Seiteneinstieg Musik(wissenschaft) und Deutsch

  • Liebe Forenteilnehmer,


    erst einmal vielen Dank für Eure unermüdliche Hilfe. Toll, dass es dieses Forum gibt. Ich hoffe, dass sich meine Frage nicht wiederholt, aber zum Thema Musikwissenschaft / Musik bin ich noch nicht fündig geworden.


    Kurz zu mir: Ich bin 30 Jahre alt, habe an der Freien Universität Berlin Neuere Deutsche Literatur (Germanistik) und Musikwissenschaft auf Magister studiert und mit Note 1,2 abgeschlossen. Ich habe dann 2 Jahre lang als freier Journalist für das Feuilleton der F.A.Z. gearbeitet und mich dann entschieden, ein Promotionsstudium in Literaturwissenschaft an der Columbia University in New York zu machen. In zwei Jahren werde ich fertig sein, ich kann mir allerdings nicht vorstellen, hier in den USA als Professor zu arbeiten, deswegen überlege ich mir, ob ich als Seiteneinsteiger in den Fächern Musik und Deutsch mein Glück versuchen sollte. Ich habe hier an der Uni Studenten unterrichtet (Deutschunterricht, also DAF) und somit Lehrerfahrung. Ich spiele sehr gut Geige, recht passabel Klavier (kann Akkorde spielen, begleiten, singen und das auf Klavierkneipenspielniveau), habe allerdings noch nie ein Orchester geleitet. Unterrichten macht mir allerdings sehr viel Spaß, insofern ist das eine ernsthafte Option für mich. Nun meine Frage:


    - Hat jemand Erfahrung mit Seiteneinstiegen in den Fächern Musik? Wird Musikwissenschaft auch akzeptiert, wenn man irgendwie beweisen kann, dass man einige Instrumente ziemlich gut spielt?
    - Welche Bundesländer stellen ein? Ich dachte daran, direkt als Referendar einzusteigen und auf diesem Wege das 2. Staatsexamen nachzuholen.
    - Wie sind die Chancen? Hat jemand Ähnliches probiert?
    - Kann man prophezeien, wie der Musiklehrerbedarf im Jahr 2016 sein wird?


    Herzlichen Dank an Euch alle!

  • Ich fürchte, mit Deutsch sind die Chancen nicht so gut da völlig überlaufen. Eine Studienkollegin hat Musik auf Lehramt studiert, das ging mit Aufnahmeprüfung und dann richtige Ausbildung am Instrument. Musikwissenschaften ist ja eher Literaturwissenschaft. Mein Gefühl: Chancen eher nicht so gut.

  • In meinem OBAS-Jahrgang (Seiteneinstig in NRW) waren zwei Musikwissenschaftler. Bei beiden reichte der Magister-Abschluss, um in dieses Verfahren aufgenommen zu werden. Einer kam eher aus der Pop-Richtung mit großer Erfahrung im Studio-Bereich und hatte wenig Probleme zu unterrichten. Der andere war mehr Musiksoziologe und musste sich in jedes Thema von der 5 bis in die Oberstufe neu einarbeiten.
    Es geht nicht darum, ein Instrument perfekt zu beherrschen. Mal eben ein Lied auf dem Klavier oder der Gitarre zu begleiten ist praktisch, es geht zur Not aber auch ohne. Was meiner Meinung nach wirklich wichtig ist: dass man den Gesamtüberblick hat. Dass man die Musikgeschichte von der Renaissance bis heute grob im Kopf hat und Werke schnell einordnen kann. Dass man seinen SuS jedes(!) Musikstück (egal ob Beethovens Dritte, Minnesang, Schuberts Wanderer, Ligetis Requiem, Gerry Mulligans Swing House, Kraftwerks Roboter oder Adel Tawils Lieder) vermitteln kann. Dass man Celesta, Cembalo und Klavier unterscheiden kann. Dass man Partituren jeder Epoche entziffern kann. Dass man aus dem Stegreif mit einer Klasse musizieren kann (ob mit oder ohne Instrumente). Dass man Musiktheorie nicht um ihrer selbst willen vermittelt (weil man die dann wunderbar in Test abfragen kann: "Ein Quinte besteht aus wievielen Halbtonschritten?"), sondern dass man zeigt, dass es einen direkten Zusammenhang gibt zu dem, was man hört.
    Und das hat dann meiner Erfahrung nach wenig damit zu tun, ob man Schulmusik studiert hat, Musikschullehrer oder Musikwissenschaftler ist. Es gibt aus allen Ausbildungsbiographien gute und schlechte Lehrer.

  • Es geht ganz praktisch hier ja eher darum, eine auf die Fächer Musik und DEUTSCH :daumenrunter: ausgeschriebene OBAS-Stelle zu finden. Nach meiner Einschätzung die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. :hitze:

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