich dann auch richtig bei mir.
    Zu Hause wird kaum Deutsch gesprochen, deswegen hat er auch große Probleme mit der Sprache. Ich helfe ihm auch sich auf Schulaufgaben vorzubereiten, da hat er meistens riesige Probleme schon allein die Wörter zu verstehen. Da er sie nicht kennt, fällt es ihm natürlich doppelt schwer alles auswendig zu lernen.
    Ist also nicht so, dass wir nur Matheaufgaben machen, aber das Fach ist halt sein größtes Problem.


    Die Mutter ist übrigens sehr an den schulischen Leistungen ihres Sohnes interessiert. Ich glaube, dass sie auch teilweise deswegen Probleme mit den Lehrern hat. Sie ist jetzt zum Beispiel sehr froh, dass er endlich bis 1000 rechnet. Sie versteht nicht, warum er nach dem 5. Klasslehrplan unterrichtet wird und hat gemeint, dass sie da nochmal mit der Schulleitung reden muss.
    Von ihr kommt also schon auch Druck.

  • Was mir gerade noch eingefallen ist:
    Die Mutter meinte, dass sie auch gerne Material kaufen würde, wenn ich etwas zu empfehlen hätte. Entweder zur Verwendung in der Nachhilfe oder auch so für zu Hause.
    Habt ihr da irgendwelche Empfehlungen?


    Ich hab mich da bis jetzt zurückgehalten, weil ich 1. kein Übungsmaterial kenne, was er sich z.B. in Buchform kaufen könnte und 2. weil er ja das Problem hat, dass er gar nicht versteht, wie er richtig rechnen kann / soll.
    Gibt es irgendwas, was ihm trotzdem helfen würde und wo er weiterüben könnte?

  • Nur zum Verständnis: Deutsch st nicht seine Muttersprache.


    Positiv , und da würde ich ansetzen, ist wohl die gute Beziehung , die du zu ihm aufbauen konntest.


    Arbeitest du mit irgendeinem Belohnungssystem????


    Z.B. für drei Aufgaben, die er nicht lernen wollte, darf er eine machen, die ihm eher liegt....oder oder oder.....

  • für die zehnerzerlegung fällt mir spontan dosen werfen ein. 10 stück, werfen, zählen (erfassen), wie viele noch stehen und daraus darauf schließen, wie viele aufm boden liegen (hinter dem tisch, auf dem idealerweise ne decke liegt, damit man die runtergefallenen dosen nicht sieht...).


    der erste schritt wäre da, zu zählen, wie viele aufm boden liegen, der zweite wäre (wie oben beschrieben) schlussfolgern, wie viele dort liegen. danach gehts dann mit gezeichneten dosen weiter (hier kann man ja auch schnell auf was anderes umschwenken) und danach dann nur noch die zahlen.


    ist soweit ich weiß von kutzer.


    ich hatte damals auch ziemlich gute erfolge mit rechenzügen, aber ich denke, das wird er ablehnen, weil es ihm zu kindisch ist.... sind aber beides sehr gute möglichkeiten, um erstmal den zahlenraum bis 10 und anschließend bis 100 auszubauen....und zwar wunderbar erst handelnd, dann ikonisch dann symbolisch. (auch kutzer)


    ich denke schon, dass es wichtig ist, dass er da eine zahlvorstellung hat, denn in mathe ist es ja nunmal so, dass alles aufeinander aufbaut. und fehlen die grundlagen wird ihm das irgendwann auf die füße fallen.

  • Dyskalkulie ist zwar keine anerkannte Teilleistungsschwäche, aber wäre ein Hinweis auf seine Problematik. Das setzt aber voraus, zu wissen, warum er an einer Förderschule ist. Gründe dafür müssen ja nicht zwingend im kognitiven Bereich liegen . (Leider) Daher meine Nachfragen bezüglich sonstigem Auftreten. Die Schwieirigkeiten seit Beginn seines Schullebens würde ich schon mal näher ergründen.


    Woher hast du das denn? Also, mal abgesehen davon, dass der Begriff Dyskalkulie nicht mit dem Begriff Rechenschwäche gleichzusetzen ist, das eine eine ärztlich zu diagnostizierende Erkrankung, dass andere eine Teilleistungsstörung ist, ist es in unserem Schulgesetz sehr wohl anerkannt und wird auch von der Förderung her gleich behandelt wie LRS. Ist das in anderen Bundesländern nicht so?
    Ansonsten würde ich auch dringend zu einer Diagnostik durch einen Fachmenschen für Rechenschwäche raten.
    Wenn auch kommerziell, ist das vielleicht ein Ansprechpartner ....http://www.ztr-rechenschwaeche.de
    Unter Downloads sind auch Testungen zu finden, die einen Einblick geben, aber sicher eher von versierten Leuten durchgeführt werden sollten. Wobei ich grundsätzlich betonen möchte, dass es in erster Linie Aufgabe von Schule ist m.E. und ich mir auch dem ZTR gegenüber nicht ganz sicher bin ... Ich kenne halt den Leiter unseres Instituts hier, habe mehrere Veranstaltungen von ihm besucht (keine Werbeveranstaltungen sondern Fobis für Lehrer von unserer Uni organisiert) und halte ihn für sehr kompetent. Ob das für alle spricht?!? Ich weiß es nicht, es steckt immer auch eine Menge Geld dahinter, welches die Eltern oder Ämter zahlen. Aber so wie du den Fall schilderst, scheint da wohl schon ein grundsätzliches Problem vorzuliegen.

    2 Mal editiert, zuletzt von cubanita1 ()

  • Hallo,


    mir ist grad beim Lesen dieser Satz ins Auge gesprungen: Er lernt gerne und übt sehr viel mit mir, weil er verstehen und lernen will. Und weil er natürlich gute Noten schreiben möchte.


    Warum bekommt er denn Noten wenn er den Förderschwerpunkt Lernen hat? Hier in NRW werden diese Kinder nicht zielgleich unterrichtet und erhalten entsprechend auch gar keine Noten.


    Viele Grüße
    Maike

  • Also, bei uns bekommen Kinder mit FS Lernen sowohl im gemeinsamen U als auch an der Förderschule Noten.

  • Ist das in anderen Bundesländern nicht so?



    Nein. Sonst würde ich es nicht hin schreiben.



    Zitat

    Ansonsten würde ich auch dringend zu einer Diagnostik durch einen Fachmenschen für Rechenschwäche raten.



    Das sowieso.

  • Die Mutter meinte, dass sie auch gerne Material kaufen würde, wenn ich etwas zu empfehlen hätte. Entweder zur Verwendung in der Nachhilfe oder auch so für zu Hause.
    Habt ihr da irgendwelche Empfehlungen?

    - Die oben geposteten Würfeldarstellungen heißen Dienes Würfel und die gibts als Material aus Holz oder Kunststoff. Bei den Kunststoffdingern kann man die Einer zu Zehnern zusammenstecken. Dafür könntest du ABs (andere Übungen, wie Bildkarten mit Zahldarstellungen zum Zuordnen) erstellen..., die er mit seiner Mutter bearbeiten kann. Allerdings sehe ichs wie du: ob hier noch mehr Überei etwas bringt, scheint fraglich.


    - Die Diagnosen würden mich auch interessieren und natürlich kannst du fragen. Du bist die Fachfrau und sollst schließlich ein Wunder vollbringen. Überleg mal, wieviele an dem schon rumgedoktert haben! (...und wenn jemand "Schwierigkeiten mit der Schule seit Einschulung" angibt, wäre ich seeeeehr vorsichtig.)


    - Wenn du mit ihm Mathe machst, dann bestehe darauf, dass ihr die Zahlzerlegung bis 10 so macht, wie du dir das vorstellst. Sag ihm, dass das prima ist, kein Kinderkram und er nur und zwar genau so rechnen lernen wird. Die Zahlen bis 1000 kann er gerne in der Schule machen aber du machst Mathe auf diese Weise, du bist studierte Mathespezialistin und keine Kindergärtnerin, da brauche er sich keine Sorgen zu machen. Ansonsten wirds leider nix mit deiner geliebten Förderstunde.


    für die zehnerzerlegung fällt mir spontan dosen werfen ein. ...


    ...


    ich hatte damals auch ziemlich gute erfolge mit rechenzügen,...

    Dosenwerfen ist zu unstrukturiert. Damit kann man keine Zahlvorstellung aufbauen. Dann lieber mit Eierkartons oder selbstgebastelten Karten, auf denen die 10 vorstrukturiert ist. Also mit Kutzer aber ohne Zug ;)
    im Kopf "abfotografieren", abdecken, Ergänzungen suchen. Nicht ungeduldig werden, wochenlang immer wieder dasselbe, nur nicht zu lange am Stück.



    - Versuchs ggf. mit Spielgeld. Die meisten Kinder können viel besser mit Geld rechnen.


    - Dyskalkuliediagnosen und dubiose Institute sind eher mit Vorsicht zu genießen, da sie dich keinen SChritt weiterbringen. Manche, die ihr Geld wert sind, arbeiten konsequent mit einem Material, z.B. Kieler Zahlaufbau. Das kannst du genauso oder besser, v.a. wenn die Mutter fürs Material zu zahlen bereit ist.


    Viel Erfolg :)

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